Die gute Tochter - Karin Slaughter

  • Karin Slaughter hat mich mit diesem Thriller von der ersten Seite an begeistert. Schon der Prolog verursachte bei mir eine Gänsehaut.
    Hauptpersonen sind die beiden ungleichen Schwestern Charlie und Sam, die vor 28 Jahren Opfer eines aus dem Ruder gelaufenen Überfalls wurden. Damals verloren sie nicht nur ihre Mutter, sondern trugen auch dauerhaft sichtbare und unsichtbare Wunden davon.
    Als die nun erwachsene Charlie zufällig Zeugin eines Amoklaufs an einer Schule wird und ein kleines Mädchen in ihren Armen stirbt, kommt das längst verdrängte Trauma wieder an die Oberfläche.
    Es ist faszinierend wie Karin Slaughter es schafft, die beiden Fälle miteinander zu verbinden und von verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Jede der Schwestern hat damals den brutalen Überfall auf andere Weise erlebt und verarbeitet. Wurde wirklich alles aufgeklärt? Oder gibt es immer noch Geheimnisse?
    Auch der aktuelle Fall wirft Fragen auf. Ist wirklich alles so wie es scheint? Oder soll nur schnell eine Täterin verurteilt werden? Parallel dazu beginnen die Schwestern sich wieder aneinander anzunähern und gemeinsam ihr Schicksal aufzuarbeiten.
    Besonders zu Anfang und am Ende ist das Buch dramatisch, extrem spannend und reich an Action. Im Mittelteil steht das Verhältnis der Schwestern im Vordergrund. Hier dominieren eher die Dialoge, die z.T. über mehrere Seiten andauern. Gestört hat mich das nicht, im Gegenteil, es gab dem Thriller mehr Tiefe und half die beiden komplizierten Persönlichkeiten besser zu verstehen.


    Fazit: Ein gelungener, vielschichtiger Thriller, den ich bedenkenlos weiterempfehlen kann!


    9 Punkte!

  • Das Buch beginnt im Jahr 1989 im März mit den Erlebnissen der fünfzehnjährigen Samantha Quinn. Man hat ihrer Familie gerade vor einigen Tagen das Haus angezündet, weil ihr Vater einen Schwarzen verteidigt hat und einen Freispruch erwirken konnte. Nun lebt die Familie übergangsweise in einem heruntergekommenen Farmhaus. Ihr Vater arbeitet unverdrossen schon am nächsten prekären Fall, der die Töchter aktuell zwingt auf den Schulbesuch zu verzichten.


    Als Samantha und ihre jüngere Schwester Charlie Abends alleine mit ihrer Mutter Gemma zu Hause sind, dringen zwei Männer ins Haus ein und töten ihre Mutter, die versuchte ihre beiden Töchter zu schützen. Die Täter verschleppen die Töchter in den Wald, doch Samantha treibt ihre Schwester an und ihr gelingt die Flucht, wobei Samantha von einem Schuss erwischt wird und in das schon geschaufelte Grab stürzt. Diese ersten Kapitel bilden schon einen heftigen, brutalen aber auch spannenden Einstieg ins Buch


    Dann springt die Geschichte um 28 Jahre zu Charlie Quinn. Sie hatte gerade ihren ersten One-Night-Stand seit dem College. Er ist Single, ehemaliger Marine und nun Mittelschullehrer. Charlie wiederum lebt nach 16 Jahren Ehe nun seit neun Monaten von ihrem Mann getrennt. Um das am Vorabend vertauschte Handy zurückzugeben trifft sie sich mit ihm in der Schule und gerät dabei in einen Amoklauf. Davon ausgelöst erleidet sie zunächst heftige Flashbacks. In dem dann folgenden Versuch die Schützin vor einer Lynchjustiz zu retten gerät sie in die Auseinandersetzung und wird von der Polizei geschlagen und verhaftet. Schlussendlich wird sie von ihrem zukünftigen Ex Ben aus dem Gefängnis befreit. Er gehört zur Bezirksstaatsanwaltschaft.


    Ben ist ausgezogen, da zuletzt so manches im Zusammenleben geschehen ist. Nach drei Fehlgeburten ist das Paar kinderlos geblieben. Sie hofft noch, dass er zurück kommt, aber nun haben er und das ganze Umfeld durch den Amoklauf auch noch von ihrem One-Night-Stand erfahren, was ihn sehr verletzt hat. Man erfährt viel über die Probleme zwischen Charlie und Ben.


    Als sich dann ein Racheanschlag auf ihren Vater zuspitzt, springt die Geschichte wieder ganz zurück zum Anfang und erzählt die Geschichte aus Charlies Augen von vorne. Erneut in der Gegenwart angekommen taucht Sam in der Geschichte auf, sie wurde von Charlies Ex informiert. Ab da hat mir das Buch besonders gut gefallen, da ich Gerichtsstories liebe und Sam eine unglaublich toughe Frau ist. Trotz all ihrer vielen Einschränkungen, die sie damals davon getragen hat, tritt sie intelligent und überzeugend auf. Allerdings folgen dann etwas zu viele familiäre Diskussionen, Auseinandersetzungen und Rückblenden. Dafür gibt es von mir Punktabzug.


    Dann trifft die Familie ein erneuter harter Schicksalsschlag. Später kommt es zu einem sehr emotionalen, herzzerreißenden Finale am damaligen Tatort, dem alten Farmhaus. Man erfährt die ganze Wahrheit, alles über das schreckliche Geheimnis, das Charlotte all die Jahrzehnte bewahren musste und das sie und ihre Ehe fast zerstört hat. Sowohl der wahre Täter als auch das Motiv können überraschen. Die Geschichte findet ein versöhnliches Ende mit einem positiven Blick in die Zukunft. Das letzte Viertel flog beim Lesen nur so dahin.


    Leid, Schmerz und emotionale Verletzungen werden von der Autorin Karin Slaughter in "Die gute Tochter" intensiv, nachvollziehbar und mitfühlend beschrieben.


    Fazit: Auch wenn es vielleicht kein Thriller ist, hat mir das Buch sehr gut gefallen, eine sehr intensive, spannende Geschichte von Kriminalität und Familie. Auch wenn die Erzählung zwischendrin Längen hatte, konnte sie mich emotional sehr berühren.


    9 von 10 Punkten

  • Samantha und Charlotte sind die Töchter eines Rechtsanwalts mit zwielichtigem Ruf, denn er verteidigt recht erfolgreich Kleinkriminelle und Verbrecher.
    Deshalb wird auch sein Haus niedergebrannt. Sie verlieren alles an Hab und Gut und kommen in einem heruntergekommenen, baufälligen Farmhaus unter.
    Zwei maskierte Gestalten, die es ursprünglich auf den abwesenden Vater abgesehen hatten, ermorden die Mutter und verschleppen die Mädchen in den Wald.
    28 Jahre später ist aus Charlie eine erfolgreiche Rechtsanwältin geworden, sie blieb im gleichen Kaff – Pikeville - wie ihr Vater. Doch plötzlich ist sie mitten im Geschehen als in einer Schuke Schüsse fallen.


    Karin Slaughter ist ja jedem Thriller-Fan ein Begriff - obwohl ich bisher noch kein Buch von ihr gelesen habe. Dies war also mein erstes.


    Das Cover des Buches ist gut gemacht, auch wenn es nicht wirklich zum vorliegendem Buch passt.


    Der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut - Charaktere und Orte werden wirklich spitzenmäßig dargestellt. Auch die Rückblenden gefielen mir sehr gut.


    Das Buch beginnt im Jahr 1989 sehr spannend und lässt einen kaum mehr los. Auch das Ende ist sehr gut geschrieben. Dazwischen allerdings nimmt in diesem Buch das (Familien-) Drama Überhang - Thrillerelemente sind kaum mehr vorhanden.


    Wirklich überraschen konnte mich in diesem Buch nichts. Zu sehr versteifte sich die Autorin auf die Familie, viele Dinge waren vorhersehbar.


    Insgesamt konnte mich das Buch zwar nicht fesseln, aber der Schreibstil der Autorin gefällt mir sehr gut, sodass ich sicher noch etwas von Karin Slaughter lesen werde.


    Fazit: Mehr Drama als Thriller, dadurch bleibt die Spannung etwas auf der Strecke. 3,5 Sterne