Zeit der Schuldlosen - Siegfried Lenz

  • Cotta´s Hörbühne,1 Kassette, 64 Minute


    Kurzbeschreibung:
    Neun unbescholtene Bürger werden auf Befehl des "Gouverneurs" in einer Zelle gefangen gehalten - gemeinsam mit einem Attentäter. Ihre Aufgabe ist es, ihm die Namen seiner Komplizen zu entlocken und dadurch ihre eigene Freiheit wiederzuerlangen ... Das Schauspiel "Zeit der Schuldlosen" spielt unter der Zwangsherrschaft einer Diktatur und brandmarkt den Zynismus im Verhältnis der absoluten Macht zum Machtlosen, der Herrschenden zum Beherrschten, der Obrigkeit zum Untertan.


    Über den Autor:
    Siegfried Lenz wurde 1926 in Lyck/Masuren als Sohn eines Zollbeamten geboren. Nach dem Abitur ging Lenz 1943 zur Marine. Kurz vor Kriegsende desertierte er nach Dänemark und geriet in britische Kriegsgefangenschaft. 1945 zog er nach Hamburg und studierte dort Literatur und Anglizistik. Ab 1951 arbeitet er als Funkautor und freier Schriftsteller. Aktives politisches Engagement für die SPD. 1951 erschien sein erster Roman, "Es waren Habichte in der Luft". Seitdem hat Siegfried Lenz Theaterstücke, Essays, Hörspiele, Erzählungen und Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind vielleicht der 1968 veröffentlichte Roman "Deutschstunde" und der Erzählband "So zärtlich war Suleyken". Lenz wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet.


    Mein Eindruck:
    Zeit der Schuldlosen ist ein Hörspiel von 1960 und hat einen moralischen Ansatz.
    9 unschuldige Männer werden vom Gouverneur eines totalitären Staates eingesperrt.
    Ihr Auftrag: sie sollen einen Widerstandskämpfer überzeugen, seine Kameraden zu verraten. Wenn er die Namen nicht nennt und bereit ist, für den Gouverneur zu arbeiten, werden die neun Unschuldigen nicht freigelassen. Der bereits gefolterte Mann ist aber nicht bereit, zu kooperieren.
    Für Siegfried Lenz ist dieser Stoff eine Möglichkeit, sich am Thema Mitläufertum abzuarbeiten. Muss ein einzelner sich der Menge beugen und seine Überzeugungen aufgeben oder hat letztlich die Mehrheit auch die Pflicht gerecht zu sein. Und macht man sich nicht auch durch Nichstun bei Ungerechtigkeiten schuldig? Das sind sehr bedenkenswerte Ansätze.


    Das Hörspiel ist nicht schlecht, gerät aber schnell an seine Grenzen. Den Grund dafür sehe ich am begrenzten Umfang. In nur einer Stunde Spielzeit können nicht alle Beteiligten ausreichend portraitiert werden. Da das geschilderte Dilemma aber alle betrifft, wäre das eigentlich erforderlich. Lenz arbeitet also nur ein paar Figuren aus, die entweder für oder meistens gegen den Freiheitskämpfer sind. Das Ende kommt zu schnell, Lenz hätte noch weiter den Entscheidungsprozess des unfreiwilligen „Gerichts“ beschreiben sollen. Doch dafür wäre mehr Raum erforderlich. Vielleicht wäre ein Roman doch die bessere Lösung für den Stoff gewesen.


    Gut gefallen haben mir aber die Sprecher. Ich höre gerne alte Hörspiele, da diese eine eigene Atmosphäre haben und ausdrucksstarke Stimmen. Das ist auch die Stärke dieses Hörspiels und deswegen habe ich es mit Interesse gehört.




    Amazon führt das Hörbuch nicht mehr, daher habe ich hier die Kindle-Version verlinkt.