Viveca Sten - Mörderisches Ufer

  • Produktinformation


    Broschiert: 464 Seiten
    Verlag: KiWi-Paperback (6. April 2017)
    ISBN-10: 346204737X
    ISBN-13: 978-3462047370



    Klappentext


    Sommer, Sonne, Segelboote – alles deutet auf perfekte Ferien hin. Doch nicht alle, die am Camp teilnehmen, können den Urlaub genießen, denn einige Kinder wer-den gemobbt und leiden unter den Gemeinheiten der anderen. Die Betreuer scheinen mit den kindlichen Machenschaften überfordert. Als eines plötzlich verschwindet, wird die Polizei eingeschaltet. Thomas Andreasson macht sich auf die Suche. Er ist zur Polizei in Nacka zurückgekehrt und freut sich, dass er sich nun wieder mit seiner Arbeit identifizieren kann. Privat läuft es nicht gut, doch um das vermisste Kind zu finden, muss er seine Probleme beiseiteschieben. Viveca Stens achter Roman ist ein Höhepunkt der Reihe: Mobbing unter Kindern, Nora Linde in einer Gerichtsverhandlung, in der sie nur verlieren kann, und ihr Jugendfreund Kommissar Thomas Andreasson, der durch private Probleme abgelenkt ist, ergeben eine unwiderstehliche Mischung. Ein Muss für alle Krimileser und Schwedenfans.



    Autorin


    Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde fürs ZDF verfilmt.



    Meine Meinung


    Obwohl ich den 7. Band für mich als Reinfall empfunden habe, bin ich der Autorin treu geblieben und wollte wissen, ob sie wieder zu ihrem alten Stil zurückfindet.


    Der vorliegende 8. Fall mit Thomas Andreasson gliedert sich klar in zwei Stränge. Zum einen muß sich der Kommissar um vermisste Kinder kümmern. Sie sind aus einem Segelcamp auf einer Insel im Schärengarten verschwunden und er bekommt es dabei u. a. mit Mobbing und Pädophilie zu tun. Seine alte Jugendfreundin Nora Linde, die ihn normalerweise gerne zur Seite steht, hat dieses Mal einen schwierigen Gerichtsprozeß zu führen. Eines ihrer Probleme besteht darin, daß ein äußerst wichtiger Zeuge und seine alles entscheidende Aussage tatsächlich macht und nicht umkippt. Wenn sie den Prozeß gewinnen sollte, erwartet sie dafür eine Beförderung.


    Außerdem stecken beide Protagonisten derzeit in ihrem Privatleben in einer echten Krise. Thomas empfindet Pernilla momentan als work-aholic, die sich zu wenig um die gemeinsame Tochter Elin kümmert und Jonas nimmt kurz vor der Hochzeit mit Nora noch als Vertretung einen Fernostflug an und ist fest davon überzeugt pünktlich zurück zu sein. Ob ihm das tatsächlich gelingt?




    Abschließend kann ich sagen, daß mich dieses Buch wieder überzeugt hat. Viveca Sten hat zu ihrer alten Form zurückgefunden. Sie hat es verstanden, fesselnd zu schreiben, den Leser mitzunehmen auf falsche Fährten und am Ende alles schlüssig aufzuklären. Aktuelle Themen wie Mobbing, Pädophilie und Spielsucht bezieht sie in die Handlung mit ein. Durch die kurzen Kapitel und die Perspektivwechsel wird die Spannung sehr hoch gehalten. Der Leser will unbedingt wissen wie es weitergeht und auch, ob und wie die beiden sehr komplexen Stränge irgendwann tatsächlich zusammen kommen. Thomas und Nora sind wieder sehr realistisch, authentisch beschrieben und als Leser kann man deren Verhalten sehr gut nachvollziehen.


    Von mir gibt es für diesen Band eine klare Leseempfehlung!

  • Darum geht’s:


    Es ist Urlaubszeit und der 11jährige Benjamin Dufva wird von seinem Vater ins Segelcamp geschickt. Dort hat er aber nicht besonders viel Spaß, denn er gehört zu den kleinsten und wird gehänselt. Als ein Mädchen aus seiner Gruppe verschwindet, wird Polizist Thomas Andreasson ins Camp geschickt, um bei der Suche zu helfen. Doch das bleibt nicht das einzige, was in diesem Sommercamp schief läuft.
    Benjamins Vater hat seine eigenen Probleme. Er muss gegen seinen ehemaligen Geschäftspartner Winnermann vor Gericht aussagen, der die gemeinsame Firma in den Konkurs getrieben und auch Dufvas wirtschaftliche Existenz zerstört hat. Deshalb hat sich Dufva der Staatsanwältin Nora Linde als Hauptbelastungszeuge angeboten.


    So fand ich’s:


    Benjamin ist klein und ängstlich und hat nicht viel Ahnung vom Segeln. Deshalb kommt für ihn der Spaß am Sommercamp auch zu kurz. Im Gegenteil, er wird zum perfekten Opfer jugendlicher Mobber, denn Isak, der zuständige Betreuer, kämpft mit seinen eigenen Problemen und bemerkt nicht, wie es um Benjamin steht. Zudem treibt sich noch ein erwachsener Segler in der Gegend herum, der Ausschau hält nach Kindern, denen er sich unbemerkt nähern kann.


    Die Atmosphäre im Segelcamp fand ich greifbar und sehr realistisch beschrieben. Auch die Gruppendynamik zwischen den Kindern, die Tonangeber, die Wegschauer und die Mitläufer und ganz besonders die beiden Jugendlichen, die den schüchternen Benjamin ständig piesacken, sind mitten aus dem Leben gegriffen. Dabei gibt es keinen ausgesprochenen Bösewicht, sondern nur junge Menschen mit ihren vielen Facetten, Stärken und auch Unzulänglichkeiten. Besonders dieser Handlungsstrang sorgt für eine nachdenkliche und manchmal bedrückende Stimmung.


    Aber auch die Erwachsenen haben keinen entspannten Sommer. Benjamins Vater Christian und sein ehemaliger Geschäftspartner und bester Freund hassen sich inzwischen abgrundtief, denn Niklas Winnermann hat eine riesige Geldsumme unterschlagen und damit ihre Firma in den Ruin getrieben. Gerade jetzt startet die Gerichtsverhandlung, in der sich Nora als Staatsanwältin profilieren und für eine Beförderung empfehlen soll. Die Szenen aus dem Gerichtssaal haben mir sehr gut gefallen, denn sie zeigen Nora bei ihrer spannenden Arbeit und gerade dieser Fall ist verzwickter als man auf den ersten Blick glaubt.


    Polizist Thomas Andreasson übernimmt die Suche nach Benjamin. Dass ein Kind verschwunden ist, lässt ihn sich ganz besonders engagieren. Auch wenn es privat mit seiner Frau Pernilla im Moment nicht besonders harmonisch läuft, bereut er offensichtlich nicht, wieder in den Polizeidienst zurückgekehrt zu sein, denn diese Arbeit hält er für wichtig und macht sie mit ganzem Herzen.


    Auf 451 Seiten verteilen sich 144 kurze Kapitel. Entsprechend oft schwenkt die Erzählperspektive zwischen den Hauptakteuren hin und her. Gestört hat mich das nicht, im Gegenteil, denn wir bekommen gleichzeitig die verschiedenen Handlungsstränge präsentiert, die alle gleich wichtig sind und zwingend zusammen gehören. Von anfangs gemächlicher Sommeratmospähre kurz vor Mittsommer spitzt sich die Spannung sowohl auf der Seglerinsel als auch im Gerichtsverfahren allmählich immer mehr zu und ehe man sich versieht, ist man gefangen von der Geschichte.


    Besonders der menschliche Faktor hat hier großes Gewicht. Es gibt keinen übermächtigen, allwissenden Bösewicht, sondern nur Menschen, die sich allzu menschlich verhalten, die Fehler machen und mit den Konsequenzen zu kämpfen haben. Und das gilt nicht nur für den Kriminalfall, sondern auch für die Geschehnisse im Privatleben der befreundeten Hauptpersonen Nora und Thomas und ebenso für die Nebencharaktere.


    Und wieder schafft es Viveca Sten, die Schärengärten um Stockholm so einladend zu beschreiben, dass man sofort dorthin reisen und sich selbst einen Eindruck machen möchte. In diese malerische Inselwelt wird eine vielschichtige Geschichte aus Verbrechen und menschlichen Schwächen gesetzt, untermalt vom ebenso wichtigen Privatleben der Hauptpersonen Nora und Thomas, die wieder einmal genau meinen Lesegeschmack getroffen hat.

  • Kurzbeschreibung (Quelle: amazon)
    Sommer, Sonne, Segelboote – alles deutet auf perfekte Ferien hin. Doch nicht alle, die am Camp teilnehmen, können den Urlaub genießen, denn einige Kinder werden gemobbt und leiden unter den Gemeinheiten der anderen. Die Betreuer scheinen mit den kindlichen Machenschaften überfordert. Als eines plötzlich verschwindet, wird die Polizei eingeschaltet. Thomas Andreasson macht sich auf die Suche. Er ist zur Polizei in Nacka zurückgekehrt und freut sich, dass er sich nun wieder mit seiner Arbeit identifizieren kann. Privat läuft es nicht gut, doch um das vermisste Kind zu finden, muss er seine Probleme beiseiteschieben. Viveca Stens achter Roman ist ein Höhepunkt der Reihe: Mobbing unter Kindern, Nora Linde in einer Gerichtsverhandlung, in der sie nur verlieren kann, und ihr Jugendfreund Kommissar Thomas Andreasson, der durch private Probleme abgelenkt ist, ergeben eine unwiderstehliche Mischung. Ein Muss für alle Krimileser und Schwedenfans.


    Autorin (Quelle: amazon)
    Viveca Sten war Chefjuristin bei der dänischen und schwedischen Post, bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete. Sie wohnt mit Mann und drei Kindern vor den Toren von Stockholm. Seit sie ein kleines Kind war, hat sie die Sommer auf Sandhamn verbracht, wo ihre Familie seit mehreren Generationen ein Haus besitzt. Ihre Sandhamn-Krimireihe feiert weltweit Erfolge und wurde fürs ZDF verfilmt.
    Viveca Stens deutsche Facebookseite: www.facebook.com/vivecasten.de


    Allgemeines
    Titel der schwedischen Originalausgabe: I sanningens namn, ins Deutsche übersetzt von Dagmar Lendt
    Erschienen am 6. April 2017 bei KiWi Paperback als broschiertes TB mit 464 Seiten
    8.Band aus der Reihe um Thomas Andreasson und Nora Linde
    Gliederung: Landkarte der schwedischen Schäreninseln – Prolog – 144 Kapitel – Danksagung
    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
    Handlungsort und -zeit: (größtenteils) Insel Lökholmen im Juni 2014


    Inhalt und Beurteilung
    In diesem Roman sind unterschiedliche Kriminalfälle und gesellschaftliche Themen miteinander verzahnt. Thomas Andreasson und seine Kollegen haben es mit dem Verschwinden eines zehnjährigen Jungen aus einem Segelcamp auf der Insel Lökholmen zu tun. Leider zeichnet sich zunächst kein konkreter Ermittlungsansatz ab: Der kleine Benjamin wurde von zwei Kameraden gnadenlos gemobbt, keiner der Betreuer des Feriencamps hat davon etwas mitbekommen. Der Junge könnte weggelaufen oder von den Mobbern verletzt worden sein. Gleichzeitig stellt es sich heraus, dass ein polizeibekannter Pädophiler auf der Insel herumgelungert hat. Nora Linde hat als Staatsanwältin beruflich mit dem Vater von Benjamin zu tun, dieser ist in einen undurchsichtigen Fall von Wirtschaftskriminalität verwickelt und hat Feinde, die es auf seinen Sohn als Druckmittel abgesehen haben könnten…


    Wie immer spielt auch das Privatleben der Ermittler eine Rolle, sowohl in der Ehe von Thomas und Pernilla als auch in der Lebensgemeinschaft von Nora und Jonas sorgt das labile Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben für Zündstoff.
    Es gelingt der Autorin, diese ganzen Themen souverän in einer gut aufgebauten und glaubwürdigen Handlung zu vereinen, wobei der Erzählstil flüssig und anschaulich ist. Auch wenn „Mörderisches Ufer“ kein nervenzerfetzender Thriller ist, kommt – besonders in den Szenen, die über den kleinen Benjamin berichten – eine nicht geringe Spannung auf. Auch die leider realitätsnahen Szenen über das Mobbing sprechen den Leser emotional stark an, man möchte dem Hauptschuldigen am liebsten den Hals umdrehen. Hier könnte man bemängeln, dass dieser Handlungsstrang etwas zu sehr im Sande verläuft, es wären eigentlich Konsequenzen erforderlich gewesen.


    Fazit
    Ein gut konstruierter und flüssig geschriebener, realitätsnaher skandinavischer Kriminalroman, der verschiedene aktuelle gesellschaftliche Themen gekonnt verbindet! Man sollte sich aufgrund der Entwicklungen des privaten Lebens der Hauptfiguren allerdings möglichst an die chronologische Reihenfolge der Bände halten.
    9Punkte