Ein Jahrhundertsommer hält die Stadt in Atem. Und dann ist da noch der Mord an der Kabarettistin Barbara Stein. Kommissarin Maria Kouba steht vor mühsamen Ermittlungen. Die Tote war nicht nur ein Bühnenstar. Ihr hemmungsloser Exhibitionismus machte sie zu einer regelrechten Sexgöttin. Ihre Recherchen führen die Kommissarin in die schwülen Swinger-Clubs der Donau-Metropole. Was sie dort zu sehen bekommt, gibt ihrem Leben eine aufreizende neue Wendung.
'Ein tabuloser Erotik-Thriller' verspricht der Aufkleber auf dem Buch und ja, das ist es, was die aus Niederösterreich stammende, 1965 geborene Autorin den LeserInnen bietet. Tabulos im plattesten Sinn.
Eine Kabarettistin, die auf der Bühne sexuell Emanzipiertes vertritt, wird auf widerliche Weise ermordet. Ihr Privatleben war ebenso freizügig orientiert wie ihr Künstlerinnendasein. Der Täter ist also in Kreisen zu suchen, deren Vertreter dahingehende Interessen haben.
An Sex interessiert sind offenbar auch das Ermittler-Paar, eine Kommissarin und ihr neuer Partner. Sie streiten ständig, er ist ja so ein Macho, aber sie findet ihn einfach unwiderstehlich. Dauernd kneift sie ihn hinterwärts und dann ist er empört.
Nein, die beiden kommen nicht zusammen, es soll ja eine Serie geben und im ersten Band wäre das verschenkt. Es gibt zudem noch soviele andere Szenarien, so unter der Dusche, z.B., und Möglichkeiten und PartnerInnen....
Ach, ja und tief geseufzt.
Es geht nicht um die Moral, es geht darum, was das denn nun schriftstellerisch soll. De facto ist es ein Porno. Abgesehen von der Frage, wer denn nun wie -wann-mit-wem oder zumindest ob-wer-wann-mit-wem-und-wie und ob man darf, wenn man doch die Chefin ist und er der Untergebene und überhaupt, was ist dabei, wenn man sich bei einer Zeugen-Befragung in einem Swinger-Club auszieht, weil es den Club-Regeln entspricht und dann auch mitmacht (dazu würde ich gern mal BJ hören!!), gibt es nichts Handfestes.
Das Wort 'Notstand' kommt in Bezug auf die weibliche Hauptfigur auch arg oft vor und ist zudem bloß an-behauptet, wie Hermann Broch es vor langen Jahren so schön formulierte. Heute würde man sagen: show, don't tell! Abgesehen von der Frage, ist es stilistisch ein ziemlich gut geschriebenes Buch und ein wirklich ordentlicher Krimi. Der charmante Wiener Dialekt, der häufig auftaucht, ändert aber auch nichts an der gundsätzlichen Schwäche des Ganzen.
Was hier aber vor lauter heißlaufenden Sinnen und dazugehörigen Organen übersehen wird, ist, daß Sex Ware ist, nicht nur in dem beschriebenen Milieu. Geld kommt nicht vor, Swinger-Clubs, o seliges Wien, kosten nichts, es geht nur ums Gefühl, öffentlich wie privat. Wenn die sexuellen Gefühle befriedigt sind, wird der Kopf klar und man findet schließlich den Täter. Und hier wird es dann schwierig, denn auf einmal ging es um Besitz.
Gerade wegen der sprachlichen und Krimi-technischen Vorzüge insgesamt ist es ärgerlich, daß alles in krudem Sex ertrinkt.
Eine völlig verschenkte Chance, mal wirklich einen modernen Krimi zu liefern.
Unbefriedigend, in jeder Hinsicht!