Namensgebung der Protagonisten - Wie nennt man nun Held A und Heldin B?

  • Wie zum Henker kommen die Protagonisten an ihre Namen? Wie macht Ihr das?


    Telefonbuchmethode (blättern und mit dem Finger zufällig stoppen)? :-)
    Ausgeklügelte Namensfindungen mit Namens- und Mythologielexikon zur Hand?


    Bei einigen meiner Protagonisten fallen mir spontan "gute" Namen ein und in den meisten Fällen behalten sie die auch bis zur Fertigstellung der Geschichte. In manchen Fällen allerdings will das einfach nicht klappen und so manche wichtige Person läuft beim Entstehungsprozess mit einem Namen herum, der einfach nur eine Notlösung ist und auch wie eben so eine klingt. Das befriedigt mich dann ganz und gar nicht und jedes Mal, wenn ich beim Schreiben über diesen armen Protagonisten bzw. dessen Interims-Namen stolpere, ärgere ich mich.


    Also, wie macht Ihr das mit der Namensgebung? Rückt mal raus mit ein paar Profi-Geheimnissen!


    Gruss,


    Doc

  • Ich selber kenne das Problem.


    Aber meistens klappt es, wenn ich einen Inspirationsspaziergang durch das Haus und den Garten mache (es sei denn, es regnet~).
    Oder manchmal stell ich mich vor mein Bücherregal und starre auf die Autorennamen. Dann zerhack ich die sorgfältig und setze sie wieder zusammen, bis es nach was klingt.
    Wenn ich eine neue Geschichte entwerfe, zeichne ich hauptsächlich die Figuren. Dann ist das Äußere der Person schon da und ich sehe mir einfach die Zeichnung ne Weile an und gehe im Kopf einige Namen durch, bis ich denke, dass dieser Name genau zu diesem Gesicht passt.


    Oder frag deine Eltern, wie die auf deinen Namen gekommen sind. Meine haben hier irgendwo ein Namenbuch rumfliegen. (Mir läuft´s kalt den Rücken runter, wenn ich daran denke, dass ich beinahe Friedrich genannt worden wäre!)


    Es hängt aber immer mit der entscheidenden Eingebung zusammen. Häufig komme ich erst nach mehreren Wochen auf einen Namen. Aber dann bin ich auch besonders stolz. XD

  • Vornamen machen mir die geringsten Probleme, Nachnamen finde ich schwierig.
    Ich spreche sie laut vor mich hin und versuche den Assoziationen nachzugehen, die sie auslösen. Also: wie fühlt es sich an, wenn der Held Otto Schulze heißt, wie fühlt es sich an, wenn der Hausmeister, der im letzten Absatz über die Straße geht, Otto Schulze heißt?
    Allerdings schreibe ich wenig und vor allem nichts umfangreicheres.
    Trotzdem fällt mir gerade auf, daß ich selbst bei Kurztexten eine Vorliebe für 'Er' und 'Sie' habe.
    Ups, habe ich da ein Problem ??? :gruebel

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • So würde ich es auch machen. Mit fast jedem Namen verbindet man einen bestimmten Typ Mensch. Dem würde ich es dann dementsprechend zuordnen.


    Einfache Menschen würde ich Namen der Klasse des "Portier- Adels" verpassen. Sowas wie Müller, Meier, Schulze Schmidt. ;-)


    Eitle Personen, Snobs oder Vips evtl. Doppelnamen wie Läuthäuser-Schnarrenberger.
    Wichtigtuer, die eigentlich nur ein kleines Licht sind, eine Mischung aus beidem. Müller-Lüdenscheid. :grin

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Bei mir ist das anders: "Meine" Figuren haben einfach Namen, wenn sie sich bei mir einnisten. :wow
    Manchmal, wenn es wirklich ungeeignete Namen sind, dann lassen sie sich auf eine Diskussion ein, um einen besseren Namen zu finden. Manchmal entscheiden sie auch mitten im Text, sie hätten da einen passenderen Namen.
    Ich habe nie das Gefühl, daß ich da "künstlich" kreativ werden müßte.


    Aber ich entwickele meine Figuren auch nciht auf dem Reißbrett. Sie schneien eines Tages herein, machen sich breit und fangen an zu erzählen. Manche gehen wieder, auch wenn ich sie gerne halten würden, andere lassen sich mit keiner noch so ausgeklügelten Methode der Abschreckung vertreiben. Dann muß ich mit ihnen leben und ihre Geschichte aufschreiben.


    Gut, ich forme das Ganze dann natürlich, aber die Namen bleiben eigentlich erhalten. :-)

  • Iris
    Aber die Art zu Namen zu kommen setzt bei historischen Romanen ja auch eine Kenntnis gebräuchlicher Namen aus dieser Zeit voraus.


    Bei Gegenwartsromanen sollen es ja Namen sein, die einerseits zwar der Zeit entsprechen, aber eben auch nicht so gebräuchlich sein, daß sie schon in jedem dritten Roman verwurstet worden sind.
    Wie gesagt, bei manchen Figuren habe ich sofort einen Namen parat, bei anderen tue ich mich wahnsinnig schwer und bin unzufrieden. Darum interessiert es mich ja auch so, wie andere Leute das so machen.


    Okeh Iris, Du bist aus dem Schneider. Bei Dir kommen die Figuren an und stellen sich schon mit Namen vor. Mir machen es meine leider nicht so einfach. :-)


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    Original von Doc als Gast
    Aber die Art zu Namen zu kommen setzt bei historischen Romanen ja auch eine Kenntnis gebräuchlicher Namen aus dieser Zeit voraus.


    Okay, zugegeben: So ganz aus dem Nichts kommen die Figuren nicht. :grin
    Stell es dir so vor, daß ich mich gerade aus irgendwelchen Gründen -- meist pure Neugier -- mit einem bestimmten Thema beschäftige, z.B. mt der Geschichte meines Urlaubsortes oder irgendwelchen Anekdoten aus der Geschichte des Ortes, in dem der Kunde, für den wir gerade ein Konzept ertüfteln, ansässig ist. Dann springen sie unversehens aus den Seiten einer Chronik oder aus dem umliegenden Gebüsch direkt in meinen Kopf, nisten sich in den Hirnwindungen ein, zerren an den Synapsen herum, vollführen ihre Kapriolen vor meinem inneren Auge, um meine Aufmerksamkeit zu erringen. Und weil sie aus der Umgebung und Zeit stammen, mit der ich mich gerade beschäftige, haben sie meist auch schon die passenden Namen. :grin


    Zitat

    Bei Gegenwartsromanen sollen es ja Namen sein, die einerseits zwar der Zeit entsprechen, aber eben auch nicht so gebräuchlich sein, daß sie schon in jedem dritten Roman verwurstet worden sind.


    Das Risiko läufst du sowieso immer. :grin


    Heavens Vorschläge waren schon mal ganz praktisch. Sogar Heinrich Böll gab offen zu, daß er die Inspiration für seine Figuren schon mal durch die Lektüre des Telefonbuchs einholte.


    Zitat

    Wie gesagt, bei manchen Figuren habe ich sofort einen Namen parat, bei anderen tue ich mich wahnsinnig schwer und bin unzufrieden.


    Mach dir keinen Kopf drum! Nimm einen Platzhalter, irgendwas Beliebiges. Wenn 's an der Zeit ist, stellt sich der richtige Name ein -- und wenn ihn dir jemand anders einflüstert, ist es auch gut. :grin

  • Zitat

    Original von Iris
    Bei mir ist das anders: "Meine" Figuren haben einfach Namen, wenn sie sich bei mir einnisten. :wow
    Manchmal, wenn es wirklich ungeeignete Namen sind, dann lassen sie sich auf eine Diskussion ein, um einen besseren Namen zu finden. Manchmal entscheiden sie auch mitten im Text, sie hätten da einen passenderen Namen.
    Ich habe nie das Gefühl, daß ich da "künstlich" kreativ werden müßte.


    Aber ich entwickele meine Figuren auch nciht auf dem Reißbrett. Sie schneien eines Tages herein, machen sich breit und fangen an zu erzählen. Manche gehen wieder, auch wenn ich sie gerne halten würden, andere lassen sich mit keiner noch so ausgeklügelten Methode der Abschreckung vertreiben. Dann muß ich mit ihnen leben und ihre Geschichte aufschreiben.


    Gut, ich forme das Ganze dann natürlich, aber die Namen bleiben eigentlich erhalten. :-)


    Hm... so ist das bei mir auch :-]

  • @Doc,


    ich brauche zuallererst die Namen. Ohne Namen kein Gesicht usw. Allerdings weiß ich dann schon so ungefähr, in welche Richtung sich die Person entwickeln wird. Ich suche die Namen eigentlich IMMER nach dem Vornamen-Lexikon aus, weil da auch gleich die Bedeutung dahinter steht. Die wiederum ist ein wichtiges Kriterium und erzählt schon ein kleines bisschen was über die Figur.
    Nachnamen nehme ich überall her. Ich denke an alte Klassenkameraden, gehe die Hausbewohner durch, die Bekannten, gucke ins Bücherregel usw.

  • Namen sind wichtig, insbesondere Vornamen. Eine Susi ist eben eine Susi, eine Gabi ist eine Gabi und ein Siegfried ist ein Siegfried. Gerade konventionelle und häufig gebräuchliche Namen wie Stefan, Thomas, Bernd, Michael (neuerdings: Dustin, Calvin, Lucas) bergen die Gefahr, daß viele Leser Menschen gleichen Namens kennen. Originelle und unkonventionelle, mindestens aber seltenere Namen machen eine Figur interessanter. Viele Autoren versuchen, sehr - übertrieben - authentisch zu wirken, indem sie ihre Protagonisten Karin oder Horst nennen. Diese Authentizität ist kontraproduktiv, und sie wird vom Leser auch nicht erwartet. Kein Mensch will Bücher über Durchschnittsmenschen namens Horst und Karin lesen (es sei denn, solche hyperkonventionellen Namen haben satirische Wirkung - wie bei "Horst, der Held"). Und die Figuren werden automatisch spannender, wenn sie originelle Namen haben.


    Allerdings muß man das nicht durchziehen. Wie überall schadet auch hier die Übertreibung. Interessante Namen für ein, zwei Protagonisten, und die anderen dürfen "normale" Namen haben. Wichtig - sogar sehr wichtig, wie ich finde - ist auch, Spitz- und Kosenamen einzusetzen; das vermittelt (und dann tatsächlich) Authentizität, außerdem vereinfacht es die Figurenzeichnung. Ein Typ, der "Fäßchen" heißt, ist schon ziemlich weitreichend beschrieben.


    Ich mache mir über Namen sehr intensive Gedanken. Da der Name der Figur folgt, versuche ich unbedingt, Namen zu finden, die die Charakterisierung unterstreichen.

  • Zitat

    Original von Iris
    Bei mir ist das anders: "Meine" Figuren haben einfach Namen, wenn sie sich bei mir einnisten. :wow


    Da hast du aber Glück, denn deine Namen findest du ja nicht im Telefonbuch. Cinna, Sunja oder noch gar Liubagstis oder Ermanamers sind ja so geläufig nicht, die müssen dich schon finden. ;-)

  • Tom , Ines
    Danke für die ausführliche Antwort. Sieht also so aus, als ob ich mir nicht umsonst so viele Gedanken um die "richtigen" Namen der Helden mache.


    Idgie
    Tust Du hier über Adjektive lästern? :-)


    Gruss,


    Doc

  • Ich finde es gerade schwierig, wenn man an einem historischen Roman schreibt. Wie Doc schon anmerkte, muß man sich dann auch mit den zu dieser Zeit gängigen Namen auseinandersetzen - bzw. sich auskennen. Und das kann mitunter ziemlich nervenaufreibend werden (Bücher wälzen, suchen, suchen, suchen...).


    Ich habe oft "Platzhalter", bis ich dann irgendwann während des Schreibens einen Namen einsetze. Wenn er mir nach ein paar Seiten immernoch gefällt, behalte ich ihn.


    Ich mache mir schon Gedanken, wie denn die Figuren alle heißen sollen - Spitznamen finde ich auch sehr ansprechend und auch abwechslungsreich. Er zeigt auch manchmal ohne viele Worte, wie eine Person zur anderen steht.


    Momo

    Momo


    Alles Wissen und alle Vermehrung unseres Wissens endet nicht mit einem Schlusspunkt, sondern mit einem Fragezeichen.
    -Hermann Hesse-

  • Zitat

    Original von Momo
    Ich finde es gerade schwierig, wenn man an einem historischen Roman schreibt. Wie Doc schon anmerkte, muß man sich dann auch mit den zu dieser Zeit gängigen Namen auseinandersetzen - bzw. sich auskennen. Und das kann mitunter ziemlich nervenaufreibend werden (Bücher wälzen, suchen, suchen, suchen...).


    Das ist schon klar. :-)
    Allerdings finde ich meine Geschichten nun mal nicht dadurch, daß ich Handlungsentwürfe mache und gucke, in welchen Zeitrahmen sie passen könnten, sondern dadurch, daß ich ständig irgendwelchen interessanten Sachen nachspüre. Die Geschichte ist voller Geschichten!
    Ein fundiertes historisches Grundwissen, das man ständig ausbaut, ist da schon sehr hilfreich. Dann springen auch die richtigen Figuren aus der Hecke bzw. aus den Seiten. :grin


    Zitat

    Ich habe oft "Platzhalter", bis ich dann irgendwann während des Schreibens einen Namen einsetze. Wenn er mir nach ein paar Seiten immernoch gefällt, behalte ich ihn.


    Das erlebe ich gelegentlich bei Nebenfiguren. Denen kann es schon mal passieren, daß sie umgetauft werden. :lache

  • ich mach das mal so mal so.
    kommissar sascha katzinger entstand folgender massen. sascha ist der name von einem kumpel der mich zum charakter inspirirt hat. nur braucht ich n anderen nachnamen und da hab ich denn eines kunden genommen. den erst bessten der mir unter die finger gekommen ist und der nicht so alltäglich ist.


    letztens hab ich es aber auch mal nach dem telefonbuchprinzip gemacht und irgendeine seite aufgeschlagen und mir einen namen herausgefischt.


    ich hab aber auch ein paar englische namen auf geschieben und sehe dort nach nach bedarf. wenn es eben in amerika oder der gelichen spielt.


    aber ich bin auch gerade an der arbeit an einer namensliste. vornamen und nachnahmen aller möglichen kulturne. ein ganz schönes stück arbeit kann ich da nur sagen :grin

  • Kommissar Sascha Katzinger? Der hat nicht zufällig mal eine Kurzgeschichte erlebt?
    Nee, ich bin nicht neugierig! :fetch
    Aber das Buch würde ich kaufen!
    :-)

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Namen zu finden finde ich unheimlich schwer. Ich mach das immer so: Vornamenbuch zur Hand und Einfingersuchmethode, und dann kommt Muttis Lexikon der deutschen Autoren (2 Bände!) in Aktion, wo ich nach der selben Methode noch einen Nachnamen suche. Fertig!