Schreibwettbewerb Juni 2005 - Kommentare

  • Zitat

    Original von Iris
    Nachdem ich die Stimmenvergabe und die vorherigen Abstimmungsthreads genauer angeschaut habe, wundern mich die Abstimmungsergebnisse auch nicht -- und dies ist keine charakterlich-moralische Wertung, sondern schlichtweg eine Feststellung ohne jede Wertung. :-)


    Nicht wundern, Iris. Das sind hier nur so fröhlich arglose Leser, die über die Beiträge abstimmen. :grin Die voten rücksichtslos einfach für das, was ihnen gefällt.

  • Marlowe
    Du hast de facto etwas anderes gesagt, nämlich daß Du über dem Durchschnitt liegst.


    Die Texte hier zu beurteilen ist tatsächlich nicht leicht. Das Niveau ist höchst unterschiedlich, die Zahl der Beiträge schwankt, die Zahl der Abstimmenden schwankt, die sechs Punkte sind ein zu enger Rahmen.
    Zugleich ist es eine Herausforderung und genau die schätze ich. Kein Text gleicht dem anderen, jeder hat einen Eigenwert in sich, an sich.
    Ich lerne dabei über Schreiben, über Lesen, über Lesegewohnheit, vorzugsweise meine.
    Was ich zu gerne genauer wissen würde, ist, warum Punkte so vergeben werden, wie sie vergeben werden. Ich bin selig, wenn mal eine/r schreibt: 'da hat mir ein Satz gefallen', 'dort fand ich es spannend'.
    Interessant sind auch die Reaktionen, weil hier nicht nur Weltsichten, sondern auch Sichtweisen auf das schreibende 'Ich' zutage treten und aufeinanderprallen. Darin liegen erstaunliche Anregungen.
    Die Wettbewerbe sind ein weites Feld, gleich, ob ich mitschreibe und Punkte verteile oder nur eines davon tue oder auch gar nichts, ich finde sie faszinierend. Ich lese oft darin herum und möchte sie nicht missen.


    @doc
    natürlich funktioniert Need you so, es hat mich überrascht beim Lesen, denn ich fand es doch eine Spur künstlich. Zudem ist das Thema nicht neu, auch hier im Wettbewerb gab es dieses Jahr schon eine Variation des Themas, marlowes Gurkengeschichte.


    Kehraus als Lust an der Bosheit? Ich habe es daraufhin noch mal durchgelesen.
    Das Problem ist, daß Lust an Bosheit eine romantische Legende ist. Deshalb ist es in der populären Unterhaltungsliteratur ein so beliebtes Versatzstück. Damit aber wäre die Geschichte trivialer als ich angenommen habe und ich müßte mein positives Urteil einschränken.
    Ich werde darüber nachdenken, ich neige hin und wieder dazu, die Dinge positiver zu sehen als sie sind. Danke für den Hinweis.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Was mich gewundert hat, war, wie wenig Geschichten gekommen sind.
    Gefehlt hat mir eine Geschichte über Schokolade oder wenigstens Eis.


    ich wollte was zum thema eis schreiben, aber diesmal hat die arbeit mir wirklich einen strich durch die rechnung gemacht! im moment schaffe ich es nicht einmal, büchre zu lesen (max. im molwanien ein wenig zu blättern).


    bo :-(

  • Zitat

    Original von magali
    Kehraus als Lust an der Bosheit? Ich habe es daraufhin noch mal durchgelesen.
    Das Problem ist, daß Lust an Bosheit eine romantische Legende ist. Deshalb ist es in der populären Unterhaltungsliteratur ein so beliebtes Versatzstück. Damit aber wäre die Geschichte trivialer als ich angenommen habe und ich müßte mein positives Urteil einschränken.
    Ich werde darüber nachdenken, ich neige hin und wieder dazu, die Dinge positiver zu sehen als sie sind. Danke für den Hinweis.


    Mach das man.


    Schon mal darüber nachgedacht, daß die Schilderung des Auskostens der Lust an der Bosheit durchaus eine Entlarvung derselben als hohl sein kann? Oder macht das die Story noch trivialer als sie d.A.n. eh schon ist? :rolleyes

  • Iris,
    wenn du mich mal verstehen würdest.
    Ich fand sie NICHT trivial, eben weil ich mehr dahinter sah. Nicht die platte Lust. Sondern Bosheit, die aus Frustration kommt. Ein Realismus, wie er selten erreicht werden kann in so einem kurzen Text.
    Vielleicht habe ich ja zuviel 'Literatur' hineingedacht, ich neige dazu.
    Deswegen wollte ich docs Hinweis noch mal überdenken.


    Wenn es NUR Lust an Bosheit ist, dann wäre sie eine Spur trivial.


    @bo
    fast vergsesen
    eis wäre auch ein tolle option gewesen.
    vielleicht kann bo mal therapeutisch eis essen gehen, erholung hat er ja nötig
    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Das Problem ist, daß Lust an Bosheit eine romantische Legende ist. Deshalb ist es in der populären Unterhaltungsliteratur ein so beliebtes Versatzstück. Damit aber wäre die Geschichte trivialer als ich angenommen habe und ich müßte mein positives Urteil einschränken.


    Das hätte ich jetzt doch gerne von Dir näher erläutert.
    Gegen romantische Legenden habe ich persönlich nichts einzuwenden, solange damit eine lesenswerte Geschichte erzählt wird. Und warum und wie hängt Triviales mit einer Einschränkung eines positiven Urteils Deinerseits zusammen?


    Selbst absolut Trivialem, wie einem Donald Duck-Comic oder einem Groschenroman, kann man doch Positivies bescheinigen - nämlich gute Unterhaltung. Oder hast Du Dich bei "Kehraus" nicht gut unterhalten? Ich schon. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Mir hat "Kehraus" am besten gefallen, weil es verstörend war. Ob pure Lust oder das Gegenteil, ob Bosheit oder nicht - ich kann es nicht beurteilen. Die Geschichte ist allein schon deshalb lobenswert, weil sie nicht nur - bis auf Kleinigkeiten - gut geschrieben ist, sondern eben mal nicht mit Klischees gespielt hat. Ich gebe zu, die Geschichte hat mir Angst gemacht. Angst um die Erzählerin.


    Need you so ist ebenfalls von gutem Handwerk, aber nicht wirklich originell. Die Zigarettenpointe gab es einfach schon zu oft.


    Pure Lust ohne Frust - fein geschrieben. Lobenswert die endlich einmal andere Sicht auf das Thema.


    Warum lebt man - Die Geschichte habe ich schlicht nicht verstanden.


    Feierabend - handwerklich ganz gut, aber zu klischeehaft.


    Insgesamt ein eher schwacher Wettbewerb, aus dem "Kehraus" wirklich positiv hervor stach, auch, wenn ich die Kommentare nun nicht so recht nachvollziehen kann.
    Am allermeisten hat mich jedoch die gelegentlich recht spießige Sicht auf das Thema verwundert.

  • Ich habe mich zum ersten Mal an der Punktevergabe beteiligt, und nachdem ich die Beiträge gelesen hatte, dachte ich: Ist ja wohl klar, welche Geschichte gewinnt - "Need you so", natürlich. Tatsächlich haben nur wenige sie überhaupt unter den ersten dreien gesehen! So unterschiedlich werden Geschichten gelesen und beurteilt...


    "Need you so" hat mir gefallen, weil es gut geschrieben war und mich die Pointe tatsächlich überraschte. (Vielleicht auch, weil ich trotz 4 Jahren Abstinenz immer wieder mal "pure Lust" auf eine Zigarette habe und daher die Verbindung zum Thema gut herstellen konnte!) Die hier erwähnte Gurkengeschichte kenne ich nicht.


    Die restlichen 3 Punkte zu vergeben, fiel mir schwer, weil mich keine der übrigen Geschichten vom Stuhl gerissen hat. Meine Wahl fiel schließlich auf "Feierabend", weil es eine nette, unterhaltsame Geschichte ist und auf "Kehraus", weil es eine lebendige, aus dem Leben gegriffene Geschichte ist. Gut geschrieben, für mich aber keine gehobene Literatur... Nach dem dritten Satz wäre sie beinahe durchgefallen ("... aber jetzt haben sie das Gespräch usurpiert.") - das klang in meinen Ohren etwas aufgesetzt, so gewollt intellektuell. Der Rest war aber fein!


    Für "Pure Lust ohne Frust" hätte ich dann auch noch einen Punkt vergeben, für die übrigen Geschichten aber keine mehr.


    "Warum lebt man?" habe auch ich nicht verstanden. Wo, bitte schön, war in dieser Geschichte das Leben die "pure Lust"? Wenn die Puppe gesagt hätte, das Leben sei der pure Frust, hätte das zwar nicht zum Thema, aber besser zur Geschichte gepasst.


    "Purer Frust" hat mir gefallen - bis zur Auflösung, die mir zu flach war. Warum die Ehefrau plötzlich an der Empfangstheke des Hotels steht, bleibt ein ungelöstes Rätsel.


    "Pure Lust" war mir zu klischeebeladen. Das Karussell als Sinnbild für die "pure Lust", naja, da kenne ich aufregenderes.


    "Das Interview" und "Lust pur..." haben mich einfach nicht angesprochen.


    Das war's. Ich hoffe, ich bin mit den Schreibern nicht zu hart ins Gericht gegangen. War spaßig. Das nächste Mal bin ich wieder dabei!


    Die Waldfee :wave

  • @Kehraus


    'Lust an der Bosheit' ist eine romatische Legende hatte ich geschrieben. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, daß eine Einschränkung stattfindet, auf die Lust nämlich. Bosheit hat auch viel mit Leid zu tun.
    Je mehr Komponenten man dazuschreibt oder auch nur mitschwingen läßt, wenn man eine fiktive Gestalt mit 'Bosheit' austattet, desto komplexer wird sie. Diese Komplexität hatte ich in Kehraus zu erkennen geglaubt.
    Literatur ist bei mir ein Schlüsselwort für ein hochkomplexes System.
    Trivial sind weniger komplexe Systeme.
    Beide Systeme funktionieren, nach ihren Gesetzmäßigkeiten


    Positiv/Negativ Wertungen haben damit nichts zu tun.


    Und bei Kehraus habe ich mich nicht 'unterhalten', das wäre zu wenig gesagt. Die Geschichte hatte bei mir über 'Unterhaltung' hinaus einen Nachhaltigkeitseffekt, eben als komplexes System.
    Ich wäre enttäuscht, wenn ich es reduzieren müßte, aber das kann passieren, daß man beim Lesen so überrascht ist, daß man emotional mehr daraus macht als dasteht.
    Wenn ihr meint, daß sie eher einfacher gestrickt ist, okay.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Waldfee


    Die Gurkengeschichte findest du im Januar 2005, beim Thema Ekelhaft.
    Titel 'Ich will das nicht'.


    Ich finde es immer wieder interessant, welche Facetten ein und dasselbe Thema haben kann.
    Ich habe auch mal stark geraucht :grin


    Und paß auf, du hast auch das Reizwort 'Literatur' genannt. Das ist gefährlich im Eulenwald :lache
    :wave

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Ines
    Bei Deiner Beurteilung von "Kehraus" pflichte ich Dir bei. Allerdings kann ich als Laie auf Anhieb keine kleinen Mängel feststellen. Mir hat die Story rundherum gut gefallen.


    Was Deine Anmerkung zu Klischees und spießige Sichtweisen anbelangt, kann ich die nicht so ganz nachvollziehen. Klischees sind ja nicht nur dazu da, um möglichst oft damit zu brechen, sondern doch wohl auch, um sie für eine Geschichte zu benutzen.


    magali
    Wenn beide Systeme (Deiner Definition von Literatur und Trivialem nach) nach ihren Gesetzmäßigkeiten funktionieren und Positiv/Negativ-Wertungen damit nichts zu tun haben, dann verstehe ich Deine Aussage einfach nicht.
    "Damit aber wäre die Geschichte trivialer als ich angenommen habe und ich müßte mein positives Urteil einschränken." (O-Ton magali)


    Ich fasse das so auf, daß wenn die Geschichte trivial gemeint ist, sie in Deinen Augen nicht so positiv zu werten wäre. Und wenn dem so ist, dann frage ich mich, was das Gerede über Gesetzmäßigkeiten und nicht vorhanden Wertungsmaßstäbe soll, wenn es am Ende doch eine Rolle zu spielen scheint.


    Aber korrigiere mich bitte. ;-)


    Gruss,


    Doc

  • ich meinte es ja auch nicht, aber nachdem ihr beide, doc und du, so darauf gedrängt habt, habe ich sie noch mal gründlich gelesen.
    Meine Einschätzungen sind kein ehernes Gesetz und ich nehme gern etwas zurück.
    Ich bin jetzt nämlich selber nicht mehr sicher, ob sie tatsächlich soviel Komplexität hergibt
    :gruebel

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Und paß auf, du hast auch das Reizwort 'Literatur' genannt. Das ist gefährlich im Eulenwald :lache
    :wave


    Hallo Magali,


    dass wir hier nicht in der Gruppe 47 sind, habe ich ja schon weiter oben gelesen. Daraufhin habe ich mich dann auch getraut, hier meinen Senf abzugeben. :grin


    Die "Literatur" ist zum Glück ein unerschöpfliches Thema, das die unterschiedlichsten Auffassungen zulässt - oder eben nicht!


    Heute lag übrigens dein Päckchen in meinem Briefkasten. Vielen Dank nochmal!!!


    Die Waldfee

  • @doc
    MEIN positives Urteil dahingehend, daß ich der Geschichte ein hohes Maß an Komplexität zugesprochen habe.
    Wenn sie das nicht hat, funktioniert sie gemäß einfacheren Gesetzmäßigkeiten. Es fehlen Ebenen, die ich offenbar hineingelesen habe. Damit ist sie nicht gleich schlecht. Sie ist gute 'Unterhaltung'.
    Das ist eine andere Art Geschichte, eine, die nicht weiter über sich hinausweist.
    Auch das enthält keine Wertung, ich bitte das 'anders' zu beachten.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Hier wird der Durchschnitt hochgelobt und das bestätigt eigentlich, wieso ein Dieter Bohlen Geld verdient.


    Das ist mir auch schon aufgefallen.


    Manchmal kommt mir vor, man ist eher seinesgleichen zugetan, und lässt die guten Autoren schmoren.


    :lache

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    Was Deine Anmerkung zu Klischees und spießige Sichtweisen anbelangt, kann ich die nicht so ganz nachvollziehen. Klischees sind ja nicht nur dazu da, um möglichst oft damit zu brechen, sondern doch wohl auch, um sie für eine Geschichte zu benutzen.


    Die Verwendung von Klischees ist eine Frage des Wie.
    Erklärungen gibt 's bei Wikipedia s.v. Klischee, ebenso (noch) eine Liste von Klischees.
    Edit: Hier hatten wir das Thema in anderer Form auch schon mal: Unumstößliche Gesetze bei Filmproduktionen.


    Niemand bezweifelt, daß ein mit Klischees behafteter Text unterhaltsam sein kann. Außerdem dürfte es irrsinnig schwierig sein, einen Text zu finden, in dem nicht doch irgendwo ein Klischee vorkommt.


    Ein bewußter Umgang mit Klischees sind z.B. Travestie uns Parodie oder auch die systematische Entlarvung/Demaskierung eines Klischees, sei es, daß es sich um eine abgedroschene Vorstellung handelt oder daß Rollen gegensätzlich zu bestehenden Klischees besetzt werden, z.B. wenn der Gute ein eleganter, kluger, schmächtiger, dunkelhaariger Mann ist, der einen großen blonden Naturburschen zum bösen Widersacher hat -- aber auch das ist inzwischen eigentlich ein Klischee. :grin

  • @Doc
    die beiden kleinen Mängel in der Geschichte sind: zweimal kurz hintereinander "als gälte es das Leben" (1. und 2. Abschnitt), weiter unten Wortwiederholung. Das ist aber Pipikram und passiert jedem Autor/in immer mal wieder. Die Geschichte verliert dadurch nicht an Wirkung.


    Ansonsten verzichte ich mal darauf, meine Anmerkung zum Thema Klischee und Spießigkeit zu erläutern. Ich habe den Eindruck, dass die Wellen im Augenblick recht hoch schlagen, und ich möchte einfach an den allgemeinen Missverständnissen nicht beteiligt sein. Vielleicht besteht ja zu einem späteren Zeitpunkt deinerseits noch Interesse an diesen Dingen; dann können wir gern darüber sprechen. Im Übrigen haben andere dazu schon einiges gesagt.