Robert Ervin Howard - Conan - Die Original-Erzählungen 01

  • Conan, der Barbar aus dem Land Cimmeria, ist vielen Altlesern sicher noch aus den Jahren ein Begriff als Fantasy nicht nur aus Elfen, Feen und weichgespülten Glitzervampiren bestand. Es ranken sich viele Geschichten – sei es nun Comic, Film oder auch Bücher – um den Kämpfer für seine eigene Freiheit und seine eigenen Ansichten was Recht und Gerechtigkeit bedeutet, doch die wenigsten davon sind von seinem Schöpfer selbst erdacht worden.


    Robert Ervin Howard - oder auch R.E. Howard oder gar REH, ganz nach Belieben – nahm sich am 11.06.1936 in Cross Plains (Texas, USA) selbst das Leben, nachdem er Helden wie Conan, Bran Mak Morn, Kull oder anderen überlebensgroßen Helden das Leben geschenkt und noch diverse andere Genre mit seinem Ideenreichtum belebt hatte.


    Conan ist und bleibt sein bekanntestes Werk und der Barbar scheint eine Art Identifikationsfigur für Howard gewesen zu sein, denn Howard selbst war in früher Kindheit und Jugend eher schmächtig und schaffte es nur durch Sport – vordergründig Bodybuilding – sein Erscheinungsbild zu verändern.


    Auch dies hat er seinem größten Helden gemein, denn der Conan, welchen sich Howard ausmalte, sah nicht so aus wie die meisten ihn kennen. Der Schwarzenegger-Conan ist eine regelrechte Anomalie, welche durch die Marvel-Comics der Siebzigerjahre des vergangenen Jahrtausends hervorgebracht wurde, denn als der Zeichner John Buscema die optische Ausarbeitung der Comics übernahm wurde der Cimmerier zum bulkigen Tier und wich von Howards und Barry Windsor-Smith (dem ersten Zeichner der Comicserie) recht weit ab.


    So, jetzt genug Blah, denn wer mehr Infos zum Autor und Conans Story an sich möchte, der sollte sich genau dieses Buch zulegen und das Vorwort des Herausgebers auf der Zunge zergehen lassen. Nicht nur das es sich über vierzehn Seiten des Tradepaperbacks erstreckt, es ist auch noch erschreckend intensive recherchiert und brachte selbst einem alten Howard-Hasen wie mir noch diverse „Achso!“-Momente.
    Der Inhalt des Buches besteht aus den ersten (chronologisch hintereinander gehängt) acht Geschichten um Conan. In ihnen lernt man Land und Leute gut kennen und versteht Howards Intention hinter seinem Helden, der ja eigentlich gar kein Held ist, sondern nur jemand der versucht in seinem feindlichen Lebensraum zurecht zu kommen.


    Das Buch wartet ebenfalls mit einer Menge Illustrationen aus der Zeichenfeder von Mark Schultz auf, dessen bekanntestes Werk wohl die „Xenozoic Tales“ sind. Schultz zeigt hiere ineen Conan, so wie man ihn sich beim Lesen vorstellt und nicht den gigantischen Übermenschen in der John Buscema / Arnold Schwarzenegger-Version.


    Genug über die Optik und Haptik des Buches…


    …schwafeln muss ich dennoch etwas.


    Conan wurde im Laufe der Jahrzehnte durch die weitere Bearbeitung vieler Autoren, welche kaum das Format von Howards Erzählungen hatten und welche Conan ihren eigenen Stempel aufdrückten, in diverse Richtungen gedrückt. Manche vollendeten angefangene Scripte Howards, andere schrieben Storys von Howard so um das sie zu Conan passten und viele erfanden neue Geschichten.


    Unter ihnen finden sich Namen wie Poul Anderson, Leonard Carpenter, Lin Carter, L. Sprague de Camp, Roland J. Green, John C. Hocking, Robert Jordan, Sean A. Moore, Björn Nyberg, Andrew J. Offutt, Steve Perry, John Maddox Roberts, Harry Turtledove, and Karl Edward Wagner. Einzig und allein Karl Edward Wagner schien die Figur verstanden zu haben – meiner subjektiven Meinung nach - und sein Roman „The Road of Kings“ (deutscher Titel „Die Straße der Könige“ – wer hätte es gedacht ) traf für mich den Barbar so wie ich ihn von Howard her kannte.
    Die Lyon Sprague de Camp-Kontroverse klammere ich jetzt mal aus, denn sonst wird das nichts mehr mit der Beschreibung der Geschichten aus dem Paperback an sich…


    Diese acht Geschichten (unter anderem) begründeten ein komplettes Untergenre der Fantasy – nämlich die Schublade „Sword & Sorcery“. Howards sehr klare Vision einer Welt welche von Gewalt genau so regiert wird wie von Zauberei, bietet Unterhaltung der einfachen Art, ohne jedoch als trivial bezeichnet werden zu können. Machismo und Testosteron tropfen und triefen aus den Seiten und erfreuen das Herz eines jeden Alt-Fantasy-Lesers, der sich nicht so recht mit Urban-, High oder gar Romantic-Fantasy anfreunden kann.


    Das Recht des Stärkeren regiert Conans Welt und dennoch tötet der Barbar nicht nur aus Freude daran, sondern er setzt den Tod auch als Gnade ein. Besonders wird dies von Howard in der Geschichte „Der Turm des Elefanten“ klar, als „Yag-Kosha“ ihn bittet für ihn Rache zu nehmen und Conan dies nur tun kann, indem er vorher das Leben des Elefanten-Aliens auslöscht. Conan kommt der Bitte nach, tut dies aber nicht gerade im Berseker-Modus. Und ja: Alien, denn die Yag-Rasse kommt von einem anderen Stern zu Erde um dort im Asyl in undurchdringlichen Dschungelgebieten zu leben und langsam auszusterben bis das nur noch Yag-Kosha übrig ist.


    Blah, blah, blah…


    Zum Schluss nun mal wieder die Frage, wer sich solch ein Werk zu Gemüte führen sollte.
    Jeder der Fantasy liebt, welche nicht von Einhörnern und Glitzervampiren verwässert wurde. Jeder der sich von Machismo und bodenständigen Charakteren begeistern lassen kann. Jeder der sich mit den im Anhang befindlichen Exposés die Werdung einer Howard Story vor Augen führen will und jeder der gerne ein Werk hätte, welche die Essenz von Conan in sich trägt uns alle Informationen die man braucht um in der Welt des Cimmeriers zurecht zu kommen.


    Informativ, aufschlussreich, unterhaltend und optisch ein Burner – was will man mehr…