Gaito Gasdanow - Das Phantom des Alexander Wolf

  • Über den Autor (Quelle: Amazon)


    Gaito Gasdanow wurde 1903 in St. Petersburg geboren und wuchs in Sibirien und der Ukraine auf. Nach der russischen Revolution nahm er in General Wrangels Weißer Armee am Bürgerkrieg teil und gelangte schließlich 1923 nach Paris, wo er zunächst unter anderem in den Renault-Werken und als Taxifahrer arbeitete. Dort begann er auch regelmäßig literarische und journalistische Texte zu veröffentlichen. Wegen der existentialistischen Prägung seines Werks wurde Gasdanow wiederholt als der »russische Camus« bezeichnet. Sein Werk umfasst neun Romane und fünfzig Erzählungen, er gilt als einer der wichtigsten russischen Exilautoren. Von 1953 bis zu seinem Tod 1971 lebte und arbeitete er in München.


    Das Buch (Quelle: Amazon)
    »Von allen meinen Erinnerungen, von all den unzähligen Empfindungen meines Lebens war die bedrückendste die Erinnerung an den einzigen Mord, den ich begangen habe.« Ein ehemaliger Weißgardist erinnert sich an ein tragisches Erlebnis im Bürgerkrieg in Russland, als er in der Steppe einen Reiter auf einem weißen Pferd niederschoss. Jahre später – längst lebt er im Exil in Paris – findet er den Vorfall bis in alle Einzelheiten, die nur den Beteiligten bekannt sein können, in einem Buch beschrieben und macht sich auf die dramatische Suche nach dem Verfasser. Gaito Gasdanow, einer der wichtigsten russischen Exilautoren, hat sich mit diesem unvergesslichen Roman über Liebe und Tod, Zufall und Notwendigkeit in die Weltliteratur eingeschrieben und kann endlich auch auf Deutsch entdeckt werden.


    Meinung
    Ein zufälliges Ereignis verknüpft zwei Leben zu einem Schicksal. Das ist grandios gedacht und der Autor wusste hervorragend zu fabulieren, doch nach 177 Seiten fragte ich mich, warum das Genie seine Doktorarbeit vorzeitig abgebrochen hat. Wahrlich, es hätte ein Jahrhundertwerk werden können.


    Zu viele Zufälle ketten sich aneinander und zu viele Geniestreiche werden kurzerhand abgehandelt. Der Autor hätte der Entwicklung der Szenen und der Ideen viel mehr Raum und Zeit geben müssen. Besonders der abrupt eingefügte Kriminalfall, kurz vor dem großen Finale, hätte zusätzliche 20 Seiten verdient gehabt. Da hatte ich fast schon das Gefühl, der Autor wollte den Leser ein wenig ärgern.


    Dennoch ist es ein Buch, das ich wiederlesen werde. Woran werde ich mich erinnern, wenn ich das Buch in zwanzig Jahren wieder in die Hand nehme: Ein genialer Plot, brillante Gedanken und eine großartig erzählte Liebesgeschichte.