Titel: Carl Schmitt. Aufstieg und Fall. Eine Biographie
Autor: Reinhard Mehring
Verlag: C.H. Beck
Erschienen: September 2009
Seitenzahl: 749
ISBN-10: 3406592244
ISBN-13: 978-3406592249
Preis: 29.90 EUR
Carl Schmitt soll sich selbst als „Weißer Rabe“ wahrgenommen haben. In einfachen Verhältnissen aufgewachsen, bahnte er sich dank seiner brillanten Fähigkeiten den Weg bis an die Spitze der deutschen Rechtswissenschaft. Er gilt neben Marin Heidegger und Max Weber zu den deutschen Denkern, die im 20. Jahrhundert am meisten rezipiert wurden.
Wie ein roter Faden zog sich seine Grundeinstellung durch sein Werk:
Seine ganze Verfassungslehre plädiert dafür, dass das liberale System der Gewaltunterscheidung nicht mehr zu halten ist und die Exekutive das Recht für außerordentliche Maßnahmen braucht: die Ausweitung exekutiver Macht auf Kosten der Legislative, des klassischen Parlamentarismus und der Jurisddiktion.
Schmitt selbst ist gefangen in seinem Antisemitismus und „seiner selbstzerstörenden Sucht nach Sexualität“. Er bricht mit seinen jüdischen Freunden als Hitler an die Macht kommt. Nach dem Kriege lebt er zurückgezogen in seiner sauerländischen Heimat.
Trotzdem berufen sich auch heute noch viele reaktionäre und erzkonservative Menschen auf Carl Schmitt. Und man stellt sich da die Frage: Haben die Carl Schmitt eigentlich verstanden?
Schmitt ist in Bezug auf seine Thesen immer radikal gewesen, hat nichts widerrufen und wird nach wie vor als „Kronjurist“ des Dritten Reiches gesehen. Ob man ihm damit gerecht wird, mag einfach mal dahingestellt bleiben.
Reinhard Mehring hat eine hochinteressante Biographie geschrieben, schaut immer wieder über den Tellerrand und versucht sich Carl Schmitt mit möglichst großer Objektivität zu nähern.
Kenntnisse der Staatsrechtslehre und der Rechtsphilosophie können beim Verstehen dieses Buches sehr hilfreich sein, selbst wenn sie ggf. nur rudimentärer Natur sein sollten.
Eine sehr lesenswerte Biographie, in der die gesamte Persönlichkeit und das Werk Carl Schmitts gewürdigt wird. Objektiv und sachlich. 9 Punkte.