Schriftsteller auf Irrwegen? Handke und Milosevic

  • Zitat

    Original von magali
    ein problem des öffentlichen umgangs mit handke ist, daß die wenigsten handke lesen, dafür aber jede menge von dem, was über ihn gesprochen wird. in einer so wichtigen sache kann man nicht zuerst vom urteil andere ausgehen.


    wen sprichst du damit an?
    ich gehe davon aus, wenn jemand hier seine meinung über handke äußert, wird er sie sich anhand der texte und aussagen von handke gebildet haben.


    Zitat

    Original von magali
    sicher kann jede/r seine meinung zu handke hier abladen.


    warum so herabwürdigend? jeder darf seine meinung sagen! und sie muß nicht unbedingt mit deiner übereinstimmen!


    bo ;-)


    PS: du darfst auch groß schreiben!

  • Ja, Du hast recht, 'abladen' war das falsche Wort. Ich entschuldige mich dafür.
    Jede/r darf hier ihre/seine Meinung schreiben.
    Das habe auch ich getan.
    Bis zu meiner Bitte hatte sich niemand auf Handke berufen, sondern nur auf Menschen, die sich über Handke geäußert haben.


    Meiner Meinung nach war der Ausgangspunkt zu moralisch und ich habe mir eine sachlichere Heranführung an das Thema gewünscht.
    Ich entschuldige mich auch dafür, daß ich zu meiner gewohnten Schreibung zurückkehre und bitte, darin keine weiter Meinungsäußerung noch Parteinahme zu sehen. Es hat allein praktische Gründe, es geht mir schneller von der Hand.

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    es ist das recht des spiegel-jouranlisten handke langweílig zu nennen, wenn er den essay gelesen hat. für mich ist seine meinung aber unwesentlich, ehe ich mir eine anhand des texts von handke gebildet habe.


    Da hast du natürlich recht.


    Aber mal eine andere Frage: Wozu liest du Zeitung(en)? Wozu informierst du dich im Internet? Wozu schaust oder hörst du Nachrichten?
    Mit anderen Worten: Jeder Mensch bildet sich in den allermeisten Dingen unvermeidlicher Weise eine Meinung, die auf Informationen aus dritter, vierter, fünfter Hand basiert.
    Meinungsbildung entsteht grundsätzlich im Diskurs, nur in den allerseltensten Fällen, im engsten persönlichen Umfeld aufgrund von Informationen aus erster Hand.


    Wenn du den Essay inzwischen gelesen hast (ich hab irgendwo mittendrin aufgegeben), dann hast du dir sicherlich eine Meinung gebildet. Aber bist du dir ganz sicher, daß in diese Meinungsbildung nicht unbewußt Faktoren eingeflossen sind, die aus zweiter, dritter, vierter Hand stammen? Z.B. Ansichten, die sich aus der Sekundärliteratur zu Handkes Texten gebildet haben usw.?


    Das nur mal am Rande.



    Zitat

    was wissen wir, wenn wir iris' urteil von charakterlich-ethischen defiziten akzeptieren?


    Dann nehmen wir zur Kenntnis, daß Iris bei allem Verständnis für die politischen Implikationen, die die globalen Hegemonialbestrebungen der USA auch im Hinblick auf dieses Gericht verursachen, und für die Kritik an der von ökonomischen Zwängen (Einschaltquoten, Verkaufszahlen, etc.) beeinflußten Berichterstattung in den Massenmedien der Meinung ist, daß Peter Handke in seiner Darstellung des serbischen Volkes als Sündenbock im Jugosslawien-Konflikt und seiner teilweisen Solidarisierung mit einigen Hauptverantwortlichen an Ausbruch und Eskalation dieses Konflikts Fehler gemacht hat.


    So simpel wie du Meinungsbildung und -findung darstellst, sind sie nicht -- abegesehen davon, daß du meine Meinung zu diesem Thema wieder mal auf maximal zwei aus dem Kontext gerissene Sätze reduziert hast. Übrigens nicht zum ersten Mal.


    Zitat

    das macht den zugrundeligenden konflikt serben-bosnien nicht klarer, die rolle der kriegsparteien nicht deutlicher, klärt die machtfrage nicht und ändert auch nichts an der tatsache, daß das haager tribunal seit dem festgelegten sonderstatus für die usa in schieflage ist.


    Die ganze Welt ist durch die globale Sonderstellung der USA in Schiefstellung -- schau dir doch bloß den Palaver um die UN-Reform an. Die Frage des Internationalen Strafgerichtshofs. Das Menschenrechts- und Demokratiegeblubber angesichts von Camp Delta und der Protektion von Usbekistan und ähnlicher Regimes.
    Das Haager Tribunal muß mit diesen Problemen operieren. Ich persönlich (Achtung! Noch 'ne Meinung! Möglicherweise mit Wertung! Also auf keinen Fall beachten!) halte es für äußerst fragwürdig, ein Gericht, das in dieser Situation bislang sehr viel Wert auf eine lückenlose Aufklärung gelegt hat, zusätzlich zu demontieren, indem man die Kompetenz der Richter in Frage stellt ("südkoreanischer Pfandrechtsexperte") oder in einer Weise charakterisiert, die jedem anderen sofort den Vorwurf des Rassismus einbringen würde ("weißbärtiger schwarzer Jamaikaner").
    Obwohl es durchaus Probleme in diesen Verfahren gibt, auf die man nicht müde werden sollte hinzuweisen, macht man sich durch solche Äußerungen bestenfalls zum nützlichen Idioten der wahrhaft gefährlichen Schieflagenverursacher.


    Zitat

    im gegenteil, es lenkt uns ab und liefert einen prügelknaben. davor wollte ich warnen.


    Genau das hast du nicht gesagt, sondern nur auf das Recht der Meinungsfreiheit hingewiesen. Das hat selbstverständlich und völlig unbestritten auch, aber nicht nur Peter Handke.

  • MASSENMORD IN SREBRENICA


    [URL=http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,364315,00.html]Zehn Jahre vergebliche Suche, zehn Jahre verpatzte Einsätze[/URL]


    8000 bosnische Männer und Jungen wurden in Srebrenica von der serbischen Armee unter den Augen der Uno ermordet. Zehn Jahre nach dem Massaker fahnden Nato-Einheiten noch immer nach den Hauptverantwortlichen. Immerhin: In Belgrad wird nun endlich über die Schuld am Völkermord diskutiert.



    ich finde es traurig, dass heute - 10 jahre danach - immer noch anführer der damaligen aktion frei herumlaufen! aber hoffentlich ändert sich das nun bald...


    bo