Lieber Historikus,
über Qualität bei Büchern lässt sich trefflich streiten. Das kommt nämlich auf den jeweiligen Standpunkt an.
Lieschen und Otto Normalleser möchten zwischen den Buchdeckeln eine Geschichte finden, die sie gefangen nimmt und bei der sie sich entspannen können. Dabei muss die Sprache hinter der Erzählung zurücktreten und zum Transportmittel werden.
Ich verfolge viele Diskussionen um das Thema Schreiben, die sich vielfach nur mit Stil, Wortwahl (Füllwörter!) etc. beschäftigen. Aber kaum jemand fragt, wie man eine gute Geschichte erzählt.
Das aber ist es, was gerade die Amerikaner, die hier vielfach gelesen werden (und nicht nur sie), beherrschen. Sie erzählen einfach. Das scheint in Deutschland immer noch verpönt zu sein.
Die Tatsache, dass Deutsch eine schwierigere Sprache ist als z.B. Englisch, bringt es wahrscheinlich mit sich, dass viele Autoren hierzulande entweder sprachverliebt experimentieren sind oder sich zu gestelzt und holprig lesen. Scheinbar einfach und gut lesbar zu schreiben ist eine schwierige Sache, der ich viele Stunden widme, nachdem Gheron unsere Geschichte in ein Rohmanuskript erzählt hat.
Für Gheron und mich besteht eine wichtige Arbeit darin, die geschichtlichen Fakten und die erdachte Story natlos in eine mitziehende Erzählung zu binden, die dem Leser das Gefühl gibt: So könnte es sich abgespielt haben.
Auch hier gibt es wieder das 90+10-Phänomen: Die Leser möchten zu 90% unterhalten werden, zu 10% aber Interessante Fakten erfahren. (Schreiben ist zu 10% Inspiration, zu 90% Transpiration) Wenn der Leser das Gefühl hat, ein wenig dazu gelernt zu haben, gefällt ihm das Buch umso besser.
Soweit meine 5 Cents zu diesem Thema
Gruß Sysai