'Der Herr der Bogenschützen' - Seiten 276 - 361

  • Nachdem ich gestern mit fiesen Kopfschmerzen nicht richtig lesen mochte, ging es heute weiter.
    Die Franzosen sind eigentlich ohne Ausnahme echt unsympathisch... Gut Phillip kann ich noch nicht beurteilen, aber der Rest... Isabeau hat sich ja für damalige Verhältnisse echt viel herausgenommen, aber so wie es hier erzählt ist, waren ihre Gründe für mich durchaus einleuchtend.


    Aber so generell gesehen war den meisten Adeligen ihr Volk ja echt ziemlich egal, Hauptsache sie haben das bekommen, was ihnen ihres Erachtens zustand.


    Mir ist durchaus bewusst, dass das in deren Ländern oft nicht anders war, aber hier fällt es halt echt auf, vor allem, da Henry ja wirklich versucht die Bevölkerung aussen vor zu lassen.
    Die Mutter von Jehanne hat es ja echt in sich. Dass sich ein kleines Kind von den Märtyrer Geschichten der Bibel beeindrucken lässt ist ja verständlich, aber die Mutter tut ja echt alles dafür die Kleine der Kirche in die Arme zu treiben. Und auch hier wieder ein Priester, der es speziell auf die sexuellen Sünden seiner Schäfchen abgesehen hat. Und wer weiss worauf sonst noch....


  • Wobei Harry das ja auch nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aus politischen Kalkül macht, er hat nur dann eine Chance, die französische Krone, sollte er sie denn jemals bekommen, auch zu behalten, wenn das Volk auf seiner Seite steht.


    Bei Jehannes Vater ist der Plan verständlicherweise aufgegangen, die Mutter dagegen :rolleyes ich denke selbst für diese Zeit ist sie schon sehr fanatisch, aber vielleicht wirkt sie vor allem so, weil wir ja wissen, wohin sie ihre Tochter am Ende treibt.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Wobei Harry das ja auch nicht aus reiner Nächstenliebe, sondern aus politischen Kalkül macht, er hat nur dann eine Chance, die französische Krone, sollte er sie denn jemals bekommen, auch zu behalten, wenn das Volk auf seiner Seite steht.


    Bei Jehannes Vater ist der Plan verständlicherweise aufgegangen, die Mutter dagegen :rolleyes ich denke selbst für diese Zeit ist sie schon sehr fanatisch, aber vielleicht wirkt sie vor allem so, weil wir ja wissen, wohin sie ihre Tochter am Ende treibt.


    Politisches Kalkül ist ja auch ok, wenigstens war ihm klar, dass er am Ende ein Volk braucht, das ihn nicht hasst. Ein König braucht ja auch immer ein Volk, dass ihn versorgt....


    Jehannes Vater gefällt mir ausgesprochen gut, ein vernünftiger Mensch.

  • Ich habe "in grauer Vorzeit" einmal einige Bücher einer Bekannten meiner Mutter lesen dürfen, die wohl als Zwangsabnahme bei keiner anderen Wahl vom Bertelsmann Verlag verteilt wurden. Eine Geschichte ähnlich Anne Golons "Angelique"-Reihe, nur aus einer anderen Zeit und mit nicht ganz so vielen Folgen. Juliette Benzoni "Cathérine", "Cathérine de Montsalvy"...
    Ich glaube, kann es aber nach der langen Zeit nicht mehr mit Gewissheit sagen, dort waren die Engländer die "Bösen" und Jeanne eine "Gute", Gilles de Rais, La Hire und einen Dritten gab es da auch, mit denen traf Cathérine auch zusammen und ich meine, dass ich von Gilles Untaten da noch nichts Nachhaltiges las.
    Kennt jemand diese Bücher vielleicht auch (noch) und erinnert sich besser?
    Auf jeden Fall fand ich im "Bogenscützen" die Schilderung von Jeannes Familie und den Wurzeln ihrer religiösen Prägung glaubwürdig und nachvollziehbar.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Auch dieser Abschnitt war heute Nachmittag razfaz gelesen.


    John entwickelt sich meiner Meinung nach immer besser und ich mag ihn. Sein Kriegsgeschick ist schon beeindruckend, aber das Glück scheint ihm ja auch ein wenig hold zu sein.


    Frieden ist das was beide Parteien wollen, ob das gut geht ;-)


    Interessant fand ich das Gespräch zwischen der Königin und John, wie sie ihn für ihre Zwecke "benutzt" hat und ihn zu ihrem Sprachrohr gemacht hat. Ich kann zwar ihr handeln in vielen Dingen nachvollziehen, bin mir trotzdem unsicher, ob ich an ihrer Stelle so gehandelt hätte.


    Gerne hätte ich das Gespräch zwischen John und seinem Knappen gelesen und wie er ihm klar macht warum er jetzt immer auf der Schwelle zu seiner Tür schlafen muss :lache


    Jehannes Mutter ist wirklich eine Fanatiker, kein Wunder, wenn man bedenkt was aus ihrer Tochter geworden ist. Ich bin sehr gespannt wie sich das Verhältnis zu ihrem Mann weiterentwickelt...


  • Das hätte schon was :lache ich glaube allerdings dass er sich diese Peinlichkeit in bester autoritärer Rittermanier erspart und es dem armen Edward einfach befohlen hat, ohne weitere Erklärung. :lache

  • Zitat

    Original von Eliza08



    Interessant fand ich das Gespräch zwischen der Königin und John, wie sie ihn für ihre Zwecke "benutzt" hat und ihn zu ihrem Sprachrohr gemacht hat. Ich kann zwar ihr handeln in vielen Dingen nachvollziehen, bin mir trotzdem unsicher, ob ich an ihrer Stelle so gehandelt hätte.


    Ist so ein Gespräch der Königin mit einem unbedeutendem Adligen, der es dann an Harry weiter trägt überliefert?


    In Rebecca Gablés "Hüter der Rose" gibt es eine ganz ähnliche Szene.

  • Zitat

    Original von Zwergin


    Ist so ein Gespräch der Königin mit einem unbedeutendem Adligen, der es dann an Harry weiter trägt überliefert?


    Na ja, so unbedeutend war der Earl of Huntingdon nun auch wieder nicht. :grin
    Für mich ist Isabella von Bayern eine der faszinierendsten Gestalten des ganzen Romans. Gern hätte ich ihre rolle noch etwas mehr ausgebaut, wenn man mir den Platz dafür eingeräumt hätte. :-(
    Sie ist über Jahrhunderte in der französischen Geschichtsschreibung ganz schlecht weggekommen und erst in letzter Zeit beginnt man die Darstellung zu relativieren (siehe Nachwort).
    Interessant fand ich dazu den Standpunkt von Dr. Olivier Bouzy.
    Es gehörte damals wie heute schon eine ganze Menge Mumm dazu, sich hinzustellen und zu sagen: ich bin fremdgegangen, dar angebliche Vater ist nicht der leibliche Vater.
    Ich finde das beeindruckend und eine mutige Handlung, um dem Land den Frieden zu bringen und ihrem Mann die Krone zu retten. Und das ist historisch belegt. :wave

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Es bleibt ein interessanter Lesestoff, auch wenn mir John zu überhöht dargestellt wird. Er hat nur gute Eigenschaften und ist militärisch ein Genie, auch weil er genau erkennt, wer ein guter Lehrmeister ist. Im Gegensatz dazu stehen seine Gegner, die allesamt derart unsympathisch sind, das es schon weh tut. Ihre Hinterhältigkeit und Boshaftigkeit ist ja kaum zu toppen. Da macht es dann auch wenig, wenn ein paar Engländer in ihre Fußstapfen treten, aber alle sind Johns Feinde.
    Auch mir hat Isabella von Bayern gefallen. Ihr Auftreten und ihr Selbstvertrauen sind außergewöhnlich und auch sie liebt das direkte Wort und versucht die Weichspülerei der Diplomaten zu umgehen. John ist ihr und ihren Methoden zumindest momentan noch nicht gewachsen. Endlich mal eine Schwäche!
    Bei den Darcs werden die Differenzen zwischen dem Herrn des Hauses und seiner Frau immer größer. Er ist vernünftig und handelt nachvollziehbar, sie ist ein Opfer eines religiösen Eiferers, wenn nicht gar selbst einer. Für mich ist es unfassbar, welchen Einfluss "kleine" Dorfpfarrer auf ihre Schutzbefohlenen hatten.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Das Problem mit historisch belegten Personen ist einfach, dass man mit ihnen nicht ganz so verfahren kann, wie man will.
    Auch beim PIRATEN wurde mir angekreidet, dass für Drake alles einfach zu glatt lief.
    Das Problem war aber, dass er in der Zeit, die ich geschildert habe, einfach einen "run" hatte, wie wir heute sagen würden.
    Ihm gelang einfach alles, was er anpackte und dazu kam noch eine Unmenge pures Glück.
    Das nicht so darzustellen, wäre einfach Geschichtsverfälschung gewesen.


    Ähnlich erging es mir bei den Recherchen zu John Holland.
    Da blieb mir manchmal der Mund offen stehen und etliche seiner militärischen Aufträge, die er noch dazu mit Bravour meisterte, waren schlicht kaum nachzuvollziehen.
    Er war ja bei Azincourt noch recht jung, trotzdem ernannte ihn Henry V. kurz darauf zum Befehlshaber der Kanalflotte und der Sieg vor Harfleur - obwohl er ja eigentlich eine Landratte war - in erster Linie sein Verdienst.
    Auch dass er das alleinige Kommando auf dem linken Ufer der Seine erhielt - sehr schön dargestellt im Tour Jehanne d'Arc im Rouen - war für mich kaum nachvollziehbar.
    Nicht ich habe ihn überhöht, sondern dass hat Henry schon höchstselbst getan. :wow
    Was soll ich dagegen tun?
    Und das die Franzosen, die sich den Engländern bei Azincourt entgegenstellten, vor Überheblichkeit kaum laufen konnten, nun mal eine hist. belegte Tatsache. Auch, dass sich Charles VII. mit ein paar ganz üblen Gestalten zusammengetan hat. Ich verweise in dem Zusammenhang mal auf das Nachwort.
    Mit wäre es manchmal auch lieber, es gäbe bei meinen Protagonisten mehr Höhen und Tiefen, aber wenn das offenbar nicht der Fall ist, erfinde ich auch keine. :-(

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Isabella von Bayern und John Holland zwei interessante Personen, von denen ich bisher noch nichts gelesen haben.


    Mit John als Sprachrohr hat Isabella viel riskiert, sie kannte ihn ja nicht er hätte genauso gut Lügen erzählen können.

  • Ich fand die Szene des Gesprächs zwischen dem Ehepaar Darc höchst interessant.


    Da wird an den beiden dargestellt, was wohl auch das ganze Land betroffen hat.
    Die einen wollen nur Frieden und sich mit Henry arrrangieren, die anderen beharren darauf, daß nur Charles als Franzose König der Franzosen sein darf.
    Spannend und richtig gut gelöst, finde ich.


    Rein persönlich ist mir Jacques wesenlich lieber, da er irgendwie mehr mit den Beinen auf dem Boden steht. Isabelle scheint in den letzten Jahren ja richtig fanatisch gläubig geworden zu sein.
    Das wirkt natürlich wesentlich unsympathischer, da Fanatismus - egal auf welche Art und Weise - immer sehr negatuiv wirkt.
    Nur schade, daß Jacques weniger Einfluß hat und es zuläßt, daß sich Jehanne dem so aussetzen läßt.


    Ok, aber da wir ja schon wissen, was passiert im Gegensatz zu ihm, kann man ihm das nicht vorwerfen :grin

  • Zitat

    Original von Johanna


    Da wird an den beiden dargestellt, was wohl auch das ganze Land betroffen hat.
    Die einen wollen nur Frieden und sich mit Henry arrrangieren, die anderen beharren darauf, daß nur Charles als Franzose König der Franzosen sein darf.


    Das freut mich sehr, denn genau so habe ich es darstellen wollen. :-)

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Den Abschnitt habe ich heute in zwei "Etappen" gelesen, gefiel mir wirklich sehr gut. Nur bei der Szene, in der dem "armen" John die verheiratete Dame ins Bett geschoben wird, hat es mich einmal zerrissen. Der "Zauberstab"? Oh man, Mac :lache :lache :lache


    Gefreut habe ich mich über die Begegnung mit dem Duke of Bedford, den ich gerne mag. Dass Georgette Heyer ihren Roman über ihn nicht beenden konnte, finde ich immer noch schade.


    Ziemlich entsetzt hat mich die Szene in Rouen, als die Alten und Kranken aus der Stadt "verbannt" wurden und die Neugeborenen, die zur Mauer hochgezogen wurden, um noch flux getauft zu werden, damit sie nicht ohne Sakramente sterben mussten. Wie elend muss es den Menschen gegangen sein, dass sie zu solchen Maßnahmen gezwungen waren ...


    Graue Haare habe ich mal wieder über Jehannes Mutter gekriegt - nicht nur, dass sie mit ihrem Fanatismus den Weg für dieses arme Mädchen bereitet, ihre Argumentation ist auch noch vollkommen unlogisch. Sie glaubte der Königin ja offenbar, dass der Dauphin ein Bastard ist, schließlich will sie die Königin dafür ja exkommunizieren lassen. Aber dass der Bastard einen legitimen Thronanspruch hat, zweifelt sie nicht an. Meine Güte, was für ein Weib. Was wohl aus Jehanne geworden wäre, wenn ihr Vater da mehr interveniert hätte ...

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Der "Zauberstab"? Oh man, Mac :lache :lache :lache


    Ich hab`s ja begriffen und schreibe so etwas nie wieder. :-(
    Von mir bekommt ihr ab sofort nur noch Schlachten und Gemetzel!
    Das habt ihr jetzt davon. :-]

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Mac : Bis auf den Zauberstab fand ich die Szene eigentlich nicht verkehrt, sprich, in Ordnung. Von daher brauchst du nicht zu hadern. Deine Schlachtenszenen gefallen mir allerdings tatsächlich besser :lache

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

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