Silke Porath: Mit Mops und Mann, Augsburg 2017, Weltbild-Verlag, ISBN 978-3-95973-298-7, Softcover, 333 Seiten, Format: 12,5 x 18,5 x 2,3 cm, Buch: EUR 5,99, e-Book: EUR 4,99.
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„(...) mein Plan für heute war: ab auf die Couch, Hausfrauenfernsehen gucken. Da kann ich mich genauso gut mit der Geliebten meines Freundes unterhalten, beschließe ich. Ist ja auch irgendwie wie RTL zwei.“ (Seite 197)
Irgendwie hat sich Tierarzt Arne Fuchs noch nicht so richtig an seine Rolle als Familienvater gewöhnt. Die Veränderungen, die das Leben mit Kind mit sich bringt, schmecken ihm gar nicht. Das mit dem Nachwuchs hat ihn ja auch eiskalt erwischt: Er kommt nichtsahnend von einer Expedition aus dem bolivianischen Urwald zurück und stellt fest, dass seine Lebensgefährtin Tanja Böhme inzwischen ein Kind von ihm hat. Sie hatte ihm ihre Schwangerschaft verschwiegen, um ihm nicht den Traum seines Lebens zu verderben.
Arne kündigt. Tanja ist fassungslos
Verantwortungsbewusst hat er nach seiner Rückkehr eine sichere Festanstellung im Stuttgarter Zoo, der Wilhelma, angenommen, hält es dort aber nur wenige Monate aus. Während Tanja todmüde durch den Alltag mit Baby Zita und den beiden Hunden wankt (die eigentlich den Nachbarn gehören), schmiedet Arne schon wieder heimlich Pläne. Eines Abends stellt er sie vor vollendete Tatsachen: Er hat seinen Job gekündigt und will endlich seine Doktorarbeit schreiben. Leben werden sie einstweilen von seinem Ersparten. Tanja ist wie vor den Kopf geschlagen. Bespricht man so etwas in einer Partnerschaft nicht vorher miteinander? In ihrer offenbar nicht. Aber was soll sie machen? Nun ist das nicht mehr zu ändern.
Arne sitzt jetzt also entweder daheim am Computer oder ist mit anderen Doktoranden unterwegs. Und immer häufiger kommt er angetrunken, spät nachts oder gar nicht nach Hause. Da ist doch was faul! Tanja weint sich bei ihrer Ersatzfamilie aus, ihren langjährigen Freunden und Nachbarn Chris und Rolf, den Herrchen von Mops Earl und Mischlingshund Mudel.
Flucht zu den Laubenpiepern
Wenn Tanja ihrem Arne daheim im Weg ist, flüchtet sie oft in den „Laubenpieper“, das Vereinslokal der Schrebergärtner, das Chris und Rolf zusammen betreiben. Oder sie trifft sich mit ihrer lebenserfahrenen Freundin Frieda, die in jungen Jahren unter dem Namen „Dolores“ als Prostituierte gearbeitet hat. Frieda stammt aus Reutlingen, sieht auch mit über 70 noch klasse aus und hat ebenfalls ihr Päckchen zu tragen: Sie hat seit Jahrzehnten keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn. Er hat nicht verkraftet, womit seine Mutter ihr Geld verdient und will nichts mehr mit ihr zu tun haben.
Den Kopf voller Sorgen, bringt Tanja unabsichtlich eine wichtige Verhandlung ihrer Laubenpieper-Kumpels zum Platzen und wird dann auch noch mitschuldig daran, dass Mops Earl einen Tritt kassiert und fortan hinkt. Auch das noch! Schwimmen täte dem Mops gut, heißt es. Aber wo darf ein Hund zu therapeutischen Zwecken ins Wasser? Auf der Suche nach einem entsprechenden Badesee begegnet Tanja dem attraktiven Geschäftsmann Marcel und gemeinsam kommen sie auf eine geniale Geschäftsidee.
Marcel arbeitet nicht nur mit Tanja, er flirtet auch mit ihr. Das ist die Selbstbestätigung, die sie gebraucht hat. Wenn daheim nichts mehr läuft und ihr Arne sich offenbar mit einer der Doktorandinnen vergnügt, ist es doch nur recht und billig, wenn sie sich auch anderweitig umschaut. Das redet sie sich zumindest ein. Aber fremdgehen aus Rache ist eigentlich nicht Tanjas Stil.
Das Chaos tobt
Ist ihre Beziehung noch zu retten? Werden Tanja und Marcel ihre Geschäftsidee wirklich realisieren können? Wird Frieda ihren Sohn noch einmal wiedersehen? Und wird Mops Earl wieder gesund?
Doch bevor für irgendein Problem eine Lösung in Sicht kommt, versinkt erst einmal alles so richtig im Chaos: Matsch-Alarm bei den Laubenpiepern, Beziehungspause im Hause Fuchs und Böhme, einer der Hunde landet in der Tierklinik, Frieda im Krankenhaus und Arne auf der Polizeiwache.
Der Mops kommentiert
Das alles wird grummelig und brummelig kommentiert von Mops Earl. Der kann die Aufregung darüber, wer mit wem das Körbchen teilt, überhaupt nicht verstehen. Hunde sind da viel entspannter. Aber solange Mischling Mudel und er regelmäßig gefüttert, gekrault und Gassi geführt werden, geht ihm das Affentheater seines Menschenrudels ohnehin am ringelgeschwänzten Pelzpopo vorbei. Und er hat ja auch eigene, ganz reale Probleme: „Ich lasse mich scheiden. Der Tierschutz muss informiert werden. Die Mopspolizei. Umgehend und auf der Stelle! Herrchen hat meinen Sohn und mich mit dem Schlauch abgespritzt. Mit dem Schlauch! Mit eiskaltem Wasser! Das muss man sich mal vorstellen! Ich bin entsetzt! Pikiert. Beleidigt. Für immer. Und ewig. Und zurück.“ (Seite 134) Und da muss man dann als Leser grinsen, trotz der vielen Sorgen, die die Menschen in dem Buch so plagen.
Am Schluss ist einiges ganz anders, als es zunächst ausgesehen hat, und so manches Problem wäre gar nicht erst entstanden, wenn die Leute rechtzeitig offen miteinander geredet hätten. Vor allem Arne zieht wieder mal sein eigenes Ding durch. Er mag es gut meinen, aber mich macht es rasend zu sehen, wie er immerzu etwas über Tanjas Kopf hinweg bestimmt. Selbst in existenziellen Krisen bezieht er sie nicht mit ein. Teilt er nun sein Leben mit ihr oder nur das Bett? Könnte dem Kerl bitte mal jemand den Kopf waschen, bevor alles zu spät ist? Die pragmatische Frieda, vielleicht? Danke!
In diesem Roman geht’s nicht um das große Drama. Was den Hauptfiguren zustößt, ist das ganz normale (Familien-)Leben, das freilich ein bisschen überspitzt dargestellt werden muss, damit es den Leser fesselt. Der Irrsinn des Alltags, amüsant aufgelockert durch die Kapriolen und Kommentare der Hunde.
Herrlich sind die Zitate über den Mops, die jedem Kapitel vorangestellt wurden. Da ich außer der Schriftstellerin Katharina von der Leyen und Silke Poraths Ehemann keine der zitierten Personen kannte, habe ich mich gefragt, woher diese treffenden Aussprüche wohl stammen mögen. In den Credits am Schluss wird das Rätsel aufgelöst: aus einem Mopsforum. Dieser Spruch hier könnte das Leitmotiv des ganzen Romans sein: „Ein Mops bringt einen immer zum Lachen, auch wenn einem zum Heulen ist. Er ist der günstigste und erfolgreichste Therapeut der Welt.“ (S. E. Wetzke, Seite 111)
Die Autorin
Silke Porath lebt, liebt und arbeitet mit ihrem französischen Mann, dem Mops Baudelaire und dem reinrassigen Straßenhund Charlie in ihrer schwäbischen Heimatstadt Balingen. Die Mutter dreier Kinder ist Mitglied bei den 42erAutoren und im Verband deutscher Schriftsteller. Das Zuhause im Netz ist immer geöffnet: www.silke-porath.de