Sunrise - Michael Köhlmeier

  • Inhalt (Amazon):
    Der Hollywood-Boulevard in Los Angeles bei Sonnenaufgang: Der Vagabund Leo Pomerantz überquert die Fahrbahn, die Tänzerin Rita Luna tritt aus einem Striptease-Lokal auf den Gehsteig, und auf der anderen Straßenseite steht der Tod. Seine Sichel, mit der er Leo treffen wollte, verfehlt ihr Ziel und bringt stattdessen Rita zur Strecke. Die will sich mit dieser Ungerechtigkeit nicht abfinden und bittet den Tod um eine zweite Chance. Also ordnet der einen ungewöhnlichen Wettbewerb an, um zu entscheiden, wer sein Leben lassen muss Michael Köhlmeier erzählt raffiniert und mit verlässlichem Gespür für eine gute Geschichte amüsant, tiefgreifend und gleichzeitig von einer wohltuenden Gelassenheit.


    Der Autor:
    Michael Köhlmeier, geboren 1949 in Hard am Bodensee, lebt in Hohenems/Vorarlberg. Zahlreiche Romane, Erzählungen, Hörspiele und Lieder und sehr erfolgreich als Erzähler antiker und heimischer Sagenstoffe und biblischer Geschichten. Auszeichnungen u.a. Rauriser Literaturpreis 1983, Manès-Sperber-Preis 1995 und Anton-Wildgans-Preis 1996. Zuletzt u.a. erschienen: Abendland. Roman (2007), Idylle mit ertrinkendem Hund (2008). Bei Haymon: Sunrise. Erzählung (1994, HAYMONtb 2010), Die Leute von Lech (mit Fotos von Konrad R. Müller, 1994), Trilogie der sexuellen Abhängigkeit (HAYMONtb 2008).


    Meine Meinung:
    Ich wurde auf das Buch durch eine Rezension in einer Zeitung aufmerksam. Nach den Beschreibungen hatte ich mir etwas ganz anderes vorgestellt. Auch dachte ich, sein Schreibstil interessiere mich nicht so sehr wie der Inhalt des Buches. Das war ein Riesenirrtum. Ich finde seine Erzählweise umwerfend schön.


    Zugegeben, fast 10 Euro sind für ein Buch diesen Umfangs (98 Seiten) doch recht viel. Aber mir ist es rückblickend wirklich jeden einzelnen Euro wert. Was der Autor auf diesen knapp 100 Seiten erzählt, das ist für mich ein kleines Meisterwerk. Eigentlich ist es ja kein Roman. Es wird als Erzählung verkauft, aber in meinen Augen weist es noch mehr Merkmale einer Novelle auf. Aber das ist ja auch letzten Endes egal.


    Das Buch war für mich ein Lesevergnügen ersten Ranges - auch wenn einem das amüsierte Lächeln eigentlich wegen des Ernstes des Themas vergehen müsste. Sooo lustig ist's nicht, wenn jemand stirbt. Aber die Rede von Leo Pomerantz, in der es um nichts weniger als sein Leben geht, ist herrlich mitreißend. Und das Ende ist einfach nur... wow.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde