Goldmann Verlag 2017, 571 S.
Der 4. Band mit Maarten S. Sneijder oder der 1. Teil der 2. Trilogie
Über den Inhalt:
Nachdem eine Reihe von Kollegen auf brutale Art Selbstmord begangen haben, wird Sabine Nemez – Kommissarin und Ausbilderin beim BKA – misstrauisch. Vieles weist auf eine jahrzehntealte Verschwörung und deren von Rache getriebenes Opfer hin. Sabine bittet ihren ehemaligen Kollegen, den vom Dienst suspendierten Profiler Maarten S. Sneijder, um Hilfe. Doch der verweigert die Zusammenarbeit, mit der dringenden Warnung, die Finger von dem Fall zu lassen. Dann verschwindet Sabine spurlos, und Sneijder greift selbst ein. Womit er nicht nur einem hasserfüllten Mörder in die Quere kommt, sondern auch seinen einstigen Freunden und Kollegen, die alles tun würden, um die Sünden ihrer Vergangenheit endgültig auzulöschen ...
Über den Autor:
Andreas Gruber, 1968 in Wien geboren, lebt als freier Autor mit seiner Familie und fünf Katzen in Grillenberg in Niederösterreich. Seine Bücher wurden u.a. für den Friedrich-Glauser-Krimi Preis nominiert, mit der Herzogenrather-Handschelle, dem Skoutz-Award, dem Leo-Perutz-Krimi-Preis, dreimal mit dem Vincent Preis und dreimal mit dem Deutschen Phantastik Preis ausgezeichnet.
Meine Meinung:
Da ist er also wieder, der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder in all seiner Pracht. Nach dem Ende des letzten Teils hatte ich Sorge, ob und wie es mit ihm weitergehen würde. Aber er ist glimpflich davongekommen, wurde nur vom Dienst suspendiert. Die junge BKA-Kommissarin Sabine Nemez muß nun ohne seine Mitwirkung auskommen bei ihren Ermittlungen in mehreren Todesfällen im Kollegenkreis. Sneijders Rat, sich von dem Fall fernzuhalten, schlägt sie in den Wind.
Mir hat es gut gefallen, dass Sneijder, anders als in den Vorgängern, nicht von Anfang an voll dabei ist, sondern das Feld zunächst Sabine und ihrer Kollegin Tina Martinelli überlassen bleibt. Schließlich wurde er von Dienst suspendiert, Strafe muss sein.
Das Buch beginnt gleich mit einer heftigen Szene, die erahnen lässt, dass der Autor auch diesem Mal nicht zimperlich mit seinen Figuren umgeht. Spannung zieht der Roman aus der Frage, wer vor 20 Jahren alles zur „Gruppe 6“ innerhalb des BKA gehörte, welches Geheimnis bis heute so sorgfältig gehütet wird und wer an dem Komplott beteiligt war, dass nun so vielen Menschen Unglück und Tod bringt. Welche Rolle spielt dabei der gerade aus dem Gefängnis entlassene Thomas Hardy Hardkovsky? Durch die Rückblenden in seine Vergangenheit entfaltet sich ein Bild, das den Zusammenhang mit den aktuellen Todesfällen erkennen lässt. Diverse Wendungen sorgen dafür, dass die Spannung nicht verloren geht, auch als klar wird, wohin die Reise gehen wird.
Das Tempo ist gewohnt hoch, die Story fesselnd, die Dialoge treffsicher. Der lange Showdown am Ende würde einer Verfilmung alle Ehre machen.
Sabine beweist erstaunliche Nehmerqualitäten, damit schrammt sie für mich haarscharf an der Unglaubwürdigkeit vorbei. Ansonsten sind die Charaktere, wie immer bei Gruber, glaubwürdig gezeichnet, lebendig und authentisch.
Sneijder ist zum Glück ganz er selbst geblieben, der unverschämte Misanthrop, den wir alle lieben. Und das darf er in der zweiten Hälfte des Romans auch ausgiebig zeigen.
Am Ende ist alles schlüssig aufgeklärt. Der kleine Ausblick auf die Fortsetzung der Reihe macht das Warten darauf schwer. Aber da die Protagonisten und auch ein neu eingeführter Charakter sich sehr gut in meinem Gedächtnis eingenistet haben, ist die Ungeduld auszuhalten. Gut Ding will Weile haben.