Überbleibsel. Eine kleine Erotik der Küche - Jeannette Lander

  • Jeannette Lander
    Überbleibsel. Eine kleine Erotik der Küche


    Aufbau-Verlag, 1995
    158 Seiten


    Momentan leider nur antiquarisch erhältlich.



    Jeannette Lander, 1931 als Kind polnisch-jüdischer Einwanderer in New York geboren und mit einer klassischen jiddischen Mamme gesegnet, lernt schon als kleines Mädchen die Sinnlichkeit des achtsamen Kochens und die Wertschätzung für ein liebevoll zubereitetes Mahl kennen, selbst wenn dieses, wie bei armen Leuten oft der Fall, aus Resten – Überbleibseln – zusammengestellt wird. Autobiografisch-anekdotenhaft, aber natürlich literarisch ausgestaltet (weshalb ich es hier der Belletristik zugeordnet habe), stets voller Wärme entführt sie die Leserinnen und Leser in die kulinarische Welt ihrer eigenen Kindheit in New York und Atlanta sowie die ihrer aus Warschau stammenden Mutter, deren Kochweisheiten sie sich zu eigen gemacht hat und nun in ihrer modernen Berliner Küche zelebriert und an ihren Freundeskreis, ihre Kinder (und ihre Leserschaft ;-) ) weitergibt.


    Ich schwelge auch beim mittlerweile vierten oder fünften Lesedurchgang immer noch glücklich-motiviert zwischen einfachsten und hochkomplizierten Rezepten und Menüfolgen, vor allem aber in Jeannette Landers warmherziger und oft selbstironisch zwinkernder Lebensphilosophie des lustvollen Umgangs mit der Beschaffung von Lebensmitteln, ihrer Zubereitung und ihrem Genuss.


    Das Buch ist mir erstmals bei einer Lesung der Autorin begegnet, als ich selbst als junge Studentin das Kochen gerade für mich entdecken durfte, und eine Weisheit der jiddischen Mamme hat mein Kochverhalten bis heute entscheidend geprägt, was die Ordnungsliebe in der Küche während des Kochens betrifft:


    „Um in der Küche Tonys [Ehemann der Autorin] Leitsatz von der schönen Ordnung zu erreichen, muss man die Devise von meiner Mama beherzigen, die da lautet: ‚Gleich.‘
    Gleich sollte ich alles tun, nicht nachher, nicht später, nicht einmal bald, sondern gleich. ‚Bist di fartig mit a Leffele, wasch ub un leg aweg. Gleich.‘ – ‚Host di abgeschubt die Mährelach, werf die Schubselach aweg un wisch ub die Tisch. Gleich.‘ – ‚Az es fällt eppes arub, nemm a Besele un kehr es zisammen. Gleich.‘“ (Seite 144)


    Vor wenigen Monaten in Jeannette Lander gestorben.