Der rote Merkur - A.S. Groner

  • Kurzbeschreibung von Amazon:
    »Da ist was gescheh'n." »Bei der Schubert war's." Die beiden Frauen laufen auf die offenstehende Tür der Schubertschen Wohnung zu. In den oberen Stockwerken werden die Fenster aufgerissen, überall kommen Köpfe zum Vorschein, ängstliche Fragen werden heruntergerufen. Dann rennen Leute die Treppe herunter, und eine Minute später ist der Hof voll von Menschen. Der pensionierte Feldwebel Dengler vom zweiten Stock hat seine Pfeife noch in der Hand, die hübsche kokette Frau Wichl, die die große Eckwohnung hat, ist mit ihrem Dienstmädchen heruntergerannt; sie sieht jetzt gar nicht hübsch aus, denn sie hat schon ihre falschen Zähne abgelegt, und ihre Frisur ist nicht wiederzuerkennen. Alles redet und flüstert und drängt zur Tür hin, hinter der sich offenbar etwas Schreckliches zugetragen hat. Der Feldwebel und der Schuster betreten zuerst die Wohnung der alten Frau Schubert. Ersterer nimmt der ganz erstarrten Anna das Licht aus der Hand und leuchtet damit ins Zimmer hinein.


    Die Autorin:
    1850 als Auguste Kopallik in Wien geboren, arbeitete von 1876 bis 1905 als Volksschullehrerin und wurde als Volks- und Jugendschriftstellerin bekannt.
    Sie schrieb Jugend- und Heimatbücher, Erzählungen, Kriminovellen, Kriminalromane sowie phantastische Geschichten unter zahlreichen Pseudonymen, u.a. Olaf Björnson und A. von der Paura.
    Groner gilt als die erste Krimiautorin Österreichs und zu ihrer Zeit als wichtigste Vertreterin dieses Genres. Mit ihrem 'Joseph Müller' führte sie 1887 den ersten Polizei bzw. den ersten Seriendetektiv in die deutschsprachige Literatur ein. Grace Isabel Colbron übersetzte einige ihrer Kriminovellen ins Englische.
    Hollywood verfilmte gleich mehrere Groner-Kriminovellen. Für zwei davon schrieb sie selbst die Drehbücher.
    1929 verstarb Groner in Wien. Sie und ihre Werke sind in Österreich gänzlich in Vergessenheit geraten.


    Meine Meinung:
    Eigentlich bin ich ohne große Erwartungen an das e-book herangegangen. Ich gebe gerne zu, es als Gratisbuch heruntergeladen zu haben (es ist übrigens immer noch gratis).
    Schon bald ist mir positiv aufgefallen, dass man ungewöhnliche Sorgfalt auf das Layout verwendet hat. Auch die Satz- bzw Tippfehler halten sich sehr in Grenzen. Ein paarmal am Satzanfang "Ach" statt "Ich" - und das war's dann schon beinahe.


    Es handelt sich hier um einen historischen Krimi. Das Jahr wird nicht erwähnt, aber es muss sich um die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg handeln. Ich fand die Geschichte um den Mord an einer alten Dame sehr spannend. Der Ermittler Joseph Müller ist sehr sympathisch. Seine ruhige, zielstrebige, menschliche Art hat mich fasziniert.


    Ebenso fasziniert hat mich Auguste Groners Schreibstil. Ja, er ist antiquiert, aber das ist ja nichts Schlechtes. Ihre Art zu schreiben hat Charme, und die sie versteht es, Atmosphäre zu erzeugen. Es klingt vielleicht seltsam, aber der Roman strahlt Ruhe aus und eine Gelassenheit, die einem hilft, herunterzukommen.


    Dass die Autorin immer wieder einen mahnenden Zeigefinger erhebt, ist wohl der Entstehungszeit geschuldet. Zumindest gibt es keine Moralkeulen. Die Auflösung des Falles ist stimmig, und alle offenen Fäden werden geschickt verknüpft.


    Alles in allem hat mir der Krimi ausgezeichnet gefallen, und ich werde nach weiteren Werken der Autorin Ausschau halten.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

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