Jo Nesbø: Durst

  • Jo Nesbø: Durst (Harry Hole 11.)
    Verlag: Ullstein Hardcover 2017. 624 Seiten
    ISBN-10: 3550081723
    ISBN-13: 978-3550081729. 24€
    Originaltitel: Tørst
    Übersetzer: Günther Frauenlob


    Verlagstext
    Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole, unterrichtet an der Polizeihochschule, weil er mehr Zeit für seine Frau Rakel und ihren Sohn Oleg haben möchte. Doch Holes alter Chef Mikael Bellmann setzt Hole unter Druck. Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr, als tatsächlich eine weitere junge Frau verschwindet, ausgerechnet eine Kellnerin aus Holes Stammlokal. Und der Kommissar kann nicht länger die Augen davor verschließen, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist.


    Der Autor
    Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er gehört zu den renommiertesten und erfolgreichsten Krimiautoren weltweit. Sein Roman Der Schneemann wird von Martin Scorsese verfilmt. Jo Nesbø lebt in Oslo.


    Inhalt
    Harry Hole hat sich aus dem harten Geschäft des Spezialfahnders ins bürgerliche Leben eines Dozenten an der Polizeihochschule Oslo zurückgezogen. Als ein Serienmörder in der Stadt offenbar Beziehungen zu seinen Opfern über die Datingplattform Tinder sucht, fürchtet Polizeichef Mikael Bellman um seine weitere Karriere. Wie in alten Zeiten soll Harry eine kleine, schlagkräftige und unabhängig operierende Sondereinheit führen, bestehend aus dem Experten für außergewöhnliche Serienmorde Smith, dem legendären Kriminaltechniker Bjørn Holm und Anders Wyller, einem frisch eingestellten Kommissar-Anwärter aus Tromsø. Harry hat von Anfang an den Eindruck, dass er die Arbeitsweise des Täters von früheren Ermittlungen kennen müsste, aber lange fehlt der entscheidende „Klick“, der die Informationen und Beweismittel miteinander verbindet. Schnell wird deutlich, dass der Täter nicht nur seine Opfer als Trophäen sammelt, sondern auch die Ermittler direkt und persönlich bis in ihr Privatleben hinein vernichten will.


    Obwohl ich kein Freund von Metzel-Thriller-Handlungen bin, in denen die Ermittler mit quatschendem Ton ihrer Schuhsohlen durch gerinnende Blutlachen waten, lasse ich mich von Nesbøs Thrillern stets gern fesseln. Er konstruiert seine Plots raffiniert und führt eine immense Zahl von Personen ein. Auch wenn die zahlreichen Wendungen weder neu noch besonders realistisch wirken, behält Nesbø alle Handlungsfäden fest im Griff und hat bis zum letzten Moment immer noch einen Trumpf in der Hand. Selbst Leser, die bisher keine Hole-Krimis gelesen haben, erhalten die Chance, die Figuren und ihre Verbindungen aus der Vergangenheit kennenzulernen. Jeder wird anhand seiner individuellen Beziehung zu einer weiteren handelnden Person vorgestellt, seien es vergangene Liebesaffären, gegenseitige Verpflichtungen oder noch nicht ausgestandene Konflikte. Zum Ende des Plots sehen nicht nur die Ermittler überall Verrat und Intrige, sondern vermutlich auch Nesbøs Leser. Herausragende Figuren waren für mich diesem Band der anfangs noch undurchsichtige neue Kollege Anders Wyller, die jugendliche Aurora und der Psychotherapeut Ståle Aune, aus vorhergehenden Bänden vertraut als Harrys Therapeut. Die Vorgängerbände muss man nicht kennen, um sich vom elften Band der Reihe fesseln zu lassen, die Kenntnis nützt jedoch dem Lesegenuss.


    Fazit
    Nesbø hat es in teils leicht spöttischem Ton wieder geschafft, mir seinen soziopathischen Serienmörder direkt in den Nacken atmen zu lassen, so dass sich mir die Härchen dort steil aufstellten.


    9 von 10 Punkten

  • Zitat

    Original von Buchdoktor
    Nesbø hat es in teils leicht spöttischem Ton wieder geschafft, mir seinen soziopathischen Serienmörder direkt in den Nacken atmen zu lassen, so dass sich mir die Härchen dort steil aufstellten.


    :lache So geht es mir auch immer mit den Nesbø-Thrillern. Habe diesen sofort auf die Merkliste gesetzt. :write Konntest du ihn vorab lesen? Laut amazon erscheint er ja erst übermorgen...? ?(

  • Buchdoktor hat ihn bei Vorablesen bekommen (wie ich auch). Da habe ich die Rezi nämlich schon gesehen. :-)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

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  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
    Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole, unterrichtet an der Polizeihochschule, weil er mehr Zeit für seine Frau Rakel und ihren Sohn Oleg haben möchte. Doch Holes alter Chef Mikael Bellmann kennt Olegs Vergangenheit und setzt Hole unter Druck. Der Kommissar gibt schließlich nach und arbeitet hochkonzentriert mit seinen Leuten an dem Fall. In einer Atmosphäre der Angst zögern viele Frauen, sich weiter über die App zu verabreden. Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr, als tatsächlich eine weitere junge Frau verschwindet, ausgerechnet eine Kellnerin aus Holes Stammlokal. Und der Kommissar kann nicht länger die Augen davor verschließen, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist.


    Autor (Quelle: Verlagsseite)
    Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er gehört zu den renommiertesten und erfolgreichsten Krimiautoren weltweit. Die Hollywood-Verfilmung seines Romans Schneemann wird von Martin Scorsese produziert. Jo Nesbø lebt in Oslo.


    Allgemeines
    Titel der norwegischen Originalausgabe: „Tørst“, ins Deutsche übersetzt von Günther Frauenlob
    11. Teil der Reihe um Harry Hole
    Erscheinungstermin der deutschen Ausgabe: 15.09.2017 im Ullstein Verlag als HC mit 624 Seiten
    Gliederung: Prolog – drei Hauptteile mit insgesamt 41 Kapiteln – Epilog
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort- und zeit: Oslo in der Gegenwart


    Zum Inhalt
    In Oslo werden junge Frauen ermordet, gemeinsames Merkmal der Opfer ist es, dass sie beim Dating-Portal „Tinder“ angemeldet waren und sich mit ihnen zuvor unbekannten Männern trafen. Die Morde finden jedoch in den Wohnungen der Frauen statt, auch wenn diese ihre Dating-Partner nicht nach Hause mitzunehmen pflegen. Sehr ungewöhnlich ist auch das Vorgehen des Täters: Dieser tötet seine Opfer durch Bisse in den Hals, wobei er ein einsetzbares Eisengebiss trägt. Spuren am Tatort lassen darauf schließen, dass der Mörder außerdem vom Blut der Frauen trinkt.
    Harry Hole, der kein Ermittler mehr ist, sondern inzwischen an der Polizeihochschule unterrichtet, wird von seinem obersten Dienstherrn zur Mitarbeit an diesem Fall genötigt. Tatsächlich erinnert die Mordserie ihn an die Taten von Valentin Gjertsen, dessen Verhaftung Harry seinerzeit nicht geglückt war. Hat Valentin sich in den Jahren, in denen er untergetaucht war, zum Vampiristen entwickelt? Harry arbeitet nicht nur mit seinen Kollegen von der Polizei zusammen, sondern fordert auch die Unterstützung eines Psychologen an, der wissenschaftlich auf dem Gebiet des Vampirismus forscht.


    Beurteilung
    Der elfte Band aus der Reihe um Harry Hole ist gewohnt wendungsreich und spannend, nicht nur die Opfer der Mordserie, sondern auch weitere Menschen müssen ihr Leben lassen. Dabei wird die Schilderung der brutalen Taten jedoch nicht übermäßig explizit ausgeführt, die Spannung speist sich vielmehr aus dem intellektuellen Duell zwischen Harry Hole und dem Verbrecher, der ihn bewusst herausfordert. Letzterer scheint Harry immer mindestens einen Schritt voraus zu sein, bald liegt der Verdacht nahe, dass der Mörder einen Helfer haben könnte.
    Auch der Leser wird vom Autor geschickt auf falsche Fährten geführt, bis zum Ende muss er immer wieder seine Theorien revidieren. Diese Wendungen sorgen – ebenso wie der sehr flüssige Erzählstil - dafür, dass es schwerfällt, das Buch aus der Hand zu legen, auch wenn ab und zu die Glaubwürdigkeit ein wenig überstrapaziert wird. Interessant ist der in die Handlung eingeflochtene, gelegentliche Bezug auf reale psychopathische Serientäter.
    Zusätzlich zur eigentlichen Krimihandlung ergeben sich Entwicklungen im Privatleben der Hauptfiguren, auch dieser Teil der Handlung ist fesselnd gestaltet, zumal der Autor die Charaktere seiner Figuren differenziert ausgestaltet.
    Man kann diesen Band auch einzeln lesen, aber aufgrund der Schilderung des privaten Lebens von Harry Hole und einigen seiner Kollegen wären Vorkenntnisse aus vorhergehenden Bänden sicherlich hilfreich.


    Fazit
    Ein komplex konstruierter und spannend geschriebener Kriminalroman, der den Freunden der Harry Hole-Reihe fesselnde Unterhaltung bietet!
    9 Punkte

  • Zitat

    Original von Melkat
    Ein Buch, zwei tolle Rezis und
    keine Bewertung... :-(



    Den Satz hätte und habe ich früher auch geschrieben :lache


    Aber jetzt oute ich mich. Seitdem ich festgestellt habe, daß die 10er und 13er ISBN-Nr. kollidieren, halte ich mich bei der Bewertungsabgabe zurück - Schade, weil ich habe mich gerne gleich beim ersten post orientiert, wie das Buch ankommt :-(

  • Zitat

    Original von Nadezhda


    Das verstehe ich nicht so recht. Was passiert denn, wenn die kollidieren? ?(


    Wenn jemand die 13er einstellt und bewertet und ein anderer User trägt die 10er ISBN ein und bewertet, ergibt das zwei einzelne Zählungen unter dem jeweiligen Exemplar. Ich hatte den Klick schlicht vergessen, aber es steht unter meinem Text. :help


    Hier wird über die leidige ISBN und die amazon-Schnittstelle diskutiert.

  • Die Jagd nach dem Vampiristen


    Zum Inhalt:
    In Band 11 trifft Harry Hole auf einen alten, ihm bekannten Serienmörder: Valentin. Er ist der einzige Täter in Harrys Karriere, den er nicht fassen konnte. Obwohl Harry inzwischen als Dozent an der Polizeihochschule in Oslo unterrichtet, lässt er sich von Mikael Bellmann dazu überreden, den Fall zu übernehmen: Valentin findet seine Opfer über die Dating-App Tinder und wenn er ihrer habhaft wird, trinkt er deren Blut und tötet sie. Harry und seine Kollegin Katrine Bratt setzen alles daran Valentin, der nun von allen der Vampirist genannt wird, zu fassen. Außerdem scheint Valentin einen Komplizen zu haben, der im Hintergrund agiert.
    Und natürlich hören Serienkiller nicht mit dem Morden auf und so bleibt Harry und seinem Team nicht viel Zeit um den Vampiristen zu fassen.


    Gleichzeitig sorgt sich Harry um seine Frau Rakel, sie wird plötzlich sehr krank und wird deshalb in ein künstliches Koma versetzt. Harry verspricht seinem Stiefsohn Oleg, bei ihr zu bleiben, bis es ihr wieder besser geht.
    Als der Serienmörder wieder zuschlägt, muss Harry sich entscheiden ob er sein Versprechen hält oder dem Morden ein Ende setzen will.


    Meine Meinung:
    Jo Nesbø hat zu seiner alten Form zurückgefunden. Koma habe ich allerdings noch nicht gelesen (werde ich aber demnächst nachholen), aber „Die Larve“ konnte mich nicht so ganz überzeugen.


    Die Jagd nach dem „Vampiristen“ ist sehr abwechslungsreich und extrem spannend, der Titel „Durst“ passt perfekt zu dem Thriller.


    Als Leserin machte ich mir natürlich darüber Sorgen, was mit Rakel wird. Harry ist wie immer ein sympathisches Raubein und Oleg hat die Kurve gekriegt und ist anständig geworden. Katrine Bratt ist schwanger und gerät in den Fokus des Killers. Mikael Bellmann und Isabelle Skøyen verfolgen wie immer ihre eigenen Interessen, was sie nicht gerade sympathisch macht, Truls Berntsen fand ich bisher recht undurchsichtig, das wird in diesem Teil anders werden, mehr verrate ich nicht. Durch die vielen verschiedenen Personen, die alle sehr vielschichtig sind, bekommt der Thriller noch mehr Komplexität.


    Ich war lange am Rätseln wer der zweite Killer ist, Jo Nesbø versteht es gut, falsche Fährten zu legen, so dass ich diverse Personen im Verdacht hatte.
    Der Schluss war dann noch mal richtig nervenaufreibend bis zum fulminalen Ende.


    Fazit: Wieder ein echter Nesbø, sehr unterhaltsam und extrem spannend! Absolute Leseempfehlung!

  • Jo Nesbø – Durst
    Date mit einem Vampir
    Jo Nesbø ist für mich ein Problemautor.
    Den Roman, den ich als ersten gelesen habe, fand ich gut. Den Nächsten habe ich nur angelesen und dann verschenkt. Jetzt wollte ich ihn noch mal probieren.
    Jo Nesbo hat einen guten Schreibstil, der Roman ist total spannend, aber leider ist mir die genaue grausame Mordbeschreibung zu viel. Da wird dieser Roman von ihm für mich der Letzte sein. Das soll aber keine Wertung sein.
    Die Harry Hole Serie geht schon in die 11. Folge.
    Harry Hole unterrichtet inzwischen an der Polizeihochschule, wird aber gezwungen an den neuen Mordermittlungen teil zu nehmen.
    Ein Serientäter ist am Werk, durch eine Dating-App verabredet er sich mit jungen Frauen. Gruselig, wenn man das liest, er ist schon in der Wohnung, wenn die Frauen nach Hause kommen, es gibt kein Entrinnen.


    Bis zur Hälfte des Romans war es mir zu gruselig und blutig, dann wurde es etwas besser. Harry Hole ist schon eine besondere Type.


    Gut war es das ich das Hörbuch anhören konnte. Der Sprecher Uve Teschner ist grandios. Er kann seine Stimme so verschieden betonen, das ich nachgesehen habe ob es mehrere Sprecher gibt. Ein Könner seines Fachs.


    Ein wirklich spannender, typischer Jo Nesbo Krimi der zu empfehlen ist und wie es aussieht gibt es wohl weitere Folgen mit Harry Hole.

  • Eigentlich hatte ich nicht gedacht, dass Harry Hole noch einmal aktiv wird, denn er lebt nun ein ruhigeres Leben mit Familie und als Dozent an der Polizeihochschule. Aber nun ist er wieder da, wenn auch nicht ganz freiwillig.
    Dies ist bereits der 11. Band um den Ermittler Harry Hole, von denen ich allerdings nicht alle gelesen habe.
    Ein Serienmörder nutzt die Dating App Tinder, um seine Opfer zu finden und sie dann sehr grausam zu töten. Die Ermittlungen laufen unter Zeitdruck, denn es steht zu befürchten, dass es bald wieder ein Opfer geben wird. Sehr bald bemerken Hole und sein Team, dass sie es mit einem alten Bekannten zu tun haben. Ein Katz und Maus-Spiel beginnt.
    Ich mag skandinavische Thriller und der Schreibstil von Jo Nesbø gefällt mir besonders. Er lässt sich gut lesen und schafft eine ganz besondere Atmosphäre. Die Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben, so dass man sie sich gut vorstellen kann. Außerdem gibt es eine Reihe, die man schon aus den Vorgängerbänden kennt. Mir ist Harry Hole sehr sympathisch. Er hat ein ganz besonderes kriminalistisches Gespür und das ist in diesem Fall auch gefragt. Da hat er nun mit diesem schwierigen Fall zu tun und auch privat gibt es Probleme.
    Aber auch die Sichtweisen des Täters sind sehr gut dargestellt. Auch wenn es recht früh klar zu sein scheint, um wen es sich handelt, bleibt es dennoch spannend und am Ende gibt es noch eine handfeste Überraschung.
    Eine klare Empfehlung für diesen spannenden Thriller.


    *****

  • Darum geht’s:

    Ein Tinder-Date endet in einem Blutbad und die Polizei hat nicht viele Anhaltspunkte, mit denen sie arbeiten kann. Polizeichef Bellmann weiß, wer seine Stadt wieder sicher machen und seinen guten Ruf als oberster Polizist am schnellsten wiederherstellen kann und deshalb bringt er Harry Hole, inzwischen Dozent an der Polizeihochschule, dazu, bei den Ermittlungen mitzumischen. Harry hat auch irgendwann den Verdacht, dass er den Mörder bereits kennt.


    So fand ich’s:

    Es gibt Bücher, durch die fliegt man förmlich, weil es einem die rasante Handlung unmöglich macht, langsam zu lesen. Solche Bücher liebe ich. Und dann gibt es Jo Nesbø, dessen Bücher man genießen muss, weil sie trotz aller Spannung mit Bildern und Emotionen voll gepackt sind, die man besser langsam wirken lässt. Er lässt einen immer wieder glauben, man wüsste, wie sich die Geschichte entwickelt, doch dann geht die Handlung in eine ganz andere Richtung. Nesbø beherrscht es, einen mit geschickten Wendungen bei der Stange zu halten und einer Handlung, die einen von Anfang packt und die Spannung Stück für Stück weiter steigert. Genauso fesselt einen seine Erzählkunst, die einen regelmäßig verblüfft, aber trotz ihrer Komplexität nie verwirrt.


    Und dann gibt es seinen Serienhelden Harry Hole, der inzwischen in seinem elften Fall ermittelt. Er hat zwei Leidenschaften, nämlich Mordfälle und Alkohol, und obwohl er beides hasst, kann er von beidem nicht lassen. Auch wenn er inzwischen glücklich mit Rakel verheiratet ist und zu seinem Stiefsohn Oleg ein sehr herzliches Verhältnis hat, bewegt er sich immer am Rande eines Absturzes.


    Einige der Figuren dieses Romans kennen wir schon aus früheren Bänden, allen voran Polizeichef Bellmann und dessen Bluthund Truls Berntsen, die beide nicht gerade zu Harry Holes Freunden gehören. Doch damit Harry überhaupt bereit ist, wieder zu ermitteln, wird er damit gelockt, dass er sich sein Team selbst zusammenstellen darf. Und da kommen altbekannte wie auch neue Nebencharaktere dazu, die Harrys kleine Spezialeinheit bilden. Gerade weil hier regelmäßig auftauchende Personen wieder eine Rolle spielen, empfehle ich diesen Band nicht als Einstieg in die Reihe, denn auch wenn die eigentliche Mordermittlung in sich abgeschlossen ist, so hat sich über einige Bände hinweg doch ein Pool von Personen in Sympathie oder Abneigung miteinander verbunden, deren Entwicklung man sich gönnen sollte. Deshalb empfehle ich, die ganze Reihe zu lesen, auch wenn die ersten zwei oder drei Bände nicht an die Genialität der aktuellen Bände heranreichen.


    Die Auflösung war zwar wie immer logisch und nachvollziehbar, der Showdown am Schluss aber nicht ganz nach meinem persönlichen Geschmack, auch wenn er spannend gechrieben war. Insgesamt hat mich „Durst“ wieder begeistert, sehr gut unterhalten und voll und ganz überzeugt. Ich hoffe, es wird noch viele Bände mit Harry Hole geben.

  • Buchmeinung zu Jo Nesbo – Durst


    „Durst“ ist ein Kriminalroman von Jo Nesbo, der 2017 in der Übersetzung von Günther Frauenlob bei Ullstein als Hardcover erschienen ist. Die norwegische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel „Torst“. Dies ist der elfte Fall für Harry Hole.


    Zum Autor:

    Jo Nesbø, 1960 geboren, ist Ökonom, Schriftsteller und Musiker. Er gehört zu den renommiertesten und erfolgreichsten Krimiautoren weltweit. Sein Roman Der Schneemann wird von Martin Scorsese verfilmt. Jo Nesbø lebt in Oslo.


    Klappentext:

    Ein Serienkiller findet seine Opfer über die Dating-App Tinder. Die Osloer Polizei hat keine Spur. Der einzige Spezialist für Serientäter, Harry Hole, unterrichtet an der Polizeihochschule, weil er mehr Zeit für seine Frau Rakel und ihren Sohn Oleg haben möchte. Doch Holes alter Chef Mikael Bellmann setzt Hole unter Druck. Die schlimmsten Befürchtungen werden wahr, als tatsächlich eine weitere junge Frau verschwindet, ausgerechnet eine Kellnerin aus Holes Stammlokal. Und der Kommissar kann nicht länger die Augen davor verschließen, dass der Mörder für ihn kein Unbekannter ist.

    Meine Meinung:

    Dies ist mein zweiter Harry Hole und es hat mir Schwierigkeiten bereitet, das Buch zu Ende zu lesen. Der Einstieg fiel mir noch leicht und das Setting um den Täter, der seine weiblichen Opfer auf der Dating-Plattform Tinder findet, klang vielversprechend. Jo Nesbo ist ein erfahrener Autor, der sein Handwerk versteht und technisch saubere Romane schreibt. Dazu gehören viele Perspektivwechsel und fast zu jedem Kapitelende ein Cliffhanger. Und doch fand ich keinen richtigen Zugang zu den Figuren. Sie sind durch die Bank überzogen dargestellt und Harry Hole ist lange Zeit der normalste Mensch in diesem Buch. Weder zu ihm noch zu einer anderen Figur fand ich Zugang. Alle Figuren wirken klinisch steril und gekünstelt. Spannung kommt nur in kleinen Dosen auf und wird durch mehrere Nebenhandlungen immer wieder unterbrochen. Auch der Figurenzeichnung fehlt die Tiefe. Vieles wirkt stereotyp und nicht ausgegoren. Als ich glaubte, dass der Fall gelöst wäre und das Ende erreicht sei, gab es einen Twist und das Buch zog sich weiter hin. Beim nächsten Showdown war es dann besser und das Buch zu Ende. Dort zeigte sich, dass der Autor weitaus mehr kann, als er sonst gezeigt hat. Was mir vom Buch in Erinnerung bleiben wird, ist die Affenfalle. Das sagt schon viel.


    Fazit:

    Ich hatte viel erwartet und wurde sehr enttäuscht. Sowohl Handlung als auch Figurenzeichnung wurden dem großen Ruf des Autors nicht gerecht. Nur an wenigen Stellen schimmerte das Talent des Autors durch. So kann ich nur zwei von fünf Sternen (4 von 10 Punkten) vergeben.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone