Punkt 1. - Ich kenne nichts Gedrucktes von George R. R. Martin (dachte ich zumindest – Erklärung weiter unten im Text) und sein Name ist mir nur geläufig, da ich den „Game of Thrones“-Megahype so wie jeder andere Menschen auf Planet Terra mitbekommen habe. Dennoch: Nie gesehen, nie gelesen… ich mag nichts was so gehyped wird – ich stehe eher auf die Underdogs.
Punkt 2. – Ich liebe jedoch Werwölfe. Buch, Comic, Film, Hörspiel… egal wie, egal was, egal wieso, die Lycanthropen haben es mir angetan. Und einer der Gründe ist diese Geschichte von George R.R. Martin!
Wie das geht?
Ganz einfach: Manchmal kommt es schon einmal vor, das sich in meinen alten Gehirnwindungen noch Erinnerungen befinden, welche ich nicht zuordnen kann. Beim Lesen des Hardcovers überkam mich mehr als einmal ein Daja Vu und ich konnte einfach nicht den Finger darauflegen. Also Google an und los ging die Recherche.
Als ich auf den Satz „Joachim Körber hat für diese Ausgabe seine Übersetzung aus den 90iger-Jahren überarbeitet.“ auf Festas Website stieß, gingen bei mir die Alarmglocken an und siehe da: eine weitere Recherche ergab das die Geschichte bereits 1990 in der Anthologie „Nachtvisionen“ – erschienen bei Heyne – unter dem Titel „Maskerade“ abgedruckt zu finden war und ich sie dort bereits inhaliert hatte.
Nun habe ich in meinen 51 Jahren eine Menge Horror konsumiert und es ist schon eine Leistung, wenn solch eine Story – grade wenn sie „nur“ eine von mehreren Geschichten einer Anthologie gewesen ist – bei mir hängen blieb. Doch diese Geschichte ist einer der Eckpfeiler meiner Werwolf-Affinität!
Ich muss jetzt spoilern, also bitte erst nach dem zweiten SPOILERSHARK weiterlesen, wer das Buch noch nicht kennt und sich die Story nicht spoilern lassen möchte.
SPOILER START
Zur Geschichte an sich: Die Hauptakteurin Randi Wade ist stereotyp als chronisch mit Arbeit unterversorgte Privatdetektivin unterwegs – und das auch noch in Chicago. Nun wird Randi jedoch in eine Serie von recht brutalen Morden verwickelt, bei denen der Täter seinen Opfern die Haut abzieht.
Derjenige, welcher sie in die ganze Misere hineinzieht, ist ihr Freund Willie Flambeaux – und Willie ist ein Werwolf. Willie scheint ein wenig in Panik zu sein, denn die Opfer sind alles Werwölfe und Willie geht nun der Pelz auf Grundeis, denn er ist wie der Rest seines Rudels ebenfalls in Gefahr ein Opfer des Häuters werden zu können.
Nun mag das ja nicht wirklich alles neu sein und die Story an sich mag auch niemanden bisher von den Hinterpfoten hauen, doch ist die Grundidee des Willie Flambeaux eine bisher – also zumindest damals – recht unbenutzte Idee um den Lycanthropen umzusetzen.
Willie ist in seiner normalen, menschlichen Form eher schwächlich und kränklich – doch der Werwolf in ihm gibt ihm zumindest die Möglichkeit nach der Transformation nicht mehr „little puny Willie“ sein zu müssen.
Wem das jetzt auch wieder bekannt vorkommen mag, der sollte sich vor Augen halten, das die Story erstmals im Jahr 1989 erschien und sich viele der Nachfolgewerwolfautoren bei der Idee des „Ich bin krank und schwach, also mach ich mich Werwolf!“ von GRRM bedient haben.
SPOILER ENDE!!!
Ok, das Buch ist nicht wirklich ein Romanwälzer oder ein Hardcoverbackstein, denn wie man im Nachwort lesen kann bezeichnet man diese Länge einer Geschichte als Novelle – auch wenn ich diese ganzen Schubladen extrem nervig und daneben finde. Story ist Story, egal wie lange sie auch immer sein mag.
Auch kann ich mich hier nicht auf einen reinen Kommentar zur Erzählung an sich reduzieren, denn da ist ja noch viel mehr.
Die insgesamt sechzehn Illustrationen von Artist Extraordinaire Timo Würz, welche taktisch klug innerhalb des Buches verteilt wurden, runden das Gesamtbild der Novelle – da ist die Schublade wieder – ziemlich rattig ab. Wer die Arbeiten von Timo Wuerz kennt, der weiß das sich der Meister nicht gerade auf dem Weg der züchtigen und weichgespülten Illustrationen bewegt, sondern das Herr Wuerz es liebt üppige Damen und herzlich derbe Darstellungen von Horror bildlich aufs Papier zu bannen.
Ich scheue mich hier nicht den Vergleich zwischen der Festa-Ausgabe von „In der Haut des Wolfes“ und Basteis-Version von Stephen Kings „Der Werwolf von Tarker Mills“ zu ziehen. Hierbei vergleiche ich natürlich die Ausgabe von Kings Wölfchen, welche die Kalenderblätter von Bernie Wrightson mit im Paperback hatte, also nicht die reine Romanversion.
Würz Illustrationen können problemlos mit den Kalenderblättern des amerikanischen Altmeisters konkurrieren und die Story von Martin hat sogar noch ein paar Pluspunkte in Bezug auf die Umsetzung des Lycantrophen-Themas bezogen.
Wieso ich jetzt erst auf diese Ausgabe aufmerksam geworden bin ist mir ein Rätsel, denn das Buch erschien bereits 2014.
Festa hat insgesamt ein paar wirklich nette Klassiker im Verlagsprogramm, welche auch heutzutage noch den horroraffinen Nichtkenner der älteren Publikationen begeistern können. Neben den Adversarys von Wilson stellt auch gerade dieser Band eine wirklich runde und mit Liebe zum Detail umgesetzte Ergänzung einer jeder Bibliothek dar – sei es nun die eines Altvorderen, zu denen ich mich zähle, oder der eines Newbies, welcher sich gerne auch mal davon überzeugen lässt das früher nicht alles (subjektiv) besser war, es aber doch noch Oldies gibt, welche auch in der Jetztzeit jederzeit als aktuell ankommen können.
Wenn eine Geschichte es verdient hat in so einer genial optischen Verpackung neu aufgelegt zu werden, dann ist es definitiv das Wölfchen des Herrschers über das Lied von Eis und Feuer!