Poesiealbum 329: Michael Hamburger

  • Märkischer Verlag
    2017
    GTIN: 9783943708295


    Kurzbeschreibung:
    Michael Hamburger, geboren in Spreeathen, mit neun Jahren ins Wasser der Themse geworfen, erlernte schnell die Landessprache, und erlangte – eingebunden in Schule, Universität und Armee – eine englische Identität und konnte so englischer Dichter werden. Seine deutschen Wurzeln waren noch stark genug, um auch als Übersetzer und Kulturvermittler zu wirken — ein Glücksfall für die deutsche Literatur.


    Auswahl: Walter Eckel


    Über den Autor:
    Michael Hamburger wurde 1924 als Sohn jüdischer Eltern geboren. In den dreißiger Jahren flüchtete die Familie von Berlin nach England. Hamburgers dichterisches Werk schöpft aus der deutschen Literaturtradition, deren herausragender und mit vielen Preisen bedachter Übersetzer er wurde: Hölderlin, Goethe, Rilke und die Modernen seiner Generation. Bis zu seinem Tod am 7. Juni 2007 lebte Hamburger in Suffolk.


    Mein Eindruck:
    Michael Hamburger ist ein englischer Lyriker, aber geboren wurde er in Deutschland, aber wegen seiner jüdischen Herkunft musste er schon 1933 noch als Kind mit seiner Familie nach London emigrieren.
    Das beeinflusste sein Werk, ich nenne als Beispiel sein Gedicht Treblinka


    Über eine mögliche Rückkehr bzw. deren Unmöglichkeit reflektiert er in “Die Suche” und in “Begegnung” sowie “S-Bahn - Berlin 1965“, relativ frühe Gedichte.


    Nicht jedes seiner Naturgedichte sagt mir etwas, aber es gibt doch so einiges, in diesem Auswahlband, das ich für bedeutend halte.
    Zum Beispiel: Alter Londoner.
    Hier beschreibt er im Jahr 1974 einen alten Londoner, der noch voll im Leben stand und plötzlich von einem Schlaganfall getroffen wurde. Er schließt mit dem Leben ab, will nicht mal, dass seine ihm entfremdete Tochter verständigt wird.
    “Sie soll kommen, wenn ich weg bin
    Und aufräumen, den Kram wegwerfen”


    Aber dieser Kram ist nicht bedeutungslos, wie man als Leser merkt. Andenken, Bücher, alles, was ihm vom Leben blieb.


    Doch er bleibt ein typischer stolzer Engländer, der nicht viele Worte machen will.
    “Aber keine Fragen mehr. Genug der Worte. Genug von mir.”



    Diese innere Verhaltenheit ist auch dem Autor inne, wie ich aus den Wörtern eines anderen Gedichtes schließe:


    “Lebt wohl Wörter. Ich mochte euch nie, der ich Dinge und Orte mag und. Leute am liebsten mit geschlossenem Mund. „


    Seine warmherzige Seite zeigt er aber auch oft, z.B. in „Heimgekommen“, das er „für seine Mutter im Alter von neunzig Jahren“ schrieb.


    Altern, Tod und Sterben sind immer wieder in seinen Gedichten thematisiert.


    Die späten Gedichte besitzen verstärkt eine Verdichtung und Verschlossenheit.


    Diesen Band und Walter Eckel für die Auswahl möchte ich dafür loben, dass so ein weiträumiger Überblick aus Hamburgers Werk gegeben wird.
    Die Gedichte sind in Englisch geschrieben und meiner Einschätzung nach wirklich sehr gut ins Deutsche übersetzt.