„Überzeuge mich in zehn Seiten!“
Diesen Leitsatz versuche ich bei fast allen Büchern anzuwenden, doch nicht immer werden die Werke dem auch gerecht. Gibt es Bücher, welche mich bereits nach drei Seiten vollkommen in ihren Bann gezogen haben, so hatte „The Dead – Todeszellen“ die schwere Hürde selbst nach fünfzig Seiten noch nicht genommen.
Dass es in einem der härtesten Gefängnisse der USA spielt, wird schon nach wenigen Sätzen klar, wer jedoch die Helden der Story sein sollen, eher weniger. Zwar trennt Autor Adam Millard recht schnell die Spreu vom Weizen und wäscht einen Häftling so weiß, wie man es sich kaum vorstellen kann und man sich unwillkürlich fragt wieso er mit Mördern und Vergewaltigern einsitzt.
Die Wächter des Knastes sind unangenehme und sadistische Zeitgenossen, der Direktor der Einrichtung ein selbstgerechter Despot, die meisten Knackies verschworene Killergemeinschaften mit Bossen und devoten Handlangern – alles so stereotyp, dass man sich schon mal in den Handlungspersonen des jeweiligen Abschnitts irren kann.
Die Kapitel sind nicht nummeriert und teilweise so kurz das sie nicht mehr als gefühlte fünf Sätze lang sind. Dieser schnelle Szenen- und Protagonistenwechsel war für mich insofern teilweise verwirrend, da ich mich noch nicht an Shane Bridge und Co. hatte gewöhnen können.
Und wenn ich oben bereits Stereotypen in den Protagonisten erwähnt hatte, so findet man diese auch in den diversen Handlungen wieder. Ich konnte mich des Gefühls nicht erwehren, dass es sich bei „Dead Cells“ (nettes Wortspiel) um ein Erstlingswerk handelt, was eine Recherche auch bestätigte.
Millard scheint alles mit einbauen zu wollen, was er in einem anderen Zombieroman jemals gelesen hat – denn ich gehe davon aus das dem der Fall ist - und schreckt selbst nicht vor dem Blick in das „Bewusstsein“ eines Zombies zurück, welcher bei ihm weder skurril oder erheiternd ausfällt, sondern einfach nur unmotiviert und kopiert erscheint.
Harsche Kritik meinerseits? Ja, das gebe ich zu, denn ich habe Vergleiche zu den bisher gelesenen Zombiromanen – welche ich in letzter Zeit inhaliert habe – gezogen und mit keinem konnte „The Dead – Todeszellen“ es auch nur geringfügig aufnehmen.
Im Zweifelsfall für den Angeklagten erhoffe ich mir vom zweiten Teil der Serie – „The Dead – Todeskälte“ – Besserung, was Stereotypen und das verlassen von zu oft ausgelatschten Pfaden angeht.
Für Zombiejunkies ein nettes Pausenfüllerchen für nebenbei, für Neueinsteiger ins Genre bieten sich literarisch ansprechendere Romane an um sich den verfaulenden Untoten zu nähern.