'Katzentisch' - Seiten 075 - 151

  • Mir gefällt das Buch nach wie vor gut, dass die vielen Anekdoten scheinbar nicht zusammenhängen stört mich bisher nicht, ich bin allerings auch sehr gespannt, ob und wie das Ganze am Ende doch noch zusammenhängt.


    Zitat

    Original von Richie


    Der Teil, der sich mit der Tollwut beschäftigt hat, fand ich sehr interessant.


    Grade mit diesem Teil konnte ich am wenigsten anfangen.


    Zitat


    Ansonsten packt mich die Geschichte nicht so recht. Die Zeitsprünge kommen teils wie aus dem Nichts, sie verwirren mich in dem Moment mehr.


    Die Zeitsprünge empfinde ich als sehr passend, auch wenn ich beim Lesen auch immer ein paar Sätze brauche, um mich wieder zu orientieren.

  • Zitat

    Original von Nadezhda


    Und dass sie nach der Sache mit dem Hund einfach so davonkommen, finde ich noch unrealistischer; immerhin ist da ja nun ein Toter zu beklagen.


    Naja, ich denke, dass die Hundegeschichte ab einem bestimmten Punkt, wo der Kapitän und seine Ermittler nichts mehr herausfinden konnten, unter den Teppich gekehrt wurde. Immerhin gab es, ob nun schuldig oder nicht, Verantwortliche auf dem Schiff, und es geht ja genug schief...
    Unrealistisch finde ich, dass man den Hund dann nie gefunden hat, und das auf einem begrenzten Gebiet wie einem Schiff.
    Und an Geisterhunde glaube ich dann doch nicht. :grin


    Zitat


    Mir geht immerzu das Schicksal des Gefangenen nach, der nachts so schwer in Ketten geschlagen seine einsamen kleinen Runden drehen darf. Seit ich mal einen Roman gelesen habe, in dem über viele Kapitel hinweg der schwere Alltag eines Kettensträflings im Mittelpunkt steht, gruselt mich der Gedanke an Gefangensein sehr. :-(


    Mir geht es da eher wie Herrn Palomar, der im Beitrag nach deinem schreibt, dass auch ihm diese Gefangenengeschichte etwas zu viel ist.
    Gerade hier kommt mir das Erzählte sehr von Kindheitserinnerungen verklärt vor. Als Junge fand er das sicher spannend. Aber Verbrecher bleibt Verbrecher, und unschuldig ist der Gefangene wohl eher nicht.

    - Freiheit, die den Himmel streift -

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  • @ Clare


    Tja, so unterschiedlich kann die Wahrnehmung sein. :-)


    Ich behaupte auch nicht, dass der Gefangene unschuldig ist. Darüber kann ich mir bisher eigentlich kein rechtes Urteil erlauben, zumal im Buch ja auch angedeutet wird, dass das Gerichtswesen in Ceylon so kurz nach der Unabhängigkeit noch stark vom Geist der Kolonialzeit geprägt ist (und somit die Auffassungen von Gerechtigkeit oder Höhe des Strafmaßes oder Art der Behandlung von Gefangenen je nach Hautfarbe und Herkunft durchaus divergieren können). Vage wird angedeutet, dass er immer tiefer in den Sumpf des Verbrechens glitt... Die Schläge durch die Wärter könnten ein juristisches Nachspiel haben, also scheint zumindest diese Behandlung nicht rechtens gewesen zu sein. Das mein derzeitiger Lektürestand.


    In dem Roman, auf den ich mich oben bezogen hatte, wird ein Mann (zu Recht) wegen Betrugs beim Kartenspiel verurteilt. Er muss daraufhin viele Jahre lang Strafarbeit leisten und ist dabei ununterbrochen an einen anderen Mann gekettet. Bei so einer Lage finde ich die Aussage "Verbrecher bleibt Verbrecher" schon hart. Aber vielleicht bist du im "Katzentisch" schon weiter als ich und weißt mit Sicherheit, dass der dortige Gefangene seine Behandlung "verdient" hat. Ich muss erstmal weiterlesen.

  • Zitat

    Original von Herr Palomar
    ...
    Es ist weiterhin der Übergang von einem Land, das bisher die Heimat war ,in ein anderes, fremdes. Vermutlich schließen sich die 3 Jungs deswegen so eng zusammen.
    ...


    So empfinde ich das auch. Ich finde weniger interessant, was die Jungs anstellen, sondern viel mehr, welchen Menschen sie begegnen und wie Michael die Ereignisse als Erwachsener interpretiert.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Zitat

    Original von Nadezhda
    ...


    Aber sich vor dem Sturm AUF DEM RÜCkEN LIEGEND anbinden zu lassen... Hilfe, wie dämlich kann man denn sein!? :nono Und dieses unreflektierte Mitwirken bei den Diebstählen... Mittlerweile kommen mir die Jungs nicht mehr so clever vor und ich frage mich, was der Autor damit bezweckt.


    Ich weiß nicht, was er damit bezweckt, aber ich finde, dass Ondaatje wunderbar mit der Auswahl der Erinnerungen spielt.
    Das wird ganz besonders in der letzten Szene in der Galerie deutlich. Die modernen Gemälde rufen Erinnerungen wach und Michael sieht die gemeinsame Schiffsreise in Cassius' Bildern. Wir lesen ja nur die Anekdoten, an die Michael sich erinnern will und auch so, dass die Jungs nicht ganz so schlimm dabei wegkommen. Selbst das folgenschwere Einschmuggeln des Hundes wird in der Erinnerung verharmlost und fast negiert. So funktioniert doch Erinnerung, oder? Das finde ich sehr gut gemacht.


    [SIZE=7]Edit ergänzt einen Satz.[/SIZE]

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

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  • Zitat

    Original von Clare
    ...
    Erstaunt hat mich schon, dass ihnen geglaubt wird, dass sie völlig unschuldig sind und gegen ihren Willen fest gebunden wurden. Obwohl, vielleicht hat der Kapitän ihnen nicht wirklich geglaubt, sondern konnte ihnen nur nicht das Gegenteil beweisen.


    Der Kapitän glaubt ihnen nicht und stellt die Unkosten der Rettungsaktion den Eltern in Rechnung. Außerdem ist er sehr wütend auf die Jungen, die das wiederum überhaupt nicht stört.
    Diese Szene fand ich herrlich. Der stinkwütende Kapitän, dann erfährt der Leser ganz beiläufig, wie viele Personen wirklich in die Rettungsaktion eingebunden waren und wie gefährlich das war. Und dann die beiden Buben, die nicht anderes in kopf haben, als einmal ins Klo des Kapitäns zu ... Herrlich!

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Schön zu lesen, dass ich mit meinem im ersten Abschnitt geschilderten Leseeindruck gar nicht komplett alleine bin. Gut geschrieben, nett zu lesen, aber insgesamt sehr plätschernd. Und wenn man auf den großen überspannenden Bogen wartet, fühle ich mich auch an "Des Kaisers neue Kleider erinnert": Irgendwas wird damit schon gemeint sein.


    Aber die Hafeneinfahrt und die Gedanken im Museum haben mir auch sehr gut gefallen. Der Kapitän wirkte gegenüber den Elfjährigen auch ein wenig hilflos. Direkt geglaubt wird er den Jungs nicht haben, aber welche Sanktionsmöglichkeiten hat er schon? Dass die beiden auf dem Rücken lagen, hatte ja damit zu tun, dass sie die Wolken im Sturm beobachten wollten. An das viele Wasser an Bord hat keiner gedacht. Es sind halt doch kleine, unerfahrene Jungen, die Lust an aufregenden Entdeckungen haben. Ich bin früher auch mal von einer sehr hohen Mauer gesprungen, um das Gefühl kennenzulernen. Heute kenne ich es und würde niemals mehr auf so eine dumme Idee kommen.

  • Zitat

    Original von Regenfisch
    Ich weiß nicht, was er damit bezweckt, aber ich finde, dass Ondaatje wunderbar mit der Auswahl der Erinnerungen spielt.
    Das wird ganz besonders in der letzten Szene in der Galerie deutlich. Die modernen Gemälde rufen Erinnerungen wach und Michael sieht die gemeinsame Schiffsreise in Cassius' Bildern. Wir lesen ja nur die Anekdoten, an die Michael sich erinnern will und auch so, dass die Jungs nicht ganz so schlimm dabei wegkommen. Selbst das folgenschwere Einschmuggeln des Hundes wird in der Erinnerung verharmlost und fast negiert. So funktioniert doch Erinnerung, oder? Das finde ich sehr gut gemacht.


    Danke für den Denkanstoß, denn ist es nicht vielleicht genau das, was Ondaatje mit dieser Erzählung bezweckt?


    Hier in dem Abschnitt beginnt er ja auch ein wenig, die nachhaltigen Einflüsse dieser Reise auf ihn und seine Freunde zu reflektieren. Gerade so eine Situation, wie die Schiffsreise auf ohne Familie in diesem Alter, schweißt doch sehr zusammen und diese Erinnerungen verbinden die drei Jungs ein Leben lang. Das ist völlig unabhängig davon, ob sie als Erwachsene noch Kontakt haben oder nicht. Es ist menschlich, die Erinnerungen so sehr zu verklären.
    Im Gegensatz dazu steht ja dann auch diese intensive Erfahrung der Einsamkeit und der ihm fremden Geborgenheit, die er in der Begegnung mit Emily empfindet. Diese Gefühle sind auch in der Erinnerung noch so stark und rückblickend so ehrlich, wie ein Kind eben nun einmal empfindet.
    Und dann sind da eben auch die sehr lebendigen Bilder, der Stadt und der Durchreise durch den Kanal. Ich mag das Buch mittlerweile.

    "There is beauty in imperfections. They made you who you are. An inseparable piece of everything…" Arcane

  • Hmm, mag ich dieses Buch? Ich finde es ganz nett, einige Sachen - z.B. die Verklärung der Erinnerungen und ihre Interpretation durch den Erwachsenen - finde ich recht interessant, aber richtig fesseln kann es mich nicht. Aber da kommt mir zu Gute, dass ich eh immer mindestens 3 Bücher gleichzeitig am Wickel habe, da kann ich mich da langsam durcharbeiten und zwischendurch was anderes lesen.


    Auch für mich war die Durchfahrt durch den Kanal und der Landgang der interessanteste Teil dieses Abschnitts. Die Stimmung einer Situation einfangen und dem Leser vermitteln kann der Autor auf jeden Fall.


    Ich bin mir aber nicht sicher, ob mich das Buch bewegen kann, nach weiteren Büchern von Ondaatje Ausschau zu halten. Das wird sich wohl erst entscheiden, wenn ich mit diesem Buch durch bin und das Gesamtbild habe.

  • Die Sache mit der Tollwut fand ich etwas seltsam, ich dachte eigentlich, dass man nach Ausbruch der Krankheit nicht mehr so viel Zeit hat. Mal davon abgesehen, dass die Krankheit ja heute noch nicht heilbar ist, sobald sie ausbricht.


    Die Sache mit dem Sturm ist den Jungs wohl einfach über den Kopf gewachsen, die haben sicher nicht dran gedacht, wie gefährlich das werden kann.


    Ich lese momentan irgendwie auch nur alle paar Tage wieder ein Stück. Mein ebook reader sagt mir, dass ich eigentlich nur noch anderthalb Stunden bis zum Ende brauche, aber irgendwie reizt es mich im Moment nicht so besonders. Vermutlich, weil es so plätschert.... (wenigstens mäandert es nicht so :lache)