Hier kann zu den Seiten 290 - Ende (Wann wird der Mensch sein eigenes Museum) geschrieben werden.
'Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke' - Seiten 290 - Ende
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Was soll ich sagen: Ein wirklich gutes Buch!
In diesem letzten Abschnitt schauen wir beiden Großeltern beim Sterben zu.
Das Sterben des Großvaters und wie Meyerhoff es beschreibt, hat mich sehr berührt, diese langsame Gehen des Atems und Stolpern des alten Herzens...Toll geschrieben!Traurig, dass die Großmutter so ungeduldig und teilweise schon böse zu ihm war, als er "immer weniger wurde" und das Essen auf dem Teller nicht mehr sehen konnte. Aber so ist das leider. Sie merkte, dass es dem Ende zugeht, schneller oder langsam, auf jeden Fall unvermeidlich. Das macht Angst und Sorge, und diese Ruppigkeit war ihre Art, die Hilflosigkeit zu überspielen.
Und dann stirbt die Großmutter auch, bald darauf.
Das Haus ist auch mit den Möbeln leer für Joachim, der eine besondere Beziehung zu ihnen hatte.Warum heißt die Roman-Reihe "Alle Toten fliegen hoch"?
In den Himmel?
Weg vom Greifbaren?
Oder verstehe ich es nur, wenn ich die anderen Bücher kenne? -
Zitat
Original von Clare
Warum heißt die Roman-Reihe "Alle Toten fliegen hoch"?
In den Himmel?
Weg vom Greifbaren?
Oder verstehe ich es nur, wenn ich die anderen Bücher kenne?Die Frage hat mich auch beschäftigt, aber wirklich eindeutig bekommt man in den Büchern keine Antwort. Ich habe dann mal ein bisschen im Internet gesucht und herausgefunden, dass sich das an das Spiel "Alle Vögel fliegen hoch" anlehnt. Eine seiner Tanten hat dieses Spiel in abgewandelter Form mit den Kindern gespielt. Scheinbar ist seine Familie sehr groß und sie hat ihnen versucht zu vermitteln, wer noch lebt und wer nicht. Die toten Familienmitglieder flogen hoch. Ihm geht es tatsächlich darum, wie schrecklich er sie alle vermisst, wie nahe sie ihm immer noch sind und sein Umgang damit.
Ich suche mal, ob ich noch etwas dazu finde und verlinke es hier.Was ich bis vor kurzem nicht wusste, ist, dass die Bücher aufgrund eines von ihm geschriebenen Bühnenprogramms entstanden sind. Dass hier eine seiner beruflichen Stärken liegt, zeigt sich ja schon bei seiner Inszenierung des Werther.
Edit: Hier ist ein sehr schönes Interview aus dem Jahr 2009 in Bezug auf sein Bühnenprogramm, den o. a. Titel und sein Verhältnis zu "seinen Toten": "Alle meine Toten"
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Ich fand den Abschied von den Großeltern sehr schön. Die beiden werfen ihn ja quasi wie einen Jungvogel aus dem Nest. Dabei ist ihnen der Abschied sicher schwer gefallen. Aber so ganz ohne "Proviant" und Beistand lassen sie ihn doch nicht gehen. Die so warmherzige Nachricht der Grußmutter hat mich tief berührt.
Der Vater ist todkrank und das wirft Joachim fast komplett aus der Bahn. Dass er dadurch die Welt der Bücher für sich entdeckt, kann ich mehr als gut nachvollziehen.
Und dass er dann ausgerechnet den Werther für sich entdeckt, sich eine eigene Insenzierung dafür überlegt, sich sogar durchsetzt und das Projekt tatsächlich auf die Bühne bringt, finde ich sehr bezeichnend. Wer weiß, in welches Loch er gefallen wäre, wenn er sich im Werther nicht so sehr wiedererkannt hätte.Jetzt wissen wir ja auch, woher der Titel dieses Romans stammt. Ich habe Goethes Werther nie gelesen (der wurde mir ja durch "Die neuen Leiden des jungen W." verleidet), deshalb bin ich nicht darauf gekommen. Ich finde aber immer noch, dass der Titel die hier im Buch erzählte Phase seines Lebens sehr gut widerspiegelt.
Bezeichnend fand ich auch, dass es der Großmutter mit ihrer Stimme gelingt, diese Lücke auf der Bühne immer kleiner werden zu lassen und dennoch nur der Schuss sie jedesmal schließen konnte.Das Sterben und der Tod der Großeltern hat mich ebenfalls sehr berührt. Ich habe das beim Lesen alles als sehr ehrlich empfunden.
Ich finde es übrigens sehr interessant, dass er sich am Ende fragt, wieso die Großeltern und die Erinnerung an sie für ihn so viel präsenter sind, als der Bruder und der Vater. Nachdem ich seine Bücher gelesen habe, wundert mich das gar nicht.Ich bin so froh, dass ich mich doch dazu entschlossen habe, das Buch mit euch gemeinsam zu lesen. Das hat mir gut getan.
Ich denke, ich werde auch Meyerhoffs nächstes Buch lesen. -
Ich habe das Buch auch zu Ende gehört und erst einmal einige Tränchen vergossen.
Die Großeltern standen ihm am nächsten. Genauso ergeht es mir bei meiner Oma.So kam es zum Buchtitel. Nicht der Gedanke an den toten Bruder, sondern die Lücke in der Schauspielkunst. Er steht im Dunkeln und wartet auf den Schuss - genauso wie er sich hinter dem Berg bei Faust versteckt hat.
Wie er den Tod des Großvaters in Einzelheiten schildert, wie er wieder auf das kranke Bein der Großmutter kommt, die 2 standen ihm nahe - näher als Vater und Bruder, dessen Erinnerung nach seinen Worten langsam weniger wird.
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Zitat
Original von Saiya
Die Frage hat mich auch beschäftigt, aber wirklich eindeutig bekommt man in den Büchern keine Antwort. Ich habe dann mal ein bisschen im Internet gesucht und herausgefunden, dass sich das an das Spiel "Alle Vögel fliegen hoch" anlehnt. Eine seiner Tanten hat dieses Spiel in abgewandelter Form mit den Kindern gespielt. Scheinbar ist seine Familie sehr groß und sie hat ihnen versucht zu vermitteln, wer noch lebt und wer nicht. Die toten Familienmitglieder flogen hoch. Ihm geht es tatsächlich darum, wie schrecklich er sie alle vermisst, wie nahe sie ihm immer noch sind und sein Umgang damit.
Ich suche mal, ob ich noch etwas dazu finde und verlinke es hier.
...Ich wusste, dass du mir das beantworten kannst und habe mich darauf verlassen.
Jetzt bin ich schlauer.Mir gefällt, wie nahe ihm die Erinnerungen an die verstorbenen Familienmitglieder beim Schreiben immer noch gehen. Das zuzugeben und für sich zulassen muss man erstmal so öffentlich können. Das ist ein sehr menschlicher, sympathischer Zug! Und die Art, in der er es schreibt, immer irgendwie kindlich, jugendlich und einfach, lässt uns teilhaben und auch mitempfinden.
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Zitat
Original von Saiya
Ich fand den Abschied von den Großeltern sehr schön. Die beiden werfen ihn ja quasi wie einen Jungvogel aus dem Nest. Dabei ist ihnen der Abschied sicher schwer gefallen. Aber so ganz ohne "Proviant" und Beistand lassen sie ihn doch nicht gehen. Die so warmherzige Nachricht der Grußmutter hat mich tief berührt.Der Vater ist todkrank und das wirft Joachim fast komplett aus der Bahn. Dass er dadurch die Welt der Bücher für sich entdeckt, kann ich mehr als gut nachvollziehen.
Und dass er dann ausgerechnet den Werther für sich entdeckt, sich eine eigene Insenzierung dafür überlegt, sich sogar durchsetzt und das Projekt tatsächlich auf die Bühne bringt, finde ich sehr bezeichnend. Wer weiß, in welches Loch er gefallen wäre, wenn er sich im Werther nicht so sehr wiedererkannt hätte.Jetzt wissen wir ja auch, woher der Titel dieses Romans stammt. Ich habe Goethes Werther nie gelesen (der wurde mir ja durch "Die neuen Leiden des jungen W." verleidet), deshalb bin ich nicht darauf gekommen. Ich finde aber immer noch, dass der Titel die hier im Buch erzählte Phase seines Lebens sehr gut widerspiegelt.
Bezeichnend fand ich auch, dass es der Großmutter mit ihrer Stimme gelingt, diese Lücke auf der Bühne immer kleiner werden zu lassen und dennoch nur der Schuss sie jedesmal schließen konnte.Das Sterben und der Tod der Großeltern hat mich ebenfalls sehr berührt. Ich habe das beim Lesen alles als sehr ehrlich empfunden.
Ich finde es übrigens sehr interessant, dass er sich am Ende fragt, wieso die Großeltern und die Erinnerung an sie für ihn so viel präsenter sind, als der Bruder und der Vater. Nachdem ich seine Bücher gelesen habe, wundert mich das gar nicht.Ich bin so froh, dass ich mich doch dazu entschlossen habe, das Buch mit euch gemeinsam zu lesen. Das hat mir gut getan.
Ich denke, ich werde auch Meyerhoffs nächstes Buch lesen.Auf den Werther wäre ich auch nicht gekommen, auch wenn ich ihn gelesen habe (geh mir weg mit Goethe :rolleyes).
Alles andere kann ich nur unterschreiben, wie ich im vorigen Beitrag schon geschrieben habe.Ich hatte ein paar Schwierigkeiten rein zu kommen, vielleicht weil ich etwas anderes erwartet hatte und vorher erst ein Buch gelesen hatte, in dem ein junger Mann seine Kindheit erzählte und ich das eigentlich nicht gleich wieder wollte. Und den Kopf frei habe ich z.Z. ohnehin nicht.
Aber die LR mit euch hat mich im Buch gehalten und mir viel Freude gemacht. Danke!
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Ich spüre eure Begeisterung bei der Leserunde. Lohnt es sich alle drei Teile zu lesen?
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Auf alle Faelle! Ich habe Teil 1 und 3 gehört und bin begeistert.
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Zitat
Original von Clare
Was soll ich sagen: Ein wirklich gutes Buch!
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ZitatOriginal von Clare
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In diesem letzten Abschnitt schauen wir beiden Großeltern beim Sterben zu.
Das Sterben des Großvaters und wie Meyerhoff es beschreibt, hat mich sehr berührt, diese langsame Gehen des Atems und Stolpern des alten Herzens...Toll geschrieben!
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Das fand ich auch. Die Zeit stand still.
Die Aufgabe der Großeltern war erfüllt. Behutsam haben sie Joachim aus dem Nest geschubst und konnten endlich gehen.ZitatOriginal von Clare
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Traurig, dass die Großmutter so ungeduldig und teilweise schon böse zu ihm war, als er "immer weniger wurde" und das Essen auf dem Teller nicht mehr sehen konnte. Aber so ist das leider. Sie merkte, dass es dem Ende zugeht, schneller oder langsam, auf jeden Fall unvermeidlich. Das macht Angst und Sorge, und diese Ruppigkeit war ihre Art, die Hilflosigkeit zu überspielen....
Hilflosigkeit, aber bestimmt auch Angst davor, den anderen zu Überleben.ZitatOriginal von Clare
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Und dann stirbt die Großmutter auch, bald darauf.
Das Haus ist auch mit den Möbeln leer für Joachim, der eine besondere Beziehung zu ihnen hatte.
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Ich habe noch nie eghört, dass jemand eine so besondere Beziehung zu einem Haus hat. Aber dadurch, dass alles über Jahrzehnte unverändert blieb, fand ich die Schilderung des verlassenen, ja, zurückgelassenen Hauses beeindruckend.
Die Idee des Einäscherns fans ich passend. -
Zitat
Original von Saiya
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Ich bin so froh, dass ich mich doch dazu entschlossen habe, das Buch mit euch gemeinsam zu lesen. Das hat mir gut getan.
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Ich fand das auch sehr schön.ZitatOriginal von Saiya
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Ich denke, ich werde auch Meyerhoffs nächstes Buch lesen.
Ich auch. -
Ich habe das Hörbuch gestern beendet. Mir hat es wirklich sehr gut gefallen und ich bin auch froh, dass ich es als Hörbuch gehört habe Meyerhoff liest seine eigene Geschichte mit so viel Witz und Gefühl. Ich musste oft laut lachen weil einge Stellen so lustig waren. Das Ende mit dem Tod von Vater, Großmutter und Großvater hat mich auch sehr berührt.
Ich kann eigenlich nur alle Eure Gedanken zu dem Abschnitt voll und ganz unterschreiben.
Saiya, auch noch mal vielen Dank für den Link mit dem Interview. Ich habe es gelesen und es war wirklich interessant.
Es tut mir leid, dass ich mich nicht so ganz aktiv an dieser Leserunde beteiligt habe. Es war mir leider zeitlich nicht so richtig möglich in den letzten zwei Wochen. Ich habe auf jeden Fall alle Eure Beiträge sehr aufmerksam gelesen.
Und ich freue mich sehr, dass ich jetzt noch das zweite Buch von Meyerhoff vor mir habe und dass es in diesem Jahr noch Teil 4 geben wird.
Vielleicht kommt es ja dann dazu auch noch mal zu einer gemeinsamen Leserunde?? -
Zitat
Original von Regenfisch
Ich fand das auch sehr schön.
Ich auch.Um Aufnahme in der Wunschliste bei den Querbeetlesern für 2018 wird naturlich gebeten.
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Wenn es so weit ist!
Also gut merken!