Oxen. Das erste Opfer - Jens Henrik Jensen

  • Jens Henrik Jensen: Oxen. Das erste Opfer
    dtv Verlagsgesellschaft 2017. 464 Seiten
    ISBN-10: 3423261587
    ISBN-13: 978-3423261586. 16,90€
    Originaltitel: De Hængte Hunde
    Übersetzerin: Friederike Buchinger


    Verlagstext
    Niels Oxen, ein schwer traumatisierter Elitesoldat, zieht sich in die Einsamkeit der dänischen Wälder zurück, um seinen inneren Dämonen zu entkommen. Doch bei einem nächtlichen Besuch des Schlosses Nørlund wird er zum Hauptverdächtigen in einem Mordfall: Hans-Otto Corfitzen, Exbotschafter und Gründer eines Thinktanks, wurde auf dem Schloss zu Tode gefoltert. Oxen gerät in die Fänge des dänischen Geheimdienstes. Seine einzige Chance: Zusammen mit der toughen Geheimdienstmitarbeiterin Margrethe Franck muss er die wahren Täter ausfindig machen. Die Spuren führen zu einem übermächtigen Geheimbund.


    Der Autor
    Jens Henrik Jensen, geboren 1963 in Søvind, Dänemark, hat 25 Jahre lang in der Nachrichtenindustrie gearbeitet, u.a. als Nachrichtenredakteur. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne. Die OXEN-Trilogie ist in Dänemark bereits erschienen und mit 100.000 verkauften Exemplaren ein riesiger Erfolg.


    Die Serie
    2. Der dunkle Mann
    3. Gefrorene Flammen


    Inhalt
    Jens Henrik Jensens Thriller ist Auftakt einer Trilogie, deren zweiter und dritter Band für März und Juli 2018 angekündigt sind. Im Mittelpunkt steht Niels Oxen, der höchstdekorierte Elite-Soldat Dänemarks. Auf Oxen treffen alle Merkmale eines traumatisierten Kriegsveteranen zu. Eine Therapie hat Oxen abgebrochen, weil er der Meinung war, dass seine Therapeutin nichts vom Krieg versteht. Er zieht sich mit seinem Samojedenspitz Mr Whitey in die dänischen Wälder zurück, wo er sich zukünftig als Mülltaucher durchschlagen will, der von Lebensmitteln aus Müllcontainern lebt. Doch weil Oxen sein Lager ausgerechnet auf dem Schlossgelände des einflussreichen Vorstandes eines liberal ausgerichteten Thinktanks aufschlägt, gerät Oxen in Schwierigkeiten, als der Besitzer tot aufgefunden wird.


    Ex-Botschafter Corfitzen ist nicht der erste Tote einer Serie, doch inzwischen zeichnet sich eine auffällige Handschrift ab, für die jeweils der Hund des Getöteten eine Rolle spielt. Der pensionierte Diplomat hatte in seiner Karriere mehrere Posten in Ostblockstaaten und nutzt inzwischen die Abgeschiedenheit und sein persönliches Netzwerk für wohltätige und andere Zwecke. Dass der Polizeipräsident sofort persönlich angerauscht kommt, wenn ein älterer Herr unter dubiosen Umständen ums Leben kommt, wundert die Beteiligten. Stärker noch könnte man sich wundern, dass Mossman den unangepassten Kriegshelden Oxen für ein üppiges Honorar inoffiziell ermitteln lassen will. Oxens Lebenslauf umfasst ein kurzes Gastspiel bei der Polizei; es gibt im kleinen Dänemark also einige Figuren im System, die ihn seit damals kennen. Oxen soll nur mit Margrethe Franck zusammenarbeiten, einem Lara-Croft-Typ, die im Dienst schwer verletzt wurde und auch mit einigen Dämonen ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat. Berichterstattung wünscht der Polizeipräsident allein an sich selbst. Margrethe und Oxen lassen sich beide nicht gern in die Karten sehen und trauen einander anfangs nicht über den Weg. Mit doppelter Absicherung gegeneinander sind die Morde mit Hund jedoch nicht aufzuklären. In einem raffiniert geplotteten Szenario suchen Oxen und Margrethe nach den Verknüpfungen zwischen den Getöteten und danach, wem die Taten nützen. Lange bleibt unklar, wer von dem außerdienstlichen Auftrag profitiert und ob Oxen nicht auch nur ein Bauernopfer ist.


    Fazit
    Von einem Thriller erwarte ich ein interessantes Setting, überzeugende Figuren und weniger reine Thriller-Elemente. Routinierteren Thrillerlesern mögen die Thriller-Elemente hier zu sparsam eingesetzt sein. Oxen als ramponierter Kriegsheld mit abgebrochener Polizeiausbildung im Team mit einer ebenfalls lädierten Ermittlerin waren für mich als Figuren spannend genug, um den Thriller direkt aus dem Briefkasten sofort innerhalb von zwei Tagen zu lesen. Das Setting mit einem Old-Boys-Network einflussreicher Männer, die auf großzügigen Ländereien ungestört krumme Geschäfte abwickeln, ist im Thriller-Genre nicht neu, aber überzeugend aufgebaut. Dass besondere Fähigkeiten wie Tauchen oder Russischkenntnisse im Thriller stets sofort auftauchen, sowie sie benötigt werden, nehme ich hier nicht krumm. Im Mittelpunkt stand für mich Oxens traumatisierte und unangepasste Persönlichkeit, die vor dem Hintergrund des Jugoslawienkriegs für meinen Geschmack differenziert gezeichnet wurde.


    9 von 10 Punkten

  • Meine Meinung
    Dies ist Band 1 der OXEN-Trilogie mit dem Untertitel "Das erste Opfer".
    Der Hauptcharakter in dieser Thriller-Mini-Serie ist Niels Oxen, ein traumatisierter Elite-Soldat, mit nächtlichen Flashback's und einer ungewöhnlichen Lebensweise, die er, nach diesen schweren Schicksalsschlägen, für sich entdeckt hat. Mit seinem treuen Begleiter, Hund Mr. White, wandert er durch Nord-Dänemark bis er in einem Wald einen geeigneten Platz für sich findet. Oxen wird er von niemanden vermisst, seine Familie ist zerrüttet und zudem ist er auch bei keiner behördlichen Stelle registriert. Der Autor hat Oxen so angelegt, das er trotz allem sehr menschlich rüberkommt, er macht Fehler und ist, zum Glück, kein unfehlbarer Superheld, der alles und jeden erledigen kann. Doch von heute auf morgen ändert sich das beschauliche Einsiedlerleben von Oxen, denn er wird in einen Mordfall verwickelt, der Kreise bis in die höchsten Ränge der dänischen Politik zieht. Er selbst muss seine Unschuld beweisen, denn sonst macht es keiner. Als Partnerin kommt Margarethe Franck, aus dem Team des Inlandsnachrichtendienstes, an seine Seite, die aufgrund eines Einsatzunfalles eine Beinprothese tragen muss. Zwei ungleiche Personen, die sich aber im Laufe der Geschichte mehr und mehr zusammenreißen, denn sie müssen sich aufeinander verlassen können. Die Schraube windet sich immer tiefer und höher in die politischen Ebenen und für Oxen und Margarethe wird das Leben mit jedem Tag brenzliger und lebensgefährlicher, denn sie geraten immer mehr in die Schusslinie. Doch von wem? Wer trachtet nach ihrem Leben? Wem sind sie, im wortwörtlichen Sinne, auf den Schlips getreten? Die Spannung steigert sich von Kapitel zu Kapitel und an Toten und Actionszenen mangelt es diesem Thriller auch nicht. Zu Beginn der Story lernt man einige Personen kennen, wo ich zuerst keine Verbindungen gesehen habe. Dann stellt sich aber nach und nach herausstellt, wie alle in einem Zusammenhang zu sehen sind. Allerdings sollte man am Ende nicht mit einer richtigen abgeschlossenen Geschichte rechnen, denn so ist es nicht. Die letzten Sätze lesen sich eher so, als das sie im nächsten Band ihre Fortführung finden würden.

    Fazit

    Ein spannender erster Band, der zwar nicht viel Neues zu bieten hat was die Konstellation der Ermittler angeht, aber durch die unerwarteten Wendungen, wer mit wem und warum, mich doch in seinen Bann ziehen konnte. Der Schreibstil von Jens Henrik Jensen ist flüssig, logisch und nicht zu ausschweifend. Ich werde auf alle Fälle auch Band 2 und 3 lesen. In der Hoffnung, das Niels Oxen sein Leben doch wieder in den Griff bekommt.

  • Mit den ersten Kapiteln ist man direkt in der Handlung drin. Es werden viele Charaktere und verschiedene Handlungsorte und Perspektiven eingeführt, sie hängen von der Handlung und den Ereignissen her mutmaßlich zusammen. Es geht gleich recht grausam und geheimnisvoll zur Sache. Man lernt Niels Oxen, den neuen Protagonisten als skurrilen und von Albträumen gequälten Kriegsveteran kennen. Nach seinen Auslandseinsätzen in Afghanistan, Bosnien, Kosovo und Irak lebt er nun vom Mülltauchen und gesammeltem Flaschenpfand, dabei ist er höchst ausgezeichneter dänischer Soldat. Aber dann wählt er aufgrund seiner nicht nachlassenden posttraumatischen Problemen ein einsames ursprüngliches Leben im Wald um Schloss Nørlund. Einziger Begleiter ist sein Hund, der Samojede Mr White.


    Oxen wird dann, nach den Morden an Mogens Bergsoe und am ehemaligen Botschafter Hans-Otto Corfitzen, im Zusammenhang mit seinen Spuren am Tatort auf Schloss Nørlund, im Wald aufgespürt und gestellt. Oxen kann aber erstaunlicherweise dann in seiner Beschreibung der tatsächlichen Ereignisse und in seiner Unschuld überzeugen, so dass er sogar ein unglaubliches Jobangebot erhält. Doch die ganze Wahrheit hat er den Ermittlern immer noch nicht gesagt.


    Nachdem dann plötzlich und unerwartet auch sein Hund erhängt wurde, nimmt er orientierungslos wie er ist, dieses Angebot doch an und beginnt recht unerfahren und unbedarft mit den Ermittlungen.


    Dann wird langsam klar, dass er in einen riesigen Komplott geraten ist, der bis in politische Spitzenämter reicht. Diese politischen Machenschaften beeinflussen Dänemarks Politik anscheinend schon seit Jahrhunderten. Nun verbündet er sich doch mit der ihm zur Seite gestellten, einbeinigen Geheimdienstmitarbeiterin Margarethe Franck und sie versuchen den Verbindungen ins Baltikum nachzugehen. Doch starke Kräfte scheinen in der Lage zu sein zu manipulieren. Bei wem wird am Ende der schwarze Peter landen?


    Nach einem rasanten und actionreichen Finale kommt es am Ende zu einem geordneten Rückzug, der den Weg für weitere Bände aufzeigt, mich aber nicht ganz überzeugen konnte.


    Oxens posttraumatischen Schwierigkeiten werden sehr intensiv beschrieben, man leidet mit ihm. Im Verlauf der Geschichte werden die völlig unterschiedlichen Charaktere Oxen und Franck zu einem agilen, cleveren und sympathischen Team. Nur schade, dass Oxens ursprünglicher Begleiter nicht mehr mit von der Partie sein kann.


    Fazit: Guter, spannender Start in eine neue Trilogie.


    8 von 10 Punkten

  • "Oxen. Das erste Opfer" ist das erste Buch einer Trilogie um den hochdekorierten dänischen Kriegsveteranen Niels Oxen, der gegen seinen Willen in die Ermittlung der Morde an einflussreichen Dänen hineingezogen wird.
    Ich lese sehr gerne skandinavische Krimis und Thriller, und dieses Buch hatte genau das, was mir gefällt: die typische düstere Atmosphäre, interessante Charaktere, spannende Ermittlungen.
    Zuerst hatte ich Schwierigkeiten mit dem Buch: die Spannung wird sehr langsam aufgebaut und der Anfang des Thrillers ist sehr in die Länge gezogen; danach nimmt aber das Tempo zu und die Spannung wird aufgebaut.
    Die beiden Hauptcharaktere, Niels Oxen und Margrethe Franck, waren mir sympathisch und es war sehr interessant zu beobachten, wie sie langsam Vertrauen zueinander aufbauten.
    Die Geschichte fand ich ok, das ist eine typische Geschichte aus der Kategorie "Einzelkämpfer gegen eine mächtige Organisation". Als Hundeliebhaberin musste ich an manchen Stellen schlucken (Im Original heißt das Buch "Die gehängte Hunde" und der Name ist hier Programm).
    Insgesamt würde ich das Buch weiterempfehlen und auch das zweite Buch der Trilogie lesen.

  • Der Däne Jussi Adler-Olsen gehört zu meinen Lieblingsthrillerautoren und wenn die Fortsetzungen so gut sind wie dieser erste Teil der Oxen-Trilogie, dann gehört auch Jens Henrik Jensen fortan dazu. Handlungsaufbau und Entwicklung der Charaktere fand ich überzeugend.

    Den Anfang fand ich ein wenig zäh, doch nach etwa hundert Seiten, wenn sich die ersten Zusammenhänge aufzeigen, wird es spannender und spannender.

    Zum Protagonisten Niels Oxen findet man nur langsam Zugang, doch je weiter sich die Handlung entwickelt, desto mehr erfährt man über ihn. Zusammen mit der weiblichen Hauptfigur Margrethe Franck bildet er ein ungewöhnliches Ermittlerpaar.

    Ich bin sehr gespannt auf die Fortsetzung nach diesem vielversprechenden ersten Band.

  • Ich habe das Buch gerade ausgelesen und es fällt mir schwer, das Buch in Worte zu fassen. Mir hat der Anfang sehr gut gefallen und vielleicht hätte ich vorab etwas mehr lesen sollen, denn gerade der Plot "Ex-Elitesoldat gegen mächtigen Geheimbund" hat mir nicht so gut gefallen...für mich hat das Buch an Schwung verloren, seit Oxen nach Vilnius gereist ist...


    Vorher gefiel mir aber auch das Verhältnis oder eben gerade das Nicht-Verhältnis zu Margrethe Franck besser. Sie war für mich die deutlich intensivere Figur...zu Oxen habe ich nicht wirklich eine Beziehung aufbauen können, er blieb trotz der interessanten Facetten in seiner Geschichte für mich dennoch irgendwie blass. Ich hatte beim Lesen in den seltensten Momenten ein Bild vor dem geistigen Auge.


    Auf die Verfilmung von SF bin ich dennoch gespannt, die machen bei solchen Plots ja meist gute Arbeit und ich denke, dann könnte es mehr was für mich sein (ich fürchte, hier erwischt mich mein Millenium-Trauma, Stieg Larsson habe ich als Buch auch nie beendet und als Verfilmungen geliebt).


    Vielleicht habe ich auch einfach nur zu viel von dem Buch erwartet.:(


    7 Punkte.