Vom Winterschlaf der Zugvögel - Bastian Schneider

  • Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
    Verlag: Sonderzahl , 2016


    Kurzbeschreibung:
    Eine Sammlung von Miniaturen wie in einem Setzkasten voll mit Möwen, Tauben, Krähen, Schwalben, Bussarden und Wellensittichen: lebendig, tot, ausgestopft, gemalt, oder als Allegorie. Bastian Schneider zeichnet Bilder einer Welt zwischen Wachsein und Traum, die über die Sprache, die geheimnisvolle Verbindung zwischen Vogelkörpern und Buchstaben reflektieren und über den Punkt, an dem sich »endlich die Ontologie in Ornithologie auflöst«.
    Die Erinnerung ist ein Zugvogel, der Winterschlaf hält, ein paradoxes Geschöpf, das unweigerlich Bild texte ausbrütet, während es vorgibt, zu schlafen, zu vergessen. Walter Benjamins Formulierung, dass die Vögel »eine ununterbrochene, unabsehbare Folge von Zeichen, ein ganzes, unsäglich veränderliches, flüchtiges Schwingengeflecht – aber ein lesbares« zu weben scheinen, trifft auch die Stimmung von Bastian Schneiders Texten in all ihrer fragilen Kraft.


    Über den Autor:
    1981 in Siegen geboren. Nach einem Studium der Psychologie sowie der deutschen und französischen Literatur in Marburg und Paris lebt und arbeitet er heute als Dichter, Lektor und Übersetzer in Wien. Er ist Gewinner des Prix du Service Culturel Des Etudiants der Université de Sorbonne 2008 sowie 2011 Finalist beim Lyrikpreis München.


    Mein Eindruck:
    Bastian Schneider pflegt in seinem Buch “Vom Winterschlaf der Zugvögel” die in der heutigen Literatur seltene Form der Miniatur.
    Ein Buch, das aussieht wie Lyrik, aber doch Kurzprosa ist.
    Über 60 Kurztexte, die meist nur eine oder 2, max. 3 Seiten umfassen, sind in dem schmalen Buch enthalten.


    Vögel durchziehen als Leitmotiv das Buch und das Fliegen ist ein Thema. Aber insbesondere auch das Erinnern. Nicht selten geht der Autor in diesen autobiografisch wirkenden Texten in seine Kindheit zurück.


    Bastian Schneiders Blick auf die Welt setzt sich aus kleinen, genauen Beobachtungen zusammen. So sieht er z.B. auf Fotos auch kleine Details, die ein oberflächlicher Beobachter vermutlich übersieht.
    Ein Buch für Leser, die sich für Sprache interessieren, aber nichts für ungeduldige Leser und an manchen Stellen übertreibt Schneider es mit der Konstruktion. Eine fliegende Papiertüte muss man nicht so aufmerksam beobachten. Aber das sind nur wenige Momente.
    Schneider hat außerdem eine manchmal gediegene Art sich auszudrücken. Es gibt auch zahlreiche Verweise auf die Dinge der Vergangenheit, zum Beispiel auf das Schifferklavier seines Großvaters, Schlagerkassetten, eine Montgolfiere etc. Selbst Kafkas Bericht über Aeroplane wird erwähnt.
    Deswegen wirkt der Stil wie aus der Welt gefallen. Ich persönlich finde das originell.


    Literaturkritikerin Sandra Kegel spricht bei dieser Kurzprosa von Literarische Stilleben. Das empfinde ich auch so.