'Jane Eyre' - Kapitel 01 - 10

  • Zitat

    Original von Schlumpfinchen


    Mitnichten. Und mit Zurückhaltung fangen wir hier auch gar nicht erst an. :nono


    Ich muss mich lediglich etwas mehr anstrengen, um meinen verquirlten Gehirnwindungen noch die eine oder andere Ergänzung abzuringen. :brain :grin


    Das hast du lieb gesagt, danke! :knuddel1

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Ich habe jetzt angefangen mit dem E-Book und bin gerade mitten in Kapitel 4 (nachdem sie Mister Brocklehurst kennengelernt hat).
    Muss noch vorausschicken, dass ich die Handlung in groben Zügen schon kenne, aus den zwei englischen Verfilmungen der letzten Jahre (der einen mit Mia Wasikowska und Michael Fassbender und der anderen mit Ruth Wilson und Toby Stephens, vor kurzem auf arte).


    Ich mag den flüssigen Schreibstil und die ausführlichen inneren Gedanken und Kommentare von Jane.
    Schwer zu ertragen - aber da fühle ich wohl sehr mit ihr mit, eben weil es so nachvollziehbar geschildert ist - finde ich all die Ungerechtigkeiten und Grobheiten, denen sie ausgesetzt ist! Vor allem, dass ihr niemand beisteht, vermutlich aus Angst, selbst in Ungnade zu fallen.
    Ich fand's dann auch sehr verständlich, dass sie deshalb Fremde wie den Apotheker irgendwie sehr unkritisch sofort als potentiellen Retter betrachtet.


    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Jane schon als Kind so viel innere Stärke zeigt. Das schimmert unter all den Selbstzweifeln immer wieder durch.


    Und ein paar Situationen sind dann auch so, dass ich noch nicht weiß, wie das einzuordnen ist. Man könnte es für kindhafte Ehrlichkeit halten, aber auch für hintergründigen Humor der Autorin. Beispielsweise diese Szene:


    [Brocklehurst:] »Und was ist die Hölle? Können Sie mir das ebenfalls sagen?«
    »Eine Grube voll Feuer.«
    »Und möchten Sie wohl in diese Grube hineinfallen und dort für
    ewig brennen?«
    »Nein, Sir.«
    »Was müssen Sie denn thun, um das zu vermeiden?«
    Einen Augenblick überlegte ich meine Antwort; als sie kam, war
    gewiß viel gegen sie einzuwenden: »ich muß gesund bleiben und nicht
    sterben.«


    :lache Ich find' das super.


    :wave


  • :lache
    Ja, das fand ich auch klasse. Ein lustiges Beispiel für typische kindliche Logik. :grin

  • Zitat

    Original von Aimioana
    Ich fand's dann auch sehr verständlich, dass sie deshalb Fremde wie den Apotheker irgendwie sehr unkritisch sofort als potentiellen Retter betrachtet.


    Oh man, das ist mir gar nicht aufgefallen. :wow Ich habe da, glaube ich, auch sofort so ein gutes Gefühl bei dem Mann gehabt, dass es mir da wie Jane ging.


    Dein Zitat finde ich auch super! :grin

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Auf mich hat's da gewirkt, als hätte Jane bei jedem ein gutes Gefühl, der auch nur ein bisschen nett zu ihr ist.


    Ich schreib mal wieder, obwohl ich noch nicht recht weit gekommen bin. Ich hatte ja Bedenken, dass es sehr belastend zum lesen sein könnte.
    Aber eigenartigerweise hab ich immer mehr das Gefühl, dass die Jane, die erzählt, nicht aufgeben wird. Da schimmert so viel Stärke durch, echt erstaunlich!


    Ich lese mich gerade durch ihre schlimmen Tage im "Institut". Das ist ja echt schrecklich, wie die hungern müssen. Und nicht etwa, weil keine andere Chance besteht, sondern damit sie zu sich selbstaufgebenden, demütigen Mädchen erzogen werden! Absichtlich übertrieben streng! Echt, da könnt ich ...


    Irgendwie dazu passend, hat mich ein bisschen geschockt, als Bessie zu ihr meinte, sie müsse dreister sein, weil die Leute niemanden lieben würden, der sich vor ihnen fürchtet. Gegenüber dem Kind, das ja versucht, brav zu sein, um nicht noch mehr Schläge zu bekommen. Zynisch ist das.

  • Ich habe Jane Eyre vor kurzem als Hörbuch, gelesen von Sophie Rois, gehört und war fasziniert. Die Dialoge kommen gesprochen noch besser zur Geltung. Gerade die geradlinige, offene Art von Jane.


    Deshalb lese ich immer mal bei eurer Leserunde mit und kann mich lebhaft an einige Szenen erinnern. Viel Spaß euch allen!

  • Habe Jane Eyre schon mehrfach gelesen, es gehört zu meinen Lieblingsbüchern (von den Klassikern).Es stimmt zeitweise liest es sich nicht leicht was ja auch nicht verwunderlich ist wenn man bedenkt wann es geschrieben wurde...ich wünsche wie Rumpelstilzchen allen viel Spaß beim Lesen! LG. :wave Ekna

    :lesend : Eleanor Brown "Die Shakespeare-Schwestern "


    :lichtBeim Lesen läßt sich vorzüglich denken L.Tolstoi

  • Zitat

    Original von Aimioana
    Ich schreib mal wieder, obwohl ich noch nicht recht weit gekommen bin. Ich hatte ja Bedenken, dass es sehr belastend zum lesen sein könnte.
    Aber eigenartigerweise hab ich immer mehr das Gefühl, dass die Jane, die erzählt, nicht aufgeben wird. Da schimmert so viel Stärke durch, echt erstaunlich!


    Ich lese mich gerade durch ihre schlimmen Tage im "Institut". Das ist ja echt schrecklich, wie die hungern müssen. Und nicht etwa, weil keine andere Chance besteht, sondern damit sie zu sich selbstaufgebenden, demütigen Mädchen erzogen werden! Absichtlich übertrieben streng! Echt, da könnt ich ...


    Das klingt total nach einem Charles-Dickens-Buch. Na gut, kommt ja auch aus der gleichen Zeit, aber das Motiv der Demut und düsteren Entbehrung passt. Hast du mal was von ihm gelesen?

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Ja, hab ich auch. ;-) Oliver Twist und die Weihnachtsgeschichte. Von Great Expectations hab ich heuer sogar schon eine Verfilmung gesehen. Und natürlich David Copperfield. (Was hab ich gestaunt, dass da Uriah Heep mitgespielt hat - den kannte ich sonst nur als Band ...)


    Jetzt, wo du's schreibst: Stimmt, da sind schon Parallelen zu erkennen. Scheint überhaupt eine nicht so gute Zeit für Waisenkinder und Arme gewesen zu sein. (Wobei das bis in die letzten 60er Jahre oder länger ja in gewisser Hinsicht auch noch nicht anders war.)


    Dickens fand ich wohl deshalb gut zu lesen, weil seine Helden mit diesem subtilen Humor und viel Action dann doch noch ihren Platz im Leben finden.
    Ich hoffe, das darf Jane Eyre auch in ähnlicher Ausführlichkeit erleben.


    Stellt sich euch (auch den Mitlesern :wave ) eigentlich auch immer wieder die Frage, woher die Autorin das so passend beschreiben kann? Ob sie ähnliche Erfahrungen hatte oder zumindest sich viel mit Betroffenen unterhalten hat?

  • Ich schmuggle mich mal dazu:


    Charlotte ist ja als Tochter eines Pfarrers aufgewachsen und ich denke, es ließ sich gar nicht vermeiden, dass sie viel aus dem Dorfleben mitbekommen hat. Gerade auch davon, wie schwer das Leben für diejenigen gewesen sein muss, die nicht reich und mächtig waren. Insofern hatte sie sicher genug "Anschauungsmaterial".

  • So, ich habe nun wenigstens den ersten Abschnitt durch. (Wenn ich dabei bleiben kann, liest es sich total flüssig, ich hab nur derzeit eine Menge anderes parallel. Aber der Rest wird jetzt schneller gehen.)


    Gerade vorhin habe ich übrigens zufällig eine andere Jane Eyre-Leserunde aus dem Jahr 2007 entdeckt. :wow Dort ist alles schon so schön ausführlich beschrieben ... ;-) Vielleicht fällt mir aber trotzdem noch was ein.


    Übrigens hab ich dort gelesen, dass man in kommentierten Textausgaben die Schulzeit im Institut für eine recht genaue Wiedergabe von Charlotte Brontes eigener Schulzeit hält, sogar inklusive der Charakterzüge von Helen, die einer Schwester von ihr ähneln sollen. Aha!


    Insgesamt zum ersten Abschnitt sind mir vor allem Abweichungen von meinem Filmwissen aufgefallen. Ich wusste z.B. nichts von Miss Temples Hilfe, Jane öffentlich zu rehabilitieren. Sie musste sich also nicht all die 8 Jahre lang weiter wie eine Aussätzige behandeln und später dann eben dulden lassen, einzig mit Helen als ihrer Freundin, die dann früh wegstirbt. (So hatte ich nämlich die Lücken im Film für mich ergänzt.)


    Ich hab auch ein bisschen Probleme mit Helens Demut und damit, wie sie sich in ihr Schicksal fügt. Vielleicht passt es dazu, dass sie schon so schwach ist, dass ihr der Tod tatsächlich als Erlösung vorkommt. Oder sie sieht sich selbst in ihrer Schusseligkeit tatsächlich für so tadelnswert, dass sie glaubt, gar nicht mehr vom Leben erwarten zu dürfen?


    Gut gefallen hat mir dann noch, dass Jane (trotz all der Disziplin und Selbstbeherrschung, die sie über die Jahre gelernt hat) ihre Tatkraft wiedererlangt, nachdem Miss Temple weggezogen ist. ;-)

  • Das Thema der Demut scheint typisch für das 19. Jahrhundert zu sein. Wer vom Leben gestraft ist, verhält sich so, dass ihm nicht noch mehr schlimmes zustößt. Zumindest in den Büchern, die ich kenne.


    Andererseits hat Jane schon ihr ganzes kurzes Leben lang immer Schelte bekommen, egal was sie macht. Als Kind glaubt man das den Erwachsenen halt, auch wenn man es nicht versteht. Erst mit der Zeit lernt man langsam zu differenzieren, so wie Jane auch.
    Was meint ihr?

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • So Ihr Lieben Mitleser, ich komme nach gefühlter Ewigkeit auch dazu was zu schreiben..Habe es nicht ganz zeitnah geschafft aber dafür bin ich schwer am Aufholen.


    Das Buch SUBte ja bei mir schon seit Ewigkeiten und ich meine ich hatte es schon mal angelesen und dann aber wieder weggelegt - aus Zeitmangel, nicht weil es schlecht ist, möchte ich betonen. Und gerade jetzt bereue ich es fast schon, denn die Geschichte liest sich wirklich schön.


    Ich bewundere Jane für Ihre Art, wie sie durch all die schlimme Zeit durch kommt, wie sie ihr Schicksal erduldet aber sich nicht unterwirft. Ich mag, wie sie trotz dessen, daß einige böse zu ihr sind, in ihnen etwas gutes sieht. Zum Beispiel bei Bessie.


    Da sich alle wie eine Rückschau liest, bin ich gespannt, wie es weitergeht und wo sie "heute" steht.