Marlenes Geheimnis - Brigitte Riebe

  • Die Autorin (Quelle: Amazon)
    Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane zu verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Unter dem Pseudonym Lara Stern veröffentlicht sie zudem eine erfolgreiche Krimireihe. Riebe lebt heute als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.


    Produktinformation (Quelle: Amazon)
    • Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
    • Verlag: Diana Verlag (11. September 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3453292057
    • ISBN-13: 978-3453292055



    Alles kommt ans Tageslicht….


    Mit diesem Buch bleibt Brigitte Riebe in der Gegenwart – und entführt uns mit vielen Rückblicken in die Zeit vor und nach sowie während des zweiten Weltkrieges.
    Christian Auberlin genannt Nane, wartet in Konstanz ungeduldig auf ihre Mutter um mit ihr nach Rickenbach zu fahren….
    Beim Auto angekommen, sah sie einen verletzten Hund daneben liegen, Nane brachte es nicht übers Herz, das Tier liegen zu lassen….
    Spätestens nach der Beerdigung merkte man gleich, dass die beiden Schwestern nicht unbedingt gut miteinander auskamen….
    Von Marlene hat Nane einen Umschlag bekommen, den ihre Großmutter ihr zugedacht hatte…. Und Nane war natürlich neugierig… Es waren Evas Aufzeichnungen ihres Lebens und Nane fing an zu lesen….
    Sie las von Evas Zeit in Reichenberg. Ihre Mutter war in Prag aufgewachsen, dann mit der Familie nach Reichenberg gezogen wo sie ihre beste Freundin fand: Molly….
    Und noch etwas fand sie dort, bevor sie letztendlich nach Deutschland in die sowjetische Zone gebracht wurden…
    Über viele Umwege kam Eva schließlich nach Rickenbach….
    Warum war Nane ungeduldig? Hatte sich ihre Mutter verspätet? Weshalb mussten sie nach Rickenbach? Was war mit dem Hund? Hat sie ihn mitgenommen? War sie mit ihm beim Tierarzt? Wer war gestorben bzw. beerdigt worden? Warum kamen die beiden Schwestern nicht gut miteinander aus? Weshalb hatte Nane von ihrer Großmutter einen Umschlag bekommen? Was stand darin? War Evas Leben so interessant? Was ist mit Molly später passiert? Warum wurden sie nur in die sowjetische Zone gebracht? Wie kam Eva letztendlich nach Rickenbach? Alle diese Fragen – und noch viel mehr – beantwortet dieses Buch.


    Meine Meinung
    Auf dieses Buch von Brigitte Riebe habe ich schon ganz ungeduldig gewartet. Es beschreibt, wie oben erwähnt einen Teil des Lebens von Eva Auberlin geborene Menzel. Ihren Umzug von Prag nach Reichenberg, wo sie dann letztendlich doch eine beste Freundin fand. Den Einmarsch von Hitlers Truppen und das Attentat auf Heydrich, das schlimme Folgen für ein bestimmtes Dorf hatte. In der Geschichte war ich schnell drinnen und auch in die Protagonisten konnte ich mich gut hineinversetzen. Als Eva von zu Hause weggebracht wurde, sie tat mir unendlich leid. Mit ihrer Freundin und ihrer schwerkranken Mutter kam sie in die sowjetische Zone – und mit einem kleinen Mädchen, Leni. Und irgendwann trennten sich dann ihre Wege und Eva gelangte mit ihrer kleinen Leni nach Rickenbach an den Bodensee. Wie sie dorthin kam und weshalb ausgerechnet dorthin, dass soll der Leser selbst lesen. Auf jeden Fall hat mich Brigitte Riebe mir diesem Buch nicht enttäuscht. Es war spannend und hat mich so gefesselt, dass ich es in einem Rutsch gelesen habe. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt, und es gab immer wieder neue Wendungen die man so vielleicht nicht vermutete hätte Das Buch ist es wert von vielen Mensche3n gelesen zu werden und so vergebe ich eine Lese-/Kaufempfehlung und natürlich volle Bewertungszahl.

    Gruß


    Lerchie


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    Nur wer aufgibt hat schon verloren

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  • Inhaltsangabe: Quelle Amazon
    Drei Frauen, drei Generationen und ein Geflecht aus Lügen


    Marlene hat die Vertreibung aus der Heimat nach dem Krieg längst hinter sich gelassen. Vor mehr als siebzig Jahren begann sie mit ihrer Mutter Eva am Bodensee ein neues Leben. Eine florierende Schnapsbrennerei, die die Früchte der Region verarbeitet, ist ihr ganzer Stolz. Erst als ihre Nichte Nane kurz nach Evas Beerdigung die Aufzeichnungen der Großmutter liest, bricht die Vergangenheit ohne Vorwarnung herein. Und ein lang gehütetes Geheimnis kommt zutage …


    Bestsellerautorin Brigitte Riebe ist zurück – mit einem bewegenden Roman über ein deutsches Familienschicksal


    Meine Meinung zur Autorin und dem Buch:



    Autorin:


    Brigitte Riebe hat es verstanden mich wiedereinmal zu verzaubern mit ihrem neusten Roman, der mich zutiefst berührte und beim Lesen unter die Haut ging. Es war mir ein großes lateritisches Vergnügen, diesen ungewöhnlichen, facettenreichen Roman mit großem historischen Hintergrund zu lesen. Sie ist eine Ausdrucksstarke Autorin mit einem ganz eigenen Stil. Sie besitzt eine aufmerksame Beobachtungsgabe. Man spürte beim Lesen das eine promovierte Historikerin zugange war. Wie sie von der Vertreibung und Flucht der Menschen aus Osteuropa schrieb. Es war so Bildhaft geschildert das man es mit eigenen Augen sah, es war wie Kopfkino. Ihr Sprach und Schreibstil, ist sehr flüssig, klar und kraftvoll. Das historische ist sehr korrekt und gewissenhaft recherchiert. Alles kommt sehr logisch und schlüssig daher, das man sich sehr gut hinein versetzen kann. Am Ende der Geschichte laufen alle Fäden in einem großen ganzen zusammen, es blieben keine Fragen offen. Auch der Spannungsbogen blieb von Anfang an bis zum Ende hoch und sehr fesselnd. Es erwarten einem beim Lesen, immer wieder sehr überraschende Wendungen, besonders der Schluss war mehr als überraschend, mit einem Ende das man nicht erwartet hätte. Ihre Figuren sind sehr liebevoll gezeichnet , auch die einzelnen Charaktere hat sie sehr glaubhaft und real heraus gearbeitet. Es sind Menschen aus Fleisch und Blut. Die historische Authentizität und Wahrheit ist präzise wiedergegeben. Sie hat Wahrheit und Fiktion gekonnt miteinander verknüpft, ebenso die verschiedenen Zeitebenen.



    „ Eine tragische und facettenreiche Geschichte, die einem tief berührt und zu Herzen geht, einach Brillant und gekonnt erzählt“


    Zum Inhalt:


    Man lernt drei Frauen und Generationen kennen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eine jede hat sein Päckchen zutragen, ihr Leben ist auf Lügen aufgebaut, deren wahren Hintergrund man so richtig erst am Ende erfährt, wo alle Fäden zu einem großen ganzen zusammen laufen.


    Es fängt alles mit Nane der Enkelin an, die an den Bodensee zur Beerdigung ihrer Großmutter Eva fährt. Tante Marlene die Schwester ihrer Mutter Viktoria, kommt sehr kühl und eisig rüber, Viktoria erscheint einem sehr flippig,ganz das Gegenteil von ihrer Schwester, die mit beiden Beinen im Leben steht. Die Beziehung zwischen den zwei Schwestern, ist sehr zerrüttert, Marlene scheint ihre kleine Schwester zu hassen. Was ist vorgefallen und warum ist es so unterkühlt ? Gibt es etwas aus Evas leben, das nicht ans Tageslicht sollte ? Marlene übergibt Nane eine großen Umschlag von ihrer


    Großmutter Eva, darin befindet sich eine Art Tagebuch, in dem wir mit Nane Abtauchen in Evas Vergangenheit. Eine Vergangenheit die mehr als erschütternd war. Eva lebte mit ihren Eltern in Reichenberg in der Tschechei, ihr Vater ein Apotheker, die Mutter eine ehemalige Opernsängerin aus Ungarn, die todunglücklich in dieser neuen Heimat ist. Eva dagegen scheint aufzublühen, da ist der geliebte Garten mit den köstlichen Äpfeln, aus der sie und Ihr Vater Schnaps brennen. Evas erste und große Liebe Jan, vom dem sie schwanger wird und tragisch endet. Wie alles als es am schönsten ist, findet ein jähes Ende durch Hitler, den 2. Weltkrieg und die Vertreibung der Deutschen am Ende des Krieges. Der Vater Tod, oder vermisst, es bleiben ihr nur ihre beste Freundin Molly und die Mutter. Sie werden aus dem Land vertrieben und werden mit den anderen Flüchtlingen in Waggons gesperrt, wie Vieh. Der Hass auf die Deutschen ist groß das bekommen sie zu spüren. Schon schlimm diese Flucht und die Lager, der Hunger, die Kälte und der Tod. Eva und Molly sind Kämpferinnen, ich habe Eva bewundert. Dann ist da noch die kleine Leni, um die sie sich sorgt, der sie all ihre Liebe und Wärme gibt.In Deutschland werden die Flüchtlinge Zwangs eingewiesen, man spürt deutlich die Ablehnung der Menschen wo sie unterkommen. Evas und Lenis Flucht endet am Bodensee, der Obstbauer Toni Aubelein erbarmt sich ihrer. Mit ihm baut Eva eine Florierende Schnapsbrennerei auf. Aber das ist noch die Bentele, der Junge Bentele hat auch ein Auge auf die schöne und rassige Eva geworfen. Was hat es mit ihm auf sich und warum hast, Marlene diese Familie so?


    Das Buch hat 5 Sterne verdient

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Meine Meinung
    Ich kann es gleich vorweg schreiben, ein Roman der mich tief berührt und sehr bewegt hat. Brigitte Riebe hat mich als Leserin an den Lebenslinien von zwei Frauen entlang geführt, die einmal im "Heute" und im "Damals" angesiedelt sind. Im "Heute" begleitet man Christiane Auberlin, von allen Nane genannt, die zur Beerdigung ihrer Großmutter, zurück nach Rickenbach am Bodensee kommt, an den Ort ihrer Kindheit, wo sie immer die Sommerferien verbrachte. Hier überreicht ihre Tante Marlene, ihr ein kleines Päckchen, darin ein Notizbuch mit der Lebensgeschichte ihrer Großmutter. In den "Damals"-Abschnitten bekam ich dann zu lesen, wie Nane´s Großmutter Eva, den Krieg und die Flucht aus ihrer Heimat beschreibt. Diese Zeiten müssen sehr schlimm gewesen sein, denn das liest man aus jedem Satz der Autorin. Doch dazwischen streut Brigitte Riebe immer wieder kleine Lichtblicke ein, die mich als Leserin wieder etwas erleichtert haben. Denn die Beschreibungen von Eva gehen einem schon sehr an die Nieren, aber trotz allem bleibt sie stark und gibt niemals auf.
    Als Hauptcharakter hat mich die Person der Eva sehr angesprochen und fasziniert, doch Nane, ihre Enkelin blieb mir irgendwie ein bisschen fremd und etwas zu blass. Das kann auch daran gelegen haben, das allein die Geschichte um Eva, die Kriegswirren und ihr unbändiger Lebenswille mich so in den Bann gezogen haben, das Nane eine Nebendarstellerin wurde, oder besser gesagt, nur eine Erzählerin der Lebensgeschichte der Großmutter. Obwohl Nane am Ende der Geschichte klären kann, warum ihre Mutter Vicky und ihre Tante Marlene so unterschiedliche Persönlichkeiten geworden sind. Brigitte Riebe hat eine wunderbare Ausdrucksweise, die der damaligen Zeit entsprochen hat und selbst die kleinsten Nebencharaktere hat sie so angelegt, das jede Person ihren Platz in der Geschichte hatte und nicht einfach nur schnell mal am Rande erwähnt wurde. Zum Ende der Geschichte hin klären sich viele Nebensächlichkeiten auf und einige lose Verbindungen verknüpfen sich, so das ich als Leserin, zufrieden und glücklich, nach dem letzten Satz, das Buch zuklappen konnte.



    Fazit
    Eine mitfühlende, bewegende und tief berührende Geschichte über starke Frauen auf der Flucht, die den Krieg hautnah miterleben mussten und so manchen großen Verlust zu bewältigen hatten. Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und so manches Tränchen unterdrückt beim Lesen. Ich wünsche diesem wundervollen Roman viele Leserinnen und Leser.

  • Brigitte Riebe hat ein Buch geschrieben, dessen Thema aktuell ist und gleichzeitig aber auch die Zeit unserer Eltern und Großeltern prägte, Flucht, Vertreibung, Krieg und Hass. Gleichzeitig erzählt sie aber auch von einer Liebe, die alles überstrahlt und von familiärem Zusammenhalt, der Hindernisse überwindet.
    Das Cover lässt erst einmal kein schwieriges Thema vermuten, es ist die Sehnsucht der Frau zu spüren, die endlich ankommen möchte. Das Blau des Himmels spiegelt sich im Bodensee, der zum verweilen einlädt. Der Klappentext spricht hingegen von Vertreibung und Lügen, die über eine Familie hereinbrechen. Auf zwei Zeitebenen, verwoben mit Briefen und Tagebucheinträgen, erzählt die Autorin eine sehr berührende, traurige und gleichzeitig hoffnungsvolle Geschichte, die den Leser einfach anrühren muss. Sudetendeutschland für die heutige Generation kaum noch ein Begriff, aber es geht nicht nur um die Menschen die dort ihre Heimat verloren haben. Brigitte Riebe hat allen Vertriebenen mit diesem Roman ein Denkmal gesetzt, ob aus dem Sudetenland, ob aus Schlesien, dem Ermland oder anderen ehemaligen deutschen Gebieten. Eine ungewisse Zukunft stand allen bevor, sie wussten nicht, was sie in ihrer neuen Heimat erwartet.
    Dieser Roman ist aber auch ein Appell an Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft, denn die Meisten, die ihre Heimat verlassen haben, tun dies nicht freiwillig, sie haben ein Motiv, aber auch oft müssen sie einfach gehen, weil sie von den Besatzern nicht mehr gewollt werden.
    Eine sehr berührende und zugleich auch authentisch Gesichte die den Leser mitnimmt und so schnell nicht wieder loslässt. Dies liegt auch an den Figuren, die Brigitte Riebe zum Leben erweckt. Nane ist eine junge Frau, die in ihrer Zeit gefangen ist, die ihr Leben nicht lebt, sondern eigentlich nur noch funktioniert. Ihre Mutter Vicky ist eine Frau, die sowohl sprunghaft als auch höchst emotional ist, ihre Schwester Marlene, die Hauptfigur, diejenige die die Vergangenheit einholt und der es noch gelingen muss deren Schatten abzuschütteln, um wirklich frei und glücklich zu sein. Eva, die Mutter von Marlene und Vicky ist diejenige Person mit der der Leser am meisten leidet und mitfiebert, sie ist es (neben Nane), die auch mein Herz sofort im Sturm erobert hat.
    Romane zum Thema Nachkriegszeit sind derzeit auf dem Buchmarkt stark vertreten, dieser Roman ist sehr lesenswert, da er ein authentisches und gleichzeitig berührendes Zeugnis seiner Zeit abgibt.
    Ich kann diesen Roman nur allen Lesern und Leserinnen empfehlen, die gerne Romane lesen, die einen guten geschichtlichen Hintergrund haben, gleichzeitig aber auch aktuelle Themen ansprechen und eine atmosphärische Geschichte mögen, die Generationen verbindet.
    Eine klare Lese- und Kaufempfehlung!
    Ich bedanke mich bei Brigitte Riebe für diese berührende Geschichte und der Verlagsgruppe Random House und dem Diana Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


    10/10 P.

  • Ein Buch mit Sogwirkung!

    Die Geschichte von Nane, die zur Beerdigung ihrer Großmutter an den Bodensee fährt und dort nach und nach endlich mehr über die Vergangenheit ihrer Familie erfährt. Geschickt wechseln die Kapitel zwischen Gegenwart am Bodensee und den Kriegsjahren im Sudetenland und besonders die Abschnitte in der Vergangenheit fand ich ebenso fesselnd wie berührend und auch sehr informativ. Mein vages Halbwissen über das Sudetenland hat sich ein wenig sortiert und ich werde mich noch intensiver damit befassen.

    Von mir gibt es 9 Punkte und ich wünsche dem Buch noch viele weitere Leser!

  • Dieser Roman bietet so viel: packende Schicksale, dramatische Ereignisse, abenteuerliche Unternehmungen – und vor allem die Geschichte dreier starker, interessanter Frauen: Nane, die ihre persönlichen Probleme während der Entdeckung des Schicksals ihrer Großmutter in den Griff bekommt, endlich Rückgrat zeigt und einen neuen Lebensinhalt findet, Marlene, das traumatisierte Flüchtlingskind, das eine neue Heimat findet und vor allem Eva, die die beeindruckendste Entwicklung durchmachen muss. Krieg, Vertreibung und persönliche Verluste werfen das behütete Mädchen in eine grausame, raue Wirklichkeit, die sie immer wieder von neuem meistert.


    Eva ist in meinen Augen der vielschichtigste Charakter: rücksichtslos, egoistisch, selbstverliebt – aber auch warmherzig, klug, großzügig und einfühlsam.

    Besonders berührt hat mich Evas Mutter Julika. Eine tragische Figur, wie aus einer ihrer geliebten Opern.


    Ein schönes, interessantes Buch, das viel Stoff zum Nachdenken bietet.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • „Marlenes Geheimnis“ war für mich ein echter Pageturner – ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit weggelesen und fand sowohl die historischen als auch die in der heutigen Zeit angelegten Erzählstränge spannend und aufrüttelnd. Der Roman greift das Geschehen um die Vertreibung der Deutschen aus dem sog. Sudetenland sowie zuvor das Miteinander von TschechInnen und Deutschen in Nordböhmen auf, ohne auch nur einen Hauch des Gejammers der sudetendeutschen Landsmannschaften zu versprühen. Drei Generationen Frauen gehen ihren Weg – Eva, Marlene, Nane – und müssen sich zum Teil durch widrigste Lebensumstände beißen, dabei mit ihren schwierigen, z.T. wechselvollen Beziehungen zueinander (Mutter-Tochter, Schwester-Schwester usw.) klarkommen und neue Zugänge zu sich selbst finden. Dabei tun sich viele Entwicklungen auf, von denen ich manche schon am Anfang erahnen konnte, andere fand ich am Ende dann doch überraschend.


    Der Schluss des an sich tollen Buches ist mir viel zu knapp gestaltet – die Auflösung geht mir zu schnell und v.a. zu reibungslos vonstatten. Auch erfährt man nur sehr am Rande, was das mit den jeweiligen ProtagonistInnen macht und wie sie ihr Leben angesichts der neuen Gegebenheiten nun (um)gestalten.


    Ich kann aber allen, die sich für die Epoche des 2. Weltkriegs und die angrenzenden Jahre interessieren, ohne Bedenken diesen toll recherchierten Roman empfehlen, denn man erfährt, in spannende Geschichten verpackt und ohne falsches Pathos, sehr viel über diese schwierige Zeit.



    Der Autorin danke ich herzlich für die nette und engagierte Begleitung der Leserunde :blume und freue mich schon darauf, weitere Bücher von ihr zu lesen. :wave



    8/10 Punkten

  • Brigitte Riebe nimmt uns in Marlenes Geheimnis mit auf ein Zeitreise ins Sudetenland der dreißiger Jahre. Eva wächst dort behütet bei ihren Eltern auf, hat gute Freunde und auch bald die erste große Liebe. All dies wird aber bereits durch den Einmarsch der Nationalsozialisten überschattet und schließlich durch den Krieg. Eva wird mit ihrer Mutter und ihrer Freundin am Ende vertrieben und wir begleiten Sie auf ihrer Flucht durch die Tschechei, Ostdeutschland bis zu ihrem endgültigen Ankunftsort, den Bodensee.


    All dies wird uns über ihre Aufzeichnungen vermittelt, die sie ihrer Enkelin Nane hinterlassen hat und die nach dem Tod der Großmutter versucht, bei ihrer Tante Marlene einen Neustart für ihr Leben zu finden. In dieser Zeitebene erleben wir auch die Streitigkeiten zwischen Marlene und Nanes Mutter Viktoria, sowie die Probleme Marlenes mit den Nachbarn Bentele.


    Mir hat dieses Buch gut gefallen, ich habe vieles über die Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem zweiten Weltkrieg gelernt. Auch den Teil in der Gegenwart habe ich gerne gelesen, hatte ich dabei doch immer die tolle Landschaft am Bodensee direkt vor meinen Augen.


    Was mir etwas unverständlich geblieben ist, war der Titel, ich hätte Evas Geheimnis eher verstanden. Auch hätte mir ein ausführlicherer Schluss noch besser gefallen.


    Aber trotzdem habe ich dieses Buch mit großem Vergnügen gelesen.

    Von mir eine klare Leseempfehlung, 8 von 10 Punkte


    Und auch einen herzlichen Dank an den Verlag für die Bereitstellung des Freiexemplars und vor allem an Brigitte Riebe für die engagierte Begleitung der Leserunde!

  • Für Nane ist es ein trauriger Tag, in das Dorf ihrer Kindheit zurückzukehren. Ihre Großmutter Eva ist verstorben. Gemeinsam mit ihrer Mutter Vicky erscheint sie in Rickenbach, einem kleinen Dorf nahe des Bodensees. Die beiden Frauen werden kühl von Marlene, der Schwester Vickys, empfangen. Die Spannungen legen sich auch an so einem bedeutsamen Tag nicht. Nane versteht die Welt nicht mehr. Und als ihr dann auch noch die Memoiren ihrer Großmutter in die Hände fallen, wird so manches Geheimnis gelüftet...



    "Marlenes Geheimnis" war mein erster Roman von Brigitte Riebe und der Klappentext hatte mich neugierig gemacht. Ich mag Familiengeschichten, deren Wurzeln bis zurück in den 2. Weltkrieg reichen. Und die Autorin hat in ihrem Buch sehr gute Grundlagen gelegt. Leider werden diese von zu viel Zickereien und Divenhaftigkeit überlagert.



    Die Geschichte wird von einem auktorialen Erzähler berichtet. Zum Einen lernt man Nane, ihre Mutter und ihre Tante kennen. Nach dem Tod der Großmutter brechen alte Fehden wieder auf und Nane steht zwischen den Stühlen. Zum Anderen darf man die Memoiren Evas lesen, die aus ihrer Kindheit, Hitlerdeutschland und dem 2. Weltkrieg berichtet. Diese Mischung fand ich klasse und ich verlor mich vor allem in den Erzählungen der Großmutter.



    Die Figuren sind lebhaft, aber leider auch klischeehaft angelegt. Nane kämpft mit psychischen Problemen, Vicky und Marlene giften sich nur an, da die eine den Lebensentwurf der anderen nicht verstehen mag und auch in Evas Erzählungen wird auf lieb gewonnene Bilder zurückgegriffen. Zu Beginn konnte ich dies noch gut verschmerzen, da mich die Vergangenheit der Familie sehr interessiert hat.



    Je länger ich jedoch las, desto mehr fielen mir die Spitzen Marlenes, die Streitereien und uralten Fehden auf die Nerven. Gefühlt bestand der Part, der in der Gegenwart spielte, nur aus Gezicke, Streit, Selbstzweifel und ganz vielen Andeutungen. Dies war mir persönlich zu viel, so dass ich das Buch nach der Hälfte zur Seite gelegt habe.



    Der Stil von Brigitte Riebe ist sehr gut und flüssig zu lesen. Ihre Erzählweise lebt von Gefühlen und einfühlsamen Beschreibungen, die nicht aufgesetzt wirken. Das fand ich sehr charmant.



    Fazit: Ein Buch, das Liebhaber des Genres begeistern wird. Mich hat es leider enttäuscht.

  • In diesem Roman gibt es zwei Handlungsstränge. Einer führt die Leser ins Sudetenland, wo man mit Eva, ihrer Familie, ihrer Freundin Molly und ihrem geliebten Jan die Zeit des 2. Weltkriegs und danach erlebt. Hier erfährt man den Krieg mit seinen Schrecken und seine Folgen aus Sicht der Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, weil die Tschechen die verhassten Deutschen nicht mehr in ihrem Land haben wollten. Ich muss gestehen, dass mir die Ereignisse aus diesem Blickwinkel bisher fremd waren, umso stärker hat mich der Roman hier berührt, denn die Charaktere sind so detailliert gezeichnet, die Schicksale der Menschen so eindringlich dargestellt, dass man sich dem einfach nicht entziehen kann. Brigitte Riebe hat ihre fiktiven Figuren in ein nur allzu reales Umfeld gestellt, und was sie da erlebten, macht mich betroffen.


    Der zweite Handlungsfaden verläuft in der Gegenwart. Marlene Auberlin führt am Bodensee, nach dem Tod ihrer Mutter Eva, das Familienunternehmen, eine gut gehende Schnapsbrennerei, weiter.

    Nach Evas Beerdigung übergibt Marlene ihrer Nichte Nane, die zur Trauerfeier angereist ist, einen Umschlag mit dem Vermächtnis der Großmutter. Als Nane die Aufzeichnungen liest, wird sie mit mehreren tragischen Familiengeheimnissen konfrontiert. An ihr ist es nun, Licht in das Dunkel der Vergangenheit zu bringen und einiges zu klären. Nane, die bei ihrer Ankunft mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, findet hier, in ihrer alten Heimat zu einer neuen Sichtweise ihres Lebens und ihrer Familie. Sie begegnet Menschen, denen sie vertrauen kann und die sehr wichtig für sie werden. Die Ruhe, Schönheit und Klarheit des Bodensees helfen ihr, die Vergangenheit ihrer Familie aufzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen, die ihr weiteres Leben stark beeinflussen werden.


    Beide Handlungsebenen haben mich fasziniert und sehr berührt. Vor allem bei der Schilderung von Evas dramatischer Vergangenheit musste ich oft schlucken. Die Autorin hat gründlich recherchiert und in ihrem Roman nichts übertrieben oder aufgebauscht, denn die Wahrheit war schrecklich genug, und ähnliche Schicksale wie die hier geschilderten gab es zuhauf.

    Ich habe schon einige Romane von Brigitte Riebe gelesen, die mir sehr gefallen haben, aber ich finde, mit dieser fesselnden Familiengeschichte hat sie sich selbst übertroffen.

    Hat man einmal mit dem Buch begonnen, so fällt es sehr schwer, es zwischendurch aus der Hand zu legen, denn Evas, Marlenes und Nanes Geschichte lässt einen nicht mehr los.


    Vieles, was die Zukunft der Protagonisten angeht, bleibt offen, aber im positiven Sinn, und ich denke, am Ende können wir unsere lieb gewonnenen Helden beruhigt sich selbst überlassen, denn sie werden das, was auf sie zukommt, gemeinsam meistern. In Gedanken werde ich sicher noch oft bei Nane und ihren Lieben weilen, zu stark hat mich diese großartige Geschichte mit all ihren Schicksalen berührt.

  • Auch in meiner Familie gibt es sudetendeutsche Wurzeln, deshalb hat mich der Klappentext sofort angesprochen, obwohl Familiengeheimnis-Romane weniger in mein Beuteschema fallen.


    Brigitte Riebe lässt einen Teil deutscher Vergangenheit lebendig werden, der noch nicht allzu oft Thema eines Romans gewesen ist. Was Eva und ihre Tochter Marlene vor und während der Vertreibung erlebt haben, steht stellvertretend für viele ähnliche Schicksale und möglicherweise gibt ihr Buch bei so manchem Leser den Anstoß, in der Familie darüber zu sprechen und noch einmal nachzufragen. Bei mir ist es so gewesen, allein dafür hat sich das Lesen für mich gelohnt.


    In der Gegenwart versucht Nane sich und ihr Leben neu zu sortieren, während sie gleichzeitig tief in die Aufzeichnungen eintaucht, die sie posthum von ihrer Großmutter Eva Auberlin erhalten hat. Deren Lebensgeschichte bildet das Herzstück dieses Romans und ich habe sie gern gelesen, obwohl der Funke bei mir nicht in dem Maß übergesprungen ist, wie ich es erwartet habe.

    Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, woran das gelegen haben könnte. Zum Teil lag es wohl an der Erzählweise, die nicht ganz meinen Geschmack getroffen hat. Vom Ausdruck her hat etwas gefehlt, um mich emotional tiefer zu berühren, die Figuren sind mir fremd geblieben, ihre Handlungsweisen haben mich nicht immer überzeugt. Und die Dramen der Gegenwart hätte es für mich nicht gebraucht, Evas Geschichte allein hätte ausreichend Stoff für einen interessanten Roman geboten. Sie hätte ausführlicher und mit mehr Tiefe erzählt werden können, und das hätte mir noch besser gefallen.

    Aber mir ist schon klar, dass Familiengeheimnisromane auf mehreren Zeitebenen gerade sehr en vogue sind ;).

  • Ich hatte zuvor noch nichts von Brigitte Riebe gelesen, der Klappentext machte mich neugierig, durch den Roman die Chance zu bekommen. Im Mittelpunkt steht zuerst einmal Eva, ihre Tochter Marlene und Enkelin Nane, die nach dem Tod der Großmutter ihre Aufzeichnungen erhält und liest. Durch diese erfährt sie vom Leben und gerade auch die Kriegserlebnisse Evas im Sudetenland. Nane selbst hatte ein gutes Verhältnis zur Großmutter und bekam viele Reibereien zwischen der Mutter und ihren beiden Töchtern Marlene und Vicky, die u.a. Väter und ein großer Altersunterschied trennt. Nie hat Nane verstanden, warum ihre Mutter Vicky sich so von ihrem Zuhause und ihrer Familie abgewandt hat. Wichtig ist auch, Marlene ist ein Kriegskind und trägt auch siebzig Jahre nach Kriegsende Wunden der Vertreibung in sich und man versteht die innige Verbundenheit zur Mutter Eva aus den vielen Jahren, wo es nur sie zwei gab und noch keine Vicky. Nane hat die Zeit in Ruhe Evas Notizen zu lesen und allmählich findet sie dadurch Antworten auf Fragen.


    Leider war der Fortgang der Geschichte im Roman für mich bereits zur Mitte durchschau- und vorhersehbar. Auch gab es für mich einige Zufälle zu viel.


    Der Buchteitel „Marlenes Geheimnis“ ist begründet im Handeln ihrer nur einige Jahre älteren Mutter Eva. Daher wäre für mich Evas Name der passendere im Buchtitel.


    Der Roman lässt sich gut weglesen, die Wechsel in der Erzählperspektive verwirren nicht, doch hatte ich mir etwas mehr vom Buch versprochen. Ich bin interessiert an 2. WK und den Folgen für die Menschen in Vergangenheit und Gegenwart. Ich habe das Buch zugeklappt und vier Wochen später, klingt die Geschichte noch ein wenig in mir nach. Er hat mir zwar gefallen, doch schade, dass es mich nicht mehr begeistern kann.


    Vermisst habe ich ein Nachwort, eine historische Erläuterung und finde schade, dass diese erst für das Taschenbuch vom Verlag vorgesehen ist.


    Ich bin gespannt auf den Auftakt der neuen Romantrilogie von Brigitte Riebe ab Herbst 2018. Gern lasse ich mich mit nach Berlin nehmen , in die Kindheit meiner Großeltern.Ich würde mich über eine erneute Leserunde mit Autorin freuen.


    7 von 10 Punkten

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • "Marlenes Geheimnis" von Brigitte Riebe ist ein fesselnd geschriebener Roman der abwechselnd in der Vergangenheit und der Gegenwart spielt.

    Es geht größtenteils um Eva, die in den Nachkriegsjahren als Flüchtling am Bodensee gelandet ist.

    Ihr Leben vor, während und nach dem Krieg ist der Ausgangspunkt dieser Geschichte.

    Wie dieses sich auf ihre ( angenommene ) Tochter Marlene ( Leni ) sowie die Enkelin Nane auswirkt wird fesselnd und abwechslungsreich beschrieben.

    Besonders die Szenen in der Vergangenheit haben micht beeindruckt und sehr gut unterhalten.

    Die schlimmen Jahres des Krieges und der Vertreibung werden überzeugend dargestellt.

    Ich habe viel Wissenswertes erfahren und wurde von der Story gut unterhalten.

    Brigitte Riebes Schreibstil ist kurzweilig und unterhaltsam.


    Ich vergebe gute 8 von 10 Punkten.

  • Bisher hatte ich von Brigitte Riebe historische Bücher gelesen - diesmal ging es in die jüngere Vergangenheit.

    Mit "Marlenes Geheimnis" ist der Autorin ein sehr spannender, emotionaler Roman über die 40er Jahre bis in die Gegenwart gelungen.


    Der Roman spielt in zwei Zeitebenen: In der Gegenwart geht es um Nane, die in das Haus ihrer Großeltern zurückkehrt, um sich selbst zu finden. Die Geschichte in der Vergangenheit rankt sich um Eva - und auch um ihre Tochter Marlene..


    Das Buch hat mir sehr gut gefallen, es war spannend geschrieben und ich habe beide Zeitebenen mit Begeisterung gelesen. Die Charaktere waren gut beschrieben, nur das Ende war mir zu abrupt.


    Von mir 8 von 10 Eulenpunkte!:)

  • Für promovierte Historikerinnen ist es nicht unbedingt typisch, dass sie historische Romane zu verfassen. Doch Brigitte Riebe, 1953 in München geboren, hat sich nach ihrer Tätigkeit als Lektorin genau dafür entschieden. Sie möchte, wie sie sagt, „Geschichte durch Geschichten erzählen.“ Ihr erster Roman, „Palast der blauen Delphine“, erschien 1994, zahlreiche weitere schriftstellerische Reisen in die Vergangenheit folgten. Inzwischen ist sie im 20. Jahrhundert angekommen mit "Marlenes Geheimnis" (Diana Verlag, 2017) und der Trilogie (Rowohlt/Wunderlich Verlag) über das Berlin der 50er Jahre: "Die Schwestern vom Ku'damm Band 1 - Jahre des Aufbaus". Die beiden weiteren Bände folgen.

    Zusammen mit Gesine Hirsch verfasst sie unter dem Pseudonym Felicitas Gruber die Regionalkrimis über die Giesinger Rechtsmedizinerin Dr. Sofie Rosenhuth, bei Fans bekannt als "die kalte Sofie".

    Riebe lebt als freie Schriftstellerin in der bayerischen Landeshauptstadt.


    • Gebundene Ausgabe: 432 Seiten
    • Verlag: Diana Verlag; Auflage: Originalausgabe (11. September 2017)
    • Sprache: Deutsch
    • ISBN-10: 3453292057
    • ISBN-13: 978-3453292055


    Alles Geheime bleibt nicht für immer verborgen


    "Versuche nichts zu verbergen, denn die Zeit, die alles hört und sieht, deckt es doch auf." (Sophokles)
    Nach Kriegsende muss die junge, schwangere Eva Sudetenland, der jetzigen Tschechoslowakei verlassen, wie viele andere ebenso. Durch Umwege kommt sie zusammen mit Marlene (Leni) an ihrer Seite am Bodensee an. Wie die anderen Vertriebenen findet sie Obhut und so kommen die beiden bei Toni Auberlin einem Obstbauern aus Rickenbach unter. Die Apfelplantagen und das Brennen von Schnaps war ja schon immer Evas große Leidenschaft, die sie von ihrer Mutter gelernt hatte. So bleibt es auch nicht aus, das aus der kleinen Schnapsbrennerei recht schnell ein florierender Betrieb wurde.

    Viele Jahre später führt Marlene Auberlin den Betrieb nach Evas Tod weiter. Zur Beerdigung von Eva kommt nicht nur ihre Schwester Vicky, sondern auch deren Tochter Christiane (Nane) zu ihr. Im Nachlass ihre Großmutter Eva findet Nane dann Aufschriebe aus der Vergangenheit. Da sie nach einer Krise körperlich angeschlagen ist bleibt sie weiter bei Marlene. Beim Lesen der Tagebücher taucht sie immer mehr in die Vergangenheit ihrer Großmutter ein, bis ein lang gehütetes Geheimnisse zu tage kommen.


    Meine Meinung:
    Das herrliche Cover mit dem Blick auf den Bodensee, der Klappentext und die vielen schönen Rezensionen hatten mich auf dieses Buch aufmerksam gemacht. Obwohl ich die Autorin bis dahin nicht kannte, war ich sofort von ihrem Schreibstil angetan. Die beiden Handlungsstränge die immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her springen machten mich zusehends neugieriger. Auch wenn ich nach und nach etwas vermutete, erfuhr ich erst am Ende des Buches das ganze Ausmaß der damaligen Geschehnisse. Im Plot ging es um die Nachkriegszeit, Vertreibung, Liebe und natürlich um das Geheimnis. Doch es blieb nicht bei einem Geheimnis, den auch der verstorbene Nachbar hatte Geheimnisse, die es zu entdecken gab. Die Zeit der Vertreibung und wie sich Eva zusammen mit ihrer Freundin Molly und der kleinen Leni durchschlagen mussten, hat mich am meisten fasziniert. Ich denke das die Autorin das sehr gut recherchiert hatte, wen sie es nicht sogar aus der eigene familiären Vergangenheit her wusste. Dass es die Menschen auch damals nicht leicht hatten, obwohl sie Deutsche und keine Migranten waren, hat mich schon sehr bewegt und aufgewühlt. Die Charaktere sind ebenfalls bis auf wenige Ausnahmen sehr herzlich dargestellt und ausgedacht. Natürlich gefiel mir am besten Nane, sie hatte eine ganz besondere natürliche sympathische Art. Nach einem Hörsturz wollte sie nun ihr Leben neu überdenken, was sicher ganz gut für sie war. Da kam die Auszeit bei ihrer Tante Marlene gerade zur rechten Zeit. Marlene wirkte auf mich, wie eine Frau, die viel durchgemacht hatte, man merkte, dass sie schon immer hart kämpfen musste und gut alleine zurechtkam. Von Vicky der Schwester und Nanes Mutter bekam man zu wenig mit, als das ich sie groß hier beschreiben möchte. Traurig fand ich nur, das am Anfang die Familie so entzweit war, zum Glück änderte sich das ja am Ende. Sympathisch war mir auch sofort der Tierarzt Fabio Rossi und sein Mitbewohner Brian. Niedlich war auch das Einflechten in die Geschichte von Souki dem Hund den Nane unterwegs fand, es machte das ganze noch etwas lockerer und herzlicher. Ein bemerkenswertes Buch über die Vertreibung der Sudetendeutschen, gepaart mit einer netten Liebesgeschichte, die von mir 10 Eulen bekommt.
    :thumbup:



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    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

  • Worum es geht
    Die Pharmareferentin Christiane Auberlin, genannt Nane, fährt zur Beerdigung ihrer Großmutter Eva nach Rickenbach am Bodensee. Dort ist die Sudetendeutsche nach dem 2. Weltkrieg als Flüchtling gestrandet, hat geheiratet und sich eine neue Existenz aufgebaut.
    Während Nanes Mutter Viktoria, die sich mit ihrer älteren Schwester Marlene nicht besonders gut versteht, nach den Begräbnisfeierlichkeiten gleich wieder die Heimreise antritt, möchte Nane ihren Urlaub unbedingt bei der Tante verbringen. Ihr Job belastet sie so sehr, dass sich bereits erste Anzeichen eines Burnout-Syndroms bemerkbar machen. Deshalb will Nane die Auszeit in Rickenbach nutzen, um sich über ihre weiteren Zukunftspläne klar zu werden. Nicht zuletzt wäre auch der Tierarzt Fabio Rossi, der sich um Nanes Findlingshund kümmert, ein Grund, Rickenbach nicht so bald wieder zu verlassen.


    Meine Meinung
    Brigitte Riebe hat ihren Roman auf zwei Zeitebenen angesiedelt, wobei die gegenwärtige mit Evas Tod beginnt. Für ihre Enkelin Nane hat sie ihre Geschichte aufgeschrieben, und diese führt als zweiter Handlungsstrang in die Zeit des 2. Weltkrieges.
    Über Flucht und Vertreibung weiß die Autorin recht eindrucksvoll zu erzählen, weshalb ich diesen Teil der Geschichte auch lieber gelesen habe als den in der Gegenwart spielenden. Obwohl ich derart aufgebaute Romane sehr gerne mag, konnte mich diese Geschichte nicht so richtig begeistern. Weder Nane noch ihre Tante Marlene sind mir besonders ans Herz gewachsen. Der Autorin ist es leider nicht gelungen, sie mir als interessante Persönlichkeiten nahezubringen, an deren Schicksal ich regen Anteil hätte nehmen wollen. Marlene hatte sehr traumatische Kindheitserlebnisse, doch erfährt man nichts darüber, wie sie ihr Leben als Erwachsene gemeistert hat.
    Weiters hat mir gar nicht gefallen, das der Rickenbacher Hermann Bentele, der von Anfang an ein Auge auf Eva geworfen hatte, seine Gefühle derart offen in einem Tagebuch festhält. Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht zu einem Mann dieser Generation, in der über sexuelle Gelüste und Phantasien kaum im Vertrauen gesprochen, geschweige denn geschrieben wurde. Dieser Part wäre aus einer neutralen Erzählperspektive wohl glaubwürdiger ausgefallen, und hätte sich nicht im Nachlass Benteles finden dürfen.
    Auf dramatische Wendungen, die zur Aufdeckung großer Geheimnisse geführt hätten, habe ich ebenfalls vergeblich gewartet. Den Teil, der in der Gegenwart spielt, fand ich zeitweise sogar ein wenig langweilig. Leider vermochte mich der Roman nicht sonderlich zu berühren, die Protagonisten beider Zeitebenen sind mir allesamt fremd und fern geblieben. Sowohl inhaltlich als auch sprachlich konnte mich die Geschichte nicht überzeugen. Es gab niemanden, der mich besonders angesprochen hätte, mit dem ich mitfühlen und mitleiden konnte. Den Stil fand ich ebenfalls nicht mitreißend, weshalb mir das Buch wohl nicht besonders lange im Gedächtnis bleiben wird.

    Mehr als <3<3<3 von 5 gibt es dafür leider nicht.


    ASIN/ISBN: 3453292057