'Jane Eyre' - Kapitel 11 - 17

  • Zitat

    Signet-Ausgabe S. 111


    "Women are supposed to be very calm generally: but women feel just as men feel; they need exercise for their faculties, and a field for their efforts as much as their brothers do; they suffer from too rigid a constraint, too absolute a stagnation, precisely as men would suffer, and it is narrow-minded in their more privileged fellow-creatures to say that they ought to confine themselves to making puddings and knitting stockings, to playing on the piano and embroiderung bags. It is thoughtless to condemn them, or laugh at them, if they seek to do more or learn more than custom has pronounced necessary for their sex."


    :wow Ganz schön fortschrittliche und mutige Gedanken für 1847 *respekt* :anbet
    Kein Wunder, dass die Bronte-Schwestern einiges unter männlichen Pseudonymen veröffentlicht haben.

  • Dieser Abschnitt hat wirklich alles, was eine gute Geschichte braucht:




    • [B]leicht skurrile Charaktere
      Mr. Rochester schien mir am Anfang etwas sehr seltsam, aber im Laufe der Zeit wurde er mir richtig sympathisch – zum einen hat er mein aufrichtiges Mitgefühl wegen dieser Opernsängerin in Paris, zum anderen kann man jemanden gar nicht mögen, dem Jane soviel Zuneigung entgegenbringt. Mrs. Fairfax und das Personal sind von eher schlichtem, aber freundlichem Gemüt, bis auf Grace Poole, die ein Geheimnis umgibt. Janes Schützling Adele spricht fast ununterbrochen französisch, was zur Folge hat, dass ich von ihrer wörtlichen Rede kein Wort verstehe, hat aber sonst wenig Talent und generell eine eher durchschnittliche Begabung, außer wenn es um das Vorführen schöner Kleider geht. Die Gäste, allen voran Miss Ingram, sind das Paradebeispiel der dekadenten englischen Mittel-/Oberschicht, die sich vor allem durch abfällige Bemerkungen über das Personal und die Zurschaustellung der vermeintlichen eigenen Werte auszeichnen.


    • Spannung
      Wer hat das Feuer gelegt? Welches Geheimnis verbirgt die seltsame Grace Pool? In welcher Beziehung steht sie zu Mr. Rochester?


    • große Gefühle
      Großartig wie Jane ihre Zuneigung zu Mr. Rochester beschreibt, wie sie diese an der Veränderung deutlich macht, die ihre Meinung über seine äußere Erscheinung erfährt. Und die letzte Szene von Kapitel 17 lässt noch einiges erahnen *dahinschmelz*


    Einfach toll! :anbet

  • Das war der Teil des Romans, der mir bisher am wenigsten gefallen hat. Diese ermüdenden Monologe und Beschreibungen. Und das Schmachten nach diesem Kerl Rochester. Sowas hätte ich der so illusionslosen Jane nicht zugetraut.

    Kinder lieben zunächst ihre Eltern blind, später fangen sie an, diese zu beurteilen, manchmal verzeihen sie ihnen sogar. Oscar Wilde

  • Ich fand diesen Teil auch ziemlich interessant.
    Habe die englische Ausgabe beiseite gelegt, die Beschreibungen ihrer Bilder und das Gespräch mit Rochester haben mir den Rest gegeben(Wuthering Heights und Dorian Gray fand ich einfacher zu lesen).Ich habe mir von meiner Mom die deutsche geliehen,in dieser sind die französischen Sätze übersetzt :-]


    Kann man sich kaum vorstellen,wie das damals für Jane war.Sie kennt eigentlich nur drei Orte auf der Welt Gateshead,Lowood und Thornfield.Viele waren heutzutage mit 18 schon mal im Ausland,ganz abgesehen davon,daß man durch die Medien zumindest eine Vorstellung vom Rest der Welt hat und Bilder von anderen Ländern und Kontinenten kennt.
    Jane war bisher noch nicht einmal in einer größeren Stadt.


    Die Bilder von ihr sind ja ziemlich Fantasy-lastig,hätte ich ihr gar nicht zugetraut,sie ist wohl doch nicht so illusionslos,wie man denken mag.
    Grace Poole,ich frage mich auch,was da noch kommt.
    Rochester ist noch schwer einzuschätzen,scheint ja sehr launisch zu sein,der Gute.


    Jetzt habe ich eine Woche frei und endlich richtig Zeit zum Lesen,wird mir die fünfstündige Bahnfahrt in den Schwarzwald verkürzen :-]
    Ich hoffe ich kann mich aufraffen dort mal in ein Internet-Café zu gehen,also falls ich nicht mehr poste,wißt ihr warum.
    Melde mich aber auf jeden Fall noch zu Worte,wenn ich wieder da bin.

  • Zitat

    Original von buttercup
    (Wuthering Heights und Dorian Gray fand ich einfacher zu lesen).


    Witzig, ich fand Wuthering Heights am schwierigsten bislang, aber Dorian Gray war auf jeden Fall einfacher, das stimmt!


    Zitat

    Jetzt habe ich eine Woche frei und endlich richtig Zeit zum Lesen,wird mir die fünfstündige Bahnfahrt in den Schwarzwald verkürzen :-]
    Ich hoffe ich kann mich aufraffen dort mal in ein Internet-Café zu gehen,also falls ich nicht mehr poste,wißt ihr warum.
    Melde mich aber auf jeden Fall noch zu Worte,wenn ich wieder da bin.


    Ui, dann wünsche ich dir jetzt schon mal einen tollen Urlaub! :wave

  • Wow dieser Abschnitt bring einiges zu Tage! :grin


    Mr. Rochester war am Anfang sehr seltsam, aber mit der Zeit wird er immer sympatischer. Er tut mir Leid, da er in seinem Leben, schon sehr viele Rückschlege erleiden musst sowie in der Liebe als auch in der Familie. Ich bin gespannt ob sich die familieären Probleme noch aufkleren werden und vor allem was für ein Geheimnis ihn mir Grace Poole verbindet! Es scheint als wüsste jeder Bescheit, nur keiner will was verraten! :gruebel


    Die Beziehung zwischen Jane und Mr. Rochester, die sich hier entwickelt, finde ich sehr gut beschrieben! Man wird Zeuge wie sich Jane immer mehr in ihn verliebt und dass sie unter dieser Liebe bereits jetzt leidet, da die Zwei ja von unterschiedlichen Rang sind und sie glaubt, dass Mr. Rochester sich nicht in sie verlieben kann.


    Zitat

    "... Energie, Wille und Entschlossenheit durch und durch - das alles war nicht schön nach gängigem Maßstab. Aber es war mehr als nur schön für mich und zog mich an, schlug mich völlig in seinen Bann, entzog meine Gefühle meinem Einfluß und lieferte sie dem seinen aus. Ich hatte nicht beabsichtigt, mich in ihn zu verlieben. Der Leser weiß, wie ich mich angestrengt habe, um aus meiner Seele den dort entdeckten Keim der Liebe auszureißen. Und jetzt, kaum sehe ich meinen Dienstherrn wieder, sprießt der Keim aufs neue ung grünt und wächst! Mr. Rochester hat es geschafft, dass ich ihn liebe, ohne dass er mich auch nur sieht." (S.249, Kapitel 2, 2 Band)


    Ich bin da jedoch anderer Meinung! Man merkt am Ende dieses Abschnittes, dass er sich doch um sie Sorgen macht und gerne in ihrer Gesellschaft ist. Ich bin schon auf den weiteren Verlauf der Geschichte gespannt und was für Überraschnungen von den neuen Gästen zu erwarten sind! Miss Ingram scheint mir eine sehr verzogene, hochnäsige Person zu sein, genauso wie ihre Mutter!

  • Der zweite Abschnitt unterscheidet sich doch deutlich vom ersten.


    Zunächst einmal fand ich dieses lange Gespräch zwischen Jane und Mr. Rochester etwas ermüdend und mein erster Eindruck des Herren war bei weitem nicht der Beste, obwohl ich den Eindruck hatte, dass Jane schon am Anfang immer mal wieder kleine Lanzen für ihn gebrochen hat.


    In der Zeit, in der er nicht da ist, kommt mir Jane unheimlich unselbstbewusst vor. (Kein Wunder, wenn ihr immer wieder alle sagen, dass sie überhaupt nicht hübsch ist...) Die Maßnahme mit den zwei Bildern fand ich einfach nur fürchterlich - auch wenn ich ihre Situation gut verstehen kann (Standesunterschied, niedriges Selbstbewusstsein, kennt noch nicht viel von der Welt, war anscheinend noch nicht verliebt) macht sie sich so dermaßen nieder mit dieser Aktion, dass ich streckenweise etwas angenervt war.
    Auch insgesamt kam mir Jane in diesem Abschnitt manchmal sehr ambivalent vor. Einerseits gibt sie super-tolle Antworten auf die herausfordernden Fragen von Mr. Rochester, zieht teilweise wunderbare Schlüsse und im nächsten Moment sieht man wieder wie wenig Selbstbewusstsein und Erfahrung sie eigentlich hat. In manchen Momenten will das für mich nicht so recht zusammenpassen. Was meint ihr?


    Dann das Fest: Ich muss dazu sagen, ich liebe sollte "Ballszenen". :grin
    Die Gäste konnte ich mir alle wunderbar vorstellen. Ganz besonders natürlich Blanche, deren Beschreibung ich einfach super fand - ein richtig schöner Hasscharakter. :lache Aber ihre ausschweifenden Hasstiraden auf Gouvernanten waren teilweise wirklich übel, da sie ja wusste, das eine von der "Kaste" (wie sie es nannte :yikes) anwesend war. Gemeines Biest! :schlaeger


    Adéle beginnt mir übrigens ans Herz zu wachsen. Die Nebensätze über den kleinen Wirbelwind sind zuweilen echt niedlich. :-]

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Zitat

    Original von LadyBrittany


    Zunächst einmal fand ich dieses lange Gespräch zwischen Jane und Mr. Rochester etwas ermüdend ...


    Das ging mir auch so. Phasenweise hat das Buch wirklich einige Längen, in denen ich die Seiten nur halb konzentriert überfliege. Am Anfang des zweiten Abschnitts hab ich sogar kurz überlegt, ob ich das Buch vielleicht wieder weglege und etwas anderes lese. Mit dem nächtlichen Brandanschlag auf Mr. Rochester und der Ankunft der Gäste bekam die Geschichte aber zum Glück wieder mehr Spannung und nahm mal etwas Fahrt auf.


    Zitat

    Original von LadyBrittany
    Auch insgesamt kam mir Jane in diesem Abschnitt manchmal sehr ambivalent vor. Einerseits gibt sie super-tolle Antworten auf die herausfordernden Fragen von Mr. Rochester, zieht teilweise wunderbare Schlüsse und im nächsten Moment sieht man wieder wie wenig Selbstbewusstsein und Erfahrung sie eigentlich hat. In manchen Momenten will das für mich nicht so recht zusammenpassen. Was meint ihr?


    Naja, Jane selbst hat ja erwähnt, wie sehr sie sich in ihrer Zeit auf Thornfield Hall schon verändert hat. Mehr Lebenslust, mehr Selbstbewusstsein etc. Ich denke, dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und so erscheint sie in ihrer Selbsteinschätzung im Augenblick noch - je nach Situation - sehr widersprüchlich. Kein Wunder, wurde sie doch ihr ganzes Leben lang klein gehalten. Vieles schüchtert sie noch sehr ein, aber man merkt, dass sie stärker und stärker wird.


    Die Sache mit den zwei Portraits fand ich übrigens auch ganz furchtbar. :-(



    Zitat

    Original von LadyBrittany
    Adéle beginnt mir übrigens ans Herz zu wachsen. Die Nebensätze über den kleinen Wirbelwind sind zuweilen echt niedlich. :-]


    In meiner Ausgabe sind die französischen Sätze nicht übersetzt und ich bin ziemlich erstaunt, wieviel ich noch von dem, was die kleine Dame von sich gibt, verstehe. Von dem Bißchen, was ich vor zwei Jahrzehnten mal in der Schule gelernt habe, ist wohl doch noch ein klein wenig hängen geblieben. :-]

  • Zitat

    Original von Schlumpfinchen


    Naja, Jane selbst hat ja erwähnt, wie sehr sie sich in ihrer Zeit auf Thornfield Hall schon verändert hat. Mehr Lebenslust, mehr Selbstbewusstsein etc. Ich denke, dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen und so erscheint sie in ihrer Selbsteinschätzung im Augenblick noch - je nach Situation - sehr widersprüchlich. Kein Wunder, wurde sie doch ihr ganzes Leben lang klein gehalten. Vieles schüchtert sie noch sehr ein, aber man merkt, dass sie stärker und stärker wird.


    Hm, das ist eine interessante Sichtweise. Menschen sind eben ambivalent und wie du sagst, hat Jane auch nicht die besten Voraussetzungen, um selbstsicher herumzulaufen. Erst Recht nicht in ihrer Zeit. Man darf sicher auch nicht vergessen, dass ihr Gebären für die damalige Zeit schon sehr unkonventionell für eine Frau war. Ich schätze, das vergesse ich manchmal.


    In meiner Ausgabe sind die französischen Sätze auch nicht übersetzt und ich freue mich immer wenn ich mal nen Satz verstehe. Da geht's mir wie dir. :grin


    An manchen Punkten hab ich mich auch ungeduldig gefragt wann es mal weitergeht und beschlossen als nächstes unbedingt ein Buch zu lesen, in der die Handlung schnell vorangetrieben wird. :grin Aber es ist okay. Die spannenden Stellen und die Neugier reißen es dann wieder raus. ;-)

    :lesend Ich lese gerade: "Carry On" von Rainbow Rowell und "Mansfield Park" von Jane Austen | SuB: 50

  • Mir hat der zweite Abschnitt auch gut gefallen. Im Grunde kann ich mich dem anschließen, was ihr so alles schreibt (was die ausführliche Beschreibung angeht, die französischen Sätze und wie gut CB die wachsende Verliebtheit darstellt).


    Zwei Bilder zu malen, in dem sie gegen eine Traumvorstellung so schlecht weg kommt ... oje, oje. Das war wirklich grausam, ihr selbst gegenüber. Allerdings wundere ich mich nicht so sehr darüber, denn es passt ja zu ihrer Vergangenheit. Und auch zu ihrer Gegenwart, in der sie als arme, abhängige Bedienstete ohne Beziehungen und - wie ihr ja oft genug gesagt worden ist - wohl eher nicht so entzückendes Äußeres nach damaliger Meinung eigentlich kaum was "zu bieten" hat, um zu heiraten.
    Offensichtlich will sie mit aller Macht verhindern, sich unrealistischen Hoffnungen hinzugeben.


    Interessant fand ich dann die Szene mit den Gästen. Als Blanche Ingram Mr Rochester zum Singen auffordert, nachdem sie erzählt hat, dass sie in einer Ehe auf keinen Fall die Macht abgeben will, reagiert er mit "Ich bin ganz gehorsam." ;-)


    Charlotte Bronte beschreibt hier keinen Tonfall und interpretiert nicht. Man weiß auch nicht, wie genau die Übersetzung das Gemeinte trifft.
    Aber wenn ich die ganzen Szenen richtig verstehe, ist das Satire pur. Allein die Beschreibung des Auftretens der Damen vorher und dann die Dialoge - mir scheint, da steckt eine Menge Ironie mit drin.