Klappentext lt.Amazon.de
Keine Frage: Manfred Baumann ist ein Sonderling. Obwohl als Bankdirektor der elsässischen Gemeinde Saint-Louis in guter Stellung, tut sich der 36-Jährige schwer im Umgang mit Menschen. Umso wichtiger sind für den eigenbrötlerischen Junggesellen seine gewohnten Routinen: ein penibel geplanter Tagesablauf, die regelmäßigen Ausflüge nach Straßburg zu den leichten Mädchen von Madame Simone und die Besuche in seinem Stammlokal. Tag für Tag beobachtet er dort, meist schweigend, die blutjunge Kellnerin Adèle Bedeau. Bis sie eines Abends spurlos verschwindet. Manfreds Welt gerät ins Wanken, als Kommissar Georges Gorski die Ermittlungen im Fall Adèle Bedeau aufnimmt … Wird Gorski, der noch immer schwer an einem lang zurückliegenden Ermittlungsfehler zu tragen hat, diesmal den richtigen Riecher haben und das plötzliche Verschwinden von Adèle aufklären, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint? Und was hat Manfred mit dem Fall zu tun, der auf einmal mit vergessen geglaubten Geistern seiner Vergangenheit kämpft?
Zum Autor
Graeme Macrae Burnet, geb. 1967 in Kilmarnock, Schottland, studierte Englische Literatur in Glasgow. Er schreibt seit seiner Jugend und wurde 2013 mit dem Scottish Book Trust New Writer’s Award ausgezeichnet. Mit seinem einzigartigen historisch-literarischen Krimi „Sein blutiges Projekt“ schaffte er 2016 den Sprung auf die Shortlist des renommierten Man Booker Prize und gehört seitdem zu den außergewöhnlichsten Neuentdeckungen der internationalen Krimiszene. Er lebt und schreibt in Glasgow.
Meine Meinung
Da ich auf der ersten Seite, bevor die Story überhaupt anfängt, gelesen habe das als Autor des Buches Raymond Brunet genannt wird und Graeme Macrae Burnet als Übersetzer, stand ich erstmal kurz auf dem Schlauch. Also habe ich zackig zum Nachwort geblättert und habe mich aufklären lassen.
Raymond Brunet hat *Das Verschwinden der Adéle Bedeau* im Jahr 1982 veröffentlicht. Er starb mit nur 38 Jahren, im Jahre 1992, als er sich vor einen Zug warf. Seine Lebensgeschichte, die im Nachwort ausführlicher beschrieben wird, weist viele Parallelen zur eigentlichen Story des Buches auf, doch er widersprach diesen Hinweisen seiner Leser immer entrüstet.
Die Geschichte des Buches beschreibt im Grunde das Leben zweier Männer, die sich vor einigen Jahrzehnten schon einmal begegnet waren, im Zuge einer Mordermittlung und die sich nun erstmals wieder begegnen, ohne sich direkt zu erkennen. Es geht um den Bankangestellten Manfred Baumann, der sein Leben am liebsten so lebt das sein routinierter Tagesablauf niemals durch etwas unvorhergesehenes aus dem Tritt gebracht werden darf. Sollte es doch einmal so sein, analysiert er alles haarklein und am liebsten wäre ihm, er würde unsichtbar und unscheinbar sein Leben leben. Das war auch schon in der Kindheit so.
Dann kommt Georges Gorski hinzu, ein Kommissar der als Vorzeigeobjekt seiner Frau herhalten muss, denn sie ist Besitzerin einer Boutique und kann es sich nicht leisten, das die Bewohner von Saint-Louis ihren Mann schludderig herum laufen sehen. Er hat vor über 20 Jahren an dem Mord von Juliette, einem jungen Mädchen, ermittelt. Es wurde zwar ein Obdachloser für diese Tat verurteilt, aber Gorski war sich immer sicher, das dieser die Tat niemals begangen hat. Auch heute noch, nach diesen vielen Jahren, zieht es ihn oft an den Tatort zurück, mit der Hoffnung irgendetwas damals zu übersehen haben.
Durch das Verschwinden von der Kellnerin Adéle Bedeau kreuzen sich die Wege von Baumann und Gorski und die Vergangenheit holt beide ein. Die Männer haben verletzte Seele und ich als Leserin hatte wirklich Mitleid. Beide haben kein einfaches Leben, nicht in der Jugend und im späteren Erwachsenenleben auch nicht. Doch einer von beiden wird sein Leben beenden, um allem zu entkommen. Doch ist das die richtige und beste Lösung?
Fazit
Ein eindringliches und sehr intensiv beschriebenes Psychogramm von zwei Männern, die ihr Leben lang in sich selbst gefangen waren bzw. sind.