Wie bitte?
Ich habe doch nur einen Link zum Thema hereingestellt?
Warum wird mir nun auf einmal Betrunkenheit und Demenz unterstellt?
Wie bitte?
Ich habe doch nur einen Link zum Thema hereingestellt?
Warum wird mir nun auf einmal Betrunkenheit und Demenz unterstellt?
ZitatOriginal von magali
Wo wollen wir denn nun hinkomen? Fragte ich gestern schon
Stand nicht die Meinung von Peter Handke zur Diskussion, seine grundsätzliche und wiederholt geäußerte Meinung?
Geht es nicht darum, diese Meinung zu diskutieren, zu hinterfragen?
Zu fragen, ob nicht die einseitige Solidarisierung mit den Opfern des Krieges nach ethnischen Kriterien und rein aus Protest gegen eine einseitige Berichterstattung den angeprangerten Fehler der Einseitigkeit schlichtweg nur spiegelt?
Zu fragen, ob dieses Handeln wirklich hilfreich ist, weil man dadurch vor allem sich selbst und seine eigene Sicht der Dinge inszeniert - genauso wie die angeprangerten Medien, nur "andersherum"?
Demenz? Da hat noch einer so ein Lexikon
Was die Trunkenheit betrifft, habe ich Dich in der Früh ganz deutlich nach betrukkngem Zustand gesehen.
@Thema
Lohnt sich der verlinkte Artikel?
ZitatAlles anzeigenOriginal von Iris
Stand nicht die Meinung von Peter Handke zur Diskussion, seine grundsätzliche und wiederholt geäußerte Meinung?
Geht es nicht darum, diese Meinung zu diskutieren, zu hinterfragen?
Zu fragen, ob nicht die einseitige Solidarisierung mit den Opfern des Krieges nach ethnischen Kriterien und rein aus Protest gegen eine einseitige Berichterstattung den angeprangerten Fehler der Einseitigkeit schlichtweg nur spiegelt?
Zu fragen, ob dieses Handeln wirklich hilfreich ist, weil man dadurch vor allem sich selbst und seine eigene Sicht der Dinge inszeniert - genauso wie die angeprangerten Medien, nur "andersherum"?
Nein, es ging um Charakter und Moral.
Hinter dieser Diskussion scheint die latente Angst zu stecken, Schriftsteller wären meinungsbildend tätig, und zwar weit meit als andere Menschen. Das würde ich generell und in diesem Einzelfall verneinen wollen. Gerade Leute, die sich mit den Werken Handkes auseinandersetzen, der ja nun wirklich kein Bahnhofsbuchhandlungenstapelverursacher ist, dürften entweder ausreichend Kritikfähigkeit mitbringen oder sowieso auf Handkes Linie sein, sofern es eine solche gibt. Deshalb fehlt mir ein Zugang zu der Aufregung, die hier zu herrschen scheint. Ich halte es für ausgeschlossen, daß Handke mit seinen Äußerungen unbedarfte Weltbürger auf seine Seite zieht. Ganz im Gegenteil wird er für eine Verringerung seiner eigenen Fanschar sorgen.
Kein Autor ist verpflichtet, die "Wahrheit" zu schreiben oder sich staats-/gesellschaftstragend zu verhalten. Es gibt keine moralische Gebotsliste, die ausschließlich für Autoren gilt, für andere Menschen jedoch nicht.
magali, es ging auch um Charakter und Moral. Weil man bei der Betrachtung menschlichen Handelns nicht drumherumkommt, es ethisch zu sehen, d.h. zu werten. Es gibt kein Handeln ohne Ethik.
Und ich bin nicht Relativistin genug, jedes Handeln, jede Meinung ohne die Betrachtung der ethischen Aspekte stehenzulassen, sonst müßte ich auch die Begründung des Genozids an den Tutsi, die Begründung des schwarzen Rassismus in Simbabwe, ja sogar die Begründung der "Endlösung" gleichwertig neben allen anderen stehenlassen (daher der Bezug zu Frey).
(Das Ganze hat nichts, aber auch gar nichts mit der Frage zu tun, die Tom gerade anspricht -- es geht mir um die individuelle Meinung, die die Person Peter Handke seit langem und wiederholt veröffentlicht und damit nun einmal zur Diskussion stellt.)
Versuch über die Dummheit
In der heute erscheinenden Ausgabe des Rezensionsmagazin "Literaturen" zeigt der Schriftsteller Peter Handke abermals sein Herz für den serbischen Großinquisitor Milosevic. Handkes elend langer Text besteht hauptsächlich aus Ressentiments, sein Essay ist welkes Spätwerk eines hauptberuflichen Langweilers.
quelle: [URL=http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,361983,00.html]spiegel online[/URL]
bo
PS: am besten ist der schlußsatz!
Ich muß doch antworten, denn der Schlußsatz kann nicht gelten.
Warum? Weil es wieder ein Schlußsatz von einer weiteren Instanz über das Thema ist.
Das ist etwas, was mich an der ganzen, auch an der öffentlichen, Debatte stört.
Es wird über Handke gesprochen, aber mehrheitlich nicht auf der Grundlage seiner vielen Text zu dem Thema, sondern auf Grund von Meinungen anderer. Die Links hier waren auch alle zu Artikeln ÜBER.
Der Themenkomplex Serbien/Bosnien-Jugoslawienkrieg-beteiligte Parteien ist so schwierig, daß ich mir unmöglich ein Urteil erlauben kann, ehe ich nicht verstanden habe, wer hier was sagte. Wie es gesagt wurde. Ganz besonders, wenn es um Fragen von Ethik/Moral geht.
Auf Grund von Hörensagen, von Informationen aus zweiter Hand ein Urteil über den Charakter eines Menschen zu fällen, halte ich nicht für richtig.
Der zweite Diskussionstrang hier ging tatsächlich um die Frage, ob SchriftstellerInnen ein moralische Verantwortung in der Öffentlichkeit haben in ihrer Funktion als Schreibende.
Danke an Tom für
1. die Bemühung, die Fragestellung in diesem Punkt vom Bauch in den Kopf zu holen
2. seine Meinungsäußerung dazu.
Tom
Ich bin derselben Ansicht in dieser Frage
Iris
es geht nicht um ein Relativieren im Sinne von 'Wegdiskutieren', sondern um das Verstehen. Verstehen hat mit Verstand zu tun und nicht mit Gefühl.
magali, du magst es vielleicht nicht glauben, aber ich für meinen Teil habe auf der Basis meiner durch Lektüre erworbenen Kenntnis von Peter Handkes Essays und Büchern zu diesem Thema geäußert.
Hätte ich diese aus Bibliotheken geliehenen Bücher erst wieder ausleihen müssen, um anhand von direkten Zitaten etwas zu belegen?
Ich bin zwar keine sonderliche Freundin der "BILD-Zeitung für Zahnärzte" :grin, und der Einstieg in den Artikel, in dem boulevardmäßig auf die Beziehung zwischen Peter Handke und Katja Flint eingegangen wird, bevor etwas zum Thema erfolgt, ist schlichtweg albern.
Ein Punkt ist allerdings völlig korrekt: "So aber geht alles wieder seinen Gang, Vortrag und Kritik tragen mittlerweile rituelle Züge."
Wie hier.
Ich geh jetzt das Gewitter genießen.
Das erstaunt mich tatsächlich, denn das ging aus deinen Äußerungen nicht hervor.
Mir mußt Du sowas ganz direkt sagen, darauf reagiere ich am besten. Ich bin ein schlichtes Gemüt.
BildZeitung für Zahnärzte? Iris, ich schwöre es, ich lese fast nie Zeitung und bin über den Zeitgeist immer komplett uninformiert. Was ist das denn???
Und Du hast also seine Äußerungen gelesen. Mit dir gibt das wohl einen Verein, denn zu dritt dürftet ihr nun sein in der BRD.
Meinerseits muß ich sagen, daß ich versucht habe ihn, zu lesen, ihn aber nicht verstanden habe.
Aber bevor ich ihn nicht verstehe, sage ich nichts über seinen Charakter.
Obwohl ich angeblich mal ein Verhältnis mit ihm hatte
Dann will ich mich mal outen ...
Es ist nämlich nicht so, daß ich Tom auf der ganzen Linie zustimme -- nix da!
Ich betrachte Literatur nicht nur als Geschichtenschreiben, sondern trotz aller Schriftlichkeit eigentlich als eine Kunst der gesprochenen Sprache -- nicht der Umgangssprache, sondern einer jeweils auf das Gesamtgewebe (= Text) zugeformten Sprache.
Ich muß das Pferd erst einfangen, ehe ich es aufzäumen kann, also ganz von vorne:
Homer nur lesen (vor allem auf Deutsch oder Englisch) ist nicht nur für mich ein Graus. Man muß sich auf ihn einlassen, nicht nur auf die Geschichte(n), sondern auch auf die sprachliche Umsetzung, auf Töne, Rhythmen, Sprachmelodie. Das geht nur, indem man laut liest bzw. sich vorlesen läßt. Wenn man eine Stelle kennt, also z.B. schon mal gelesen, übersetzt hat, und sie dann nochmals liest -- laut liest! --, dann wird das Gelesen-Gehörte zum perfekten Score für den Film im Kopf. Die sprachliche Ausformung ist nicht nur Drehbuch, sondern selbst schon eine Inszenierung.
Das schafft einfach keiner dieser Reißbrettautoren, deren Romane heute millionenfach verscherbelt werden. Da entstehen zwar Bilder im Kopf, aber das war 's dann auch.
Auf Handke übertragen: Ich kann jeden verstehen, der bei der Lektüre von Versuch über die Langsamkeit oder Die Angst des Tormanns vorm Elfmeter irgendwann augenrollend aufgibt. Aber es liegt am Leser, an einer Unfähigkeit, die durch unser "schnellebiges" Medienzeitalter, die zunehmende Dekonstruktion der Wahrnehmung per Informationsvermittlung durch den medialen Fleischwolf, verursacht wird: Wir nehmen alles war wie ein kubistisches Gemälde: Splitter, die man tw. aus verschiedenen Perspektiven sieht, aber eben immer nur Splitter, die in bunter Mischung auf uns einprasseln. Im Grunde macht uns das blind und taub.
Ich weiß selbst, daß der zugang zu Peter Handkes Büchern verdammt schwierig ist. Er ist selbst ein Postmoderner, ein Dekonstruktivist, der jeden Satz immer wieder in Frage stellt -- aber diese Dekonstruktion ist anders. Sie spielt mit dem Medium, nicht mit der Botschaft, sie nimmt die Botschaft derart ernst, daß sie jedes einzelne Argument, jedes einzelne Wort nicht nur einfach fallenläßt, sondern immer wieder aufhebt und von allen Seiten abklopft.
Und noch was: Handke muß man irgendwie hören, man muß sich auf die Sprache einlassen -- und Sprache ist das, was man hört. Das ist heute zutiefst verpönt, wohl weil es uns mühsam erscheint.
Ich hab einiges von ihm gelesen, ich gebe offen zu, ich habe nicht alles verstanden, und ich habe nicht alles wirklich genießen können, ich war auch nicht immer in der Stimmung dazu. Aber ich halte es auch nicht für die Aufgabe des Autors, den Leser in die "richtige Stimmung" zu bringen oder dem Leser den Text immer so süß und lecker und in appetitliche Häppchen zerteilt anzurichten, daß der es gedankenlos runterschlingen, um es mit einem behaglichen Rülpser im Dunkeln seines Bauches der weiteren Verdauung zuzuführen.
Handke macht z.B. auch exzellente Übersetzungen z.B. von Shakespeares Ein Wintermärchen, Äschylos' Prometheus, gefesselt und Sophokles' Ödipus auf Kolonos. Besonders für letzteres hat er geharnischte Kritiken aus der Theaterwelt kassiert -- völlig zu unrecht: Die Herren und Damen vom Theater beharren nämlich auf einer klassizistischen Deutung der attischen Tragödie, die nur unter massiver Verdrehung der Originaltexte, der griechischen Sprache aufrechterhalten werden kann und die in der Philologie inzwischen seit Jahrzehnten in der Kritik steht.
Im Gegensatz zu seinen lärmenden Kritikern hat Handke sich mit der philologischen Forschung auseinandergesetzt, hat den Text anhand des tatsächlichen Sprachbestandes übersetzt und eine sprachlich sehr genaue, stilistisch wunderbare und endlich einmal verständliche deutsche Version dieses Dramas erstellt. Endlich bricht mal jemand mit der m.A.n. völlig aus der Luft gegriffene Deutung Hegels vom "erhabenen Paradoxon": derselbe Mensch, den die Götter so furchtbar schlagen, ist zugleich ein "Auserwählter", ein Götterliebling, und indem sie ihn zum großen Beispiel machen, ist sein schreckliches Ende zugleich Erhebung.
So genug gebrabbelt. Kurz gefaßt: Es gibt einige Texte Peter Handkes, die ich sehr schätze (u.a. Publikumsbeschimpfung, Kaspar, Der Himmel über Berlin, Wunschloses Unglück, Der Himmel über Berlin), und ich kenne Eine winterliche Reise ..., Noch einmal für Thukydides und Rund um das große Tribunal zumindest soweit, daß ich glaube, es weitgehend verstanden zu haben.
Meiner ansicht nach geht seine Parteinahme für das serbische Volk auch deshalb so weit, weil er hier eine Möglichkeit findet, seine Medienkritik anzubringen, die durchaus berechtigt ist. Aber als die Medienwelt in der ihr eigenen Weise mit geballter Wucht zurückschlug und ihn als Verteidiger des serbischen Nationalismus beschuldigte, hat er m.A.n. den Fehler begangen, Unvergleichbares zu parallelisieren (die von überforderten UN-Soldaten zugelassenen Massaker von Srebrenica mit dem Mord an einem jungen Serben durch muslimische Bosnier) und sich menschlich mit einigen der in DenHaag beklagten zu solidarisieren, wobei er wie sie die Wirkung der nationalistischen Demagogie unter Berufung auf eine geradezu mythische Zerstörungswut aller am Bürgerkrieg beteiligten Völker bagatellisiert.
Ihm ist der derzeitige Hang zu öffentlichen Tribunalen suspekt. Für ihn schmeckt das nach Siegerjustiz, nach Schauprozeß (die findet er dann auch in den Gerichtsshows wieder). Und auch in dieser Argumentation geht er m.A.n. erheblich zu weit, weil er damit Rechtsstaatlichkeit, das Prinzip des contrat social, an sich in Frage stellt, was ich persönlich als politisch sehr gefährlich ansehe.
Uff ...
Ich bitte um Verzeihung für die Länge des Beitrags.
Liebe Iris,
danke für die Ausführungen darüber, wie Du Literatur betrachtest. Für mich ist das etwas extrem, da sich literarisch doch einiges tummelt zwischen Homer und den Reißbrettautoren. Nicht nur in Europa.
Ad Handke:
das klingt nun etwas besser als das zunächst geäußerte Urteil über charakterliche-ethische Schwäche. Es geht also.
Wie er bin ich sehr für Medienkritik und für Kritik am Haager Tribunal, die übrigens nicht nur er äußert. Und ich bin gegen Prügelknaben.
ZitatOriginal von magali
danke für die Ausführungen darüber, wie Du Literatur betrachtest. Für mich ist das etwas extrem, da sich literarisch doch einiges tummelt zwischen Homer und den Reißbrettautoren. Nicht nur in Europa.
Habe ich das bezweifelt???
Muß man eigentlich jede einzelne Äußerung bis in extenso ausdifferenzieren, damit magali nicht meint, auf nicht anwesende Zehen steigen zu müssen, weil die Äußerung nicht in angemessener Weise ausgedrückt war? Und das als jemand, deren Postings kurz und ebensowenig ausgewogen sind?
Zitatdas klingt nun etwas besser als das zunächst geäußerte Urteil über charakterliche-ethische Schwäche. Es geht also.
Bei solchen Sätzen frage ich mich schon, wer hier mal eben fix ethisch-charakterlich urteilt ...
Den Bogen von Homer zu Reißbrettautoren ohne Zwischenstop hast Du geschlagen. Ich fand es interessant, über Deine literarischen Vorlieben zu lesen.
In extenso ausformulieren? Nein, bitte tue es nicht. Es würde mich überfordern, schlichtes Gemüt meinerseits, ich erwähnte es bereits.
Und so sehr es Dich bei Deinen festen Überzeugungen auch erstaunen wird, ich habe nicht geurteilt noch habe ich behauptet, sachlich zu sein.
Ich habe darum gebten, in Sachen Handke nicht vorschnell zu urteilen und Sachlichkeit walten zu lassen. Eigentlich hatte ich mich über den letzten Absatz Deines Beitrags gefreut, weil ich der Ansicht war, daß Du auf meine Bitte hin nun eine differenzierte Ansicht äußern würdest.
Offenbar habe ich mich geirrt.
Wenn mir Zehen so einladend entgegenstreckt werden, trete ich gerne darauf. Immer bereit, einen Gefallen zu tun, das bin ich. Jeden Tag eine gute Tat, rufen Sie an, ich komme sofort.
Understatement kann auch albern wirken!
"Festen Überzeugungen" interpretierst du hinein, ebenso wie "Lesevorlieben" und anderes.
Die Diskussion ist nutzlos, weil es in Spiegelfechten ausartet.
Ich geh lieber wieder auf den Balkon.
hallo magali!
wenn ich das hier so lese, bekomme ich das gefühl, du stellst die diskussion in frage, weil du zu dem thema eine andere meinung hast! warum?
der obelehrerhafte hinweis, man solle erst handke gelesen haben, um zu wissen, worüber man redet, zieht wohl kaum bei literaturinteressierten, oder? ich habe den spiegel-artikel nur als weitere meinung 'zitiert' - gerade auch, weil sie sich auffallend mit meiner deckt: der mann bekommt viel zu viel aufmerksamkeit!
ich habe nicht alles von ihm gelesen, aber mich damals auch mit seinen schriften auseinandergesetzt, weil er zu den wenigen kritikern gehörte, was den einsatz der nato betraf. ich war nämlich auch skeptisch und hielt mich für einseitig informiert. aber handke macht es mit seinen beschreibungen nicht besser. das ist sein problem. (meine unmaßgebliche meinung!)
also warum darf nicht jeder hier seine meinung zu handkes politischen äußerungen mitteilen?
bo
PS: ja, ich weiß: provakont geschrieben - antwort erwünscht!
ZitatOriginal von Iris
Und noch was: Handke muß man irgendwie hören, man muß sich auf die Sprache einlassen -- und Sprache ist das, was man hört. Das ist heute zutiefst verpönt, wohl weil es uns mühsam erscheint.
Ich hab einiges von ihm gelesen, ich gebe offen zu, ich habe nicht alles verstanden, und ich habe nicht alles wirklich genießen können, ich war auch nicht immer in der Stimmung dazu. Aber ich halte es auch nicht für die Aufgabe des Autors, den Leser in die "richtige Stimmung" zu bringen oder dem Leser den Text immer so süß und lecker und in appetitliche Häppchen zerteilt anzurichten, daß der es gedankenlos runterschlingen, um es mit einem behaglichen Rülpser im Dunkeln seines Bauches der weiteren Verdauung zuzuführen.
schön gesagt, iris, aber:
hatten wir nicht in der diskussion um die beiträge bei den eigenen geschichen mal gesagt: der text steht für sich? und ich kann und darf darüber urteilen - unabhängig der person?
mit anderen worten: darf ich mir keine meinung über handke erlauben, weil ich vielleicht nicht alles verstehe?
bo
ZitatOriginal von bogart
mit anderen worten: darf ich mir keine meinung über handke erlauben, weil ich vielleicht nicht alles verstehe?
Doch! Etwas anderes habe ich auch nicht gesagt, bo.
ZitatAlles anzeigenOriginal von bogart
hallo magali!
wenn ich das hier so lese, bekomme ich das gefühl, du stellst die diskussion in frage, weil du zu dem thema eine andere meinung hast! warum?
der obelehrerhafte hinweis, man solle erst handke gelesen haben, um zu wissen, worüber man redet, zieht wohl kaum bei literaturinteressierten, oder? ich habe den spiegel-artikel nur als weitere meinung 'zitiert' - gerade auch, weil sie sich auffallend mit meiner deckt: der mann bekommt viel zu viel aufmerksamkeit!
ich habe nicht alles von ihm gelesen, aber mich damals auch mit seinen schriften auseinandergesetzt, weil er zu den wenigen kritikern gehörte, was den einsatz der nato betraf. ich war nämlich auch skeptisch und hielt mich für einseitig informiert. aber handke macht es mit seinen beschreibungen nicht besser. das ist sein problem. (meine unmaßgebliche meinung!)
bo,
nun verwickle du dich nicht auch noch.
mir war der ansatz, die fragestellung zu moralisch, es ging zu schnell um den charakter dessen, der etwas gesagt hat. mir hat die herleitung gefehlt und die kritische auseinandersetzung. eben weil das thema so wichtig ist. deswegen habe ich darum gebeten, bezug auf möglichst viel zu nehmen, was handke zu serbien/bosnien geschrieben hat. seine literarischen texte einzubeziehen war iris' idee. Ist aber okay, je mehr man von ihm gelesen hat, desto klarer wird das bild.
ein problem des öffentlichen umgangs mit handke ist, daß die wenigsten handke lesen, dafür aber jede menge von dem, was über ihn gesprochen wird. in einer so wichtigen sache kann man nicht zuerst vom urteil andere ausgehen. es ist das recht des spiegel-jouranlisten handke langweílig zu nennen, wenn er den essay gelesen hat. für mich ist seine meinung aber unwesentlich, ehe ich mir eine anhand des texts von handke gebildet habe.
Zitatalso warum darf nicht jeder hier seine meinung zu handkes politischen äußerungen mitteilen? bo
PS: ja, ich weiß: provakont geschrieben - antwort erwünscht!
sicher kann jede/r seine meinung zu handke hier abladen. Die frage ist, wie man es tut, welchen ausgangspunkt man hat. und warum man es tut.
hier stehen doch auch meinungen dazu.
mit einem moralischen urteil aber ist einem nicht unbedingt gedient. was wissen wir, wenn wir iris' urteil von charakterlich-ethischen defiziten akzeptieren? docs urteil von verbrüderung?
das macht den zugrundeligenden konflikt serben-bosnien nicht klarer, die rolle der kriegsparteien nicht deutlicher, klärt die machtfrage nicht und ändert auch nichts an der tatsache, daß das haager tribunal seit dem festgelegten sonderstatus für die usa in schieflage ist.
im gegenteil, es lenkt uns ab und liefert einen prügelknaben. davor wollte ich warnen.
sagte ich das nicht schon am freitag in der pn???
gruß, die oberlehrein direkt von der kanzel
ps: boah, ist diese kleinschreiberei anstrengend, wie du das bloß aushältst.