Bis wieder ein Tag erwacht - Charlotte Roth

  • Titel: Bis wieder ein Tag erwacht
    Autor: Charlotte Roth
    Taschenbuch: 704 Seiten/ 10,99 Euro
    Verlag: Knaur TB (3. Juli 2017)
    Sprache: Deutsch
    ISBN-10: 3426518406
    ISBN-13: 978-3426518403


    Inhalt (Amazon)


    Der große Résistance-Roman der Bestseller-Autorin und eine dramatische Liebesgeschichte aus dem besetzten Frankreich von Charlotte Roth.
    Ein Roman über die Kraft der Liebe, den Kampf für die Freiheit und den Mut zum Leben.
    Ein verwunschenes Küstendorf in der Provence in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts: Über alle Klassenunterschiede hinweg wachsen fünf Kinder miteinander auf: Nathalie, die Bürgerstochter, Fabrice und Didier, die Brüder vom Schloss, und das Mauerblümchen Delphine sowie Nathalies algerischer Diener Salah. Doch auf dem Weg zum Erwachsenwerden zerbricht ihre kleine geborgene Welt: Nathalie ist in Didier verliebt, dieser aber bringt den Mut nicht auf, um sie zu kämpfen. Als die enttäuschte Nathalie nach Paris flieht, stürzt sie sich in einen Tanz auf dem Vulkan und begegnet dem Deutschen Alwin, der zum ersten Mal erahnt, wie die Freiheit schmeckt.
    Doch das zaghafte Glück und alle Hoffnung finden ein jähes Ende, als Frankreich über Nacht im Krieg steht. Der zweite Weltkrieg beginnt, und aus Freunden werden Feinde, auf Seiten von Résistance und Besatzungsmacht stehen sich die, die sich gestern noch liebten, auf Leben und Tod gegenüber. Plötzlich müssen die jungen Leute Entscheidungen treffen - nicht mehr nur über ihr eigenes Schicksal, sondern über die Zukunft ihres Landes und sogar der halben Welt.


    Autor (Amazon)


    Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Mit ihrem Roman "Als wir unsterblich waren", der auf einem Stück ihrer eigenen Familiengeschichte basiert, erfülllte sie sich einen langgehegten Traum, und der Roman wurde zum Bestseller.. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa, hält an ihrem Koffer in Berlin aber unverbrüchlich fest.




    Es geht um eine Generation, die Verluste erlebt, manche zu schnell erwachsen werden und die Last der Verantwortung tragen müssen.


    In der Provence wachsen fünf Freunde auf, deren Hintergrund völlig unterschiedlich ist. Die Sommer verbringen sie gemeinsam und das „Weltenspiel“ gehört zu ihrer Lieblingsbeschäftigung. Ihre Wege trennen sich und Nathalie versucht ihre Träume in Paris zu verwirklichen. Immer an ihrer Seite der treue Salah, eine der Lieblingsfiguren.
    Didier muß sich entscheiden und den vorgezeichneten Weg gehen.
    Fabrice ist unkonventionell und genießt das Leben. Welchen Weg geht er?
    Nathalie gehört zu den widersprüchlichsten Personen . Lange versteht man ihr impulsives Handeln nicht. Wird sie jemals den Ernst des Lebens erkennen oder spielt sie immer weiter?

    Alwin lebt in Berlin und hier trifft man auf den ein oder anderen alten Bekannten. Er versucht in die Fußstapfen seines Vaters zu treten und muß einige Rückschläge in Kauf nehmen.


    Man erlebt intensiv beschriebene Sommer, die die Gegenwart auslöschen . Durch die bildhafte und eindringliche Schilderung der Situationen ,in die die Protagonisten geraten, ist man mittendrin im Geschehen. Man steht an der Brüstung von Sacre Coeur und erlebt, wie wieder ein Tag in Paris erwacht.
    Erst im letzten Drittel wird mehr auf die Besatzungszeit und die Résistance eingegangen, hier hätte man gerne mehr erfahren. Wie gehen die Protagonisten damit um?
    Es ist immer wieder aufwühlend über diese Zeit zu lesen. Denn „Nette Nazis gibt es nicht“


    Der Autorin ist es gelungen, das Leben mit ihren Höhen und Tiefen in einer politisch brisanten Zeit zu erzählen.
    Durch ihren emotionalen Sprachstil versteht es Charlotte Roth den Leser in den Bann zu ziehen. Nicht zu vergessen ihre Liebeserklärung an die Stadt Paris. Kopfkino pur!



    9 Eulenpunkte

  • Danke für die interessante Rezension! :anbet
    Ich folgte dieser Autorin jahrelang durch div. Jahrhunderte, Kontinente und auch Pseudonyme, weil ich ihre Bücher sehr schätze.
    Allerdings hat mich in der letzten Zeit etwas gestört: Ihre Hauptpersonen waren oft innerlich zerrissene, gebrochene Personen, was teilweise den Reiz der Geschichten ausmachte. Aber in den letzten Büchern schlug die Protagonistin ihren Geliebten wiederholt. Das mag ich nicht. Deshalb die
    Frage: Kommt es in diesem neuen Buch auch dazu, dass bei einem Liebespaar verbale Attacken in Tätlichkeiten ausarten?
    Danke!
    :wave
    PS.: Hübsches Coverbild! Erinnert mich ein wenig an das hier

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

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  • Zitat

    Original von jusch
    @ Maikäfer
    Zum Cover: Die ersten Auflagen von Micaela Jary hatten ein anderes Cover :-)


    :wave


    Ich weiß! :-)
    Ansonsten nehme ich deine Antwort - vielen Dank! :anbet - mal als "Ja" und kaufe das Buch vorerst mal nicht. Irgendwie - ich kann das vielleicht nicht so richtig ausdrücken - kommt es mir so vor, als würden schreckliche historische Ereignisse durch tätliche Übergriffe (obwohl Worte noch sehr viel schmerzhafter wirken können) zwischen sich angeblich Liebenden zu relativieren versucht.
    :wave

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • ...aber ich habe das Buch nach 88 Seiten abgebrochen. Es war mir zu durcheinander und dann diese ganzen französischen Begriffe/ Redewendungen etc..


    Ja es gab Erklärungen, aber ständig blättern hat mich auch nicht überzeugt.


    Tut mir leid, Charlie, vielleicht das Nächste Mal.

  • Zitat

    Original von Nick
    Ich bin schon auf Seite 260 und kann mit den Protagonisten nicht wirklich mitfühlen/mitleiden.
    Ich werde es noch ein bisschen versuchen ...


    :write
    Ungefähr in der "Gegend" habe auch ich aufgegeben.
    Es gibt derzeit so viele wirklich gute historische Romane auf dem Markt, da mag ich weder Lebens- noch Lesezeit verschwenden :-]
    :wave

  • Meine Meinung:
    Ich liebe Charlies Bücher und so war dieses Buch einfach ein absolutes Muss! Die Autorin hat mich auch diesmal wieder absolut überzeugt!
    Das Cover passt perfekt in die Reihe der bereits erschienen Romane und ich finde diesen Sonnenaufgang einfach zum Verlieben, da möchte man am liebsten auch direkt nach Frankreich.
    Der Klappentext ist recht lang und ausführlich und gibt schon einiges von dem Roman preis. Dies tut aber der Lesefreude keinen Abbruch, denn wer schon einmal ein Buch dieser Autorin gelesen hat, der weiß, sie schafft es mit nur ganz wenigen Sätzen, in ihrer sehr eigenen Erzählweise den Leser in das Geschehen mit hinein zu ziehen. Es geht in diesem Roman, um Liebe und Freundschaft, um Widerstand und eine Gesellschaft in Europa, die sich im Umbruch befindet und in der jeder seinen Platz suchen muss.
    Nathalie macht es einem als Leser nicht leicht, sie ist eine schwierige Person, niemand den man nach wenigen Seiten ins Herz schließt und doch reizt diese Figur, die die Autorin so wunderbar ausgearbeitet hat. Frabrice und Dider sind zwei Brüder, die unterschiedlicher nicht sein könnten, hier ist mir allerding Frabrice derjenige der bei mir mehr Sympathien gewonnen hat. Eine „Hass“-Figur hatte ich in diesem Roman auch und dies war Delphine, mir ihr konnte ich mich überhaupt nicht anfreunden, aber gute Bücher brauchen auch solche Personen. Mein Held in diesem Roman ist allerdings Salah, warum wird aber nicht verraten, da hilft nur selber lesen. Die handelnden Figuren auf deutscher Seite sind Alwin, Dörte und Rieke. Rieke, oder Rici wie sie sich später nennt, ist diejenige die beide Seiten verbinden wird. Alwins Schicksal ist sehr ergreifend und man kann ihm eigentlich nicht böse sein für das was er tut, denn er ist in einen Strudel hineingeraten, bemerkt aber erst zu spät die Wahrheit.
    Der Roman zieht seine Spannung aus dem Leben der jungen Menschen, die versuchen ihr Leben zu leben, ohne sich von der Gesellschaft beeinflussen zu lassen und doch werden sie hineingezogen, da jeder von uns ein Teil dieser Gesellschaft ist und wir uns ihr nicht entziehen können. Der Roman hat einen sehr kunstvollen Aufbau, denn durch die vielen verschiedenen Erzählperspektiven, der Allwissenheit des Erzählers, der Rückblenden und Zeitraffungen, schafft die Autorin ein Erzählgefühl, den man sich als Leser nicht entziehen kann. Der grandiose Schreibstil der Autorin, der die gesamte Breite der Sprache ausnutzt, kann der Leser nur genießen und zugleich fesseln. Der Roman ist ehrlich, er ist entwaffnend, aufrüttelnd und sehr emotional. Ein Buch das man so schnell nicht vergisst und man nicht sogleich wieder zur Tagesordnung übergehen kann, denn vieles beschäftigt den Leser auch noch nachdem er das Buch zugeklappt hat.
    Ein Buch, dass ich nur jedem Leser ans Herz legen kann, der ein beeindruckendes, aufrüttelndes und bewegendes Zeugnis unserer Geschichte lesen möchte. Somit ist dieses Buch für mich eines der must-read Bücher in diesem Jahr. Eine vollumfängliche Lese- und Kaufempfehlung für alle!
    Ich bedanke mich bei der Autorin für diese tolle und emotionale Geschichte, sowie bei der Verlagsgruppe Droemer-Knaur für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


    10/10 P.