Aus dem Französischen von Uli Aumüller.
Diogenes Verlag, 2009
Taschenbuch, 272 Seiten,
ISBN 9783257239515
Kurzbeschreibung:
In ihren Zwanzigern lieben zwei Brüder dieselbe Frau, die atemberaubende Edith, die sich nicht für einen von ihnen entscheiden kann. Auf dem Gipfel der Rivalität verschwindet Edith klammheimlich aus der Stadt. Doch sie macht ihre Drohung war: Auf den Tag genau zwanzig Jahre später kehrt sie zurück. Der erste Band einer sechsteiligen 'Soap' in Romanform, mit Witz und Verve, mit viel Tempo, flotten Autos, schönen Skandalweibern und gutaussehenden, leidenschaftlichen Männern, alten wie jungen.
Über den Autor:
Philippe Djian, geboren 1949 in Paris, lebte in New York, Florenz, Bordeaux, Biarritz, Lausanne und Paris. Auf einer Autobahnmautstelle, bei einem Gelegenheitsjob, tippte Djian seinen ersten Roman. Sein Roman, "Betty Blue", wurde zum Kultbuch.
Mein Eindruck:
Doggy Bag ist Philippe Djians Versuch, die Soap Opera in Romanform zu fassen.
Damit will er Leute vom Fernseher weg wieder zum Buch bringen.
Zitat„Ich versuchte mich auf demselben Terrain durchzukämpfen, auf dem sich das Fernsehen bewegt, und ich versuche die zurück zu erobern, die kein Buch mehr aufschlagen und nur noch auf den Bildschirm starren. Die Schlacht ist vielleicht von vornherein verloren, aber man muss sie trotzdem schlagen…“
Ob ihm das vollumfänglich gelingt sei dahingestellt. Letztlich entscheidet dass die Zielgruppe zu der ich nicht gehöre.
In Doggy Bag sind ein Brüderpaar und ihre Familie im Mittelpunkt. Marc und David führen gemeinsam ein Autohaus. Edith, die vor 20 Jahren mit beiden etwas hatte, kehrt mit ihrer 19jährigen Tochter Sonia zurück. Sofort kommt es wieder zu Beziehungsdramen und es stellt sich die Frage, wer der Vater von Sonia ist.
Djian gelingt es, Zusammenhänge zur Soap herzustellen. Da gibt es zahlreiche Beziehungen und ebenso viele Probleme. Dem Genre entnommen ist weiterhin eine gewisse Oberflächlichkeit der Figuren. Gerade bei den Nebenfiguren nicht unproblematisch. Zum Beispiel die Eltern der Brüder scheinen direkt aus dem Denver-Clan entsprungen zu sein. Die freizügige Krankenschwester Josianne ist auch Klischee.
Die Hauptfiguren Marc und David sowie Edith und Sonia sind aber doch typische Djian-Figuren und funktionieren.
Passend für Djians Absicht ist die Gestaltung einer raschen Handlungsabfolge. Es gibt viel Handlung, aber letztlich passiert nur das vorhersehbare und es bleibt beliebig.
In manchen Passagen würde ich mir wünschen, Djian würde etwas sorgfältiger schreiben. Es erwacht der Verdacht, dass die Dialoge nicht nur genrebedingt so nachlässig gehalten sind. Später im Roman ist mir das aber nicht mehr so stark aufgefallen.
Noch weiß ich nicht, wie ich Djians Experiment einschätzen soll und werde daher auch Season 2 bei Gelegenheit noch lesen.