Hier meine Bewertung zum Thrillerdebüt und Serienauftakt „… und morgen werde ich dich vermissen“ von Heine Bakkeid, der am 23. Juni 2017 beim Rowohlt Taschenbuch Verlag erschienen ist. OT: Jeg skal savne deg i morgen. Broschiert: 416 Seiten.
Das Buch beginnt mit einem rätselhaften Prolog. Dann lernen wir Thorkild Aske kennen, der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich bei der Agentur bezüglich einer neuen Arbeitsstelle erkundigt. Bruchstückhaft erfährt man über ihn, dass er psychiatrische Betreuung benötigt, Tabletten nehmen muss und als interner Ermittler nicht mehr arbeiten darf. Aber ein Überblick über seine Person und Geschichte bleibt zunächst verwehrt, man bekommt ihm immer nur häppchenweise näher.
Immer wieder sind dann Kapitel mit der jungen Frau Frei eingestreut, wie er sie damals kennenlernte und der Kontakt sich weiter entwickelt hat. Aber auch diese Teile bleiben zunächst rätselhaft, da man als Leser immer noch nicht wissen kann, was damals in der Vergangenheit genau passiert ist. Was hat ihn ins Gefängnis gebracht und was ist mit Frei geschehen? Es stehen dunkle Verdachtsmomente im Raum. Thorkilds Figur erschließt sich nicht einfach, was natürlich die Spannung erhöht.
Als ein befreundeter Psychiater ihn quasi zwingt, erklärt er sich bereit für die Eltern eines jungen Mannes, der nahe einer einsamen Insel ertrunken sein soll, nach ihm zu suchen. In heftigem Wintersturm macht er sich auf den Weg zu der Leuchtturminsel im Norden. Die Geschichte erreicht ihren ersten Höhepunkt, als er dort in heftigem Wetter und Dunkelheit eine weibliche Leiche aus dem Meer zieht, die dann später von einer fremden Figur, einem Taucher, fortgeschleppt wird. Dank seiner psychisch labilen Verfassung und seines selbstzerstörerischen Tablettenkonsums, ist er sich zunächst nicht mal sicher, ob nicht vielleicht seine Wahrnehmung getrübt ist. Und dann verschwinden auch noch die zwei Polizeibeamten, die er nach seinem Fund alarmiert hat. Diese Ereignisse muten sehr mystisch an, es gelingt dem Autor sehr gut eine einsame, trübe, gruselige, strumdurchtoste Atmosphäre zu schaffen. Man hört fast das Rauschen, spürt den Wind reißen und zerren, kann die salzige Gischt schmecken. Das Cover mit dem dunklen Leuchtturm und den schwarzen Linien darunter passt sehr gut dazu.
Auch paranormale Elemente wie eine Séance sind zu finden. Akse wandelt in den Welten der Lebenden und der Toten. In dieser nordischen Düsternis scheinen diese Grenzen zu verschwimmen. Die Geschichten über seine Verdauung sind gewöhnungsbedürftig. Auch die Beschreibungen der Toten und die Obduktion sind nichts für Zartbesaitete.
Es kommt zu einem außergewöhnlichen Showdown in einem gekenterten Trawler, alle Fäden führen dort zusammen.
Man kann nicht mit Thorkild Aske mitfühlen und sich auch nicht in ihn hinein versetzen. Seine Figur bleibt unzugänglich. Die nebulösen Rückblicke um Frei und die Ereignisse im Gefängnis bleiben teilweise mysteriös, auch nach dem Ende. Vermutlich wird man in den folgenden Teilen mehr dazu finden. Insgesamt ist die Geschichte aber fesselnd und kann flüssig gelesen werden. Trotzdem kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob ich der Geschichte dieses bizarren, schwierig fassbaren Ermittlers in weiteren Büchern folgen möchte.
Fazit: Ein unglaublich atmosphärischer Serienauftakt mit einem aber schwer zugänglichen Ex-Ermittler. Für Leser, die es besonders düster, mystisch und bizarr mögen.
8 von 10 Punkten