'Der Herr der Bogenschützen' - Seiten 544 - 641

  • Ach herrjeh.... Hätte John Jehanne vor Orleans richtig getroffen, wären wohl deutlich weniger Menschen in diesem Krieg noch ums Leben gekommen.
    Da sieht man mal wieder, was religiöser Fanatismus so alles anrichten kann.


    Wobei Beauforts zweiter Kreuzzug gegen die Böhmen ja wohl eher aus gekränkter Eitelkeit und politischen Gründen heraus durchgezogen werden sollte, denn aus religiösen Eifer heraus. Wenigstens das konnte John noch verhindern.


    John hat manchmal ja wirklich mehr Glück als andere. Dass er den Sturz von der Brücke überlebt und dann auch noch bei Fischern landet, die den Engländern wohlgesinnt sind....

  • Zitat

    Original von streifi
    John hat manchmal ja wirklich mehr Glück als andere. Dass er den Sturz von der Brücke überlebt und dann auch noch bei Fischern landet, die den Engländern wohlgesinnt sind....


    :write
    Er scheint ein rechter Tausendsassa gewesen zu sein und mit einer ordentlichen Portion Glück gesegnet. Aber es heißt ja auch in einem Sprichwort: "Das Glück ist mit dem Tüchtigen!" Und wie der Autor an anderer Stelle schreibt, kann er ihn nur schwer nachträglich böse und erfolglos schreiben. Abgesehen davon hat John, wenn man es insgesamt betrachtet, doch eigentlich gar nicht sooo viel Glück gehabt. Man denke an seine Kindheit, den Verlust von Vater, Heimat, Mutter, Brüdern, dann Jahre voll Krieg und Gefangenschaft. Viele Jahre in Frieden sind ihm nicht vergönnt gewesen. Und was das Gutsein angeht, dafür gab und gibt es auch heute genug überdurchschnittlich böse Menschen!
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Auch wenn ich sie nicht mag, aber eine beeindruckende Ausstrahlung geht von Jehanne Darc schon aus. Auch ihre Schmerzunempfindlichkeit ist sehr ungewöhnlich. Sie gibt den Franzosen etwas, was ihnen aufgrund ihrer dauernden Niederlagen abhanden gekommen ist: Zuversicht und Selbstbewußtsein.
    Die Diskussion, ob ohne sie weniger Menschen gestorben wären, ist nicht relevant. Die Engländer hätten ja auch in England bleiben können oder einfach das Angebot der Bürger und Soldaten aus Orleans annehmen können, sich dem Herzog von Burgund zu ergeben.
    John Holland ist ja ein echtes Stehaufmännchen. Immer, wenn er vermutlich in aussichtsloser Lage sterben wird, findet sich ein Weg für ihn, das Ganze nahezu unbeschädigt zu überstehen.
    Für mich ist es kaum nachzuvollziehen, dass er Hemmungen hat, die Jungfrau von Orleans zu töten, wenn er andererseits Bürger mit Pfeilen belegt, die unbewaffnet einen Pionierauftrag erledigen. Für jemanden, der sich nach Frieden sehnt, bringt er schon viele Gegner um und bemüht sich auch, auf diesem Felde effizient zu sein.

    :lesend Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit, Agatha Christie - Miss Marple (Kurzgeschichten von 12 erfolgreichen Autorinnen der Jetztzeit mit Miss Marple), Michael Peinkofer - Die steinerne Krone

  • Ich finde es doch ganz interssant, die Seite der Engländer zu lesen in Bezug auf Jeanne D´Arc.
    So kann ich mir zumindest auch besser vorstellen, wie die Gegenseite zur Heiligen aussah.
    Es wäre wirklich spannend, wenn man wüßte, wie der Krieg wohl ohne sie weitergegangen wäre - wären wirklich viel weniger Tote zu beklagen gewesen?
    Hätte der Krieg geendet?


    Ok, kann man nicht sagen, fänd ich aber trotzdem spannend :grin


    Wie kam es, daß ihre Brüder mit dabei waren?
    Das muß für den Vater ja noch einmal mehr schrecklich gewesen sein.
    Irgenwie hätte ich gern von den beiden Eltern in dem Abschnitt gelesen, wie sie das aufgenommen haben, daß ihre Tochter derart zur Heiligen forciert wurde.


  • Es ist historisch belegt, dass der Dauphin ins Exil gegangen wäre (Schottland und Portugal standen zur Wahl), hätte sich Orleans ergeben. Damit wäre der Krieg wohl beendet gewesen.
    Für mich ist nach wie vor unverständlich, wieso eine junge frau bewirken konnte, was all den erfahrenen Haudegen nicht gelang.
    So wie sie es angepackt hat, hätte es auch jedem von ihnen gelingen können, den die französischen Truppen in Orleans waren denen der Engländer haushoch überlegen und konnten vor allem gezielt eingesetzt werden.
    Aber wie in der Schlacht der Heringe scheiterten sie ständig.
    Bis Jehanne Darc kam ...
    Als Jehannes Brüder vom Ruhm ihrer Schwester hörten, waren sie nicht zu halten. Wie es da in dem Vater ausgesehen hat, möchte ich mir gar nicht vorstellen.
    Ihre Mutter hingegen hat sie darin bestärkt, sich dem Dauphin anzuschließen.
    Auch hier fehlt mir jedes Verständnis.
    Aber es ist ja noch gar nicht so lange her, dass Mütter und Frauen ihre Männer "frohen Herzens" verabschiedet haben, wenn sie für Kaiser, Gott und Vaterland in den Krieg zogen.
    Selbst meine Großmutter hat noch zugegeben, dass sie immer stolz war, ihren Mann in Uniform zu sehen.
    Es fällt mir wirklich schwer, das nachzuvollziehen, aber man muss es vielleicht aus der Zeit heraus sehen.

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)

  • Zitat


    Original von Mac P. Lorne


    Für mich ist nach wie vor unverständlich, wieso eine junge frau bewirken konnte, was all den erfahrenen Haudegen nicht gelang.


    So ging es den Menschen damals vermutlich auch und sie haben es sich einfach gemacht, was nicht nachvollziehbar war, war eben Gottes Wille.

  • Vorletzter Abschnitt - auch hier gefällt mir die Geschichte sehr gut und ich brenne richtig auf die letzten 60 Seiten. Die Veränderungen, die durch Jehannes Aufstieg entstehen, können einen nur staunen lassen - wie muss das erst auf die Menschen ihrer Zeit gewirkt haben. Verständlich, dass man glaubte, sie sei vom Himmel gesandt, oder alternativ vom Teufel besessen.


    Mac, du zitierst aus Briefen von Jehanne - sind die so überliefert? Gleiche Frage zur ersten offiziellen Begegnung zwischen Charles und Jehanne. Ist die "Entdeckung" des verkleideten Königs überliefert?

    SUB 220 (Start-SUB 2020: 215)


    :lesend Susanne Michl u. a. - Zwangsversetzt. Vom Elsass an die Berliner Charité. Die Aufzeichnungen des Chirurgen Adolphe Jung (1940 - 1945)

    :lesend Antonio Iturbe - Die Bibliothekarin von Auschwitz

    :lesend Anthony Doerr - Alles Licht das wir nicht sehen (Hörbuch)

  • Zitat

    Original von Susannah
    Mac, du zitierst aus Briefen von Jehanne - sind die so überliefert? Gleiche Frage zur ersten offiziellen Begegnung zwischen Charles und Jehanne. Ist die "Entdeckung" des verkleideten Königs überliefert?


    Die umfangreiche Korrespondenz, die sie hat schreiben lassen - sie selber hat nur gelernt, ihren Namen darunter zu setzen - ist zu großen Teilen erhalten geblieben. U.a. auch Briefe an die Hussiten, in denen sie ihnen droht, sich mit ihnen zu beschäftigen, wenn sie erst mit den Engländern fertig ist. Sie hatte auch die Absicht, ein Heer nach England zu führen, um den ach so armen Herzog von Orleans nach Haus zu holen. Das wäre Charles gar nicht so Recht gewesen, denn der stand in der Thronfolge sehr weit oben und hätte durchaus Ärger geben können. Deshalb hat er auch nichts unternommen, um seinen Cousin (wenn er das denn war) auszulösen.
    Die Begegnung zwischen Charles und Jehanne in Chinon ist belegt. Angeblich hat sie den ungekrönten König in Mitten seiner Höflinge erkannt, ohne ihn vorher gesehen zu haben.
    Da ich aber ebenso wenig wundergläubig wie viele Historiker bin, gehe ich davon aus, dass sie ihn zuvor schon - wenn auch vielleicht nur auf einem Bild - gezeigt bekommen hat. Den Geheimgang von der Burg in das Haus, wo sie mit ihren Gefährten untergebracht worden war, gibt es aber auch. Vermutet wird deshalb ein dortiges Treffen.
    Unklar und nicht überliefert ist hingegen, was Jehanne Charles in dem Vieraugengespräch, das es ebenfalls gegeben hat, sagte. Denn das führte zu einem Umdenken des Königs, der bis dahin von ihrer "göttlichen Mission" keineswegs überzeugt war. Sie muss sehr überzeugend gewesen sein ... :grin

    There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory. (Francis Drake)