Originaltitel: Rattle (2017)
Scherz Verlag 2017, 476 S.
Über den Inhalt:
Er sammelt aus Leidenschaft. Knochen. Menschliche Knochen.
Doch das Herzstück fehlt ihm noch in seiner Sammlung.
Die Knochen von Jakey. Einem sechsjährigen Jungen, der am Münchmeyer-Syndrom leidet, einer seltenen Knochenkrankheit, die Jakeys Körper langsam verknöchern lässt ...
Über die Autorin:
Fiona Cummins ist Journalistin und schreibt für große britische Tageszeitungen und Magazine, wenn sie nicht gerade an einem Roman arbeitet. Ihre »Knochensammler«-Thriller sorgten noch vor Erscheinen international für großes Aufsehen und wird fürs Fernsehen verfilmt. Fiona Cummins lebt mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern in Essex.
Meine Meinung:
Zu Beginn eine Warnung: der Klappentext verrät wieder einmal viel zu viel (weshalb ich ihn hier nicht wiederhole). Ärgerlich! Eigentlich kann man danach gleich ins letzte Buchdrittel einsteigen.
Als Detective Sergeant Etta Fitzroy im Fall der verschwundenen Clara Foyles ermittelt, fällt ihr eine Gemeinsamkeit zu einem ein Jahr zurückliegenden Fall auf, in dem ebenfalls ein Kind spurlos verschwand. Beide Kinder haben auffällige Knochenanomalien. Das weist auf ein und denselben Täter hin. Die Zeit drängt, denn der „Knochensammler“, der von Beginn an in der Geschichte präsent ist, gewährt dem Leser aus seiner Perspektive heraus Einblick in seine Welt und seine Gier nach einem ganz bestimmten Knochen, der in seiner Sammlung noch fehlt. Einen Knochen aus dem Körper des kleinen Jakey, der an einer sehr seltenen Krankheit leidet, dem Münchmeyer-Syndrom, einer krankhaften, fortschreitenden Verknöcherung des Binde- und Stützgewebes.
Zeitweise war ich verunsichert, ob dies wirklich der erste Band der Serie ist, denn es gibt viele Hinweise auf einen früheren Fall, in dem die Ermittlerin Etta Fitzroy sich stark engagiert hatte. Solange man die Details nicht richtig kennt, macht es die Geschichte etwas unzusammenhängend.
Cummins schreibt sehr ausschweifend und schont die Nerven ihrer Leser nicht. Sie bindet viele wissenschaftliche und medizinische Details über den menschlichen Körper, seine Knochen und Skelettfehlbildungen in die Geschichte ein. Im Mittelpunkte stehen der schwerkranke Jakey und die entführte Clara.
Wer es ertragen kann, dass die Opfer Kinder sind und die Phantasien des Täters sehr detailliert beschrieben werden, kann dieses Buch lesen. Die Herausforderungen, denen sich Jakeys Eltern Erdman und Lillith Frith durch seine Erkrankung stellen müssen, werden ausgiebig geschildert. Ein sehr großer Teil der Handlung beschäftigt sich mit dem Familien- und Privatleben der Protagonisten und der Leser verbringt viel Zeit in den Köpfen von Erdman, Etta und dem Knochensammler, darüber hinaus mit Jakey und Clara.
Das hier verwendete Stilmittel der Antizipation mag ich persönlich nicht so gern. Entweder ein Buch ist spannend, dann braucht es dieses Mittel nicht. Oder es ist nicht spannend und dann ändern auch solche Sätze nichts daran. Natürlich bangt man die ganze Zeit über immer um das Leben der Kinder, doch die vielen Perspektivwechsel und Andeutungen nehmen der Handlung viel von ihrer Spannung. Zum Schluss hin zieht das Erzähltempo zwar an, doch so richtige Begeisterung kam bei mir nicht mehr auf.
Es war schwierig, mit den erwachsenen Figuren mitzufühlen oder Sympathie für sie zu empfinden. Jede hat schwerwiegende Probleme, die in die Handlung einfließen. Dabei ist
Etta Fitzroy ein vielschichtiger Charakter, einerseits verbissen und leidenschaftlich in ihrem Job, andererseits sehr emotional und mit den eigenen Dämonen kämpfend. Auch mit ihr bin ich nicht warm geworden. Und zum Schluss erlaubt sie sich ein Verhalten, das mir völlig unverständlich geblieben ist.
Das Ende empfand ich als äußerst unbefriedigend. Die übliche, endgültige Konfrontation mit dem Täter gestaltet sich anders als erwartet. Ohne hier zuviel zu verraten kann ich sagen, dass mich das Buch nicht genug mitgerissen hat, als dass ich die mit Sicherheit zu erwartende Fortsetzung lesen möchte.
Ach ja: Im August 2017 erschien bereits die Fortsetzung: „Der Knochensammler – Die Rache“.