Titel: Amerikahaus und der Tanz um die Frauen
Autor: Friedrich Christian Delius
Verlag: Rowohlt
Erschienen: August 2013
Seitenzahl: 140
ISBN-10: 3499266865
ISBN-13: 978-3499266867
Preis: 8.99 EUR
Das sagt der Klappentext:
"Luna 9 weich auf dem Mond gelandet", "Neue Bombenangriffe auf Nordvietnam", "Fluchthelfer-Prozeß in Ost-Berlin" - Schlagzeilen von 1966 aus der Teil- und Frontstadt Berlin. Die ersten "Italiener" machen in der Stadt auf, "Julia und die Geister" läuft im Cinema Paris, ein unbekannter Schriftsteller namens Pasolini stellt seinen Film "La Ricotta" vor, und Reinickendorf, Steglitz und Tempelhof liegen im Beatles-Fieber. Am 5. Februar desselben Jahres kommt es zur ersten Demonstration gegen den Vietnam-Krieg in Berlin, zum ersten Sit-in vor dem Amerikahaus, bei dem die ersten vier Eier fliegen (von denen drei treffen). Martin, der Schweiger, den seine Freunde 'Buster' nennen, läuft mit, zögerlich, hin- und hergerissen zwischen Angst und Auflehnung, zwischen der Scham, etwas Verbotenes zu tun, und der aufkeimenden Verachtung für die, die satt aus dem Caf‚ Kranzler glotzen, hin- und hergerissen aber auch zwischen Ellen und Franziska, den beiden Freundinnen, in die er hoffnungslos verliebt ist.
Der Autor:
Friedrich Christian Delius, geboren 1943 in Rom, in Hessen aufgewachsen, lebt heute in Berlin. Mit zeitkritischen Romanen und Erzählungen, aber auch als Lyriker wurde Friedrich Delius zu einem der wichtigsten deutschen Gegenwartsautoren. Bereits vielfach ausgezeichnet, erhielt Delius den Walter-Hasenclever-Literaturpreis, den Fontane-Preis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Georg-Büchner-Preis sowie 2012 den Gerty-Spies-Literaturpreis.
Meine Meinung:
Eine Erzählung über eine Zeit, die schon weit zurückliegt, die aber trotzdem so unglaublich nah ist. Es geht um den 5. Februar 1966 (Tasmania 1900 spielte gegen den HSV und verlor 0:4), es wird vehement gegen den Vietnam-Krieg demonstriert, die amerikanische Flagge vor dem Amerikahaus wird heruntergerissen, die Presse manipuliert (genau das was sie auch heute macht – nur eben in eine andere Richtung) – und mittendrin junge Menschen auf der Suche nach sich selbst, nach dem Sinn des Ganzen, dabei auch immer sexuell aufgeladen. Delius hat eine wunderbare Erzählung geschrieben, trifft den Geist der damaligen Zeit perfekt. Das können vielleicht auch nur die beurteilen, die diese Zeit des beginnenden Aufbruchs selbst miterlebt haben.
Sehr lesenswert, hochpolitisch ohne Politik mit dem Holzhammer zu präsentieren.
8 Punkte.