Murder on Black Swan Lane von Andrea Penrose

  • Zu Beginn des Buches findet ein geheimnisvolles Treffen zwischen einem Geistlichen und einem Unbekannten statt, es geht um fragwürdige wissenschaftliche Ambitionen. Da sie sich nicht handelseinig werden, gibt es ein abruptes unschönes Ende.


    Dann beginnt das Buch mit dem Earl of Wrexford, der sich gerade über die letzte satirische Karikatur zu den schwelenden Streitigkeiten zwischen ihm und dem Reverend Josiah Holworthy ärgert. Kurz darauf erfährt er, dass eben dieser just abgeschlachtet wurde. Ein Bow Street Runner sucht ihn auf, da er der Hauptverdächtige im Mordfall ist.


    Dann lernen wir A.J. Quill den Karikaturisten kennen, überraschenderweise eine Frau. Charlotte Sloane lebt seit dem Tod ihres Mannes in ärmlichen Verhältnissen. Die Einnahmen ihrer Bilder werden dringend benötigt, da sie auch noch die zwei Straßenjungen Raven und Hawk durchfüttert. Diese tragen ihr aber den Tratsch der Straße zu und machen Botengänge für sie. Sie waren es auch, die sie ganz zeitig zur Leiche von Reverend Josiah Holworthy gebracht haben, so dass sie ein sehr detailgenaues Bild des Tatortes machen konnte, sogar von dem durch eine verspritzte Chemikalie entstellten Gesicht des Opfers. Auf der Suche nach Beweisen, die ihn entlasten könnten, beschließt der Earl of Wrexford, dass er den Zeichner als wichtigen Augenzeugen braucht und startet eine Suche nach ihm.


    Sein Diener Tyler drängt ihn die Ermittlungen selber voran zu treiben, um sich selber zu entlasten und um seine Langeweile mit diesem Rätsel zu unterbrechen. Obwohl er sich zunächst sträubt, stecken sie nach den ersten Fragen, nach der beim Mord verwendeten Chemikalie, schon mitten im Fall drin.


    Sehr schnell ergibt seine Suche eine Adresse und dort entdeckt er, dass hinter den Werken von A.J. Quill in Wirklichkeit seine Witwe Charlotte steckt. Er erpresst sie dazu, ihn bei den Ermittlungen zu unterstützen.


    Im Verlauf der Geschichte reiben sich die beiden unentwegt aneinander und messen ihre Intelligenz bei der Klärung des Falles. Was sich in ihren bissigen, ironischen Dialogen zeigt. Auch die Dialoge mit seinem skurrilen Freund Sheffield und seinem sympathischen Kammerdiener Tyler sind schlagkräftig. Tyler ist ein herrliches Faktotum, dass dem Earl weit mehr ist als nur ein Diener. Ein interessanter Nebencharakter ist auch der Chirurg und Pathologe Henning.


    Der Fall ist voller Geheimnisse und Schatten und nicht wie die vom Earl verehrte Wissenschaft voll Logik und Verstand. Der Fall wendet und windet sich, das Geheimnis wird immer undurchschaubar. Es fühlt sich für Wrexford an als wäre er in ein schwarzes Loch gefallen, er ist frustriert. Charlotte ist tapfer bei jedem weiteren Schritt dabei, auch wenn ein weiterer grausamer Mord zeigt, dass ganz erhebliche Gefahren drohen. Allerdings kann sie dazu nicht in dem besseren Kreisen verkehren, stattdessen beginnt sie sich mit der Alchemie und ihrer Symbolik zu beschäftigen, da sich eine diesbezügliche düstere und mystische Verstrickung aufzeigt. Außerdem begibt sie sich durch neue provokative Zeichnungen weiter in Gefahr.


    Charlotte und der Earl wachsen einem ans Herz, wobei er seine aristokratischen Ecken und Kanten hat. Wrexford hat einen trockenen Humor und lässt selten etwas unkommentiert. Er findet Charlotte mutig, aber zeitweise auch unvernünftig und starrsinnig.


    Mit einer überraschenden Aufdeckung wird dann klar was hinter den beiden Morden und den Geheimnissen darum steckt. Aber nichtsdestotrotz rückt die Stunde der Verhaftung immer näher, die Bow Street Runner lassen sich nicht länger hin halten. Dann spitzt sich die Lage dramatisch und scheinbar ausweglos zu. Doch eine bunte Truppe schafft es am Ende mutig und raffiniert die Oberhand zu gewinnen und die Geschichte zu einem guten Schluss zu führen.


    Fazit: Ein gelungener historischer Krimi, der Lust auf Folgebände macht.


    9 von 10 Punkten