Ich soll nicht töten - Sarah J. Naughton

  • Unfall, Absicht oder Selbstmord


    Der junge Mann Abe stürzt die Treppe hinab und verletzt sich dabei so schwer, dass er im Koma liegt. Seine Schwester Mags - die ihn seit Jahren nicht gesehen hat - eilt an sein Krankenhausbett. Dort trifft sie auf Jody, die sagt sie sei die Verlobte von Abe. Sie erzählt Mags, dass Abe depressiv gewesen sei und gesprungen ist.
    Mags kann das von Beginn an nicht glauben, sie merkt das etwas nicht stimmt. Die anderen Bewohner des Hauses scheinen etwas zu wissen und auch Jody scheint etwas zu verschweigen...


    Mit "Ich soll nicht lügen" veröffentlicht die Autorin Sarah J. Naughton ihren ersten Spannungsroman für Erwachsene. Bisher ist sie als Jugendbuchautorin bekannt. Meiner Meinung nach merkt man das, die Schilderungen der Vorgänge sind zurückhaltend und eher harmlos, der Schreibstil erinnert an den in Jugendbüchern.
    Das Geschehen um Abe wird immer aus der Sicht von Mags oder Jody erzählt, wenige Kapitel erhält auch eine Nachbarin. Darüber hinaus klären Rückblenden über die Vergangenheit eines Mädchens auf. Das fand ich abwechslungsreich und vielseitig, auch wenn es nicht immer einfach war, da die Passagen jeweils aus der "Ich-Perspektive" geschildert waren.
    Allerdings war die Handlung leider wenig spannend, die Auflösung war mir mehr oder weniger schon sehr schnell klar. Ich würde das Buch eher als Roman beschreiben, da die Protagonisten ihre Vergangenheit mit aufarbeiten und ein neues Leben beginnen wollen.


    Für Liebhaber von nervenaufreibenden Psychothrillern ist die Handlung hier sicher zu flach und langweilig. Wer auch auf Familiendramen steht, kommt hier aber auf seine Kosten.

  • "Ich soll nicht töten“ ist ein cleverer psychologischer Thriller. Die Handlung ist verschachtelt und entwickelt sich nach und nach. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet. Vor allem Mags, die nicht besonders sympathisch ist aber dafür sehr lebensnah. Sie und ihr Bruder Abe hatten eine schwere Kindheit. Schon früh zog sie von zu Hause weg und brach den Kontakt ab. Mit Abe wechselte sie nur knappe Weihnachtsgrüße. Inzwischen lebt sie als Anwältin in Las Vegas. Trotzdem ist es ein großer Schock für sie, als sie den Anruf aus London erhält, das ihr Bruder wahrscheinlich einen Selbstmordversuch unternommen hat und im Koma liegt. Mags reist nach London und zieht in die Wohnung von Abe. Schon bald aber kommen ihr Zweifel, ob Abe wirklich selbstmordgefährdet war. Auch seiner Verlobten Jody beginnt sie zu misstrauen.


    Wie gesagt, der Plot ist gut ausgearbeitet und verschachtelt. Aber irgendetwas hat mir gefehlt. Ich fand es nicht besonders spannend, da alles so expliziert erzählt wird. Auch fand ich die Twists sehr vorhersehbar, ich war von keiner Wendung wirklich überrascht. Man sah das einfach alles kommen. Trotzdem hat es mich gut unterhalten, auch wenn ein bisschen Straffung dem ganzen vielleicht ein wenig mehr Spannung gegeben hätte.


    Ich habe die englische Originalausgabe "Tattletale" gelesen.