Kurzbeschreibung:
Eine dunkel angelaufene Metallplatte, in die die Zahl 1673 geritzt ist - die Reste eines Fotos aus dem 17. Jahrhundert? Niemand glaubt dem Wissenschaftler bis er im Jahr 2002 am Elbufer einen Druckbogen findet. Er dokumentiert die Geschichte über Silvius Schwarz, begabter Maler und zugleich Libertin und Atheist, der aus einer Camera Obscura ein künstliches Auge gebaut hat. Seine Geliebte Sophie von Schlosser war ebenso Anlass für Neid und Missgunst wie seine Erfindung: die Eins-zu-Eins-Wiedergabe der Natur. Bald als Magier und Blasphemiker gejagt, wird Silvius auch der Ritualmorde verdächtigt, die die höfische Welt erschüttern...
Über den Autor:
Mathias Gatza, geboren 1963 in Berlin, begann seine Verlagskarriere bei Wagenbach. 1990 gründete er den Mathias Gatza Verlag, in dem er vor allem deutsche Gegenwartsliteratur verlegte. Dies setzte er ab 1996 als "Gatza bei Eichborn" fort; danach arbeitete er als Lektor beim Berlin Verlag und bei Suhrkamp. Sein Romandebüt Der Schatten der Tiere (2008) wurde von der FAZ als "schönster Debütroman" der Saison gepriesen.
Über die Sprecher:
- Hans Kremer wurde 1980 von Jürgen Flimm ans Schauspiel Köln geholt und folgte ihm später ans Thalia Theater Hamburg. Dort arbeitete er mit Regisseuren wie George Tabori und Robert Wilson. Seit 2012 ist er festes Ensemblemitglied an den Münchner Kammerspielen. Neben dem Theater spielt er in Film- und Fernsehproduktionen, unter anderem von Andreas Dresen und Margarethe von Trotta. Er ist zudem Mitbegründer des Münchner Künstlerkollektivs FREIES.FELD.
- Maja Schöne, geboren 1976, spielte noch während ihres Studiums bei Leander Haußmann, der sie 1999 ans Schauspielhaus Bochum holte. Von 2001 bis 2007 war sie am Hamburger Schauspielhaus engagiert. Nach Gastengagements in Hannover, Zürich und Köln gehört Maja Schöne seit 2009 zum Ensemble des Hamburger Thalia Theaters. Regelmäßig ist sie auch in Film und Fernsehen zu sehen, zum Beispiel in Breloers Die Buddenbrooks und in verschiedenen Tatort-Folgen.
- Matthias Leja, geboren 1962, spielte fast zwanzig Jahre lang an den Theatern an Rhein und Ruhr, vor allem in Köln, Düsseldorf und Bochum. 2007 wurde ihm der Düsseldorfer Publikumspreis "Gustaf" als bester Schauspieler verliehen. Seit der Spielzeit 2009/2010 ist er festes Ensemblemitglied des Hamburger Thalia Theaters. Außerdem ist Matthias Leja in zahlreichen Fernsehproduktionen zu sehen, unter anderem in Die Rettungsflieger.
- Sebastian Rudolph, geboren 1968, spielte nach seinem Schauspielstudium an verschiedenen Bühnen, darunter das Schauspielhaus Zürich. Weitere Engagements führten ihn nach Basel, Wien, Hamburg und Berlin. In Christoph Schlingensiefs Hamlet spielte er die Hauptrolle. Seit 2009 ist er am Hamburger Thalia Theater engagiert. Theater heute kürte ihn 2012 zum »Schauspieler des Jahres«.
Meine Meinung:
"Der Augentäuscher" ist ein ebenso originelles wie anspruchsvolles Verwirrspiel auf drei Erzählebenen: In der Gegenwart - sozusagen auf übergeordneter Ebene - berichtet der "Herausgeber" der Geschichte von seiner (fast schon an Besessenheit grenzenden) Suche nach historischen Dokumenten über den geheimnisvollen Barockmaler Silvius Schwarz, von dem er glaubt, dass er bereits im 17. Jahrhundert die Fotografie erfunden hat. Dessen kurzweiliger Briefwechsel mit seiner geliebten Cousine Sophie von Schlosser ist die zweite Erzählebene. Sie zeichnet sich durch den schnellen Wechsel zwischen sachlichem Bericht (ER) und temperamentvoller Leidenschaft (SIE) aus. Das Bindeglied zwischen den beiden Ebenen stellt der Bericht des Buchsetzers Leopold dar, der die Ereignisse in und um Dresden rund um Silvius Schwarz im Jahr 1673 dokumentiert. Der Wechsel der Erzählebenen ist dank der vier unterschiedlichen Sprecher (jeweils einen für den Herausgeber, Silvius Schwarz, Sophie von Schlosser und Leopold) gut zu erkennen, vor allem die Stimmen von Sophie und dem Herausgeber haben mir gut gefallen. Dennoch macht das Verwirrspiel seinem Namen alle Ehre und irgendwann weiß der Hörer nicht mehr, welches Element nun den Kern des Romans darstellt: Ist es die Idee der Erfindung der Fotografie im Barock? Oder die geheimnisvolle Mordserie, die in dieser Zeit Angst und Schrecken in der Bevölkerung auslöst? Die Obsession eines Wissenschaftlers, für den der Zweck die Mittel heiligt? Leider findet sich darauf bis zum Ende keine befriedigende Antwort, was das Lesevergnügen - trotz einer ordentlichen Prise Humor auf allen Erzählebenen - etwas trübt.
Von mir 7 Punkte.