Joe Hill - Fireman

  • Man sagt das der Apfel nicht weit vom Stamm falle. In diesem Fall ist es wohl eher der König, welcher nicht weit vom Thron fällt.


    Bevor ich eine Besprechung beginne zu tippen, recherchiere ich immer ob sich nicht ein wenig interessantes Backgroundmaterial über Autor oder Story finden lässt. In diesem Fall ist es meiner längeren Leseabstinenz geschuldet das mir der Name „Joe Hill“ so vollkommen gar nichts sagte.
    Aufmerksam auf sein Buch „The Fireman“ wurde ich durch die Pilotepisode eines amerikanischen Hörspielpodcasts namens „Point Mystic“ in der Podcaster Christopher Reynaga die Geschichte als Fingerübung für den eigentlichen Podcast verarbeitet. Mein Interesse war geweckt und so fragte ich bei Chris nach, welcher mich auf das Buch an sich verwies.


    Zurück zu „Joe Hill“, welcher mit richtigem Namen Joseph Hillstrom King heißt und einer der Söhn der Schriftsteller Stephen und Tabitha King ist. Somit liegt es also relativ nahe, das der Offspring ebenfalls den Beruf des Autors ergreift.


    Positiv war hier jedoch der Aspekt, dass ich von alledem keinerlei Ahnung hatte (denn ich lese auch keine Klappentexte und „Über den Autor“), während ich das Buch las und somit auch keine Vergleiche mit Papa King ziehen musste. Auch im Nachhinein möchte ich dies vermeiden, denn Sohnemann hat seinen eigenen Stil und mit jemandem wie dem Allvater der modernen Horrorliteratur verglichen zu werden, ist mehr als unbefriedigend.


    So viel Geschwafel zur Recherche…


    Postapokalypse wird zumeist mit Monstern, Vampiren, Zombies oder ähnlichem Viehzeugs verbunden und viele der zeitgenössischen Endzeit-Autoren bedienen sich an diesem Horrorrepertoire auch ausführlich. So kommt es gelegentlich vor, dass selbst hartgesottenen Fans der Postapokalypse – zu denen ich mich zähle - die immer wiederkehrenden Gegenspieler der noch existierenden Menschheit auf die Nerven gehen und man sich nach ein wenig innovativem Wind sehnt.


    Wenn man nun den Rückentext von „Fireman“ liest, so scheint dieser Backstein von einem Buch nicht wirklich in die dystopische Ecke zu passen, sondern eher in die Welt der Sagen und Mythen. Diese Gedanken verflüchtigten sich beim Lesen sehr schnell bei mir denn Hill schreckt vor keiner Maßnahme zurück um die Welt von „Fireman“ als ausweglos und nicht mehr wirklich lebenswert darzustellen.


    Die Menschheit wird vom Dragonscale-Virus gegeißelt. Dieser Virus beschert den Infizierten zuerst eine Art Tätowierung auf der Haut um sie dann später spontan in Flammen aufgehen zu lassen. Heilung gibt es nicht, doch es ist die Rede von einem Menschen, der in der Lage ist den Virus zu kontrollieren. Besagter Mensch ist der „Fireman“.


    Die Hauptakteurin Harper Grayson lebt in dieser Welt und hat sich eigentlich schon von einer weiteren Zukunft verabschiedet, bis das sie schwanger wird und das ungeborenen Leben in ihr einen größeren Stellenwert einnimmt als ein geplanter Selbstmord. Hapers Ehemann ist von dieser Wendung der Dinge alles andere als erfreut und dreht durch.


    Und in diesem Moment tritt der „Fireman“ in Harpers Leben, rettet sie aus ihrem bisherigen Chaos und bringt sie in ein Camp in dem es ebenfalls andere Menschen gibt, die so sind wie der Fireman – also in der Lage dem Dragonscale-Virus habhaft zu werden.
    Wer allerdings jetzt davon ausgeht, dass sich die Geschichte nun in bekannten Bahnen entwickeln wird, der wird positiv enttäuscht. Joe Hill riss immer dann, wenn ich dachte zu wissen was als nächsten kommen würde, das Ruder herum und bewegt die Handlung in eine andere als die vermutete Richtung.


    Sicherlich erfindet er hier das Genre nicht neu, doch mit seiner Art des stets kurzen Spiels und nur oberflächlichem Anreißen des bisher Bekannten und gerade mit dessen Vermeidung im Großteil des Buches, verstand er es recht gut mich relativ schnell durch die 800 Seiten des Backsteins (denn anders ist der Umfang nicht zu bezeichnen) zu führen.


    Man braucht weder Geduld am Anfang um in die Story hinein zu kommen oder gar Ausdauer um an ihr dran zu bleiben, denn Hill versteht sich auf Spannungsaufbau und das Halten des Bogens besser als Papa King – zumindest erschien es mir subjektiv so. Da war er dann also doch noch, der Vergleich.


    „Fireman“ ist nichts für reinrassige Fans von Zombies, welche sich nicht einfach mit einer reinen Seuche zufriedengeben können. Wer jedoch mal etwas anders als wandelnde Leichen sucht, der wird hier fündig und gut bedient.

  • Die Krankenschwester Harper wird Zeuge, wie neben ihr ein Mensch in Flammen aufgeht. Dies ist beileibe kein Einzelfall. Rund um den Globus wütet auf einmal die sogenannte Dragonscale-Seuche, die die Menschen zuerst mit drachenähnlichen Zeichen auf der Haut versieht und später zu spontanen Selbstentzündungen führt. Die ganze Welt geht immer weiter zugrunde. Nachdem sich die inzwischen schwangere Harper ebenfalls infiziert hat, führt sie das Leben einer Aussätzigen. Ihr Ehemann dreht durch und versucht, sie umzubringen. Im letzten Moment wird Harper vom mysteriösen Fireman und weiteren maskierten Menschen gerettet. Sie führen sie zu einem geheimen Camp im Wald, in dem weitere Menschen Zuflucht gefunden haben. Im Verlauf der nächsten Monate versucht sie, Teil der dortigen Gemeinschaft zu werden, merkt jedoch zunehmend, dass diese Kolonie immer mehr Eigenschaften einer fanatischen Sekte aufweist. Je mehr sie sich dagegen auflehnt, desto größer wird die Gefahr, in der Harper schwebt.

    Joe Hills Endzeitgeschichte beginnt mit einem interessanten Szenario und ein wenig The-Walking-Dead-Mentalität, verliert sich nach einer Weile aber (genau wie die Zombie-Serie) in zähen Alltagsgeschehnissen und langweiligen Soap-Elementen. Nach dem ersten Drittel des ellenlangen Romans war ich mehrmals drauf und dran, das Lesen abzubrechen. Am Ball geblieben bin ich eigentlich nur wegen der äußerst sympathischen Protagonistin und weil ich wissen wollte, wie die Geschichte ausgeht. Im letzten Drittel nimmt die Handlung zwar wieder etwas mehr Fahrt auf, für einen Wälzer von knapp 1000 Seiten passiert alles in allem aber trotzdem zu wenig. Das Ende der langen Geschichte empfand ich ebenfalls als nicht ganz so befriedigend. Da hatte ich mir nach dem dicken Schinken etwas „mehr“ erwartet. Stellenweise erinnert Joe Hills „Fireman“ an den Endzeitthriller „The Stand“ seines Vaters Stephen King. Papas „Letztes Gefecht“ ist allerdings um einiges besser (und spannender).