Solange die Hoffnung uns gehört - Linda Winterberg

  • Linda Winterberg ist das Pseudonym der Autorin Nicole Steyer. Sie ist in Rosenheim aufgewachsen und begann schon im Alter von acht Jahren damit, sich die ersten Geschichten auszudenken und niederzuschreiben. Im Jahr 2001 zog sie der Liebe wegen in das beschauliche Taunusstädtchen Idstein, wo sie bis heute mit ihrer Familie lebt.



    Format: Kindle Edition
    Dateigröße: 4209 KB
    Seitenzahl der Print-Ausgabe: 471 Seiten
    Verlag: Aufbau Digital; Auflage: 1 (14. Juni 2017)
    ASIN: B01N2H7YVR


    Eines Tages singen wir das Jankele wieder zusammen


    "shlof zhe mir shoyn yankele mayn sheyner, di eygelakh di shvatsinke makh tsu. a yingele vos hot shoyn ale tseyndelekh, muz nokh di mame zingen "ay lyu lyu" Schlaf mir schon, mein schöner Yankele, die Augen, die schwarzen mach zu. Einem Kindchen, das schon alle Zähne hat, muss noch die Mutter "ay lyu lyu" singen? (Yankele von Mordechaj Gebirtig)
    Frankfurt 1933: Anni Kluger die gefeierte Opernsängerin und Sopranistin vom Frankfurter Opernhaus und ihre 6-jährige Tochter Ruth erleben die letzten ruhigen Tage in Frankfurt, ehe auch sie die Auswirkungen des Naziregimes zuspüren bekommen. So wird Anni, die zwar Protestantin mit einer jüdischen Mutter ist, ebenfalls von den Repressalien der Judenverfolgung erfasst. Sie verliert ihre Arbeit an der Oper und muss sich nun mehr schlecht als recht durchschlagen. Doch durch ihre Freundin Magda erfährt Anni eines Tages vom Kindertransport nach England durch die Quäker und versucht so Ruths Leben zu retten, in der Hoffnung bald nachzukommen. Auch Walter der Sohn ihrer Freundin Marlene, der für Ruth wie ein Bruder ist, wird zuvor schon nach England geschickt. Ruth soll in die New Herrlingen School von Anna Essinger kommen, aber wird sie Walter in England wiedersehen? Während Ruth ihr Leben in England auf die Reihe bekommen muss, kämpft Anni um die Auswanderung und ums Überleben in Deutschland während den Kriegswirren. Eine große Hilfe sind ihr in dabei Garderobiere Georgina, ihre Nachbarin Hiltrud und Heinrich Gabler. Aber werden sich Ruth und Anni irgendwann wiedersehen?


    Meine Meinung:
    Das Cover durch die Farbgebung erinnert es an die früheren Zeiten, ist gleichzeitig aber wärmer als das schwarz-weiß von früher. Ein Buch, das mich emotional zutiefst berührt hat, vor allem da dieses Buch auf Tatsachen aufgebaut ist. Diese Kindertransporte gab es zu genüge in der Nazizeit und viele Eltern mussten sich von ihren Kindern trennen ohne zu wissen, ob sie diese je wiedersehen. Im Nachwort hat die Autorin die Menschen des Romans beschrieben, die teils für diesen als Vorlage standen. Da ich schon in KZ's und in Yad Vashem war, wo man sieht wie viele jüdische Kinder damals umgekommen sind, hat mich diese Geschichte noch mehr ergriffen. Auch wen diese Lösung für viele Kinder und Eltern schwer war hat es doch einigen wenigen Kindern das Leben gerettet. Der Schreibstil ist sehr gut und man wird durch die zwei Handlungsstreifen sofort in die Geschichte mit hineingezogen. Ich hatte das Gefühl beim Lesen mitten im damaligen Geschehen dabei zu sein. So wie es der Autorin nicht leicht gefallen ist diese Geschichte zu recherchieren so traurig und emotional kam es auch bei mir als Leser an. Es ist sicher keine leichte Kost dieses Buch, auch ich musste an vielen Stellen innehalten halten. Jedoch finde ich es ein wichtiges Buch von der damaligen harten Zeit. Ich kann es nur jedem ans Herz legen diesen Roman zu lesen, er hat Bestsellerqualität und bekommt von mir 10 Eulen.

    "Lebe jeden Tag so, als ob du dein ganzes Leben lang nur für diesen einen Tag gelebt hättest."

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  • Eine Aufwühlende und berührende Geschichte, über die Liebe einer Mutter


    Meine Meinung zum Buch und Autorin


    Linda Winterberg, hat mit ihrem 2. Roman „ Solange die Hoffnung uns gehört“, sich selbst übertroffen. Schon ihr erster Roman „ Das Haus der verlorenen Kinder „ hatte mich sehr mitgenommen, zu tränen gerührt und aufgewühlt. Sie hat die Geschichte der Jüdin Anni und ihrer kleinen Tochter so Einfühlsam erzählt, das mir die Geschichte beim Lesen unter die Haut ging. Sie hat Anni und Ruth so Bildhaft und real beschrieben. Anni die gefeierte Operndiva an der Frankfurter Oper, die man nicht mehr Auftreten lässt da sie Jüdin ist, auch ihre Kleine Tochter Ruth, schikaniert man, der Besuch der Schule wird zur Qual. Das Leben der beiden ist hart und nicht einfach. Ich fand es schön das sie so gute Freunde hatten, die ihnen zur Seite standen. Auch Walter der Nachbarsjunge und seine Familie, Anni und Ruths Freunde erleiden das gleiche Schicksal. Eine Flucht aus Deutschland scheint unmöglich, die Quäker sind noch die einzige Hoffnung. Ich habe Anni bewundert, wie sie aus lauter Liebe und Sorge zu ihrem Kind dazu entscheidet, es mit den Kindertransporten nach England in eine ungewisse Zukunft zuschicken. Das nennt man selbstlose Mutterliebe, auch wenn es Anni das Herz bricht. Sie kann nur hoffen und beten, das sie sich eines Tages wiedersehen. Aber ihr Kind ist nicht mehr den Repressalien dem Naziregime und seinen Schergen ausgeliefert. Diese Zeit der Ungewissheit, der plötzliche Ausbruch des Krieges, die Angst von Anni und den anderen Menschen, deportiert zu werden und in Auschwitz zu landen. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges in Deutschland und England, die Wirren währen der Nazizeit ist hervorragend beschrieben. Man spürt beim Lesen wie viel Mühe und Arbeit sie sich bei der Recherche gemacht hat, im Nachwort kann man es noch mal lesen. Sie ist mit viel Herzblut beim Schreiben der Geschichte daran gegangen, alles ist sehr Einfühlsam und mit viel Fingerspitzengefühl erzählt. Das Buch zieht einem in den Bann beim Lesen, und so manche Träne Floß dabei, als man am Schicksal von Anni, Ruth, ihren Freunden und den anderen Menschen erfährt. Man lernt viele Figuren kennen, die man liebgewonnen hat, deren Ängste, Sorgen und Nöten waren Greif-und Spürbar. Ihr Schreibstil ist Klar, Kraftvoll, Emotional und Facettenreich. Ihre Protagonisten und auch deren einzelnen Charaktere waren sehr gut heraus gearbeitet, Menschen aus Fleisch und Blut, in die man sich hineinversetzten konnte. Ein wundervoller Roman.
    „ Ein kleines Meisterwerk, das zutiefst berührt und man sich nicht entgehen lassen sollte .“


    :lesend

    „Lesen heißt durch fremde Hand träumen.“ (Fernando Pessoa)

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  • Bei diesem Buch sollten Sie die Taschentücher nicht zu weit weglegen, denn Linda Winterberg aka Nicole Steyer hat ein sehr berührendes und emotionales Buch geschrieben, welches man als Leser nicht so schnell vergisst.
    Das Cover hat zu dem vorhergehenden Roman und zu dem kommenden, der bereits angekündigt ist, einen sehr hohen Wiedererkennungswert.
    Der Klappentext gibt einen guten Einblick in das, was den Leser in dem Roman erwartet und doch bietet der Roman so viel mehr. Ruth und Anni sind zwei Protagonistinnen, die einem sofort ans Herz wachsen, mein Held des Romans ist aber Georgina, aber auch der Gestapo-Mann Heinrich hat definitiv seine guten Seiten. Jede Medaille hat immer auch eine zweite Seite und oft ist nichts so, wie es auf den ersten Blick scheint. Linda Winterberg gibt uns Lesern einen Einblick in das nationalsozialistische Frankfurt aus der Sicht der jüdischen Gemeinde, sie webt ein differenziertes Bild der Gesellschaft, die nicht nur in Schwarz und Weiß einzuteilen ist. Menschen haben verschiedene Facetten und dies arbeitet die Autorin hervorragen heraus.
    Die Geschichte, die sie schildert ist emotional, traurig, aufwühlend und herzergreifend zugleich. Die Packung Taschentücher habe ich bei diesem Roman mehrmals gebraucht, so sehr ging mir die Geschichte von Anni und Ruth zu Herzen.
    Durch die wechselnden Perspektiven bekommt der Leser einen guten Einblick in das Seelenleben der handelnden Figuren. Der Schreibstil der Autorin ist sehr gut zu lesen, auch wenn die Kapitel zum Teil für meinen Geschmack etwas zu lang sind, so war der Spaß am Lesen, trotz des schwierigen Themas immer gegeben. Zeit- und Ortsangaben vor den Kapiteln erleichtern die Orientierung. Gut herausgearbeitet wird von der Autorin die Bedeutung der jüdischen Traditionen für Mischehen und Mischlingskinder. Nach dem Gesetz der NS-Regierung waren sie Juden, fühlten sich selber aber längst nicht so und lebten diesen Glauben auch nicht.
    Zielgruppe dieses Romans sind Männer und Frauen, die sich für das Schicksal der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland während der NS-Regierung interessieren. Gerade das Thema der Kindertransporte nach England ist immer noch zu unbekannt. Linda Winterberg trägt dazu bei, dass dieses Thema nicht vergessen wird.
    Ein sehr berührender und aufwühlender Roman, der unter die Haut geht. Ein Roman der noch lange nachhallt und den man so schnell nicht vergisst. Ich danke dem Aufbau-Verlag und netgally.de für die freundliche Bereitstellung des Lese- und Rezensionsexemplars und Linda Winterberg für ein emotionales Erlebnis, dass in Erinnerung bleiben wird.


    10/10 P.

  • Ich war selten bei einer Rezi so unentschlossen...


    Den begeisterten Kommentaren weiter oben kann ich mich leider nicht anschließen. Ja, das Thema des Buches ist höchst spannend und bewegend (deswegen hatte das Buch mich ja auch interessiert; und weil das Cover so schön gestaltet ist :grin ). Aber ich finde, die Autorin hätte ein bisschen mehr aus dem Stoff herausholen können. Vielleicht waren auch meine Erwartungen zu hoch, keine Ahnung...


    Anni, Ruth und v.a. auch Georgina sind Figuren, die ich ohne weiteres ins Herz geschlossen und mit denen ich gerne mitgefiebert habe. Ihre Lebensgeschichte ist berührend, verstörend und es sind bei mir auch viele Tränen geflossen, besonders am Ende. Dieses fand ich tragisch, aber schlüssig. Es wird sicher noch eine Weile in mir nachklingen.


    Gleichzeitig habe ich mich über so manche Ausdrucksschwächen, banalen Dialoge und v.a. die vielen Zeitsprünge geärgert. Das ging mir bei einem anderen Buch der Autorin schon einmal genauso: Handlungsteile, die ich als spannend und wichtig empfunden hätte, wurden nicht dargestellt, sondern nur in einer kurzen Rückblende zusammengefasst. Es hätte mich aber interessiert, genau diese Teile der Geschichte gezeigt zu bekommen. Ich lese ja einen Roman, weil ich beim Geschehen "dabei" sein möchte, nicht, damit es mir hinterher erzählt wird. Sowas mag ich nur am Anfang eines Romans, wenn man als LeserIn ins Geschehen hineingeworfen wird und einige nötige Infos dann eben als Rückblenden nachgereicht bekommt. Aber mitten im Buch mag ich das nicht und frage mich dann eher, ob der Autor / die Autorin jetzt keine Lust mehr hatte oder ob der Verlag gesagt hat, bitte 50 Seiten weniger? Aber in diesem Fall, finde ich, wäre mehr tatsächlich mehr gewesen.


    In der Mitte des Buches hätte ich beinahe abgebrochen, weil ich die Entwicklungen mancher Figuren absolut nicht mehr nachvollziehen konnte und das Ganze mir in Richtung Kitsch abzugleiten drohte. Nur, weil ich es im Rahmen einer Leserunde gelesen habe, die auch noch von mir selbst angeleiert wurde, habe ich bis zum Schluss durchgehalten - und bin sehr froh darum, denn im letzten Drittel hat die Handlung nochmal deutlich an Spannung aufgenommen, wurde wieder plausibler, und vor allem das Ende hat mich sehr berührt.


    Keine Ahnung, was ich punktetechnisch vergeben möchte... Vielleicht trage ich noch etwas nach.
    Ich würde dem Buch auch durchaus eine Leseempfehlung aussprechen, wenn man von dem Hänger in der Mitte absieht.


    Allerdings werde ich mir in näherer Zukunft keine Bücher mehr vom Aufbau-Taschenbuch-Verlag kaufen, sondern höchstens leihen, denn dort wird offenbar am Korrektorat gespart - das ist mir mittlerweile bei so vielen Büchern aus diesem Haus aufgestoßen, dass ich dafür vorerst kein Geld mehr hinlegen werde.

  • Ich hatte und habe großes Interesse an der Thematik, die dem Buch zugrunde lag - zumindest erweckte der Klappentext und die Beschreibung bei mir Erwartungen.

    Und ich wollte das Buch lesen und ich wollte, dass es mir gefällt. Aber letzteres gelang nicht. Der Roman ist einfach nur schlecht. Die Charaktere sind flach, klischeehaft, melodramatisch und uninteressant. Die Dialoge sind entweder gestelzt oder banal, aber meistens beides. Das Thema wäre so interessant gewesen, aber leider ließ die Autorin dem Kitsch freie Bahn. Wirklich schade, denn aus den Grundgedanken hätte man etwas machen können.


    So ist das nix. Nur Schmalz, Kitsch und Melodramatik.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Anni, die nach vielen Versuchen endlich einen Platz findet um ihre Tochter Ruth mit einem Kindertransport nach England zu schicken.

    Abwechselnd erfährt man wie das Leben von Mutter und Tochter in beiden Ländern weitergeht.

    Anni erlebt man als die typische Opern- Diva, die auch mit der Hoffnung lebt ihre Tochter wiederzusehen. Viele ihrer Reaktionen und ihr Verhalten waren nicht nachvollziehbar. Mit Georgina und Hiltrud hat sie treue Gefährten an ihrer Seite, die ihr Leben riskieren. Ruth arrangiert sich mehr und mehr mit ihren Leben in England, auch bedingt durch die räumliche Trennung.


    Eigentlich ist es ein interessantes Thema, das die Autorin aufgegriffen hat. Es gibt berührende Szenen , aber auch Passagen, die doch sehr klischeehaft waren. Das hat diesen Roman nicht gut getan, manches wirkte übertrieben dargestellt. Ich hatte mir mehr von diesen Roman versprochen , den ich ohne großen Nachhall beendet habe.


    6 Eulenpunkte


    Anschließend habe ich den Roman "Das Haus der verlorenen Kinder" gelesen, der mich mehr überzeugt hat.