'Gray' - Seiten 079 - 159

  • Nochmal zum Thema Papageienintelligenz: Ich habe das Gefühl, hier eher unter- als übertrieben zu haben. Wer auf youtube nach "Alex parrot" sucht, kann ihn dort in Aktion sehen, außerdem habe ich mit Leuten gesprochen, die Alex persönlich kannten und alles in allem ergibt sich das Bild wirklich überraschender geistiger Leistungen.


    Natürlich kann man fragen, wie lange es dauert, einem Papagei so viel beizubringen und ob Elliot in seinem doch eher kurzen Leben dafür genügend Zeit hatte.
    Zu hinterfragen ist auch, ob Gray Stimmen wirklich so perfekt nachahmen kann. Papageien sind begnadete Imitationskünstler, aber was Gray da von sich gibt ist komplex und mit manchen Buchstaben hat die Vogelphysiognomie Probleme. Hier habe ich mir vielleicht ein bisschen künstlerische Freiheit erlaubt....

  • Zum Daumenkino: mich lenkt es überhaupt nicht ab. Im Gegenteil, ich liebe es, und es gehört zu deinen Büchern einfach dazu. Ich mochte es schon bei den Schafen sehr :-)


    Und vielen Dank für den Hinweis auf Alex. Ich habe mir den Beitrag angesehen und abgespeichert. Er ist faszinierend, zugleich auch traurig. Ob Alex wohl ein glücklicher Vogel war? Ich hoffe es, dass er so viel Spaß und Freude hatte, wie er anderen geschenkt hat. Jedenfalls war er ein ganz besonderes Geschöpf.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ja, ich bin auch der Meinung, dass Alex vermutlich nicht die erfüllteste Papageienexistenz hatte - immer im Labor, und der ganze Lernstress - aber er hat der Welt gezeigt, was Papageien geistig so drauf haben und damit vielleicht dazu beigetragen, dass sie als Haustiere artgerechter gehalten werden.
    Es gibt da eine wirklich rührende Anekdote: Alex, der gelernt hatte, nach Futter und Objekten zu fragen, erklärte manchmal: "want tree". Dann ging Dr. Pepperberg mit ihm hinaus auf den Gang, wo er durch ein Fenster einen Baum sehen konnte. Nicht essen. Nicht berühren. Nur sehen. Traurig, aber auch irgendwie wunderbar.

  • Heute früh war im TV ein Bild von 2 Papageien zu sehen, die im 22. Stock irgendeines Hauses in Florida außen auf der Fensterbank saßen - tropfnass und recht zerzaust. Offensichtlich suchten sie Schutz.
    Das Foto wurde von innen aufgenommen, helfen konnte man den beiden Tieren aber leider nicht, denn die Fenster lassen sich nicht öffnen.
    Ich musste fast weinen. Ist natürlich total idiotisch, schließlich sind dort ja auch Menschenleben in Gefahr. Aber Tiere (und kleine Kinder) sind doch unschuldig, sie haben keinen Klimawandel verursacht (naja, die Kühe mit ihren Blähungen vielleicht schon irgendwie, aber deren Massenhaltung ist doch auch wieder von Menschen veranlasst!) und seit dem schlauen Gray frage ich mich nun, ob sie sich fragen, warum ihnen wohl niemand aufmacht....
    Vielleicht kann ja einer von euch das Bild im WWW finden, angeblich wird es "viral geteilt", und verlinken, ich kann so etwas nicht.
    @ Leonie: Meinst du, die fragen sich, warum wir ihnen nicht das Fenster öffnen? Oder geht das mit der Intelligenz dann doch nicht so weit? :cry :-(


    Edit: Ich hab mir gerade den Wiki-Eintrag durchgelesen und 1 YouTube geschaut.
    Mir tut Alex leid. Sicher, die Forschungsergebnisse sind interessant, aber er wirkte nicht sehr glücklich.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Die sehen wirklich arm aus! Ob sie darauf warten, dass jemand das Fenster öffnet, hängt wahrscheinlich davon ab, welche Erfahrungen sie bisher mit Fenstern gemacht haben. Wenn ihnen früher mal Fenster geöffnet wurden, machen sie sich wahrscheinlich Hoffnungen...

  • Huffs Ansicht über gebrauchte Bücher - herrlich!


    Was hat Elliot für Spielchen gespielt? Er scheint auch "Luftikus" zu sein (es werden der Vogel und die Puppe erwähnt). Wer ist "er", von dem er nicht gesehen werden will? Ich denke, seine Beobachtungen und die Fotos gehören, ebenso wie Grays Training zu einem Forschungsprojekt.


    Elliott Mutter, sagt zu ihrem Sohn, er habe kein Herz? Und Huff bringt sie ja ganz schön durcheinander :grin


    Wenn man den unwahrscheinlichsten Täter sucht, ist das Frederick. Der kannte auch schon Elliots Vater und Großvater, und sitzt im Rollstuhl. Warum? Ist das relevant für die Geschichte?


    Dann kommen noch zwei Freunde Elliots ins Spiel, einer davon rothaarig. Den lernen wir vielleicht bald näher kennen ...


    Ich fühle mich gut unterhalten!

  • Zitat

    Original von ElSwann
    Zum Thema Knacken kann ich nicht so viel sagen, da ich das Buch nicht gelesen habe - werde aber heute Nachmittag einen Versuch mit meinem Belegexemplar starten... Kann ja auch mal den Verlag fragen, ob sie beim Binden von Gray irgendwas anders gemacht haben.


    Das Daumenkino ist für mich eher ambivalent. Einerseits ist es schon süß, andererseits lenkt es vielleicht auch ab. Wie ist hier so die Stimmung - braucht's das?


    Ich liebe das Daumenkino und lasse es hin und wieder laufen, ansonsten freue ich mich beim Umblättern über das Bildchen, außer ich bin grad im Lesefluss - nein, es lenkt nicht an.


    Mein Buch knackt bei normalem Lesen übrigens nicht, habe mal ein bisschen damit gewedelt, da knackte es dann schon :lache

  • Huff und gebrauchte, erfahrene Bücher ... Diese Passage ist schlicht grandios.


    Das Auftauchen der Lady Fairbanks hat mich nachdenklich gemacht. Man sieht sie geradezu vor sich, in Huffs grünem Denksessel, rauchend, kühl und selbstbewusst, nicht bereit, mehr von sich Preis zu geben, und dennoch spürbar verwundet.
    Irgendwie mag ich die Lady.


    Huffs Gedankengänge führen ihn zu immer neuen, teilweise wild absurden Spekulationen. Die meisten verlaufen bald wieder im Sande, trotzdem macht es beim Lesen Spaß, ihn dabei zu begleiten.
    Als er aus dem Schlaf hochschreckt und für einen kurzen Moment überzeugt ist, etwas Schreckliches getan zu haben, zum Beispiel. Und wie er daraufhin beschließt, Beweise zu finden. Wie er gegen alle in ihm aufkommende Panik wieder zu klettern beginnt und etwas Wichtiges wiederentdeckt.


    Leonie Swann gelingt es, das Unbehagen, das Huff angesichts der Umstände verständlicherweise verspürt, so lebendig zu beschreiben, dass ich beinahe versucht bin, den eigenen Schreibtisch aufzuräumen.


    "Rot", grüßte Gray.
    Ich musste so laut lachen.


    Mein Buch knackt nicht.

  • Zitat

    Original von ElSwann
    Das Daumenkino ist für mich eher ambivalent. Einerseits ist es schon süß, andererseits lenkt es vielleicht auch ab. Wie ist hier so die Stimmung - braucht's das?


    Es hat mich beim Lesen nicht abgelenkt, aber gebraucht hätte ich es auch nicht. Ich fand es zwar ganz witzig und habe es anfangs einmal angeschaut, aber mehr habe ich mich damit nicht beschäftigt. Es gibt dem Buch etwas unterhaltend-verspieltes und ich kann verstehen, wieso der Verlag das einbaut, aber ich finde andererseits auch, dass es dem Buch etwas das "ernste" im Sinne von "literarische" nimmt. Es sieht dadurch eben mehr nach amüsanter (Kriminal-)Unterhaltung aus als nach kriminalistischer Rätselgeschichte mit humorvollen Elementen. Dadurch "täuscht" es vielleicht etwas, obwohl ich sicher bin, dass man es auch gut als amüsante Unterhaltung mit Krimi-Elementen lesen kann. ;-)
    Im Endeffekt sind das ja sowieso durchaus recht subjektive Unterschiede.

  • Zitat

    Original von Cith
    Es gibt dem Buch etwas unterhaltend-verspieltes und ich kann verstehen, wieso der Verlag das einbaut, aber ich finde andererseits auch, dass es dem Buch etwas das "ernste" im Sinne von "literarische" nimmt.


    Einspruch, Euer Ehren :-)
    *Alice hat was gegen Schubladen* :keks


    Meiner Meinung nach schließen Unterhaltsames und Ernstes in der Literatur einander nicht aus. Ich kenne Werke der Weltliteratur mit großem Unterhaltungswert, aber auch ernste Romane, die eher in die Sparte "Machwerk" fallen.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Da bin ich deiner Meinung. Ich habe mich in dem Fall etwas missverständlich ausgedrückt. Ich meine "ernst" nicht im Sinne von das Thema, oder der Inhalt oder den Unterhaltungswert, sondern tatsächlich passt das Wort "literarisch" vielleicht eher. Ein Daumenkino suggeriert für mich eher seichte Unterhaltung in Form eines "Machwerks", wie du es formulierst. Das heißt aber keinesfalls, dass ich nicht der Meinung bin, dass "Werke der Weltliteratur" nicht unterhaltend sein können - ganz im Gegenteil. Ich würde fast behaupten alle, die mir gefallen, gefallen mir (auch) deswegen so gut, weil sie mich so vortrefflich unterhalten haben.

  • Mhm. Auf mich wirkt das Daumenkino eher liebevoll. Es gibt dem Buch etwas Verspieltes, was aber trotzdem sehr gut zur Geschichte und der hochwertigen und durchdachten Covergestaltung passt. Also für mich eher ein Zeichen für eine anspruchsvolle Umsetzung, weil hier Buchäußeres und Buchinhalt eine Einheit bilden. Da hat sich jemand Gedanken gemacht, und das gefällt mir. Seichte Unterhaltungsromane haben in der Regel eine 08/15-Aufmachung und schon das Cover solcher Bücher unterscheidet sich kaum von anderen.


    Zum Abschnitt selbst: höchst mysteriös, das Ganze. Die rauchende Lady Fairbanks fand ich extrem unsympathisch, Sybil hat vermutlich irgendwas mit der Geschichte zu tun (die ist nicht ganz koscher, wenn ihr mich fragt) und Elena hat bestimmt ganz schön was auf dem Kasten (und damit meine ich nicht den Vorbau, der Augustus so sehr fasziniert).
    Irene Pepperberg musste ich gleich mal nachschlagen, dass ist gleich nochmal spannender zu lesen, wenn man weiß, dass Alex eine gewisse Rolle in der Gestaltung von Gray spielte (aus irgendeinem Grund lese ich ständig Gary, ich glaube, ich habe zuviel Spongebob gesehen).


    Dann ist mir noch eine unglückliche Satzdoppelung aufgefallen - auf S. 146 heißt es:

    Zitat

    Seidige Wellen glitten über ihre Schultern, und auf einmal hatte Augustus doch Lust auf ein Küsschen.


    Eine Seite weiter liest man auf S. 147, noch in derselben Szene:

    Zitat

    Sie stand auf, Licht in den Honighaaren, und auf einmal wollte sie Augustus doch küssen.


    Zweimal auf einmal passt nicht, außerdem will er sich beim zweiten Mal höchsten noch immer küssen.


    Und jetzt muss ich ganz dringend weiter lesen. :lesend :heisseliebe