'Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke' - Seiten 001 - 087

  • Ich habe diesen Abschnitt am Wochenende auch gelesen - dieses Leserundenbuch liegt mir deutlich mehr als der Katzentisch.


    Ich muss Saiya zustimmen - der Autor hat sich weiterentwickelt. Sein Schreibstil hat mir vorher schon gut gefallen, ist aber noch besser geworden.


    Die Beschreibung der Großeltern hat mir sehr gut gefallen. Viele alte Leute, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, haben sich so ein Gerüst aus Gewohnheiten für ihr Leben gebaut. Wichtig ist, dass die Fassade aufrecht erhalten wird. Die Großmutter achtet zum Beispiel darauf, dass niemand sie beobachtet, wenn sie sich um ihr Bein kümmert, wenn sie verletzlich ist. Im Großen und Ganzen scheinen sie ja mit dem Leben so auch zufrieden zu sein - auch wenn auf Seite 30 dieser Wortwechsel beschrieben wird:


    Der Umgangston konnte sich rapide ändern. Schlagartig. Meine Großmutter forderte: "Hermann, hör auf zu trinken. Du redest nur noch Quatsch." Er sagte: "Inge, du bist zum Kotzen."


    Sie durchbrechen also gelegentlich die Fassade.


    Die Beschreibung der Schauspielschule und seiner Mitschüler gefällt mir auch hervorragend. Das wäre ja nichts für mich. :rofl


    Irritiert hat mich allerdings, dass er zunächst eine Zivildienststelle hatte, dann aber keinen Zivildienst machen musste. Eigentlich kam man da damals doch nicht so einfach drumherum, nur weil man was anderes machen wollte, gerade wenn es schon so weit war, dass man eine Stelle hatte.


    Ich bin gespannt auf den Rest des Buches.

  • Zitat

    Original von Ellemir


    Die Beschreibung der Schauspielschule und seiner Mitschüler gefällt mir auch hervorragend. Das wäre ja nichts für mich. :rofl


    ...


    Ich fand besonders die Gruppenarbeit in der Stille sehr beklemmend. So wie sich die Mitglieder der Gruppe bis jetzt darstellen, können wir noch einiges an Konflikten erwarten.

  • Zitat

    Original von Saiya
    Ja, das ist Meyerhoff. Im Wikipedia-Artikel über ihn kann man u. a. nachlesen, dass diese Erzählungen autobiographisch sind (unter dem Abschnitt "Leben", enthält auch keine Spoiler zum Buch).


    Danke für den Hinweis! :wave
    Das lese ich mal nach.

  • Zitat

    Original von Clare


    Ich fand besonders die Gruppenarbeit in der Stille sehr beklemmend. So wie sich die Mitglieder der Gruppe bis jetzt darstellen, können wir noch einiges an Konflikten erwarten.


    In dieser Situation habe ich Joachims Unbehagen sehr gut verstanden. Mir wäre es ähnlich gegangen.
    Diese seltsame Maschinen-Übung hätte ich gar nicht machen können, aufgrund der Lachanfälle, die mich sicher geschüttelt hätten. "Pling" :chen

  • Zitat

    Original von Saiya


    In dieser Situation habe ich Joachims Unbehagen sehr gut verstanden. Mir wäre es ähnlich gegangen.
    Diese seltsame Maschinen-Übung hätte ich gar nicht machen können, aufgrund der Lachanfälle, die mich sicher geschüttelt hätten. "Pling" :chen


    Weißt schon, Ängste überwinden, Nähe zulassen, Distanzen überwinden... :grin
    Mein Fall wäre das auch nicht.

  • Ich habe es jetzt auch endlich geschafft, den ersten Abschnitt zu beenden. Das ich nur so langsam voran komme liegt aber bestimmt nicht an dem Buch, sondern an meiner fehlenden Zeit. Das Buch gefällt mir nämlich bis jetzt richtig gut. Ich kenne bis jetzt den 1. Teil dieser Reihe. Teil 2 habe ich noch nicht gelesen, er liegt aber schon auf meinem Sub. Ich habe auch den Eindruck, dass sich Meyerhoff schriftstellerisch weiterentwickelt hat.


    Ich höre ja das Hörbuch. Und ich musste schon einige male laut lachen. Er hat eine ganz eigene Art, seine Geschichte vorzulesen. Das einzige was mich dabei echt stört ist, dass es eine "Live-Lesung" ist. Man hört also immer die Leute im Publikum lachen und klatschen. Das würde ich manchmal echt gerne ausblenden. Aber ansonsten unterhält es mich sehr gut.


    Ich finde, Meyerhoff hat ein eine sehr spezielle Art, die Leute in seiner Umgebung zu beobachten und ihre Eigenarten zu beschreiben. Und er macht das auf eine so humorvolle Art und Weise, ohne sich über jemanden wirklich lustig zu machen oder ihn zu veräppeln. Er erzählt immer mit einem gewissen Augenzwinkern. Und auch wenn einzelne Passagen sehr lustig sind hat man immer das Gefühl, dass er den Respekt vor demjenigen nicht verliert. Und gerade über die Mitglieder seiner Familie schreibt er immer sehr liebevoll. Das gefällt mir sehr!


    Die Szenen am Ende des Abschnittes, als die Schüler diese Maschine darstellen sollten fand ich richtig witzig. Und Meyerhoff macht in dem Hörbuch auch die Geräusche so wundervoll nach, dass ich das Gefühl hatte, direkt ein Teil dieser menschlichen Maschine zu sein. Ich persönlich hasse ja solche komischen psychologischen Aufgaben, bei denen einem jemand zuschaut und einen beobachtet. Aber hier hatte ich kurzzeitig den Gedanken: "in dieser Maschine hätte ich gerne auch mitgemacht" :pille Da habe ich mich schon sehr über mich selber gewundert.....

  • Zitat

    Original von Saiya
    ...


    Mir hat im übrigen das zweite Buch besser gefallen als der Amerika-Teil und dieses hier gefällt mir bis jetzt mindestens genauso gut.


    :write
    Auch zu der Entwicklung als Schriftsteller kann ich dir nur zustimmen.
    Herrlich, wie er das Leben der Großeltern schildert. Der Tag ist nach Alkoholika eingeteilt. Sonst ist er wahrscheinlich kaum zu ertragen.


    Ich bin sehr auf Meyerhoffs Entwicklung als Schauspieler gespannt. Er scheint ja in diese Gewerbe nur hineingerutscht oder von der Großmutter hineingeschubst zu sein. Das Ende ist ja bekannt. Er ist ein großartiger Schauspieler.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich habe nun auch den ersten Abschnitt gelesen. Grundsätzlich ist es gut und witzig, mitunter aber auch etwas langatmig. Etwas gestört hat mich die Artikulationsbeschreibung der Großmutter, wie er angeblich die einzelnen Buchstaben aus ihren Worten heraushören will. Da braucht er manchmal schon recht viele Zeilen und Seiten, bis es dann inhaltlich mal wieder ein kleines bisschen weiterhoppelt.


    Saiya schrieb ja vorne, dass diese Erzählungen alle autobiographisch sind. Mir kam es etwas viel an Skurrilität in einer einzigen Familie vor, aber vielleicht sind die vielen Details wirklich alle nur gut beobachtet und gesammelt. Vergleiche zu den ersten beiden Büchern kann ich nicht ziehen, da ich die nicht gelesen habe - und derzeit auch nicht glaube, dass ich die nachträglich noch lesen will. Aber mal abwarten, wohin mich Meyerhoff noch mit seiner Erzählung trägt.