Treasure Island – Robert Louis Stevenson (Hörspiel)

  • Herausgeber: Audible
    Format: Hörspiel
    Dauer: 6 Stunden 26 Minuten


    Sprecher und Rollen:
    Owen Teale – Long John Silver
    Gerran Howell – Jim Hawkins
    Catherine Tate – Mrs. Hawkins
    Philip Glenister – Dr. Livesey
    Daniel Mays – Ben Gunn


    Weitere Infos und Link zu „Behind the Scenes“-Video


    Inhaltsangabe laut Audible:
    Audible Originals takes to the high seas to bring to life this timeless tale of pirates, lost treasure maps and mutiny, starring BAFTA-nominated Catherine Tate (The Catherine Tate Show, The Office, Doctor Who), Philip Glenister (Outcast, Life On Mars), Owen Teale (Game of Thrones, Pulse, Last Legion) and Daniel Mays (The Adventures of Tintin, Rogue One, Atonement), amongst others.


    When weathered old sailor Billy Bones arrives at the inn of young Jim Hawkins' parents, it is the start of an adventure beyond anything he could have imagined. When Bones dies mysteriously, Jim stumbles across a map of a mysterious island in his sea chest, where X marks the spot of a stash of buried pirate gold. Soon after setting sail to recover the treasure, Jim realises that he's not the only one intent on discovering the hoard. Suddenly he is thrown into a world of treachery, mutiny, castaways and murder, and at the centre of it all is the charming but sinister Long John Silver, who will stop at nothing to grab his share of the loot.


    One of the best-loved adventure stories ever written, Robert Louis Stevenson's 1881 novel introduced us to characters such as the unforgettable Long John Silver, forever associating peg-legged pirates with 'X marks the spot' in our cultural consciousness. Following the success of the double Audie Award-winning Rudyard Kipling's The Jungle Book: The Mowgli Stories, Audible Originals UK are excited to announce this reimagination of Stevenson's coming-of-age story that will captivate all of the family.


    Meine Eindrücke:
    Ich bin schon seit ziemlich langer Zeit ein Fan der Geschichte um die Schatzinsel, Jim Hawkins und Long John Silver. Als ich zufällig auf Audible gesehen habe, dass es eine neue Hörspielfassung mit Owen Teale als Silver gibt (den ich hauptsächlich als Ser Alliser Thorne aus Game of Thrones kenne und dessen Stimme mich, unabhängig vom nicht ganz so charmanten Charakter, immer wieder fasziniert), musste ich gleich mal einen meiner Abo-Gutscheine investieren. Und es war absolut keine Fehlentscheidung!


    Das Hörspiel ist unglaublich professionell aufgezogen, die Soundkulisse mit den stets passenden Geräuschen, die Musik und – natürlich – das unsterbliche „15 men on the dead man’s chest“, ziehen die Fantasie in eine Mischung aus Kopf-Kino und Theateraufführung. Jede einzelne Rolle war meiner Meinung nach perfekt besetzt, jeder Figur wurde durch ihren Sprecher ihre ganz eigenen Facetten verliehen, manche auch so, wie man sie bisher in anderen Produktionen vielleicht noch nicht wahrgenommen hatte. Die derbe Sprache der Seeleute und Piraten klang genau so, wie man sich das vorstellt, die manchmal etwas gezierte oder vor moralischer Überlegenheit triefende Aussprache der edleren Herren an Bord hat die Sache perfekt ergänzt. Jim Hawkins hat den Übergang vom blauäugigen Kabinenjungen der sich nach Abenteuern auf dem Meer sehnt zum mutigen jungen Mann, der Silver und seinen Piraten tapfer die Stirn bietet und dadurch Silvers Respekt verdient, in meinen Augen gekonnt vermittelt und war jederzeit glaubhaft. Owen Teales Silver ist genau die Art von schlitzohrigem Raubein die man sich nur wünschen kann, ihm wird in dieser Fassung noch einiges an zusätzlicher Tiefe verliehen. Denn obwohl die Darstellung sehr nah an der Originalgeschichte ist, gibt es doch ein paar künstlerische Freiheiten die ich, zumindest an den Stellen, wo ich sie erkannte, allesamt als gelungene Ergänzung empfand.


    In der Originalgeschichte wird zum Beispiel Silvers Frau nur wenig erwähnt und wenn, dann eher despektierlich („die alte Negerin“), es sind es vor allem Dr. Livesey und Squire Trelawney, die in der Überheblichkeit der englischen Upper-Class jener Zeit auf diese Verbindung herabsehen und offen mutmaßen, dass dies wohl einer der Hauptgründe sein muss, warum es den armen Krüppel wieder auf’s Meer treibt. Silver selbst hingegen spricht in diesem Hörspiel mehrfach und nie ohne großen Respekt und Liebe von seiner Frau. Er verteidigt sie, gegen jede geäußerte Anfeindung oder gar die Bezeichnung „Wilde“. In der Darstellung der Beziehung von Silver und seiner Frau wird ihm hier mehr menschliche Wärme verliehen, er ist nicht nur ein opportunistischer, vom Schatz besessener Freibeuter.


    Auch den Anspruch der oben schon erwähnten moralischen Überlegenheit von Captain Smollett, Dr. Livesey und Co. spricht Silver (und zum Teil auch seine Leute) ihnen mehrfach ab. Was anderes ist denn schon ein Squire als ein Pirat, der sich vom Geld und Herzblut seiner Untergebenen nährt? Ob nun zu See oder auf dem Land, welche Rolle spielt das? Und um wieviel mehr Piraten haben nicht unter dem Union Jack gesegelt, als unter der Totenkopfflagge? Derartiges zersetzendes Gerede wird natürlich als unerhörtes, un-britisches Verhalten gebrandmarkt, aber die Kritik am System und der britischen Obrigkeit der Zeit klingt doch deutlich durch.


    Noch eine kleine Bemerkung zum Schluss (und ich denke, das kann ich tun ohne jemanden zu Spoilern, die meisten werden wohl wissen, wie die Geschichte endet).
    Hier wird, im Gegensatz zur kurzen Zusammenfassung des Originalbuches, der Abschied von Silver direkt miterlebt. Es gibt ein letztes Zusammentreffen mit Jim und noch einmal pflanzt der alte Halunke die Saat der Rebellion in den Geist des Jungen, bevor er auf immer verschwindet...


    Fazit: Für mich ein klarer Fall, 10 von 10 Punkten. Von der technischen Ausführung über die Besetzung der Sprecher, die Umsetzung der Geschichte und die kleinen Ergänzungen blieb für mich nichts zu wünschen übrig. Ein spannendes Abenteuer mit alten Bekannten in etwas erneuertem Gewand.

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda