Florian Beckerhoff – Herr Haiduks Laden der Wünsche

  • Beschreibung
    Er kam der Liebe wegen nach Berlin: Herr Haiduk. Er blieb, die Liebe nicht. Seitdem betreibt der in die Jahre gekommene Herr seinen winzigen Kiosk, in dem es fast alles gibt: Zeitungen und Kaffee, Geschichten und Lottoscheine. Er genießt sein ruhiges Leben, bis eines Tages die zauberhaft scheue Kundin Alma das Jackpot-Los über 13 Millionen Euro vor dem Laden findet und den rechtmäßigen Gewinner ermitteln möchte.Gemeinsam mit Herrn Haiduk und seinem Gehilfen Adamo macht sie sich auf die Suche: Wer ist der Glückliche? Und kann er so viel Glück überhaupt vertragen?


    Autor
    Florian Beckerhoff, geboren in Zürich, aufgewachsen in Bonn. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaften in Berlin und Paris promovierte er an der Universität Hamburg, um sich dann als Sprachlehrer, Museumswärter und Werbetexter durchzuschlagen.


    Meine Meinung
    Märchenhaft
    Mit Herr Haiduks Laden der Wünsche hat Florian Beckerhoff einen märchenhaften Roman geschrieben. Es gibt von ihm schon ein paar Roman. Der erste ist Frau Ella, den ich noch nicht gelesen habe, aber jetzt besteht große Lust, das nachzuholen.
    Herr Haiduks Laden steht in Berlin. Der Autor schreibt, er ist zwei Türen breit und drei Menschen lang, das ist doch eine nette Beschreibung. Wenn man sich dann noch vorstellt was da alles hinein passt, da kann ich mich gut hinein versetzen.
    Ein Schriftsteller besucht Herr Haiduk und der erzählt ihm eine Geschichte um einen Lotto Jackpot-Schein über 13 Millionen.
    Da ist die stille Alma, die den Schein findet und den richtigen Besitzer sucht.
    Eine wunderschöne Idee, wie Alma die vermeintlichen Anwärter zu dem Schein befragt. Warum wollen sie das viele Geld, wer hat es verdient.
    Die verschiedenen Charaktere in dem Roman sind grandios.
    Das Ende passt sehr gut und rundet denn Roman ab.
    Der Roman lässt mich etwas nachdenklich, zufrieden und amüsiert zurück.
    Ein interessanter und guter Lesegenuss, den ich gerne weiter empfehlen kann.

  • Herrn Haiduk muss man einfach lieb haben. Der sympathische Verkäufer hat in Berlin einen kleinen Zeitschriften/Lotto/Süßigkeiten-Kiosk. Tag für Tag beobachtet er still seine Kunden mit aufrichtigem Interesse. Als eines Tages seine recht ruhige Kundin Alma an seiner Tür einen Zettel anbringt, auf dem sie nach dem Besitzer des Lottoscheins sucht, den sie gefunden hat, muss er tätig werden. Denn dieser Schein gehört dem bisher noch unbekannten Jackpot-Gewinner. Gemeinsam mit Alma macht er sich auf die Suche nach dem rechtmäßigen Gewinner – doch ob dieser so viel Geld überhaupt vertragen kann?


    Diese außergewöhnliche Geschichte, die jedoch frei von jeglichen abstrusen Ideen ist und sehr realistisch dargestellt, wird vom Autor mit eine liebevollen Art erzählt. Geschickt lässt er Herrn Haiduk die Geschichte quasi selbst erzählen als dieser auf einen ehemaligen Kunden und Autor trifft. Stück für Stück erfahren dieser und der Leser, wie Herr Haiduk und Alma auf besondere Weise nach dem Lottogewinner suchen und darf amüsiert beobachten, was die Menschen alles tun, wenn der Jackpot in ihrer Umgebung geknackt wird.


    Die Erzählweise ist locker leicht, die Charaktere liebenswürdig! Von Anfang bis Ende eine absolute Freude das Buch zu lesen – und obwohl es kein Krimi ist, ist es schon richtig spannend, wie es denn ausgeht! Der Leser selbst stellt sich die Frage, was ein Lottogewinn alles verändern könnte.


    Ich kann das Buch nur jedem empfehlen und könnte mir sogar gut eine Verfilmung vorstellen, nach Vorlage von französischen Komödien (obwohl das Buch an sich nichts mit Frankreich zu tun hat – es passt einfach von der Aufmachung her).

  • "Er kam der Liebe wegen nach Berlin...." - ja, sowas kenne ich! Ich bin ja selber aus der Schweiz nach Nürnberg ausgewandert - der Liebe wegen. Daher hat mich die Kurzbeschreibung natürlich sofort angesprochen. Dennoch war mir nicht klar, wohin diese Lesereise mich führen würde und ich war schon sehr gespannt.


    Herr Haiduks Laden stelle ich mir sehr chaotisch und furchtbar voll gestopft vor - ein richtiges Nadelöhr eben, wie der wunderliche Kiosbesitzer seinen Laden insgeheim nennt. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass ich trotz meiner Klaustrophobie auch zu Herrn Haiduks Kunden zählen würde. Er hat eine ganz besondere Art, mit seinen Kunden umzugehen. Er verfügt über ein tiefes Verständnis für die verschiedensten Charaktere und er kann eine Geschichte erzählen wie kaum ein anderer. Das stellt auch Paul, der Schriftsteller, der sich selber verloren hatte, auch fest, nachdem er Herrn Haiduk nach vier Jahren Auslandaufenthalt wiedertrifft. Er kann sich Herrn Heiduks Schilderungen nicht entziehen und hängt an seinen Lippen - genau wie ich als Leser.


    Florian Beckhoff erzählt die Geschichte in der Geschichte mit einem sehr angenehmen Erzählstil und ohne unnötige Dramatisierungen. Es ist ein ruhiger Roman, der einem mitten im Grossstadtdschungel Berlins ein bisschen den Glauben an das Gute im Menschen zurück gibt. Denn was würden wir machen, wenn wir einen Lottoschein, sprich einen Gewinnerschein finden würden? :gruebel


    Für mich fühlt sich dieses Buch ein bisschen wie ein Grossstadtmärchen an. Es kommen zwar keine Feen, Prinzessinnen oder Elfen drin vor. Aber der schlitzohrige Herr Haiduk zaubert mit seiner Art mit den Menschen umzugehen auf eine ganz besondere und subtile Art.


    Der Schluss des Buches mag möglicherweise nicht allen gefallen. Für mich passt er jedoch wie die Faust auf's Auge und so bleibt der Plot in sich schlüssig und logisch.


    Es war ein besonderer Besuch in Herrn Haiduks Nadelöhr und eigentlich ist es schade, dass das Buch schon zu Ende ist. Dem Autor ist es jedenfalls gelungen, mich für seine Figuren einzunehmen und meine Phantasie zu beflügeln, wie es mit ihnen wohl weitergeht.


    Fazit:
    Eine ruhige Geschichte in dieser schnellen und lauten Welt - ein besonderer Mann, der mit seiner Art be- und verzaubert - ein kleines, aber sehr feines Leseerlebnis, das ich gerne weiterempfehle.

  • "Sie glauben, dass die Menschen mich anlügen würden?"
    "Ganz sicher."
    "Das ist ja schrecklich." (S. 27)


    Zusammenfassung. Herr Haiduk besitzt einen Laden, der eigentlich zu klein ist für Berlin - und der trotzdem, eine spannende und aufregende Zeit lang, die größte Aufregung der Stadt beherbergte. Zu dem Zeitpunkt, an dem wir als Leser dazustoßen, ist das spannendste eigentlich schon geschehen und wir können zusehen, wie die ganze Geschichte im Nachhinein ausgebreitet und erzählt wird.


    Erster Satz. Müsste er seinem Laden einen Namen geben, hatte mir Herr Haiduk eines Tages eröffnet, käme für ihn nur Das Nadelöhr infrage, oder noch besser auf Französisch: Le Trou d'Aiguille.


    Inhalt. Schon auf den ersten Seiten zeichnete sich ab, dass die Geschichte auf ganz besondere Weise zauberhaft werden könnte, und ich denke, dass genau das auch gut gelungen ist. Allein die Situation ist schon ziemlich speziell: jemand findet die Lottoquittung, mit der der Jackpot abgeholt werden könnte, und macht sich auf die Suche nach dem Gewinner.
    Dass sich das nicht einfach gestalten kann, ist von Anfang an klar, doch tatsächlich war die Geschichte noch spannender, als ich erwartet hatte. Erwartet hatte ich ein ruhiges Buch, vielleicht etwas skurril, witzig und mit interessanten Gedanken. Was ich bekam war dann jedoch eine wirklich spannende Story, die vor allem von ihren Figuren lebte.


    Personen. Neben dem Ich-Erzähler, im Buch ein gescheiterter Autor, der nun die ganze Lotto-Geschichte aufschreiben soll, sind besonders wichtig Herr Haiduk selbst und Alma, die Finderin der Quittung. Während Herr Haiduk selbst jemand ist, den ich gern knuddeln würde, weil er so sympathisch und teilnahmsvoll durchs Leben geht, ist das hauptsächliche Charakteristikum der guten Alma ihre Naivität. Was lange Zeit äußerst charmant und herzerwärmend ist, ging mir gegen Ende dann jedoch zunehmend auf den Geist und ich fragte mich, ob Alma tatsächlich mit geschlossenen Augen durch die Welt geht.
    Sehr gut hingegen gefielen mir die Auseinandersetzungen zwischen Herrn Haiduk und Alma, die beide nur das beste wollen, dabei jedoch zu unterschiedlichen Mitteln greifen.


    Lieblingsstellen. "Sie wirkte weise und völlig kindisch zugleich." (S. 73)


    "Ich schlafe gut und auch sehr gerne. Das war schon immer so. Da kann man nichts falsch machen." (S. 170)


    Fazit. Ich habe mehr erhofft, mehr erwartet, doch ich schätze, dass das Buch eigentlich ziemlich schön ist. Es zeigt, dass nicht immer alles wundervoll ist oder wird, jedenfalls nicht in der Weise, die man sich vorgestellt hatte. Es zeigt, das Dinge in Wirklichkeit manchmal so anders sind als man immer gedacht hat, und dass man sich manchmal selbst auch völlig falsch einschätzt.

  • Florian Beckerhoff entführt uns in Herrn Haiduks Laden der Wünsche in Berlin. Dieser Laden ist ein kleiner, voller Laden, in dem es Zeitschriften, Zigaretten und sonst allerlei Dinge gibt. Der Autor Paul kehrt nach langer Zeit wieder einmal in diesen Laden zurück um Erinnerungen an vergangene Zeiten aufzufrischen. Herr Haiduk erkennt ihn wieder und möchte ihm eine Geschichte erzählen, die Geschichte Almas und einer verlorenen Lottoquittung.


    Und so lernen wir Hernn Haiduk, Alma und die unterschiedlichsten Kunden seines Ladens kennen. Alma hat sich nämlich in den Kopf gesetzt, den wahren Besitzer der Lottoquittung zu finden.



    Das Buch ist sehr ruhig, auch wenn so einiges dramatisches passiert. Es fließt dahin, wie durch die Hitze des Sommers verlangsamt. Ich konnte mir den Laden von Herrn Haiduk bildhaft vorstellen und auch den kleinen Hinterhof, in dem Herr Haiduk Paul die Geschichte erzählt und Alma im Jahr davor die potenziellen Gewinner interviewt.


    Manchmal ging mir die Geschichte zu langsam voran, sie wurde doch teilweise künstlich in die Länge gezogen. Da konnte ich Pauls Ungeduld doch gut nachvollziehen. Das Ende kam dann doch recht plötzlich, ein bisschen zu plötzlich für meinen Geschmack, vor allem, da kurz vor Ende noch ein weiterer Erzählstrang eröffnet wird, dessen Ausgang dann nur angedeutet wird.



    Alles in allem hat mir das Buch gut gefallen, auch wenn ich mir manchmal mehr Tempo gewünscht hätte.


    Vielen Dank an Netgalley und den Verlag für das Leseexemplar!

  • Was für ein schönes Warme-Decke-Buch!

    Das behagliche Gefühl setzt schon bei der Beschreibung von Herrn Haiduks Laden ein. Ich wünschte mir, so einen heimeligen Laden mit einem Menschen wie ihm würde es auch in meiner Nähe geben. Ich wäre dort Stammkunde.


    Die Handlung an sich ist ziemlich simpel. Ein Unbekannter hat einen 13-Millionen-Jackpot im Lotto gewonnen und Herr Haiduk, sein Gehilfe Adamo und seine Kundin Alma möchten diesem Unbekannten finden. Aufgemacht ist das ganze ein wenig wie ein Krimi, denn Herr Haiduk erzählt unserem Ich-Erzähler diese Geschichte auf recht spannende Art und Weise. Jetzt fragt ihr euch sicher, was mir an dieser eigentlich recht unspektakulären Geschichte mochte. Das ist einfach: Herrn Haiduk mit seiner Art, das Leben zu nehmen wie es kommt und Alma, die so klug ist, dass sie ins Innere der Leute gucken kann und das nur durch Beobachtung.


    Obwohl es ein Buch mit einer Moral am Ende der Geschichte ist (eigentlich auch schon im Laufe der Geschichte) und auch ziemlich vorhersehbar, mag ich es sehr und kann es für einen lauschigen Abend auf der Couch guten Gewissens weiter empfehlen.