Warum haben es amerikanische Autoren leichter als deutsche Autoren, sich durchzusetzen? Stimmt das?

  • Lieber Historikus,
    über Qualität bei Büchern lässt sich trefflich streiten. Das kommt nämlich auf den jeweiligen Standpunkt an.


    Lieschen und Otto Normalleser möchten zwischen den Buchdeckeln eine Geschichte finden, die sie gefangen nimmt und bei der sie sich entspannen können. Dabei muss die Sprache hinter der Erzählung zurücktreten und zum Transportmittel werden.


    Ich verfolge viele Diskussionen um das Thema Schreiben, die sich vielfach nur mit Stil, Wortwahl (Füllwörter!) etc. beschäftigen. Aber kaum jemand fragt, wie man eine gute Geschichte erzählt.


    Das aber ist es, was gerade die Amerikaner, die hier vielfach gelesen werden (und nicht nur sie), beherrschen. Sie erzählen einfach. Das scheint in Deutschland immer noch verpönt zu sein.


    Die Tatsache, dass Deutsch eine schwierigere Sprache ist als z.B. Englisch, bringt es wahrscheinlich mit sich, dass viele Autoren hierzulande entweder sprachverliebt experimentieren sind oder sich zu gestelzt und holprig lesen. Scheinbar einfach und gut lesbar zu schreiben ist eine schwierige Sache, der ich viele Stunden widme, nachdem Gheron unsere Geschichte in ein Rohmanuskript erzählt hat.


    Für Gheron und mich besteht eine wichtige Arbeit darin, die geschichtlichen Fakten und die erdachte Story natlos in eine mitziehende Erzählung zu binden, die dem Leser das Gefühl gibt: So könnte es sich abgespielt haben.


    Auch hier gibt es wieder das 90+10-Phänomen: Die Leser möchten zu 90% unterhalten werden, zu 10% aber Interessante Fakten erfahren. (Schreiben ist zu 10% Inspiration, zu 90% Transpiration) Wenn der Leser das Gefühl hat, ein wenig dazu gelernt zu haben, gefällt ihm das Buch umso besser.


    Soweit meine 5 Cents zu diesem Thema


    Gruß Sysai

  • Ist es nicht auch so, daß es an den amerikanischen Colleges Kurse für's Schreiben gibt?
    Also nicht nur für Journalismus, sondern auch für's "normale Schreiben"?


    So etwas wird hier in Deutschland meines Wissens nicht angeboten und vielleicht liegt es auch einfach daran (abgesehen vom guten Marketing).


    Ich habe keine Ahnung, wie so ein Kurs abläuft, aber vielleicht wird dort das "freie" Schreiben und Erzählen studiert, sodaß diese Studenten es eher verstehen, eine Geschichte zu erzählen (wie Sysai schon anmerkte), als z.B. ein deutscher Student, der diese Möglichkeit eben nicht hat und es sich als Schriftsteller dann hart erarbeiten muß. (Alles natürlich abgesehen vom Talent)


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Ich weiß jetzt nicht, ob ich damit richtig liege, aber ich habe so den Eindruck, als würde das Schreiben von Büchern in Amerika mehr "fabrikmässig" erfolgen, während es bei uns noch mehr um die individuelle künstlerische Leistung geht.
    Viele der amerikanischen Bestsellerautoren erscheinen mir als Mitarbeiter einer großen "Buch- und Unterhaltungsindustrie", die letztendlich nur ein Produkt herstellen, dieses Produkt nennt sich dann "Buch". Und auch die Vermarktung dieses Produktes wird professioneller gehandhabt als bei uns. Die Ware "Buch" muss auch kommerziell etwas bringen und insofern muss sie auch an den Mann/die Frau gebracht werden.
    Hier bei uns müssen die Bücher der einheimischen Autoren zwar auch verkauft werden, aber im Vordergrund steht doch der mehr oder weniger künstlerische Inhalt der Bücher.


    Hoffentlich habe ich mich einigermaßen verständlich machen können. :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Zitat

    Original von dyke
    Und zur Eingangsfrage - die Amis und Engländer, auch Franzosen, Italiener können einfach besser Geschichten erzählen,. Deutsche Autoren rennen meist nur gegen die deutschen Vorbild-Messlatten an, statt einfach mal gute Geschichten zu erzählen, die den Leser mit auf eine aufregende Reise nimmt. Wer das tut, kommt auch beim breiten Publikum an und nicht nur bei den Feuilletonisten.
    Und es glaube doch keiner, die deutschen Verlage würden nicht lieber deutsche Autoren veröffentlichen, bei denen sie Übersetzerkosten sparen, direkt auf das Manuskript einwirken können und die Autoren für Lesungen fast jederzeit für ‘n Appel und ‘n Ei kurzfristig zu buchen sind.


    Sorry, aber als Mitbetroffene deiner Verallgemeinerung und als jemand, der im Gegensatz zu dir diese Branche auch von Innen kennengelernt hat, widerspreche ich ganz entschieden.


    Wenn du mit der in deinem Posting dargelegten Auffassung an die Lektüren eines Buches herangehst, wirst du in jedem deutschsprachigen Autor den selbstverliebten Fatzke finden, den du von vornherein in ihm suchst, und in jedem nichtdeutschsprachigen den großartigen Geschichtenerzähler, den du sowieso erwartest. Das nennt man self-fulfilling prophecy. :grin


    Was die Verlagspolitik bei den Publikumsverlagen angeht, in denen der Anteil der Lizenzveröffentlichungen (speziell ausländischer Lizenzen) den der deutschen Originalausgaben um ein Vielfaches übersteigt, kommt einfach eine betriebswirtschaftliche, kalkulatorische Programmatik zum Tragen: Die Herstellung eines bereits fertig vorliegenden Projekts ist wesentlich präziser vorauskalkulierbar als die eines noch zu gestaltenden (übrigens ein Problem, woran die Innovationsfähigkeit der deutschen Wirtschaft insgesamt krankt!). Damit läßt sich in der Programmkonferenz, in der auch die Geschäftsleitung vertreten ist, wesentlich sicherer argumentieren als mit persönlicher Begeisterung; schließlich kann man bei einem bereits vorliegenden Projekt schon Zahlen vorlegen und eine kleine Präsentation mit Statistiken, Kollegenlob und Rezensionen basteln.


    In den großen Publikumsverlagen wird weitgehend nur noch nur in todsichere Sachen investiert: Zum einen in Thriller und Schmonzetten, von der man behaupten kann, sie seien in Amiland schon sensationell gelaufen -- daneben in Mainstream-Ware (den zahllosen Programmfüllern), bei der es sich einfach nicht lohnt, mühsam einen Autor marketingtechnisch aufzubauen, wenn man sich für die angepeilten 3000 - 5000 verkauften Exemplare ebensogut auf ein fertiges Produkt verlegen kann, bei dem die verschiedenen Kostenfaktoren ziemlich präzise vorausberechnet werden können. Diese Kosten liegen insgesamt sicherlich nicht höher liegen, als wenn man einen deutschsprachigen Autor unter Vertrag nimmt, den man möglichserweise sogar noch betreuen muß, was Zeit kostet, damit von anderen Projekten abhält, den Betrieb aufhält usw.


    Was Projekte aus dem englischsprachigen Raum wirtschaftlich gesehen noch attraktiver als z.B. spanisch-, französisch oder niederländischsprachige macht, ist die Tatsache, daß die Zahl der Englisch-Übersetzer Legion ist. Sie arbeiten daher für niedrigste Sätze weit unter üblichen Tarifen, was die Kosten nochmals senkt.
    Überdies sind die Honorare für eine abschließende Textredaktion ebenfalls aufgrund der hohen Konkurrenz derart niedrig, daß ein Lektor/Korrektor nur einen einmaligen Durchgang vornehmen kann.
    Die ärgerlich hohe Fehlerquote in solchen Massenmarkt-Produkten ist eine direkte Folge der Kostensenkungspolitik in den Geschäftsleitungen. Dafür darf man allerdings nicht Verleger und Lektoren verantwortlich machen, zumal Lektorate in solchen Häusern ohnehin hoffnungslos unterbesetzt sind, so daß eine echte Auseinandersetzung mit einem Text bzw. mit einem Autor und seinem Text schlichtweg unmöglich geworden ist.

  • Hallo,


    ich stimme Iris voll und ganz zu. Es ist für die deutschen Verlage einfacher, Lizenzen für amerikanische Massenware einzukaufen und diese von billig arbeitenden Hausfrauen mit Englischkenntnissen übersetzen zu lassen. Ein Lektor eines Verlags, den ich nicht nennen will, hat mir das im letzten jahr einmal ausgerechnet. So ein Roman kommt in jedem Fall billiger als das Werk eines deutschen Nachwuchsautoren, und verkauft sich auch besser, da man auf den "großen Erfolg" in Yankeestan verweisen kann. Ein deutscher Autor, bzw. Autorin muss erst einmal mühsam aufgebaut werden, um ähnliche Verkaufszahlen zu erreichen.


    Doch wer soll das tun, die eh schon überlasteten Lektoren in der Verlagen vielleicht? Wer nicht das Glück hat, einen guten Agenten zu finden, der sich die Mühe macht, mit den jugen AutorInnen auch zu zu arbeiten, ist eh verratzt.


    Doch auch so schreiben viele deutsche AutorInnen ohne Netz und doppelten Boden, sprich ohne Vertrag und können froh sein, wenn der Agent einen Verlag für das fertige Werk findet.


    Sysai und mir geht es da auch nicht anders.


    Liebe Grüße
    Gheron :wave

  • Zitat

    Original von Sysai
    Ich verfolge viele Diskussionen um das Thema Schreiben, die sich vielfach nur mit Stil, Wortwahl (Füllwörter!) etc. beschäftigen. Aber kaum jemand fragt, wie man eine gute Geschichte erzählt.


    Das ist ein grundsätzliches Problem, was mich immer wieder aus den Autorenforen vertreibt.
    Wobei ich allerdings aus meiner mehrjährigen Erfahrung im Aufnahmeausschuß der 42erAutoren den Schluß gezogen habe, daß es bei den meisten Nachwuchsautoren neben erzählerischen Defiziten tatsächlich sehr stark an der sprachlichen Umsetzung hapert.
    Das Problem ist sicherlich keine natürliche Begabung der Amis fürs Erzählen, es liegt auch nicht daran, daß die deutsche Sprache schwieriger sein soll als die englische. Meiner Ansicht nach liegt es schlicht und einfach am Deutschunterricht an den deutschen Schulen!


    Ich erlebe es ja, seitdem meine Tochter auf der Schule ist und ich schon einige Grundschul- und Deutschlehrer indirekt und auch bei Elternabenden in persona beobachten durfte: Die Kinder haben niemals einen systematischen Sprachunterricht gehabt -- das überließ man den Fremdsprachen, vorwiegend dem Lateinunterricht (was den natürlich sterbenslangweilig macht!). Ihnen wurde niemals systematisch gezeigt, wie man Erörterungen, Aufsätze, Erlebnisberichte etc. schreibt -- es wurde eigentlich immer erwartet, daß ein paar Stichpunkte und ein kopiertes Blatt mit einem Schema reichen.
    Es wird auch viel zu wenig gelesen, und wenn, dann wird der Text zu Tode diskutiert, meist nur unter Teilaspekten, die weniger das erzählerische und sprachliche Kunstwerk, also den Text als Text, sondern die Person des Autors in seinem sozialen Umfeld zerkauen! Ein Unterrichtsprojekt über Annette von Droste-Hülshoff bestand z.B. darin, in jedem Gedicht den Hilfeschrei der unterdrückten Frau zu suchen.
    Bei solchen Voraussetzungen dürfen wir uns über Defizite nicht wundern.


    Ende der 1990er Jahre habe ich in mehreren Tutorien zum Philosophiestudium (Uni Marburg) Proseminararbeiten durchgesehen -- unter den Studenten waren nur sehr wenige, die sich halbwegs verständlich ausdrücken konnten, logische Stringenz in der Darstellung löste bei mir regelrechtes Entzücken aus, und was die Beherrschung der Muttersprache in Wort und vor allem Schrift angeht, laßt uns lieber ganz schnell den Mantel des Schweigens aus dem Schrank holen! :wow
    Soweit ich den Unibetrieb in der Germanistik und in der Grundschulpädagogik kenne, wurden diese Defizite bestenfalls nebenher per Try&Error behandelt. Ein Bewußtsein des Problems bestand nicht -- im Gegenteil: Die Notwendigkeit, den schriftlichen Ausdruck zu beherrschen, wurde als zusätzliche, überflüssige Belastung beiseite geschoben.
    Diejenigen, die damals anfingen, haben längst ihre Examina gemacht; die meisten waren Lehramtsstudenten -- ein Teil davon unterrichtet heute in den Schulen.
    Da inzwischen also schon die zweite schlecht ausgebildete Generation auf die Schüler losgelassen worden ist, nimmt es langsam bedenkliche Ausmaße an ...


    Das Problem ist m.A.n. nicht so sehr, daß deutschsprachige Nachwuchsautoren "gewollt" schreiben wollen, sondern daß sie den schriftlichen Gebrauch der Sprache sowie das Erzählen nie wirklich gelernt haben!


    So, jetzt dürfen mir die anwesenden DeutschlehrerInnen gerne an die Kehle springen. :lache

  • Zitat

    Ihnen wurde niemals systematisch gezeigt, wie man Erörterungen, Aufsätze, Erlebnisberichte etc. schreibt -- es wurde eigentlich immer erwartet, daß ein paar Stichpunkte und ein kopiertes Blatt mit einem Schema reichen.


    Richtig - eine Vorlage, was in dem Aufsatz alles enthalten sein soll, muß reichen. Die Ausformulierung wurde je nach Geschmack des Deutschlehrers bewertet; was aber genau "falsch" an einem Satz oder Absatz war, wurde nicht erörtert.


    Auch der fehlende Unterricht in deutscher (!) Grammatik trägt nicht unbedingt dazu bei, daß das Ausformulieren von Sätzen einwandfrei gelingt.
    Ich glaube ich habe mehr Ahnung von englischer und französischer Grammatik als von der deutschen.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Hi!


    Da ich zufällig ein Profil (Magazin) zur Hand habe, habe ich mir mal deren aktuelle Bestsellerliste angeschaut, nach Nationalitäten (profil Nr. 25, 20. Juni 2005, S. 144/145):
    Da haben wir bei der Belletristik 5 US-Amerikaner (2 x Brown), 1 Brasillianer, 1 in D lebenden Syrer, 1 Schweden, 1 Briten und 1 Franzosen. Da finde ich das Übergewicht der Amis jetzt nicht so überwältigend, vor allem wenn ich mir die Namen ansehe (Leon, Brown, Cornwell und Boyle), die alle regelmäßige Gäste auf der Bestsellerliste sind.
    Und bei den Sachbüchern finde ich da bis auf Jamie Oliver nur deutsche oder österreichische Namen.


    Ich kann nur aus eigener Erfahrung sagen, daß ich früher ein böses Vorurteil gegen deutschsprachige AutorInnen hatte, speziell als Jugendliche. Aber GSD wurde ich durch eine Reihe sehr guter AutorInnen längst davon geheilt.


    Bye,


    Grisel

  • Iris
    Ich fand deine Ausführungen sehr interessant. Habe sehr viel erfahren, was ich bisher nicht oder noch nicht wusste. Müsste insofern mein Posting wohl total revidieren, da ich mit meiner Ansicht nun wirklich total daneben lag. Ist aber auch schön, immer mal was dazu zulernen. :wave :wave

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • ... -


    @ alle - die sich für die Verlagspolitik interessieren -


    schon mal Martha Grimes: Mordserfolg gelesen? -


    Ein paar Teile davon passen davon passen zu dieser Diskussion - und es hat auch einige Längen. Aber die Idee, die dahinter steht ist ganz amüsant ...


    deshalb reicht vielleicht der Klappentext ...


    leider nicht amüsant genug, dass man das Buch so als ganzes empfehlen könnte ...


    es wird nicht umsonst für 5 Euro im marketplace angeboten ...

    Binchen
    :write
    Kein Lesen ist der Mühe wert, wenn es nicht unterhält. (William Somerset Maugham) ;-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Das Problem ist sicherlich keine natürliche Begabung der Amis fürs Erzählen, es liegt auch nicht daran, daß die deutsche Sprache schwieriger sein soll als die englische. Meiner Ansicht nach liegt es schlicht und einfach am Deutschunterricht an den deutschen Schulen!


    Dem schliesse ich mich an. Ich wehre mich strikt dagegen deutsch als schwierigere Sprache als englisch zu bezeichnen. Englisch mag fuer den Anfaenger einfach erscheinen, weil man so schnell reinkommt und losreden kann. Das hat aber nicht viel mit guter Schriftsprache zu tun - dazu gehoert wesentlich mehr.


    Den Deutschunterricht an deutschen Schulen heute kenn ich nicht wirklich. Nur durch Erzaehlungen von Freunden. Meine eigene Schriftsprache hab ich eher durch den Geschichtsunterricht entwickelt, da wir einen tollen Lehrer in einem Mini LK mit 9 Schuelern hatten (also eine ziemliche Ausnahmesituation), der wirklich gut mit uns die Strukturen historischer Schriftdokumente zerpflueckt hat. Das hat mich allerdings eher zu einem guten sachlichen Schreiber gemacht, mit Fiction koennte ich ueberhaupt nicht dienen.


    Und Iris hat Recht: ich hab Latein gehasst wie die Pest, aber nur dadurch hatte ich endlich deutsche Grammatik kapiert.


    Gaaanz anders dagegen der Unterricht fuer meine Kinder hier in Kanada. Da lernen sie von der Vorschule an Geschichten zu schreiben. Meine Erstklaesslerin hat mir gerade gestern erst wieder erzaehlt, wie sie an den Einzelteilen gearbeitet hat, gerade die Seite "About the Author" fertig macht. Diese Produkte werden hier richtig in der Schule produziert, sprich gut gedruckt, gebunden (nicht wie ein Buch aber eben passend fuer ein 10-20 Seiten Produkt) und ausgestellt. Der Rektor liest sie alle (unsere Grundschule hat 440 Schueler, aber es ist ihm eben wichtig genug die Zeit darin zu investieren !!!) und gibt kurze Kommentare rein. wir haben hier schon ein halbes Dutzend solcher Buecher von meinen Kindern liegen. Dazu die kleineren Geschichte, die zwischendurch als Uebung gemacht werden eben mit diversen Themenschwerpunkten z.B. zu Halloween (da hat meine 4-Klaesslerin passend eine Aliengeschichte geschrieben).


    Ausserdem haben wir derzeit einen "Author in Residence" an der Schule. Das ist etwas Gluecksache, da Simon Rose, ein Kinderbuchautor, seinen Sohn an der Schule hat (in der 4. Klasse meiner Tochter). Nicht Zufall ist aber, dass er regelmaessig Lesungen macht, in die Klassen reingeht, mit den Kindern diskutiert wie man aus einer Idee eine echte Geschichte macht. Und dann spannen sie zusammen die Faeden angefangen mit der klassischen Frage "what if ..." - was waere wenn ...


    Hier mal die Webseite unserer Schule. Unter "showcase" findet man z.B. Haikus und Gedichte von Erstklaesslern (bei den Lehrern Mr. Strom und Mrs. Howden)
    http://schools.cbe.ab.ca/b333/default.htm


    Oder das die Frage des Schreibens automatisch in Klassenausfluegen mit reinkommt. Beim Museumsbesuch in der Abteilung der "ancien warriors" wurden die Kinder angehalten sich ein Ausstellungsstueck auszusuchen und dazu eine Geschichte oder Gedicht zu schreiben. Interessant fuer mich: die meisten Jungs schreiben in so einem Fall Gedichte (weil kuerzer!), die meisten Maedchen Geschichten :-)


    Es ist aber nicht nur Deutschland, wo dieses Schreibtraining im argen liegt. Meine polnische Schwaegerin hat polnische Literatur studiert. Als sie hier nach Kanada kam um englisch zu lernen, hat ihr insbesondere das Schreibtraining imponiert. Sie sagte selber, dass sie zum ersten Male lernen konnte wie man richtig schreibt, vor allem Essays. Nicht umsonst wurde der TOEFL (Test Of English as a Foreign Language) in den letzten Jahren total umstrukturiert mit einem viel staerkeren Schwerpunkt auf das Schreiben von Essays. Der Grammatikteil wurde dagegen runtergewertet.


    Und als ich ein Jahr in Frankreich studierte, hat mir meine Faehigkeit strukturiert zu schreiben ueber die offensichtlichen Grammatik/Rechtschreibfehler hinweggeholfen. Die Profs haben mir durchweg gesagt, dass sie dies bei den Franzosen ueberhaupt nicht finden und meine Arbeiten direkt deswegen aufgewertet.


    Letzlich sind das natuerlich auch eher Anekdoten und persoenliche Erfahrungen.


    Hmmmm, ich koennte ja mal die kanadischen Bestsellerlisten anschauen und sehen wieviel davon kanadisch und wieviel amerikanisch ist. Das ist hier immer die Grosse Frage, in wieweit man vom ueberwaeltigend grossem Nachbarn im Sueden ueberschwemmt und eingenommen wird!!!

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

  • Och, bei mir geht das ja noch. Ich lese ja auch ganz gerne englischsprachige Bücher, aber es verteilt sich doch ganz gut:


    2005


    USA: 29 %
    Deutschland: 26 %
    Griechenland: 17 % :lache
    UK: 13 %
    Japan: 6 %
    Australien: 4 %
    Frankreich: 2 %
    Spanien: 2 %
    Schweden: 2 %


    Wenn ich nicht gerade drei Barry Hughart-Bücher und ein G.R.R. Martin verschlungen hätte, hätten die deutschen Autoren sogar noch vor den USA gelegen. ;-) :lache

  • Zitat

    Original von Delphin
    Wenn ich nicht gerade drei Barry Hughart-Bücher und ein G.R.R. Martin verschlungen hätte, hätten die deutschen Autoren sogar noch vor den USA gelegen. ;-) :lache


    Und letzteren hab sogar ich dir empfohlen!


    Wie wär 's eigentlich mit Guy Gavriel Kay (Beispiel s.u.). Der ist Kanadier.

  • Zitat

    Original von Iris


    Sorry, aber als Mitbetroffene deiner Verallgemeinerung und als jemand, der im Gegensatz zu dir diese Branche auch von Innen kennengelernt hat, widerspreche ich ganz entschieden.


    Wenn du mit der in deinem Posting dargelegten Auffassung an die Lektüren eines Buches herangehst, wirst du in jedem deutschsprachigen Autor den selbstverliebten Fatzke finden, den du von vornherein in ihm suchst, und in jedem nichtdeutschsprachigen den großartigen Geschichtenerzähler, den du sowieso erwartest. Das nennt man self-fulfilling prophecy. :grin


    Liebe Iris,


    gerne darfst Du widersprechen, da Du Dich in uns verwehrten Kreisen tummeln darfst.
    Was ich geschrieben habe, ist die Erfahrung und Mutmaßung eines Lesers, der sich seit 40 Jahren durch die Unterhaltungsliteratur schmökert und sich darüber eine Meinung als Außenstehender, u.a. auch durch ausgiebige Diskussionen mit Buchhändlern, gebildet hat.


    Mein Anspruch an jedes Buch der Belletristik ist, dass es mir eine gute Geschichte erzählen soll, unabhängig, wer es geschrieben hat, also verstehe ich Deinen Zusatz mal wieder nicht.


    Gottseidank gelingt es in den letzen Jahren immer mehr deutschen Autoren ansprechende Geschichten zu erzählen. Sie sind zwar nicht immer gleich in den Bestseller-Listen, aber in den Buchhandlungen, die ich kenne (Großraum Frankfurt), sehr präsent, wie:


    Krimis
    Friedrich Ani
    Jacques Berndorf
    Wolfgang Burger
    Anne Chaplet
    Thea Dorn
    Horst Eckert
    Andreas Franz
    Doris Gercke
    Nikola Hahn
    Petra Hammesfahr
    Veit Heinichen
    Jörg Juretzka
    Petra Oelker
    Astrid Paprotta
    Carlo Schäfer


    Bei den „Historischen Romane“ (besonders den ....Inen) kommt es mir schon so vor, als wären die fest in deutscher Hand.


    Und auch bei SF und besonderes Fantasy ist deutsch stark im kommen mit


    SF


    Andreas Brandhorst
    Andreas Eschbach
    Michael Marrak
    H.D. Klein
    Markus Heitz
    Und auch die „alten Recken“ tauchen verstärkt wieder auf


    Fantasy


    Harri Assmann
    Harald Evers
    Monika Felten
    Cornelia Funke
    Markus Heitz
    Bernhard Hennen
    Wolfgang Hohlbein
    Jörg Kastner
    Tobias Meißner
    Kai Meyer


    Wer sich in den einzelnen Genres besser auskennt als ich, dem fallen garantiert noch jede Menge Namen ein.


    Leider ist es auf dem "gehobenen" Unterhaltungssektor nicht so gut bestellt. Erzähler wie Eugenides, Franzen, Roth, Vonnegut, Doctorow, Ruff, O'Nan habe ich leider noch nicht in Deutscher Sprache gefunden, aber ich habe ja die Bücher von TOM auch noch nicht gelesen :grin .


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

  • O Dyke, solltest du dich von meinen anmaßenden Äußerungen in irgendeinerweise unangemessen behandelt sehen, bitte ich untergebenst um Verzeihung -- wie konnte ich unwürdigstes Würstchen es nur wagen, auch nur im allergeringsten den Anschein zu erwecken, deine in umfassender Marktanalyse erworbenen Kenntnisse anzweifeln zu wollen.

  • Zitat

    Original von Iris
    O Dyke, solltest du dich von meinen anmaßenden Äußerungen in irgendeinerweise unangemessen behandelt sehen, bitte ich untergebenst um Verzeihung -- wie konnte ich unwürdigstes Würstchen es nur wagen, auch nur im allergeringsten den Anschein zu erwecken, deine in umfassender Marktanalyse erworbenen Kenntnisse anzweifeln zu wollen.


    Liebe Iris,


    sorry, aber Deine Ausführungen übersteigen das Verständnisvermögen meines beschränkten männlichen Verstandes


    LG Dyke who the hell is "O Dyke"


    Edit: smilies entfernt, da sich ForenmasterIn des Forums, auf die sie sich bezogen, bei mir beschwert hat

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

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  • Dyke, du mußt Korse sein.



    Iris, Die Löwen von Al-Rassan hat mir viel Spaß gemacht, die Sarantium-Reihe war mir einen Tick zu mystisch, aber dennoch ist es exzellente "historic fantasy", millionenmal besser als Zimmer Bradley, Gillespie, Paxton und andere!


    Ach ja, und dann gibt es noch dieses hier -- mehr SciFi, aber einfach großartig: