Poesiealbum 330: Sarah Kirsch

  • Ausgewählt von Moritz Kirsch


    Kurzbeschreibung:
    59 Gedichte


    Über die Autorin:
    Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.


    Mein Eindruck:
    Das Poesiealbum 330 von Sarah Kirsch kommt überraschend und 30 Jahre später als der erste Versuch, ein Poesiealbum von ihr herauszubringen. Damals scheiterte das an dem Veröffentlichungsverbot, dass Sarah Kirsch in der DDR bekam, nachdem sie die Ausreise beantragt hatte.


    Sarah Kirsch Prosa habe ich immer geschätzt und natürlich sind auch ihre Gedichte etwas Besonderes. Mit dem Einfallsreichtum ihrer freien Verse versteht sie immer wieder zu überraschen. Viele Sätze wirken auf den ersten Blick rätselhaft, manches muss man einfach nur erspüren.


    Es sind einige gut bekannte Gedichte dabei, z.B. „Der Droste würde ich gern Wasser reichen“, Die Luft riecht schon nach Schnee oder Der Wels ist ein Fisch der am Grund lebt, aber es gibt auch 5 Erstveröffentlichungen.
    -Ahrenshooper Sommer
    -Später
    -Bärenhäuter
    -Abend-Land
    -Oktober
    Diese Erstveröffentlichungen sind überaus bemerkenswert. Sie besitzen einfallsreiche Sätze, die tanzend und überschwänglich auf den Leser wirken, teilweise auch bizarr:


    „Traf einen, der Schwalben aß,
    die Taschen hatte er voller Netze
    Flüche und Schnaps im Mund“


    oder


    „Der Himmel häng in Wolken
    Meer treibt auf Segeln, eilige Pflanzen
    Bewegen sich fort, die Fische schrein,
    zerschlagen die Flossen, fliegen im Rauch.“



    Vögel und Fische und natürlich Katzen durchziehen als Metaphern die Lyrik, aber auch die Umgebung spielt eine große Rolle: Malmö, Norwegen, das Watt und Schleswig Holstein.


    „Da kam ich ins Dorf aus dem Moor,
    ging übers glänzende Stoppelfeld „


    Selbst die verspielten Stellen wirken stark und mächtig!
    Außer den oben genannten kann ich auch folgende Gedichte empfehlen:
    Trautiger Tag, Der Rest des Fadens, Ich bin sehr sanft, Schneewärme.


    Sarah Kitsch war auch Malerin. Neben dem Aquarell mit dem Titel „Drachen“ auf dem Cover gibt es noch eine Schwarzweißabbildung im Heft.