Verlag: Ullstein
Taschenbuch
Kurzbeschreibung:
Die Amouren und Intrigen der Großen, beobachtet und bestaunt von den Augen eines Kindes: dieser Kontrast macht den Reiz von Guyette Lyrs Geschichte aus. In den Sommerferien am Meer erlebt die elfjährige, aufgeweckte Juliette, wie ihre vergötterte, unkonventionelle Großmutter sich von ihr abzuwenden beginnt und einem - oder zwei? - anderen Menschen ihre Liebe schenkt.
Über die Autorin:
Guyette Lyr verbrachte ihre Kindheit in Italien, wurde dann in Paris als Schauspielerin ausgebildet.
Sie begann ihre Karriere als Romanschriftstellerin mit "La Fuite en douce", für die sie den Elle-Leserpreis gewann. Es gibt sieben weitere Romane, darunter auch auf Deutsch Das Narrenkraut.
Mein Eindruck:
Manchmal lohnt es sich, schon etwas ältere Romane zu lesen, um ein anderes Lesegefühl zu bekommen. Das war bei mir so mit Guyette Lyrs Roman, den sie 1978 geschrieben hat. In Deutsch erschien er 1980 für DM 4.80.
Wenn man vom Ende absieht, ist es ein sensibler, undramatischer Roman, der aber durch die konsequente Perspektive eines 10jährigen Mädchens große Intensität besitzt. Ich halte diese Perspektive, die eine Kindheit in den siebziger Jahren betrachtet, für glaubwürdig. Juliette verbringt behütet mit ihrer Familie die Ferien am Meer in der Nähe der Bretagne. Oft verwundert beobachtet sie die Erwachsenen in ihrem merkwürdigen Verhalten.
Sie versteht nicht alles, ahnt aber manches. Da ist zum Beispiel Onkel Firmin, der zu jeder Jahreszeit seine schafswollene Weste trägt, da ist Hyacinthe, genannt "Kursbuch", weil ihre ganze Leidenschaft dem Fahrplan gilt, die junge Lydia in ihrem weißen Kleid und andere Verwandte. Juliettes Großmutter liegt ihr sehr am Herzen, sie haben ein enges Verhältnis zueinander. Doch auch die noch junge Großmutter hat ein Geheimnis.
Juliettes Blick auf das Treiben ist originell gemacht und erzeugt viel Atmosphäre.
Daher halte ich den sprachlich gut gestalteten Roman auch jetzt noch für lesenswert.