Schreckliche Gewalten
Jakob Nolte
Matthes & Seitz, Berlin
340 Seiten, Hardcover gebunden
Erschienen: 2017
ISBN: 978-3-95757-400-8
Der Autor (Verlagsangabe)
Jakob Nolte, geboren 1988, wuchs in Barsinghausen am Deister auf. Seine Theaterstücke wurden mehrfach prämiert und an zahlreichen Bühnen Europas gespielt. Sein Debütroman ALFF wurde mit dem Kunstpreis Literatur 2016 ausgezeichnet. Im selben Jahr war er Stipendiat der Villa Kamogawa in Kyoto
Inhalt (Verlagsangabe)
Eines Nachts verwandelt sich Hilma Honik in einen Werwolf und tötet ihren Mann. Von nun an sind ihre beiden Kinder auf sich selbst gestellt: immer in der Angst, die Bestialität liege in der Familie und könne auch von ihnen Besitz ergreifen. Während sich Iselin dafür entscheidet, in ihrer Heimatstadt Bergen mit ihren Mitbewohnerinnen die Terrorzelle »Mädchen im System« zu gründen, bereist Edvard die Ränder der Sowjetunion auf seinem Weg nach Afghanistan. Es beginnt eine fantastische Sinnsuche durch das 20. Jahrhundert und die Unwägbarkeiten menschlichen Verhaltens. In seinem zweiten Roman zeichnet Jakob Nolte einen schwarzen Regenbogen des Horrors über die Welt und erweist sich dabei als detailverliebter Nihilist und Meister des Wahnwitzes.
Meine Meinung
Dieses Buch ist eher ein Sammelsurium von unterschiedlichsten Textstücken, als ein durchgehender Roman.
Unterbrochen von fast wissenschaftlichen Abhandlungen (über die Entstehung des Mondes, Medizin, Ikonoklasten), philosophischen Betrachtungen, Berichten über diverse terroristische Aktionen in aller Welt und kurzen Rückblicken, schlängelt sich das Leben der Zwillinge Iselin und Edvard dahin. Iselin bleibt im elterlichen Haus, nimmt Mitbewohnerinnen auf und führt mit ihnen mehr oder weniger aberwitzige terroristische Aktionen aus. Ihr Bruder möchte alle menschlichen Bindungen vermeiden und will erst mal weit weg. Gemeinsam mit zwei Zufallsbekannten.
Zwischendurch habe ich mich immer wieder gefragt, was denn dieser Umweg, diese Abzweigung jetzt wieder bedeuten soll. Insbesondere, nachdem ich herausgefunden habe, wie sehr der Autor mit vermeintlichen „Informationen“ seine Leser gelegentlich an der Nase herumführt. Die Antworten suche ich noch immer und für mich geht es in dem ganzen Buch darum, die vertraute Welt, die vermeintlichen Gewissheiten in Frage zu stellen.
Meist hat mir das Buch trotzdem Spaß gemacht. Es ist phantastisch, witzig, grotesk, überheblich, detailverliebt und nie langweilig.
Besonders gut gefällt mir das Cover und die Gestaltung des Buchs.
Alle, die Freude an einem ziemlich abgedrehten Buch haben, kann ich es empfehlen. Wer Wert auf eine nachvollziehbare Geschichte legt, sollte besser darauf verzichten.
7 Punkte gebe ich.