Mein Leben als Hoffnungsträger - Jens Steiner

  • Verlag: Arche, 2017
    190 Seiten


    Kurzbeschreibung:
    Philipp hat gerade eine Lehre zum Mechatroniker abgebrochen und ist aus seiner WG rausgeflogen, weil die Mitbewohner seinen Putzfimmel nicht mehr tolerieren wollten. Als er sich an einer Tramhaltestelle die Zeit mit dem Auflesen von Stanniolpapieren vertreibt, wird Uwe auf ihn aufmerksam. Uwe ist Leiter des städtischen Recyclinghofs und sieht in Philipp sofort seinen neuen Hoffnungsträger. Auf dem Hof arbeiten auch Arturo und João, zwei Portugiesen, die aus dem Kreislauf der Waren ihren eigenen, nicht ganz legalen Nutzen ziehen, für den sie bald auch Philipp gewinnen wollen - bis ihnen ein Großprojekt aus dem Ruder läuft und die aufgeräumte Welt des Recyclinghofes gehörig ins Wanken gerät. Mit seinem vierten Roman ist Jens Steiner ein hintersinnig komisches Kammerspiel für vier Figuren gelungen, in dem die Generation "Weiß noch nicht" mit den Konsequenzen einer Warenwirtschaft konfrontiert wird, die Wachstum verspricht, während sich der Mensch im Überfluss selbst erstickt.


    Über den Autor:
    Jens Steiner, geboren 1975, studierte Germanistik, Philosophie und Vergleichende Literaturwissenschaft in Zürich und Genf.


    Mein Eindruck:
    Der Beginn des Romans ist sehr verhalten. Kammerspielartig, wie der Klappentext verspricht, empfinde ich den Text nicht.
    Es dauert ein wenig bis ich ins Buch hineingekommen bin. Erst als der Protagonist Philipp von seiner Kindheit und Jugend erzählt, z.B. seiner erste Reise alleine durch einige europäische Länder, wird es für mich interessanter.
    Nach abgebrochener Lehre arbeitet Philipp auf einem Recyclinghof. Mit den Kollegen und dem Chef hat er freundschaftliche Beziehungen, doch Distanz bleibt. Die Tätigkeit auf dem Recyclinghof wird ausführlich beschrieben, nur unterbrochen vom Leben Philipps mit seiner leicht exzentrischen Freundin Mila. Die Beschreibungen schwanken zwischen banal und originell.


    In den guten Passagen erinnert Philipp leicht an einen Flaneur von Wilhelm Genazino, nur deutlich jünger.
    Man sollte nicht unbedingt erwarten, dass das ganze zu etwas führt. Es scheint so, als würde auch der Autor sich jeden Erwartungsdruck entziehen.


    Fazit: kann man lesen!